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RE: Buchbesprechung Skin in the Game von Nassim Taleb - Teil 2

in #deutsch7 years ago (edited)

Zu Kapitel 1 möchte ich anmerken, daß die Schlußfolgerung aus den Bibelzitaten einen logischen Fehler hat.
Buch Exodus fordert die Sippenhaft, Buch Deuteronomium schließt lediglich die Todesstrafe in Folge einer Sippenhaft aus. Somit widerspricht sich das nicht.

Meine Schnellsuche gerade hat aber auch keine weiterführende Klärung ergeben...

Und das macht einen entscheidenen Unterschied, denn die "Schuldfrage" kann ja, wie überall, auch bei der Sippenhaft falsch beantwortet werden. Finanzielle Dinge kann man begrenzt mehrfach rückabwickeln, eine Exekution nicht.

Ich weise unabhängig vom Obigen darauf hin, daß mich an Talebs Argumentation das unsägliche Beispiel der "Deutschen, die für Kriegsverbrechen zahlen", ziemlich nervt. Ich werde keine Aufrechnung von Kriegsverbrechen der vergangenen Jahrtausende machen, kann mir aber gut vorstellen, daß beim Anlegen vergleichbarer Meßlatten diverse andere Nationen ebenfalls erhebliche Beträge an wen auch immer abzuführen hätten. Seltsam, daß immer "wir" ausgepackt werden, wenn man einen Sack zum Draufhauen braucht...
Dem interessierten Leser lege ich hierzu das Buch "Beuteland - Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945" von Bruno Bandulet, ISBN 978-3-86445-307-6, ans Herz.

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Zu Kapitel 1 möchte ich anmerken, daß die Schlußfolgerung aus den Bibelzitaten einen logischen Fehler hat. Buch Exodus fordert die Sippenhaft, Buch Deuteronomium schließt lediglich die Todesstrafe in Folge einer Sippenhaft aus. Somit widerspricht sich das nicht.
Deine Erklärung klingt logisch. In der Bibelquelle, steht es jedenfalls unter Verbot von Sippenhaft. Gute Frage, ob sich die Regel wirklich nur auf die Todesstrafe bezieht, oder ob es als allgemein gültige Regel für Straftaten aller Art ausgelegt werden kann. Darüber gibt es bestimmt auch bei Religionswissenschaftlern unterschiedliche Ansichten.

@argalf

Meine Schnellsuche gerade hat aber auch keine weiterführende Klärung ergeben...

@stehaller

Darüber gibt es bestimmt auch bei Religionswissenschaftlern unterschiedliche Ansichten.

Dann kann ich erstmal meinen Frieden damit machen, in den Indizes der 3 mit vorliegenden Bibelausgaben nichts erhellendes gefunden zu haben. Puuuh...

Hab heute mal bei einem Theologen nachgefragt.
Eigentlich ein absoluter Experte (lange Zeit Studium im Vatikan, etc.).
Auf die Frage, ob sich das Verbot der Sippenhaft nur auf die Todesstrafe bezieht oder ob das eine allgemein gültige Regel ist, konnte er mir leider auch keine Antwort geben.

Ich habe dazu unter bibelwissenschaft.de noch diese Information gefunden:

3.1.2. Die Rechtsbedeutung der Sippe

... Sippen sind ferner für die Wahrung der Rechtsordnung zuständig und stellen eine Haftungsgemeinschaft („Sippenhaft“) dar. Sowohl gute (Jos 6,23; Ri 1,25) als auch schuldhafte Taten (Lev 20,5) wirken sich auf das Wohlergehen der Sippe aus. Um die schuldhaften Auswirkungen zu begrenzen, hat die Sippe die Pflicht, das Recht durchzusetzen. Sie muss gegebenenfalls schuldhafte Mitglieder aus ihren Reihen ausmerzen (Lev 20,5; 2Sam 14,7; vgl. auch Hi 31,34)...

Für mich lesen sich diese Textstellen, speziell Lev 20,5, tatsächlich eher wie eine "selektive" Auswahl bei der Rache und nicht wie eine Pauschalverurteilung wegen Sippenzugehörigkeit.

Aber damit sind wir auch weit genug in die Details geklettert, glaube ich...

Ich weise unabhängig vom Obigen darauf hin, daß mich an Talebs Argumentation das unsägliche Beispiel der "Deutschen, die für Kriegsverbrechen zahlen", ziemlich nervt.
Aus dem Buch geht irgendwie nicht hervor, wie Taleb dazu steht. Im ersten Abschnitt, scheint es als sei er dagegen, aber im zweiten Abschnitt argumentiert er dafür.

