Brückensprachen und spielerisches Sprachenlernen - Meine Erfahrungen mit Sprachenlernen (Teil 2)

in #education6 years ago (edited)

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Auf meinen ersten Artikel in dieser Reihe gab es überraschend viele und sehr konstruktive Reaktionen. Die Antwort von @kadna nehme ich als Anknüpfungspunkt für Teil 2:

„Ich finde Sprache(n) auch super spannend. Da steckt das gesammelte Leben des entsprechenden Volkes drin und zeigt den ganzen Facettenreichtum der Länder und ihrer Bewohner. Menschliche und kulturelle Vielfalt auf ein und demselben Planeten...“

Ja, das ist wunderbar ausgedrückt. Ich antwortete: „So ein kleiner Planet und ein solches Sprachwirrwarr... Da wäre doch eine einheitliche Sprache besser?“

Brückensprachen

Das haben sich schon unzählige Menschen vor mir gedacht, aber sonderbar, man kann sich auf keine einheitliche Sprache einigen. Das hat mehrere Gründe: Sprache und kulturelle Identität sind miteinander untrennbar verbunden, die sogenannte Muttersprache ist prägend, die Vertrautheit...

Im Lauf der Geschichte fiel die Wahl auf unterschiedliche Sprachen als sogenannten „Brückensprachen“: Unter Gelehrten war es Latein, in der wissenschaftlichen Nomenklatur sind es Latein und Altgriechisch, oft sogar vermischt, in Europa war es lange höfische Sitte, sich auf Französisch zu verständigen. Englisch behauptet sich weltweit, doch ist die Rezeption unterschiedlich. Politisch motiviert ist Englisch nicht überall willkommen.

Kluge Köpfe dachten über eine neutrale Brückensprache nach. Wie wäre es mit einer künstlich geschaffenen Sprache, die solchen Aversionen nicht ausgesetzt ist? Die bekannteste Kunstsprache (Plansprache) ist Esperanto https://de.wikipedia.org/wiki/Esperanto Sie wurde vom polnischen Augenarzt Ludwik Zamenhof entwickelt und im Jahr 1887 in verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Seine Lebensgeschichte ist lesenswert.

Nicht minder interessant ist die Geschichte der Sprache Esperanto selbst https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Esperanto Ihre Verwendung wurde in vielen Ländern behindert, ja verboten. Unter Hitler und Stalin wurden Esperantisten verfolgt. Da war offensichtlich wer nicht an Völkerverständigung interessiert!

Obwohl sich Esperanto nicht wie erhofft verbreitete, es lebt und wird noch gepflegt, in Österreich beispielsweise vom Esperantoverband http://www.esperanto.at

Esperanto ist sehr leicht zu lernen. http://www.esperanto.at/esperanto-lernen/ Es werden Kurse angeboten und wie ich der zitierten Seite entnehme, bietet das Esperantomuseum der Österreichischen Nationalbibliothek einen aus der Langen Nacht der Museen bekannten und beliebten Blitzkurs (Crashkurs) Esperanto das gesamte Jahr über an.

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Als ich vor langer Zeit an einem solchen Blitzkurs teilnahm, verdutzt über die leichte Erlernbarkeit der Sprache, fraget ich einen Sprecher des Esperantoverbandes, weshalb sich diese Sprache dennoch nicht behauptet. Er nannte mir zwei Hauptgründe. Der eine ist, dass die staatlichen Autoritäten (die ja eigentlich fürs Volk da sein müssten, es ist schon sonderbar, nicht?) nicht darüber amüsiert sind, dass es Menschen leicht gemacht wird, sich „grenzenlos“ zu verständigen. Nun, das leuchtete mir bei aller Perversion ja ein. Der zweite Hauptgrund ist psychologischer Natur. Die Menschen haben offensichtlich unbewusst schreckliche Angst davor, sich mit allen anderen Menschen verständigen zu können.

Erst viel später wurde mir klar, warum. Es ist wie in dieser Beispielgeschichte vom Tier, das jahrelang in einen Käfig eingesperrt war, nichts als den Käfig kennt und ihn schließlich nicht mehr verlässt, als eines Tages die Käfigtür offen bleibt.

Wir haben die Gitterstäbe im Kopf. Haben gelernt, dass es schwer sein muss, sich mit andern Völkern zu verständigen, Uns wurde eingehämmert, dass die Sprachbarrieren schier unüberbrückbar sind. Programmierung eben. Ja, und dann haben wir uns möglicherweise jahrelang mit Englisch, Russich oder Französisch abgequält, mit fragwürdigen Lernmethoden und faden Büchern.

Und da kommt jemand und sagt: Zwei Tage Esperantokurs, und ihr könnt euch alle miteinander verständigen. Schock!

Naja, und da ich niemanden in meinem Umfeld kenne, der Esperanto spricht, habe ich's auch wieder gelassen. So ist die Welt!

Gutes Lernen ist vergnüglich!

Aber nun schwenke ich wirklich blitzartig von einem Thema zu einem ganz anderen.

