Warum ist Alkohol legal?

in #deutsch6 years ago (edited)


Vor einigen Monaten saß ich mit meiner besten Freundin an einer Bar und sie erzählte mir von ihrer Sandkastenfreundin, die, aufgrund von Drogenmissbrauch, von ihrer Mutter nach Deutschland geschickt wurde und heute als Rauchfangkehrerin tätig ist. "Sie ist unter die Räder gekommen." Nachdem sie fertig erzählt hatte, meinte sie: "Ich würde nie in meinem Leben Drogen nehmen." Ich sagte daraufhin: "Du hältst aber gerade deinen zweiten Spritzer in der Hand, bist seit sieben Jahren Kettenraucherin und trinkst am Tag zwei Tassen Kaffee oder Energy Drinks. Das sind eigentlich auch Drogen." - "Ja, aber sie sind legal. Die zähl ich nicht."

Ich diskutiere schon seit Monaten mit meinem besten Freund über das Thema Alkohol. Er trinkt gerne und viel. Letztes Jahr hat er seine Toleranz auf ein Maximum gebracht, nachdem er im Sommer jeden Tag mindestens einen halben Liter Wein getrunken hatte. Ironischerweise verachtet er alle Menschen die Tabak, Marihuana oder sonstige 'schädliche' Substanzen konsumieren. "Du weißt schon, dass Alkohol mindestens genauso schlimm ist." - "Ja, aber es ist nicht illegal. Außerdem, komm schon, jeder trinkt Alkohol."


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gezeichnet von mir, 03.06.2018



Bier unser,
das du bist im Glase,
gesegnet werde dein Brauer,
dein Rausch komme,
dein Wille geschehe,
wie zu Hause als auch im Wirtshaus.
Unseren täglichen Durst gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.
Und führe uns nicht in die Milchbar,
sondern gib uns Kraft weiter zu saufen.
Denn dein ist der Suff, der Rausch und der Durst und die Benommenheit in Ewigkeit.
Prost!





Alkohol ist eine Volksdroge

Mit der Akkumulation der obigen Szenarien steigt auch meine Verwunderung über die Unwissenheit, oder über die Illusion der Wissenheit, des durchschnittlichen Bürgers bezüglich Drogen. Wie kommt es, dass sich so wenige Menschen in meiner Umgebung damit auseinandersetzen, obwohl es scheinbar eine wichtige, für manche sogar eine zentrale, Instanz in unserem Leben einnimmt.
Ein nettes Beisammensein mit Kollegen oder Freunden wäre ohne Alkohol aufeinmal nicht mehr so nett. Und warum feiert man seinen Geburtstag, das neue Jahr oder Weihnachten, wenn nicht, um einen Anlass zu haben, sich den eintönigen Alltag in Vergessenheit zu trinken. Welche Gründe gibt es für den Alkoholkonsum noch?
Alkohol macht Spaß und hilft zur Sozialisierung.

Für unsere Gesellschaft sind diese Gründe für den Genuss von Alkohol völlig legitim. Wenn man aber genau dieselben Argumente hernimmt und versucht, den Konsum einer anderen Substanz damit zu rechtfertigen, wird man gefragt, ob man eine an der Waffel hat. "Warum sollte ich eine an der Waffel haben?" - "Na, X ist doch total schädlich und gefährlich für den Körper. Das kann man doch nicht mit dem Sozialisierungs- oder Spaßfaktor rechtfertigen. X ist ja nicht umsonst illegal." - "Aber Alkohol ist schädlicher als X und ist trotzdem legal. Da reicht der Spaßfaktor anscheinend aus."

Alkohol ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und ein Kulturgut. Mit dem Segen der Staatsgewalt konsumiert der Österreicher durchschnittlich im Jahr um die 11 Liter Reinalkohol (Statistik: 15-99 jährige Österreicher, Jahr 2016) und zu Gunsten der Alkoholhersteller erleiden rund 40 000 Österreicher im Jahr einen alkoholbedingten Tod. Laut Bundesministerium für Gesundheit konsumieren in Summe rund 1 000 000 Österreicher Alkohol "in einem problematischen Ausmaß".

