Bulgakov reloaded

in Deutsch Unplugged3 years ago (edited)

und gebar einen Hirnfurz.

Leroy hat die Schnauze voll von dem, was um ihn rum abläuft, sieht aber nicht ein, sich davon unterkriegen zu lassen. Genauso wenig wie er sich hinter Meditation und Yoga verstecken wird.

Um also Kraft zu sammeln, positive Energie zu bündeln, den Arbeitsalltag sinnvoll aufzulockern, einfach mal wieder was Bescheuertes zu machen - und gleichzeitig einem der besten Bücher der modernen russischen Literatur zu einer weiteren, hoffentlich besten, Übersetzung zu verhelfen, schickt die alte Fregatte Leroy sich an, "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakov neu zu übersetzen.

Klar, wir fangen gleich mit der Königsklasse an, obwohl ich keinerlei Erfahrung oder Ausbildung zum Übersetzer von Prosa habe. Scheiß drauf, ich habe Bock drauf. Wer weiß, wie lang es noch gutgeht. Mit 50 hat selbst so ein Dorfasi wie ich langsam die sittlich-moralische Reife, um wenigstens halbwegs nachvollziehen zu können, worum es da überhaupt geht!

Es gibt drei Übersetzungen, sogar vier, die sind alle bewundernswert. Die Übersetzer sind mir sicher auch in den meisten Belangen überlegen. Zufriedenstellend finde ich jedoch nur eine, nämlich die erste von Thomas Reschke. Die finde ich sogar gut. Die Neuübersetzung von Alexander Nitzberg ist sprachlich ebenfalls beindruckend, für meinen Geschmack aber zu eigenwillig. Da steckt teilweise mehr Nitzberg als Bulgakov drin, so mein persönliches Gefühl.

Dann gibt es noch eine günstige und fast schon bibliophile Neuausgabe im Anaconda-Verlag, von einer ganz reizenden und sympathischen Russin, die sich nicht fürchtete, als Nicht-Muttersprachlerin eine Neuübersetzung herauszugeben. Allein der Mut ist titanenhaft, und auch das Ergebnis lässt sich wirklich sehen. Mich stellt es trotzdem nicht final zufrieden. Und zwar nicht nur wegen der Gendersternchen im Nachwort.

Da ich kein Geld damit verdiene und es in meiner Freizeit machen will, wird es sicher zwei-drei Jahre dauern. Denn geschlampert wird nicht, sonst wird's garantiert peinlich. Mal sehen, ob ich es durchhalte. Druck habe ich weder von einem Verlag - keiner wäre so bescheuert, eine weitere Neuübersetzung zu finanzieren - noch von mir selbst.

Also veröffentliche ich das Stück für Stück auf der Blockchain, einen Teil hier, bei @deutschunplugged, ein Teil woanders. Um es nicht zu einfach zu machen. Falls es irgendwann mal fertig wird, mache ich Buchdeckel drum.

Wird eine Schweinearbeit und ist eine Riesenherausforderung, das Ding ist wirklich nicht das, womit man anfangen sollte, Aber was soll's.

Corona macht es möglich. Daran sieht man mal wieder, dass es nichts Schlechtes ohne was Gutes gibt. Ich bin ganz beseelt.

Sort:  
 3 years ago 

Ich tauge dazu nicht, merke ich, denn ich habe aus irgendeinem Grund nicht meinen Blog, sondern unplugged damit zugespamt, obwohl das hier nicht hingehört, da in fast wortgleicher Form auch woanders. Nun gut, ich kann es nicht mehr ändern.
Dafür gelobe ich das, das erste Kapitel exklusiv hier zu posten. Ansonsten jedes zweite. Je verstreuter, desto besser.

 3 years ago 

Hm, und nun?! Ich würde mal sagen, im Zweifel für den "geständigen" Angeklagten... ;-)

Kein Mensch weiß, weshalb der Editor oft eine Gruppe vorgibt oder auch nicht (bei mir ist es komischerweise manchmal andersrum), das liegt nicht daran, dass du untauglich bist. Allerdings hilft tatsächlich nur Kontrolle vor dem endgültigen Absendeklick. Wenn du aus Versehen in einer Gruppe gelandet bist, erkennst du das an der Überschrift über deiner Titelzeile. Dann klickst du einfach rechts oben und der Post erscheint nur in deinem Blog.

Bildschirmfoto 2021-09-02 um 12.45.38.png

Ich erwarte, dass du dazu taugst, dich für immer an diesen wertvollen Tipp zu erinnern... ;-)

LG Chriddi

 3 years ago 

Ich blicke da bis heute nur bedingt durch wo der Post landet weis ich mittlerweile aber wie er in Community und blog landet ist mir schleierhaft.
Und Danke das „Du“ den „Fall“ linientreu bearbeitest , Du hast einfach ein Händchen
VgA

 3 years ago 

Wenn du in der Community gepostet hast, musst du deinen eigenen Beitrag resteemen. Dann erscheint er auch im Blog. LGC… ;-)

 3 years ago 

Hey, komm , mach kein VersteCkspiel daraus , bitte.
Eine fein lesbare brav untereinander verlinkte Reihe muss es sein, von Anfang an.
Da sparste Dir ´n Haufen Arbeit, weil Du das später garantiert tun werden willst, irgendwann, das ist sicher , und dann ärgerst Du Dich .

