Die Verheißung der Bene Gesserit, Vol. 3

in #deutsch7 years ago (edited)

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Am Abend steht Schreck vor seiner Hütte, über dem See. Das Wasser in der alten Sandgrube blinkt und blitzt im letzten Gleißen des Tages, von dem sich Schreck magisch angezogen fühlt. Dort drüben, fast schon im Schatten liegt die Insel. Über dem Ganzen, wölbt sich kalt ein ein stahlblauer Himmel, voller scharf umrissener, schlanker Wolken, die lang gestreckt über den Tannen liegen und die Sonne abdecken. Es ist ein ganz unwirklicher Moment. Wer schon einmal so einen Himmel gesehen hat weiß, wie schnell besondere Momente vergehen. Dieser Himmel steht seit einer halben Stunde still, wie ein Gemälde und Schreck's Gedanken fliegen irgendwo.

Eine Bewegung auf der Insel holt Schreck zurück in die Gegenwart. „Was zum Teufel?“, fährt er auf. Er bückt sich, wie zum Sprung über das Wasser und fixiert das Halbdunkel hinter dem Ufersaum des Eilands. Schreck schaltet sich auf die Kette und ruft den Zwerg vom Dienst. „Hinter Tor neun ist Bewegung. Was habt ihr zum Beben zu vermelden? Ist Sinner im Dienst?“ „Der OvD heißt Timtiff? Auf der Insel ist jemand. Ich fürchte, das ist dieser dämliche Springer. Tür neun.“
„Tür neun ist in Ordnung. Der Delinquent schaufelt seit Stunden Sand.“
„Überprüfen!“
„Sind Sie der OvD?“
„‘Tschuldigung!“
„Seismische Aktivitäten in der Pfalz.“
„Danke und over.“

Der Himmel ist noch immer aus Stahl, auf der Insel bewegt sich nichts mehr und Schreck befürchtet langsam, einem Trugbild aufgesessen zu sein, da sieht er jemanden über das Wasser wandeln. Direkt auf ihn zu. Als ginge da jemand über eine Holzbohle. die man im Glitzern des Wassers nicht sehen kann. Da kann Schreck seine Augen wischen, blinzeln und sich an der Realität justieren wie er will, der Typ läuft eindeutig über das Wasser und kommt näher. Schreck macht unruhige Tippelschritte nach links und stiert auf das Unglaubliche. Dann tippelt er wieder nach rechts. beunruhigt und fast so, als müsse er sich vorbereiten auszuweichen und versuchte die Richtung zu schätzen, aus der das Ding auf ihn zu kommt. Die Situation ist so unwirklich wie unausweichlich, so dass er beschließt, einfach bis zum Ende mitzuspielen. Der freundlich lächelnde Wasserwandler hat leuchtend blaue Augen dort, wo andere Weiß tragen. In seiner Armbeuge liegt eine Art Monstranz. Goldene Strahlen zeigen vom kleinen, zentralen Fensterchen aus radial in alle Richtungen. Das Glas ist auf beiden Seiten konvex gewölbt. Innen liegt etwas. Schreck kann es nicht erkennen.

Weiterhin freundlich lächelnd erreicht der Mann das Ufer, keine fünfzig Meter vor Schreck. „Komm zu mir, freundlicher, kleiner Mann. Wer bist du? Ich bin Muad‘Dib, die kleine Maus. Ich komme von Arrakis und bringe dir Spice.“ Schreck bleibt nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen. Ohne einen Schimmer zu haben, was Spice ist, stapft er missmutig in Richtung der Erscheinung. Ursprünglich wollte er seinen Feierabend genießen. Das ist es nicht, Misstrauen. Das wäre zuviel gesagt, aber so richtig glauben kann er die Geschichte nicht, die sich völlig selbstständig vor seinen Augen spinnt. Sogleich prüft er mit einem Zwicken in den Arm, ob er nicht vielleicht einfach nur träumt. Eingeschlafen nach schwerer Arbeit, ja, das wäre eine gute Erklärung für all das. Nun, da die ruhigen, blauen Augen von Muad‘Dib in den seinen ruhen, entspannt er sich langsam und bietet mit einer unbeholfenen Geste an, sich in den Sand zu setzen.