Und ich frage mich, warum die Politiker nichts dagegen haben. Könnte es sein, dass unsere Drogenpolitik von scheinheiligen Alkoholikern bestimmt wird? Immerhin ist Alkoholismus unter Politikern ja nichts neues. Ein amüsantes Beispiel: In 2011 soll der ehemalige FPÖ/BZÖ-Politiker Hubert Gorbach mit 1,9 Promille am Steuer erwischt worden sein und seinen Führerschein verloren haben. Lustigerweise, hatte Hubert Gorbach als Verkehrsminister in 2005 Kampagnen gegen Alkohol am Steuer laufen, mit dem Slogan "Alkohol am Steuer - kannst DU damit leben?" [1]
Es könnte aber auch sein, dass die Politiker Laien in ihrem Gebiet sind und die harten Fakten gar nicht kennen, da es zu der Wirkung von Alkohol so viele verschiedene Humanstudien gibt, die sich in ihren Ergebnissen und Schlussfolgerungen derart divergieren, dass man nicht mehr weiß was richtig und was falsch ist.
Oder die Politiker sind sich den harten Fakten bewusst, wissen aber nicht, wie sie auf diese Informationen reagieren sollen. Kriminalisierung, Regulierung oder Bildung?

Vielleicht ist aber auch ein Hybrid dieser drei Szenarien der Grund warum unsere Drogenpolitik keinen Sinn ergibt.

Ich möchte mit diesem Post den sinnfreiesten Mythos, auf den so viele Menschen schwören, debunken:

"Legal = Gut"

Ich verstehe nicht, warum sich fast keine Person in meiner Umgebung Gedanken darüber macht, warum Alkohol legal ist. Und ich habe in dem letzten Jahr oft versucht, mit anderen Personen über dieses Thema zu sprechen (I´m fun at parties) und es scheint, als würden die Gründe hinter manchen Gesetzen keinen interessieren.
Das Gute ist, dass sie mir zumindest zuhören, da sie wissen, dass ich selber auch Alkohol trinke. Also kann ich nicht Anti-Alkohol sein. Bin ich auch nicht.
Ich stelle lediglich gerne Fragen und meine Frage lautet:
Wie qualifiziert sich eine Substanz für eine Legalisierung?

Der ehemalige Drogenbeauftrage der britischen Regierung, David Nutt, führte im Jahr 2007 eine Untersuchung zur Risikobewertung von Drogen. In dieser Untersuchung setzte sich das Risikopotenzial legaler und illegaler Drogen aus drei Hauptkategorien zusammen:

1. Der körperliche Schaden.
2. Das Abhängigkeitspotenzial.
3. Der soziale Schaden.

Durchleuchten wir mal schnell unseren Alkohol eine Kategorie nach der anderen mithilfe der Wissenschaft:

1

Der Ethanolgehalt in alkoholischen Getränken gelangt direkt nach der Einnahme ins Blut und wird über den gesamten (!) Körper verteilt. 20% wird vom Magen und vom Darm aufgenommen und von dem wird dann ein Teil an die Leber weitergeleitet, damit sie den Alkohol abbauen kann. Dort wird der Alkohol zunächst durch das Enzym ADH in Acetaldehyd (böse!) umgewandelt. Dieser Stoff ist für die Übelkeit bei zu vielem Konsum verantwortlich und verändert zudem die Zellen der Leber so, dass sie vermehrt Kollagen produzieren. Durch diese sogenannte 'Fibrosierung' wird die Architektur der Leber gestört und so eine Leberzirrhose begünstigt.[2]
Mittlerweile haben Forscher der Universität Cambridge auch Mutationen des Stammzellgenoms entdeckt (In-vivo), die von Acetaldehyd ausgelöst werden.[3] Mutationen wie diese erhöhen dann beispielsweise das Risiko für Tumorbildung.
Im Normalfall wird das Acetaldehyd aber schnell abgebaut mithilfe des Enzyms ALDH2, es sei denn der Alkoholkonsum ist übermäßig oder im ALDH2 ist eine Aminosäure vertauscht (Asian Flush). Das Acetaldehyd wird zu Essigsäure umgewandelt, die für den Körper nicht mehr giftig ist, und weiter zu Wasser und Kohlendioxid verarbeitet, was ausgeatmet oder ausgeschieden wird.
Das Acetaldehyd ist aber nicht der einzige Bösewicht in dieser Geschichte. Alkohol wirkt sich auch direkt negativ auf die Schleimhaut des Dünndarms aus, was unter anderem dazu führt, dass schädliche Stoffe, wie zB. Endotoxine (bakterielle Gifte), durch die Schleimhaut ins Blut und in die Lymphe gelangen. Immunzellen reagieren auf diese "Blutvergiftung" mit der Freisetzung von entzündlichen Stoffen, wie Cytokine, die sich ebenfalls schlecht auf die Leber und die Bauchspeicheldrüse auswirken.[4][5]
Zudem wirkt sich Alkohol auch auf das Gehirn aus: Studien zeigten überproportionale Defizite an Volumina der Grauen und Weißen Substanz bei Alkoholikern. Bei chronischem Alkoholkonsum kann es sogar zum Absterben ganzer Hirnregionen kommen (Korsakow-Syndrom).[6]

"Aber Liana! Die Dosis macht das Gift! Zucker im Übermaß ist ebenfalls schlecht für den Menschen. Sollen wir Zucker also auch verbieten?" Das stimmt natürlich, immerhin kann man beispielsweise auch durch zu viel Wasserkonsum eine Wasservergiftung erleiden. Oder umgekehrt, wenn wir zum Beispiel das berüchtigte Mordgift Arsen hernehmen und 10 000 mal verdünnen erhalten wir aufeinmal ein homöopathisches Heilmittel. Aber ich schweife vom Thema ab und die Pharmazie lass ich sowieso lieber aus dem Spiel, sonst könnte ich stundenlang auch über das Rausch-/Betäubungsmittel Fentanyl schreiben, welches vergangenes Jahr monatelang in einem Wiener Spital in Überdosis an Schwangere verabreicht wurde, die dann für eine natürliche Geburt zu beeinträchtigt waren. Ups! [7] (Ich wollte es nur mal gesagt haben.)

Also heißt es bei Alkohol, sowie bei allen anderen Substanzen "moderation is key", oder?
Ganz so einfach ist es nicht. Und so einfach, dass man sogar behaupten kann, dass ein moderater Alkoholkonsum gesund ist, ist es erst recht nicht.


"Ein Glas Tag am Wein ist gesund!" ..


..klingt nicht einmal halb so unsinnig wie "Ein Glas Wein am Tag ist gesund!".

Schon seit Jahrzehnten kursiert das Gerücht, dass ein Glas Wein am Abend gesund ist und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen soll. Ein schwedisches Forschungsteam soll in einer Langzeitstudie herausgefunden haben, dass ein mäßiger Alkoholkonsum das Herzinfarktrisiko bei Frauen senkt (aber dafür das Risiko für Krebs erhöht).[8]
Und auch andere Altstudien haben ergeben, dass eine Korrelation zwischen moderatem Alkoholkonsum und einem erhöhten HDL-Cholesterin besteht.[9] Das HDL-Cholesterin hat insofern eine wichtige Funktion, dass es -grob gesagt- überschüssiges Cholesterin im Körper beseitigt. Das wiederum hat einen positiven Einfluss auf unseren Herz-Kreislauf.
Neuere Studien, wie die "In Vino-Veritas Studie", haben jedoch gezeigt, dass sich der HDL-Cholesterinspiegel sich durch den Weinkonsum in keinster Weise verändert.[10] Hinsichtlich des HDL-Cholesterins sind sich Wissenschaftler somit uneinig.
Nicht zu verleugnen ist die Tatsache, dass Rotwein den antioxidanten Stoff Resveratol enthält, welcher bei der Abtötung von Krebszellen helfen soll (In-vitro Studien). Der Anteil an Resveratol im Wein ist aber so niedrig, dass man 10-12 Flaschen am Tag trinken müsste, damit es einen Einfluss auf die Gesundheit hat. Klingt nicht mehr so gesund, oder?