Ja , und letztendlich brauchst Du dann auch nicht das Buch von vorne nach hinten zu beackern, so ganz theoretisch getippt .

!invest_vote

!LUV

PS : nee nicht schwer machen , uns LeseNden , hihi .

 3 years ago 

Lesen ist kein Konsumptionsprozess, sondern Arbeit. Und muss gelernt sein, übrigens.

 3 years ago 

Da kann ich nicht widerstehen:

Lesen ist kein Konsumptionsprozess, sondern Arbeit. Und muss gelernt sein, übrigens.

nawenndasmalkeinintellektuellenscheißis.
:-p

Warum legst du dem Frosch eigentlich nicht Dostojewski ans Herz?
Okay, ich weiß: weil er damit nur auf Vernissagen angeben will.
Da hast du recht, dafür ist Dostojewski zu schade.
Soll er doch Juli Zeh dafür hernehmen.
;-)))

 3 years ago 

Puschkin, Gogol, Turgenew, Dostojewski und Tolstoj sind allen und immer ans Herz zu legen.

 3 years ago 

Hast du zu viel gekifft? Da entwirft man gerne mal Titanenprojekte und vergisst sie auch schnell wieder. Nee, du Datschensobotniker tust das ja nicht.

Ha! Jetzt komme ich dir auf aber auf die Schliche! Du willst uns nach Tolstoi einen weiteren Russenschinken auf die Brust legen, damit endlich auch all die kulturellen Ignoraten mit Spitzenliteratur in Berührung kommen. Das ist sehr nobel.

 3 years ago 

Eher zu viel gesoffen, das soll ja in den besten Haushalten passieren.

Ist aber keine Schnapsidee, sondern ein ernsthaftes Fuck-Corona-Projekt. Bin dabei, noch zwei-drei andere Aficionados zu einer Amateur-Werkstatt und Beratungszirkel zusammenzukloppen, so dass man sich austauschen kann. Allein ist zu groß für mich. Die Neuübersetzungen kämen dann in zwei-drei Sprachen gleichzeitig raus, u.a. bulgarisch und spanisch.

Schaun wer mal.

 3 years ago (edited)

Respekt vor so viel Liebe zur Literarur. Ich selbst bin da eher ignorant. Wenn nicht mindestens zwei Wochen öder Strandurlaub anstehen, habe ich keine Lust auf Bücher. Aber wenn, dann lese ich sie in einem Zug weg, dass meine Begleiter keine Lust mehr auf mich haben. Weil ich dann kaum zu anderen Tätigkeiten zu gebrauchen bin. Trotz meines literarischen Dilletantismus, die schlechten Autoren habe ich spätestens nach zehn Seiten entlarvt. Russische Weltliteratur ist mir leider noch nicht untergekommen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das wirklich lesen will. Woher dieses Gezicke kommt, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich einfach kein Intellektueller. Keiner, der hungrig das Intellektuellen-Pflichtprogramm durcharbeitet. Ich bin wohl eher der durchschnittliche Zeitgenosse, den noch nichts zu Tolstoi und Kollegen gezwungen hat. Gut wäre es vielleicht, in einer Hütte eingesperrt zu sein und das einzige Buch dort ist ein fetter Tolstoi Schinken. Das ist so ziemlich die einzige Chance, wie ich zu dem dollen Stoff kommen könnte, den du so über den grünen Klee lobst.

 3 years ago (edited)

Ich kann Dich gut verstehen. Es ist, und hier ist unser Schulsystem leider ursächlich beteiligt, ein weit verbreitetes Missverständnis, dass das, was als Weltliteratur gilt, notwendigerweise anstrengender Intellektuellenscheiß ist. Manchmal ist das so, aber eher selten.
Hier tritt übrigens insbesondere die russische Literatur hervor, die in ihren größten Vertretern weder intellektuellen Dünkel pflegte noch für sich selbst schrieb. Das ist auch der Grund dafür, warum die dortige Literatur "im Volke" sehr verwurzelt und verehrt wird.
Es ist fesselnde Literatur für jeden, die zur Weltliteratur gehört, weil sie einfach gut ist, weil es ein Vergnügen ist, das zu lesen. Das gilt eigentlich für fast alle Klassiker dort. Sie sind volksnah.

Bulgakov nun "wirkte" in den 20er- und 30er Jahren der Sowjetunion und war ein vollkommender Fremdkörper dort, für den Stalin allerdings eine kleine Schwäche hatte. Das hat ihm vermutlich das Leben gerettet. In dieser Situation, wo er nichts veröffentlichen durfte und abgeschieden vor sich hinvegetierte, schuf er das, was man mit Fug und Recht als den russischen Faust bezeichnen kann.

