19 Jahre Südostasien - der Reinfall mit dem Baumeister (Teil 7) 🌴

in #deutsch7 years ago (edited)

Sok Sabay Steemians, im letzten Teil von "19 Jahre Südostasien" haben meine Partnerin und ich auf der thailändischen Insel Chang ein Grundstück gemietet. Außerdem haben wir einen ortsansässigen Baumeister gefunden, der uns darauf ein Restaurant bauen sollte. Anfänglich sah alles ganz gut aus, aber die Dinge entwickelten sich dann doch anders, als wie erwartet.

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Blick auf die Berge im Inselinneren

Der Bautrupp bestand aus 6 Leuten, die der Baumeister auf der Ladefläche seines Pick-ups zu uns brachte. Sie trugen alle Badelatschen und hatten bis auf einige fundamentale Dinge keine weiteren Werkzeuge dabei. Kurze Zeit darauf wurde auf einem Pritschenwagen, das erste Baumaterial angeliefert.

Endlich begannen die Bauarbeiten. Es war eine einfache Konstruktion, in inseltypischer Bauweise, die keine großen Anforderungen an bautechnischem Können erforderte. Trotzdem war es sehr interessant zu beobachten, wie diese Leute in reiner Handarbeit, mit einfachsten Mitteln und ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen ihre Arbeit verrichteten.

Beton wurde auf der Erde von Hand angerührt, gesägt wurde ebenfalls manuell, und wenn noch etwas Holz benötigt wurde, holten sie es sich mit der Axt aus dem Dschungel. Das kleinere und auch größere Mängel beim Bauen in Thailand dazugehören hatte ich dann irgendwann begriffen und mich auch nicht mehr darüber aufgeregt. Immerhin waren wir ja im Land des Lächelns und im Grunde lief alles prima.

Daran, dass der Baumeister, immer wenn man ihn brauchte, nicht da war, hatte ich mich ebenfalls gewöhnt. Aber als er dann jeden Morgen weniger Bauarbeiter bei uns auslud, ja sogar an manchen Tagen gar nicht mehr erschien, verging mir das Lächeln wieder. Auch seine undurchsichtigen Machenschaften, was das Baumaterial anging, entsprach so gar nicht meinem deutschen Denken. Mal brachte er Baumaterial undefinierbarer Herkunft mit, dafür fehlten bei uns hier und da Mal ein paar Bretter oder Anderes.

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Weißer Sandstrand auch auf einer der kleineren Nachbarinseln von Koh Chang

Uns saß die Zeit im Nacken, denn wir wollten das Restaurant, so schnell wie möglich eröffnen und beginnen Geld damit zu verdienen, zumal auch noch die Hauptsaison vor der Tür stand. Im Moment sah es jedoch so aus, dass ich die Insel nicht nur ein Mal nach dem Baumeister absuchen musste, um zu erfahren, wann es endlich weitergeht. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn der Mann hatte fast an jedem bewohnten Ort der Insel eine Baustelle und auch einige Nebenfrauen, wo er sich aufhalten konnte.

Asiatische Gelassenheit hin oder her, ich hatte die Schnauze voll und meine Partnerin ebenfalls. Als er sich nach einigen Tagen wieder Mal bei uns sehen ließ, um nach Geld zu fragen, sagten wir ihm, dass sein Auftrag bei uns erledigt sei. Ich zahlte ihm noch den Betrag aus, der ihm meiner Meinung nach bis zu diesem Zeitpunkt zustand und damit war der Fall für mich erledigt.

Der Baumeister sah das jedoch ganz anders. Er war aufgebracht und stellte weitere finanzielle Forderungen. Zuerst diskutierte er noch mit mir auf Englisch, aber dann ging das Ganze, nur noch zwischen ihm und meiner Partnerin, ins Thai über. Ich konnte dem nicht mehr folgen, aber bekam mit, wie sie den Baumeister kurzerhand des Grundstücks verwies. Er rückt laut fluchend ab, sollte aber im Laufe der Zeit noch viele Male wiederkehren, um lautstark von der Straße aus über uns zu schimpfen.

Nun standen wir da mit unserem halb fertigen Restaurant. Die Bodenplatte war noch nicht fertig gegossen, man sah das Eisengitter liegen. Küche, Toilette und Badezimmer waren zwar fertig gemauert aber noch nicht verputzt und gefliest. Wenigstens war bereits das Dach drauf und die Wasseranschlüsse funktionierten. Doch woher nun so schnell jemanden nehmen, der für uns fertigbauen konnte? Die Lösung des Problems wohnte gleich bei uns gegenüber.

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Insulaner beim Chilly pflücken

Unser Bekannter, der Mann der Snackverkäuferin, arbeitete ja hin und wieder auf Baustellen und war vielleicht in der Lage unseren Bau fertigzustellen. Dieser willigte in sein wahrscheinlich bisher größtes selbstständiges Projekt ein, nur das die Sache einen Haken hatte. Wir erfuhren, dass er für die nächsten 3 bis 4 Wochen einen Job auf dem Festland angenommen hatte, sodass wir diese Zeit noch warten müssten.

Obwohl das gar nicht in meinen Zeitplan passte, sagte ich zu, zumal er mir auch einen echten Freundschaftspreis machte. Ich stellte mich schon auf die Wartezeit ein, da hatte meine Partnerin die Idee, das Restaurant einfach jetzt schon zu eröffnen. Sie habe bereits überall verkündet, dass es bei uns zukünftig Gerichte aus ihrer Heimatregion, dem Isaan, geben wird und nun könnten die Leute es gar nicht mehr abwarten. Dass sie das Essen auf einer Baustelle serviert bekommen würden, wäre den Insulanern vollkommen egal.

Da ich mich bis dahin immer auf das verlassen konnte, was meine Partnerin mir empfohlen hatte, fuhren wir erneut an das Festland, kauften eine Restaurant Grundausstattung ein und transportierten wieder alles auf die Insel. Anstatt auf den von mir entworfenen Holzbänken zu sitzen, würden die Gäste eben vorerst mit Plastikstühlen vorlieb nehmen müssen.

Wie es weitergeht mit unserem unfertigen Restaurant im Dschungel der Elefanteninsel und ob uns wirklich Gäste besucht haben, erfahrt ihr im nächsten Teil der Geschichte meiner Auswanderung.

Wenn ihr euch gut unterhalten gefühlt habt, würde ich mich sehr über ein Upvote freuen und vergesst nicht mir auch gleich zu folgen!

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Wie alles begann

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wir europäer denken das ambiente zählt, den asiaten ist gesellschaft viel wichtiger. warum auch nicht im halbfertigem restaurant zusammen kommen. ich denke den thais ist geselligkeit beim essen auch noch wichtiger als die plastikstühle. also ich würde auch am boden sitzen, wenn ich dafür eines deiner erlebnisse von dir erzählt bekommen würde.

Da hast du vollkommen recht, den Thais ist beim Essen die Gesellschaft von Anderen wichtiger, als ein schickes Ambiente drum herum. Was die Qualität der Küche angeht, sind sie aber sehr wählerisch.

Ich bin mir sicher, wir beide hätten viel Spaß :-)

Ist eine sehr große Umstellung, wenn man in Asien unterwegs ist, alles ganz anders hier.

Kann ich nur bestätigen.

Oh man... ich höre immer wieder von solchen Spielchen der Bauherren und Behörden in Thailand.

Vor den Behörden war man zu dieser Zeit noch sicher auf der Insel, aber genug schräge Vögel gab es schon. War gerade dabei, dass zu merken.

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