Letzten Endes, überwiegen die Gefahren von Alkohol die Vorteile bei weitem und ein mäßiger Alkoholgenuss ist nicht nur nicht 'gesund' sondern auch ungesund. Auch moderates Trinken erhöht das Risiko für Schäden in Großhirnarealen, wie britische Forscher herausfanden.[11] In Großbritannien wurden mittlerweile neue Richtlinienvorschläge zu Alkohol ausgearbeitet, die besagen, dass es keine sichere Dosis für den Alkoholkonsum gibt. Und auch die medizinische Fachzeitschrift 'The Lancet' hat die Lanze für die Senkung der Schwellenwerte vom 'sicheren Alkoholkonsum' gebrochen. Richtlinien für einen sicheren Konsum festzulegen ist sowieso eine schwierige Angelegenheit, da Alkohol auch auf komplexer und verborgener Weise mit einer schlechteren Gesundheit korrelliert.[12]

Der Mythos, dass Alkohol gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, wird auch heute noch (Bier und Gin) verbreitet und wenn ich mir solche Seiten wie die Deutsche Weinakademie ansehe, die einem rastlos zu verklickern versuchen, dass moderater Weingenuss beispielsweise zu niedrigem Demenzrisiko führt, kann ich einfach nur meinen Kopf schütteln. Wie voreingenommen muss man sein, um eine so offensichtlich schädliche Substanz zu propagieren? Habt ihr schonmal einen Kokainsüchtigen sagen gehört, dass Kokain gesund ist, weil es den Fettabbau fördert? "Wenn dein Pferd tot ist, dann steige ab."
Tatsache:
Über zwei hundert Krankheiten werden durch Alkohol verursacht.
Es besteht ein körperlicher Schaden.
Punkt 1 abgehakt.

2

Der Alkohol wird also von den Enzymen ADH und ALDH2 abgebaut und zuerst in Acetaldehyd und dann in Essigsäure umgewandelt. Wenn wir nun anfangen Alkohol regelmäßig zu konsumieren, schaltet sich ein sogenanntes MEOS-System ein, welches mithilft den Alkohol abzubauen. So wird der Alkohol schneller abgebaut und unsere Toleranz steigt. Mit der Toleranz steigt auch der Konsum.
Zudem beeinflusst Alkohol auch die Produktion und den Transport von Dopamin. Alkoholaufnahme erhöht die Ausschüttung von Dopamin. Aber: Ein deutsches Forschungsteam hat jene Areale der Gehirne von verstorbenen Alkoholikern untersucht, die mit dem Transport von Dopamin assoziiert werden, und herausgefunden, dass sich dort eine niedrigere Anzahl an Dopaminrezeptoren befindet, als in einem 'gesunden' Gehirn.[13] Das würde bedeuten, dass das Gehirn weniger auf Dopamin reagieren kann und man für ein Gleichgewicht mehr Alkohol benötigt.
Und boom, so entsteht eine Abhängigkeit.

3

Gibt es einen sozialen Schaden bei Alkoholkonsum?
In Österreich gibt es im Jahr rund 2 400 Verkehrsunfälle mit Personenschaden bedingt durch Alkohol.[14] Reicht das als Beweis?
Ich denke, ich muss nicht näher darauf eingehen, dass sich übermäßiger Alkoholkonsum negativ auf Beziehungen und Arbeit auswirkt. Außerdem könnt ihr euch sicher sein, dass wenn Alkohol eure DNA verändert, es auch die DNA eurer zukünftigen Kinder verändert.



Da wir alle Kategorien des Risikopotenzials durchgehantelt haben, wird es nun Zeit für ein Quiz!!