Ich kenne niemanden, den dieses Buch nicht in seinen Bann gezogen hätte.

Letztlich ist ja auch egal, in welcher Form man die Realität verarbeitet oder sich der Wahrheit zu nähern versucht. Die Leute sind halt unterschiedlich.

 3 years ago 

Sehr schön geschrieben Leroy! Du kannst einem den Mund schon ganz gut wässrig machen.
Danke für die weitere Einführung in die russische Literatur. Vielleicht hat es das gebraucht, damit ich das nächste Mal Elke in die Bücherei begleite.

 3 years ago 

notwendigerweise anstrengender Intellektuellenscheiß

Nein, so meinte ich das auch nicht. Ich adressierte mit der Bemerkung eher die Rituale beim Gegockel der Intellektuellen. Auf einer Vernisage, oder so. Wenn du da Bulgakow zitierst, machen sich die anderen in die Hose. Bringt man das, sollte allerdings der Tolstoi sitzen. Ich meine die tiefen Gespräche der Wissenden und Halbwissenden. Da bin ich ja, wie nackt.

 3 years ago 

Bei Vernissagen gilt es, sich auf die Nutten der reichen Kunden und auf die Schnittchen der Veranstalter zu konzentrieren.

 3 years ago 

Mann, du bist wirklich ein abgefischter Profi. Ich verneige mich.

 3 years ago 

Das ist cool. Ich kenne es, habe aber keinen Schimmer, in wessen Übersetzung...

Vor drei Jahren habe ich 'ml an einem Übersetzungswettbewerb eines Verlages teilgenommen. Aufgabe war ein dreiseitiger Ausschnitt aus einem englischsprachigen Roman, den es bis dato noch nicht in deutscher Fassung gab. "Preis" wäre der äußerst gut dotierte Auftrag für das ganze Werk gewesen. Ich fand meine Übersetzung sprachlich und inhaltlich gut, wobei ich mich nicht getraut hatte, so weit vom Originaltext abzuweichen, wie es der Geschichte gut getan hätte, um die nonverbale Stimmung zu vermitteln. Dann wäre sie perfekt gewesen in meinen Augen - nur der ausschreibende Verlag hatte Worttreue angemahnt...

Die Gewinnerin fand ich mit ihrer Übersetzung langweilig und damit das Buch vermutlich in der daraus folgenden deutschen Version nicht mehr gut lesbar...

 3 years ago (edited)

Du hast sicher die Übersetzung von Thomas Reschke. Ist m.E. auch die beste zur Zeit, aber darüber kann man streiten, wie über alles. Übersetzen ist eine Wissenschaft mit eigenen Fakultäten und Theorien und Schulen. Davon hab ich keine Ahnung und denke, dass das auch gut so ist.

Bei einer lyrischen Prosa bin ich übrigens auch der Auffassung, so nah wie möglich am Original zu bleiben. Bei diesem Buch noch mehr als sonst, da man merkt, dass der Autor jedes Wort abgewogen hat. Der Mann hat 10 Jahre daran gearbeitet. Da ist selbst die Wortstellung beizubehalten, wenn irgendwie möglich. Auch die ewig langen, mit Partizipien und Doppeldeutigkeiten vollgestopften, absatzlangen Sätze, die gespickt sind mit alltagssprachlichen Einwürfen sollte man auf keinen Fall glätten, wo nicht durch die Stellung des Verbs im Deutschen geboten. Meine persönliche Meinung.

Da kann es schon passieren, dass man einen halben Tag an einem Absatz sitzt, bis man das Gefühl hat: jetzt passt es halbwegs. Dazu kommt, dass man sich bei bestimmten Dingen im Russischen einfach unsicher ist, ob man alle Nuancen begriffen hat bzw. nicht total danebenliegt.

Was soll's. Man wächst mit seinen Herausforderungen.

 3 years ago 

Ich wünsche Dir in erster Linie ganz viel Vergnügen dabei!

 3 years ago 

Wow, was für ein Projekt! Ich finde es sehr bewundernswert, dass du dazu Lust hast, vor allem aber an deine dafür nötige Ausdauer glaubst. Viel Erfolg!
Eine Interessensfrage: Wie sieht es denn mit den Urheberrechten aus? Musst du die Übersetzung (na ja, die wohl nicht, übersetzen darf wohl jeder, was er will) bzw. deren Veröffentlichung mit dem Ursprungsverlag absprechen? Bulgakov kann dir wohl kaum mehr bei einem Fläschen Vodka seine uneingeschränkte Zustimmung versprechen...

 3 years ago 

Das ist noch ungeklärt, das muss geregelt werden, bevor ich den Arsch aus dem Fenster hänge.

Das nenne ich mal eine Aufgabe. Mein Russisch ist zwar nur Laienhaft, dafür esse ich gern russisch Brot und nehme auch mal einen Wodka. Auf meinen Reisen durch Sibirien habe ich gelernt, dass so viele Dinge total unwichtig sind. Wenn es kalt ist, hilft auch kein 8K TV. Bin gespannt!

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