Von DER Ideologie

in #deutsch6 years ago (edited)

Schönen Vormittag liebe Steemer!

Hier findet ihr Teil1, 2 und 3.
Wie immer, wünsche ich euch viel Interesse beim Lesen!


fdipaola CCO

Das Elstergleichniss

"Schande und Schmuck sind beieinander,
wo sich eines
Mannes unverzagter Mut konfus
gemustert geben will wie Elsternfarben.
Trotzdem, der kann doch noch glücklich sein,
denn an ihm ist etwas von beiden:
vom Himmel und von der Hölle.
Wer sich mit der Treulosigkeit zusammen tut,
der hat die schwarze Farbe ganz
und muss auch nach der Finsternis geraten.
Und so hält der, der fest ist und treu,
es mit den Weißen. "

Übersetzung von Dieter Kühn

Von DER Ideologie

4 )

Die starke Betonung der Gemeinschaft, der Gedanke der Gleichheit, führte im Sozialismus zur Geburt von zwei Bastarden. Das meine ich nicht beleidigend, sondern in Sinne des Wortes. Zwei uneheliche Kinder, ausgestoßen von ihren Eltern, weil diese nicht verstanden das das Leben mehr ist als es zu seien scheint.
Die Rede ist hier vom Nationalismus und vom Faschismus. Zwar hat auch der Liberalismus einen Bastard gezeugt, doch diesen behandle ich dann erst im nächsten Post. Es scheint mir thematisch besser zu sein auf der Seite des Sozialismus fortzufahren.
Um diese Entwicklung nachvollziehen zu können, müssen wir uns erneut ins 18. Jahrhundert zurückversetzen.

4.1 )

Natürlich gab es auch schon vor dem 19. Jahrhundert Menschen, die Volk und Staat hochhielten. Doch wie schon unter 3 ) angeführt, verstand man darunter einen Teil der einen Menschen umgebenden Gemeinschaft.
Für Nationalismus und Faschismus sind, denke ich, zwei Elemente von Bedeutung.
Das eine ist ein spirituelles Element, das andere die Reichsidee.

Unter spirituellem Element verstehe ich in diesem Zusammenhang, dass die Menschen früher daran glaubten alles habe seine Ordnung (was ja ironischerweise von aller Naturwissenschaft bestätigt wird). Daher wurde eine ordnende Hand grundsätzlich akzeptiert, jedoch nicht immer geliebt. Ein kleiner aber feiner Unterschied.

Unter Reichsidee verstehe ich in diesem Zusammenhang das Gefühl und die Bejahung der Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen. Man könnte auch sagen, die Vorstellung von einem Reich ist etwas Transzendentes. Dieses größere Ganze umfasst dabei alle Völker, Städte und Provinzen. Sinnbild dafür ist früher meistens eine Krone gewesen, es geht allerdings auch mit einem Wappen oder einer Fahne. Wichtig ist nur ein Symbol als Ausdruck für das Ganze.
Transzendent würde ich das Reich deshalb bezeichnen, weil jeder dazugehört der dieses Symbol annimmt. Vom Bauern bis zum Kaiser waren sie alle Teil von etwas, etwas das sie auch miteinander verband! Volk, Religion oder Stand sind dabei zweitrangig gewesen (nicht unwichtig), die Gemeinschaft entsteht durch das Symbol.
Das Königreich Ungarn war ein gutes Beispiel dafür. Man sprach weniger vom Königreich Ungarn als vielmehr von den Ländern der Stephanskrone.
Diese beiden Elemente wurden, aus unterschiedlichen Gründen, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts herum Großteils zerstört. Ein Vakuum entstand. Ein Vakuum das gefüllt werden musste.

4.2 )