QUIZ!!

Wenn wir uns diese schöne Grafik anschauen, können wir das Abhängigkeitspotenzial, den physischen Schaden und den sozialen Schaden diverser legaler und illegaler Drogen sehen:


Ein kleiner, hellgelber Kreis bedeutet demnach weniger Abhängigkeitspotenzial, geringer physischer und sozialer Schaden.
Rot ist böse!




Frage 1: Welche Kreise sind legal?


Frage 2: Welche Kreise werden von der Gesellschaft akzeptiert?


Frage 3: Welche Kreise werden von der Gesellschaft verherrlicht?






Auflösung:

Man müsste meinen, dass ein erhöhtes Risikopotenzial bedeuten würde, dass der Verkauf und Besitz einer Substanz verboten und von der Gesellschaft abgestoßen werden sollte. Bei Alkohol und Tabak ist das aber nicht der Fall.

Wie Nico Semsrott einst sagte: "Das ist so irrational. Ich nehm allein schon aus Protest gegen diese unvernünftige Drogenpolitik Drogen."

Ich gehe mal nicht davon aus, dass Drogenpolitiker insgeheim Alkoholiker sind, sondern nehme an, dass Drogenpolitiker nicht wissen, welche Maßnahmen sie für eine vernünftige Drogenpolitik vornehmen können und sollten. Schlimmer, sie wissen vielleicht nicht einmal, dass Maßnahmen überhaupt vorgenommen werden müssen.
Und ihr fragt euch wahrscheinlich auch, was das Ziel meines Beitrages ist. "Willst du uns nicht einmal den Alkohol gönnen, Liana! Wie sollen wir uns sonst das Licht oben zuknipsen, wenn uns die letzte legale Droge weggenommen wird?"

Der Grundimpuls für diesen Beitrag war der, dass in meiner Umgebung diejenigen, die jeden Abend ein Bier konsumieren und sich jedes Wochenende die Kante geben, die größten Vorurteile gegenüber Konsumenten illegaler Drogen haben. Und das ist die Schuld des Staates, denn wenn er eine Substanz kriminalisiert, ist es doch klar, dass die Konsumenten dieser Substanz diskriminiert und ausgestoßen werden. (Es sollte zwar nicht so sein, aber unsere Gesellschaft funktioniert momentan nunmal so.)
Wenn also andere, harmlosere Drogen illegal sind, soll Alkohol auch illegal werden. Aber ist das überhaupt eine so gute Idee? Schauen wir uns die möglichen Optionen für die Entwicklung einer vernünftigen Drogenpolitik an:

Kriminalisierung

Solange der Mensch das Bedürfnis hat, mehr Euphorie zu verspüren, wird es Drogen geben. Egal ob sie legal oder illegal sind, es wird sie geben. Wenn Alkohol illegal wird, bedeutet es also nicht, dass es Alkohol gar nicht mehr geben wird. Der Schwarzmarkt wird eröffnet und die Kriminellen erfreuen sich über die Situation, da sie durch eine weitere Substanz Geld verdienen können.

Fallbeispiel: USA


Von 1920 bis 1933 gab es in den USA einen landesweiten Verbot für die Herstellung, den Transport und den Verkauf von Alkohol. Diese Prohibition ist komplett fehlgeschlagen, weil, obwohl der Alkoholkonsum nachweislich sank, die Kriminalität um 24% stieg: Diebstahl und Einbrüche stiegen um 9%, Morde um 12,7%, Überfälle und Körperverletzungen um 13%, Drogenabhängigkeit um 44,6% und die Kosten der Polizei um 11,4%.
Auch die Zahl der Alkoholvergiftungen stieg um einiges an, da der Alkohol der am Schwarzmarkt verkauft wurde teils konzentrierter war.
Die Prohibition soll vor allem aus dem Grund gescheitert sein, weil der Großteil der Bevölkerung die Verbotsgesetze als "willkürlich und unnötig" empfand und bereit war, gegen die Gesetze zu verstoßen.[15]

Alles in allem kann man sagen, dass der Staat eher die Kontrolle über eine Droge hat, wenn sie legal ist, als wenn sie illegal ist. Somit kommt gar nicht in Frage, dass Alkohol kriminalisiert wird. Es sollte auch nicht in Frage kommen, dass überhaupt eine Droge kriminalisiert wird.

