Zu viele Köche verderben den Brei - 2.0

in #deutsch7 years ago (edited)

Zweiter Teil. . .

In kleinen Gruppen und Strukturen ist die Anonymität ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen. Da die Bewusstheit einer durchschnittlichen Gruppierung wahrscheinlich alle Gruppenmitglieder nur bis zu einer beschränkten Anzahl von vielleicht 300 Personen umfassen und auffassen kann, ist es ein kniffliges bis aussichtsloses Vorhaben in so einer kleinen Gemeinde nachhaltig unterzutauchen. Man müsste schon das verdammte Kaff verlassen, um verschwunden zu bleiben.

In einem Nest mit, 300 Einwohner wird es kompliziert sich seiner Aufmerksamkeit zu entziehen, sich in Luft aufzulösen scheint gar unmöglich, da jeder Dorfbewohner den anderen Dorfbewohner kennt und irgendwie auch weiß wie der so funktioniert und drauf ist. Ob Psychopath oder normal verrückter. Sehen wir uns nun gegensätzlich den Moloch an. In einer Stadt wie, zum Beispiel, New York, oder, Mexiko City, unterzutauchen, scheint einfach, geradezu beängstigend einfach. Man fährt hin und ist verschwunden. Dort interessiert sich keine Sau für die andere Sau und die ärmsten Schweine sind grundsätzlich die unsichtbarsten, unscheinbarsten Penner auf der Straße.

Wie unbekannt kann ein Menschenwesen in einer Großstadt sein? Probieren sie es einfach selbst an sich aus und fliegen sie noch heute in eine Weltmetropole und fragen sie dort Menschenaufläufe, wer sie sind. Nicht wer die sind, sondern wer sie sind. Vielleicht kann ja irgendjemand sie richtig identifizieren. Der Langzeit-Obdachlose in der Fußgängerzone der Innenstadt wurde letzte Woche entfernt. Ich frage mich schon, wo er nun geblieben ist, doch kümmert es mich nachhaltig eher wenig, weil mir der Typ ja komplett am Arsch vorbei geht. Entweder sitzt morgen ein neuer Vertreter seiner Zunft dort, wo er gesessen hat, oder die Ecke wurde kurzfristig aufgelöst, oder an die Exekutive verspielt.

Stellen wir uns nun eine Gesellschaft von etwa 300 Personen vor, abgeschnitten, vielleicht in einem unabhängigen Clan formiert, irgendwo am Arsch der Welt, selbstversorgend in einem Bergdorf im 19. Jahrhundert. Es lebt sich nicht gerade unbeobachtet an diesem Platz. An diesem Ort kennt sich jede Persönlichkeit so gut, wie es eben sein muss, dass sie weiß, was wichtig scheint, um mit dieser Person auf einer kooperativen Partnerschaft verlangt zusammenzukommen. In einer unübersichtlichen anonymisierten Masse vieler einzelner Einheiten werden besondere Eigenheiten verstärkt auftreten und teilweise zur Schau gestellt, aber alles in allem weniger sichtbar wahrgenommen.

Das war der zweite Teil von "Zu viele Köche verderben den Brei"
Fortsetzung folgt!

Dr. Kristian Stuhl
Altruist, Gutmensch, Philanthrop, bester Banker der Welt, Mitbegründer von Gott

Zu viele Köche verderben den Brei 1.0
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