Zu den deutschen Kriegsverbrechen noch mal:
Es wird solange gefordert werden, wie Deutschland bereit ist zu zahlen.
Man ist ja damals auch auf die DDR zugekommen, als die sich sofort geweigert haben, gab es nie wieder Forderungen.
Ich finde es ja absolut richtig, dass diejenigen die im KZ gesessen haben, oder die Angehörigen von im KZ ermordeten entschädigt wurden. Ich kann aber nicht verstehen, warum Israel immer wieder U-Boote geschenkt bekommt und das dann mit dem 3. Reich begründet wird.

das mit der Entschädigung ist so eine Sache. Mein Großvater ist als Katholik in Mauthausen 1944 ermordet worden. Sein Vergehen war Libertär zu sein und als Prof. in Linz/aD Libertäre Lehren zu verbreiten. Sein weiteres Vergehen war mit den sozialistischen Rechtswissenschaftler Hans Kelsen eng befreundet zu sein. Sollte meine Familie auch Entschädigung fordern? Sollte ich als Enkel auch Entschädigung nachfordern? Das mit der Rechtmäßigkeit von Entschädigungen ist so eine Sache. Den Mord an meinem Großvater kann man nicht entschädigen und es ist ethisch verwerflich sich von Unbekannten und vielleicht Unschuldigen Entschädigungen abzuholen und einzufordern. Aber das ist nur meine Meinung.

Mit der Entschädigung der Angehörigen habe ich Kinder oder Ehefrauen gemeint, denen durch die Ermordung ihres Vaters bzw. Ehemanns ein direkter Schaden entstanden ist.
Eine Entschädigung muss es meiner Meinung nach immer geben. Es sollte sogar im Strafrecht, das Hauptaugenmerk auf die Entschädigung des Opfers gelegt werden. Die Entschädigung sollte aber immer vom Täter geleistet werden. Die ganzen Nazigrößen von damals hatten mit Sicherheit alle ein sehr großes Vermögen angehäuft, das hätte man für die Opferentschädigung nehmen können (müssen). Ob das geschehen ist, weiß ich nicht.
Ich gebe Dir natürlich Recht, das es in gewisser Weise unrechtmäßig war, dass selbst Menschen, die im Widerstand waren, mit ihren Steuergeldern nach dem Krieg für die Verbrechen der Nazis geradestehen mussten. Die Verbrechen der Nazis waren einfach so gewaltig, dass eine perfekte Lösung für die Opferentschädigung, die allen gerecht wird, extrem schwierig war. Ich traue aber der damaligen Regierung unter Konrad Adenauer aber schon zu, dass sie bemüht waren, die beste Lösung zu finden.
Darum wäre ja eine Privatrechtsordnung so wichtig, damit solche staatlich organisierten Massenmorde nie wieder vorkommen können.

Meine Großmutter und meine Mutter hatten nichts erhalten und die Vermögen der Nazigrößen wurden nicht verwendet. Ich werde bezüglich der Vorgehensweise in Bezug auf die Nachkriegszeit und Entschädigungen bei Gelegenheit einen zwei oder Dreiteiler verfassen. Muss dazu noch einige Dokumente scannen die unsere Familie in Händen hält. Man wird staunen was tatsächlich geschah. Und ob Adenauer das richtige getan hat, bezweifle, nein verneine ich.

Ich weiß dazu leider zu wenig. Im Studium im Zeitgeschichte Seminar wurde das nur sehr kurz angesprochen.

Kann ich mir gut vorstellen. Das ist ein Thema worüber nicht gerne bzw. nicht gesprochen wird.

Aber nebenbei eine Frage: Warst du beim 20järigen ef- Treffen in Usedom? Oder beim Baader Treffen in Kirrlach dieses Jahr? Wenn ja, könnte es sein, das wir uns dort begegnet sind

Nein, bei diesen Treffen war ich noch nie.

Dann empfehle ich Dir solche Treffen, oder auch vom Misesinstitut, oder auch von Hans Hermann Hoppe in der Türkei, oder Veranstaltungen des Hayek Clubs zu besuchen. Es ist eine Erfahrung und man wird erstaunt sein, welche verschiedensten Menschen man dort kennenlernt. Vor allem die Diskussionen sind schon eine Erfahrung wert. Man sollte Glauben, dass wenigstens in diesen Kreisen eine Erkenntnis über das Wesen des Geldes existiert. Du wirst überrascht sein wie wenige das sind, selbst unter den hochkarätigen Referenten die darüber referieren und lediglich gelesenes wiedergeben ohne das gelesene fortzuentwickeln. Wenn ich dort schon den Satz "Geld ist ein Aufbewahrungsmittel" in Frage stelle und diesen etwas verändere, indem Ich sage, es wäre besser den Satz so zu formulieren "Geld dient als Aufbewahrungsmittel" entstehen hochinteressante Diskussionen. Wenn ich sage, dass es in einer Kreditgeldwirtschaft kein "Einkommen" gibt außer bei den Banken und den Staatenlenkern selbst, beginnt das große Schlucken.

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