Aber wenn Alkohol (oder Droge X) nicht kriminalisiert werden soll, wie soll man sonst den Konsum der Bürger reduzieren?

Regulierung

Eine Möglichkeit wäre, sowie bei Tabak, jegliche Sponsoringmaßnahmen und Werbung der Alkohol-Industrie zu unterbinden, verpflichtende Warnhinweise einzuführen, Verfügbarkeit einzuschränken und den Preis so zu gestalten, dass Alkohol weniger attrakiv erscheint.

Fallbeispiel: Schweden


Nach der schwedischen Abstinenzbewegung im 19.Jahrhundert wurden starke Regulierungen in Schweden eingeführt. Heute gibt es dort ein staatliches Unternehmen namens "Systembolaget", das als einziges Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 3,5% verkaufen darf. Mengenrabatte werden nicht gewährt und Bündelungen wie Sixpacks sind verboten. Und als Beispiel für die hohen Alkoholpreise: Absolut Vodka kostet in Schweden um die 27 Euro, doppelt so viel wie in Österreich.
Derzeit gibt es dort rund 3,5% Alkoholabhängige und Forscher schätzen, dass bei einer Liberalisierung des Marktes (auf einen ähnlichen Stand wie in Österreich und Deutschland) der Alkoholkonsum um 30% steigen würde.[16]


Aufklärung

Die Lösung die für mich am attraktivsten klingt, aber möglicherweise zu utopisch ist, ist die Aufklärung.
Wenn Medien sich weniger von der Geldgier und von der Alkoholindustrie beeinflussen lassen und die tatsächlichen harten Fakten über Alkohol und Alkoholismus präsentieren würden. Wenn Aufklärung bereits in der Schule und bei Ärzten stattfinden würde. Und wenn die Gesellschaft eine offenere und kritischere Haltung gegenüber Drogen aller Art haben würde. Dann könnte ich mir vorstellen, dass eine Regulierung von Alkohol erst gar nicht notwendig ist.
Und nur dann, würde ich aufhören zu fragen "Warum ist Alkohol legal?"



Links

Quellen:
[1] Promille-Fahrt: Gorbachs Alkoholproblem
[2] Hans-Konrad Biesalski, Olaf Adam: Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2004
[3] Alcohol and endogenous aldehydes damage chromosomes and mutate stem cells.
[4] Alcohol, Intestinal Bacterial Growth, Intestinal Permeability to Endotoxin, and Medical Consequences
[5] Alkohol - Das unterschätzte Gift
[6] Alcohol’s Effects on Brain and Behavior
[7] Fehler in Spital: Schmerzmittel stark überdosiert
[8] A 32-year longitudinal study of alcohol consumption in Swedish women: Reduced risk of myocardial infarction but increased risk of cancer
[9] Alcohol consumption and high density lipoprotein cholesterol concentration among alcoholics.
[10] A pilot randomized trial comparing long-term effects of red and white wines on biomarkers of atherosclerosis (in vino veritas: IVV trial)
[11] Even moderate drinking may damage the brain
[12] Thresholds for safer alcohol use might need lowering
[13] Convergent evidence from alcohol-dependent humans and rats for a hyperdopaminergic state in protracted abstinence
[14] Unfälle mit Personenschaden
[15] Charles Hanson Towne (1923). The Rise and Fall of Prohibition: The Human Side of What the Eighteenth Amendment Has Done to the United States.
[16] Die Schweden und der Alkohol

Jean-Claude Juncker in Action

Bilder:
[1] von mir gezeichnet
[2] von Drew Farwell auf Unsplash
[3] Pixabay
[4] Wikipedia, Bild ist PD

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