Damit dieser Post nicht zu lange wird, mache ich's mal wirklich ganz zeitgemäß. Und das nächste Mal mehr dazu, denn ich habe mich durch dieses Ding ausgiebig durchprobiert.

Hier nur so viel dazu: Ist super. Gut aufgebaut. Unterhaltsam. Suchtfaktor! Man lernt wirklich was damit. Man verliert die Scheu. Es stellen sich bald Erfolgserlebnisse ein.

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Mondly hat wirklich etwas von einem Computerspiel. Du findest es als Anwendung für den PC und als Gratis-App für dein Handy.

Du kannst 33 Sprachen lernen mit

Mondly.com und der App Mondly

Einmal angemeldet, synchronisiert sich das Erarbeitete. Ja, und man kommt kostenlos ziemlich weit und das Premium-Programm ist durchaus leistbar. Falls ihr's gleich ausprobieren wollt, nichts überstürzen, ja nicht gleich was buchen, ok?

Es gibt einige Einführungslektionen und eine tägliche Übungslektion. Ich denke, zum Ausprobieren genügt das fürs Erste. Wenn man den Ton zuschaltet, lernt sich's noch wesentlich vergnüglicher. Die Handhabung hat man in kürzester Zeit erlernt. Das Tool wird laufend weiterentwickelt und verbessert.

Doch um eine Sprache wirklich profund zu lernen, benötigt es mehr.
Idealerweise einen Sprachkurs oder zusätzliches Lernmaterial zum Selbststudium.
Andere Schriften lernt man auch nicht durch Abtippen.
Aber: Freude am Lernen geht über alles und beflügelt!

Das nächste Mal erzähle ich, wie es mir mit Mondly bisher erging, stelle Vergleiche mit anderen Tools dieser Art an und erkläre euch, warum Mondly auf mich zugeschnitten ist. Auf mich, das sei betont. Sicher nicht auf alle!

Und es geht weiter mit allerlei anderen Möglichkeiten, Sprachen zu lernen.

Ich bin schon wieder gespannt auf Rückmeldungen!

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Links

How to Use Mondly https://www.wikihow.com/Use-Mondly

Gute Beschreibung in "Nominated for Best Education Startup of the Year" https://www.mondly.com/blog/tag/the-europas-awards/

Liste "Language Self Study Programs" https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_language_self-study_programs

Teil 1 dieser Reihe: https://steemit.com/deutsch/@martinamartini/jede-sprache-ein-leben-meine-erfahrungen-mit-sprachenlernen-teil-1

Ein Lesetipp [EN] (nach Verfassen dieses Beitrags entdeckt): https://steemit.com/language/@wolf65/what-s-the-most-difficult-language-in-the-world

Alle Bilder: Pixabay

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Danke für den schönen und interessanten Artikel. Bei Mondly möchte ich nur darauf hinweisen, dass es nicht gerade günstig ist ... :-) macht aber einen guten Eindruck, ich nutze seit einiger Zeit die kostenlose Variante, aber die ist nur zur Gaudi, weil man nicht wirklich 100% mit ihr arbeiten kann, was ja verständlich ist :-)

Nicht günstig? Ha ha ha. Also... ich habe ALLE Sprachen zum Jahrestarif von insgesamt rund 45 Euro gebucht (richtig, ich zahle für ein ganzes Jahr für ALLE 33 angebotenen Sprachen ca. 45 Euro, hab's nicht genau im Gedächtnis, und ich mache von mehr als 20 Sprachen Gebrauch - Details beim nächsten Post!).

Gleichzeitig besuche ich in ca. 20 km Entfernung seit Oktober einmal die Woche einen Kroatisch-Sprachkurs, der mich inzwischen bereits 80 Euro gekostet hat plus Fahrtspesen und sonstige Aufwendungen.
Gaudi ist immer gut! Ich habe monatelang nur die kostenlose Variante benutzt.

Ich freue mich, dass du meinen Artikel gelesen hast!
Über deine Beiträge amüsiere ich mich ab und zu königlich. Dein Spektrum von feiner Klinge bis deftig verblüfft mich immer wieder.

In Deinem Fall passt das sicher super. Im Normalfall nimmt sich niemand vor, innerhalb eines Jahres sich 20 neue Sprachen - in welcher Form auch immer - anzueignen :-). Und für eine einzelne Sprache ist der Preis derselbe. Dafür finde ich das Gebotene dann schwach. im Tschechischen sind kleine Fehler drin, und insgesamt ist das alles auf Mickey-Mouse-Niveau. Wenn auch gut gemacht und kurzweilig gestaltet. Aber dass man so eine Sprache lernen könnte, würde mich persönlich jedenfalls wundern.
Mal gespannt, was Du uns im nächsten Post dazu sagen wirst :-)

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Guten Tag. Ein sehr interessanter, bunter und lebendiger Artikel, vielen Dank für Ihre Erfahrung. Ich ziehe es zunehmend vor, Sprachen zu lernen, ich mag es sehr. Besonders nach dem Artikel, in dem ich die gründe gelesen habe, Englisch zu lernen. Das ist eine tolle Motivation für mich. Ich hoffe, ich werde viele neue Leute dank Sprachkenntnissen treffen.

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