Ich denke es waren diese Punkte die den Boden bereiteten, und der Sozialismus war es, der den Samen legte.
Der Sozialismus feiert ja, zumindest grundsätzlich, die Verbrüderung aller. Doch auch dagegen regte sich bald Wiederstand. Denn, einen Deutschen und einen Ungarn verbindet manches. Zwei Deutsche und zwei Ungarn jedoch mehr! Daher ja auch das Bedürfnis nach einem Nationalstaat, wenn es kein übergeordnetes Band mehr gibt (Ob die EU das schafft? Man wird sehen). Die einzelnen Völker verbindet vieles miteinander, doch im Detail klaffen große Lücken. Am schwersten trat dieses Merkmal in Vielvölkerstaaten auf, da hier auch die Reibungsflächen am größten waren. Auf diese Weise wurde der Nationalismus als politischer Faktor wichtig. Denn die Zersetzung der Gemeinschaft gab es ja in allen Völkern die mit Absolutismus und Aufklärung, und damit mit Liberalismus und Sozialismus, konfrontiert waren.
Daher auch in manchen Völkern die Schaffung einer politischen Volksgemeinschaft als Lösung angesehen wurde.
Auch hier ist Ungarn erneut ein gutes Beispiel. Das Königreich Ungarn war ein Vielvölkerstaat für Jahrhunderte (in diesem Punkt sind sich Deutsche, Polen und Ungarn übrigens sehr ähnlich). Doch erst im 19. Jahrhundert wurde dies zum Problem als man anfing Minderheiten einer Zwangsassimilierung zu unterziehen. Durch die fortgesetzte Diskriminierung wurden innerhalb von rund 60 Jahren, rund eine Millionen Nichtungarn gezwungen sich als ethnische Ungarn zu deklarieren, und nicht mehr als Untertanen der ungarischen Krone (dass diese Zwangsmaßnahmen Großteils erfolgreich waren liegt an dem weiteren Verlauf der Geschichte im 20. Jahrhundert. Ironischerweise, gibt es erst seit der „Machtübernahme“ durch den Despoten Orban wieder eine Rückbesinnung auf die alten Minderheiten im Lande, von denen es allerdings nicht mehr so viele gibt).
Ebenfalls eine kleiner aber feiner Unterschied.
Doch auch Elsass-Lothringen ist ein gutes Beispiel. Denn auch hier wurden berechtigte Forderungen dazu umgegossen, alles Französische in etwas Minderwertiges zu verwandeln. Und dass, obwohl dieses Gebiet 1000 Jahre lang eine Brücke zwischen Deutschen und Franzosen dargestellt hat (Ironischerweise hat dann Frankreich mit dem deutschen Anteil im Elsass später genau das gleiche gemacht).

4.3 )

Zeitlich betrachtet ist der Faschismus der jüngere der beiden Bastarde. Man könnte ihn auch als eine Reaktion auf den Nationalismus betrachten.
In Ländern in welchen das Nationalbewusstsein keinen Knacks bekommen hatte, es jedoch ebenfalls zu schweren innenpolitischen Krisen kam, wurde der Staat als Problemlöser angesehen.
Hier ging es vor allem darum Probleme innerhalb des eigenen Volkes, oder des eigenen Landes zu lösen. Dazu bediente man sich der Nation.
Kurz zum Unterschied:
Ein Volk definiert sich durch Abstammung, Sprache und Kultur. Eine Nation über die Staatsbürgerschaft. Da heißt, zu einem „Volk“ im faschistoiden Sinn, gehören alle welche eine bestimmte Amtssprache sprechen und/oder eine bestimmte Staatsangehörigkeit haben.
Wie beim Liberalismus die höchste Instanz die Freiheit, beim Sozialismus die Gleichheit und beim Nationalismus das Volk ist. So ist beim Faschismus die höchste Instanz der Staat und/oder die Nation.
Hier sind Frankreich und Italien gute Beispiele dafür worum es geht. Die einen definieren „den“ Franzosen primär als jemanden der französisch spricht und auf französischem Hoheitsgebiet geboren worden ist. Italien definiert „den“ Italiener in etwa genauso. Oberflächlich mag das nicht wirklich wichtig sein. Außerhalb dieser Länder auch nicht. Innerhalb dafür umso mehr! Dazu muss man nur einen Bretonen oder Korsen, einen Süd- Tiroler (wer Lust hat mal echte Faschisten kennen zu lernen, soll doch mal mit der Tirol Fahne durch Bozen marschieren und „Los von Rom“ rufen, dürfte für viele Antifaschisten ein einprägsames Erlebnis werden! Da kommt nämlich der Carrabinieri nicht um den Fascho zu verhaften, sondern dich! Dann doch lieber die Autos der Nachbarn abfackeln und Revoluzer spielen statt sein!) oder einen Sizilianer fragen.
Von den ganzen Ausländern in diesen Staaten ganz zu schweigen.

Teil 5 erscheint wohl erst nächsten MIttwoch da ich über Pfingsten nciht viel Zeit haben werde.

Danke für euer Interesse!

Parzifal

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