„Womit kann ich dienen?“, fragt er höflich. Der freundliche Mann kreuzt seine Beine und sagt: „Du kannst diese Monstranz annehmen, ein Haus um sie herum bauen und die Zwerge einladen, dich zu besuchen um ihr zu huldigen. Dass alle rein im Geiste werden, sich läutern und den Weg des Muad'Dib gehen.“ „Den Weg des WIE?" „Dir ist der Muad‘Dib erschienen, Zwerg! Das ist ein Wunder und du musst nur daran glauben. Es funktioniert zuverlässig. Die Monstranz wird dir Spice spenden, solange der Wurm noch auf dem Schiff ist.“ Lade deine besten Jünger und baut dem Muad'Dib ein Haus. Dann werdet ihr nie wieder darben. Schreck ist alles, nur nicht gesellig. „Und wenn ich niemanden einladen will? Ich habe keine Jünger.“ Und nun passiert etwas, das Schreck überhaupt nicht mehr versteht. In seinem Kopf schimpft eine Frauenstimme, eine richtige Stimme: „Beim Kodex der Bene Gesserit! Muss man diesen tumben Trotteln quer durch die Galaxis immer wieder auf's Neue erklären, was ein Wunder ist? Ich bin so müde!“

„Dann genießt du dein Spice eben für dich alleine, sagt der Mann, der sich Muad'Dib nennt. Du musst jedoch vom Wunder künden. Lege Zeugnis ab von dem, was du gesehen hast und nenne es niemals Spice. Sonst finden dich die Lords. Das Wort klingt durch's Universum, wie eine Posaune. Denke es nicht einmal und wenn ein fremdes Schiff kommt, vergiss nie wie es heißt, aber suche ein neues Wort dafür.“ Der Deal scheint in Ordnung zu klingen und Schreck nimmt dankend an. „Empfange den Muad‘Dib, Zwerg Schreck, gehe hin und sähe den Wurm.“ Am unwirklichen Himmel blitzt ein Licht. Schreck sieht hin und als sein Blick zurück findet, ist der freundliche Herr verschwunden.

Die Monstranz ist geblieben. Also war das ganze Ding real, sonst würde hier auch nichts herum liegen. Schreck nimmt sie an sich und stellt im Aufheben fest: Das ist ein verdammt schweres Teil. Es ist Echt! Im Bazar bringt das eine goldene Nase. Die gläserne Kapsel ihres Zentrums birgt einen Fingerknochen mit schrumpeliger Haut, eine Art Skalp und ein Stück dicke Haut. Sehr, sehr dicke Haut, mit einer Borste. Schreck ist nicht dumm und weiß, dass er ein Haus für das Ding bauen muss, oder er lässt es jetzt liegen und haut ab.
Ich nehme es erst einmal mit nach Hause. Leute, ich bin ein Zwerg. Gold ist mein Leben. Mein Zuhause wäre ja praktisch schon mal ein Haus drum herum, um das Ding. Ich muss es nur irgendwie Paula beibringen. Wenn die nicht will, wird das kein Spaß werden. Schreck stellt das Teil im Schuppen ab und geht an die Pumpe, um sich die Hände waschen.

Die Teile im Einzelnen. Die Verheißung der Bene Gesserit Vol. 1, Vol. 2, Vol. 3, Vol. 4, Vol. 5, Vol. 6, Vol. 7, Vol. 8, Vol. 9, Vol. 10, Vol. 11.


Bild mit vielem Dank von Wikimedia.


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Just a Frog Mouse in a story of the Steem.


Sort:  

Wer ist der Zwerg Schreck?
Welche Bene Gesserit hat zu ihm gesprochen? Jessica (könnte auch Pauls Schwester sein? bzw was ist mit ihr passiert?)

Muss man diesen tumben Trotteln quer durch die Galaxis immer wieder auf's Neue erklären, was ein Wunder ist? Ich bin so müde!“

Hat mich zum Schmunzeln gebracht.

Man braucht, aber schon ein bisschen (Vor)wissen(durch die Bücher?), mir sind einige Dinge unklar bzw. zusammenhangslos zB Muad‘Dib hat ja mehrere Bedeutungen

Klasse @gexi. Du bist einer meiner konstruktivsten Kritiker, was mich sogleich auf einen konstruktiven Gedanken bringt. Der erste Teil fehlt. Die Verheißung der Bene Gesserit geht eigentlich bei Nr 2 los. Super. Ich danke dir fürs Lesen und darüber Schreiben. Aber echt, Soll ich wirklich tausend Schttttammbäume zurück schreiben? Nur die Personen, die in dem irren Stück auftreten, werden im ersten Teil erwähnt. Das ist Arbeit genug, @gexi.

Bitte, gerne. Ich habe zu danken, weil mir gefällt die Geschichte/Idee, sonst hätte ich mich damit auch nicht weiter befasst. Bin ein SciFiFan bzw. Drogen und ihre Wirkungen faszinieren mich einfach.

Schttttammbäume zurück schreiben? Nur die Personen, die in dem irren Stück auftreten, werden im ersten Teil erwähnt. Das ist Arbeit genug,

Stimmt schon, werde mich auch noch weiter informieren, damit ich mehr "richtige" Fragen stellen kann!

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