Tägliche Motivation #12

in #deutsch7 years ago

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Heute ist die tägliche Motivation eher ein Appell. Wenn man als Mediziner arbeitet, dann hat man es mit den unterschiedlichsten Patienten zu tun. Mit unterschiedlichsten Patienten meine ich hier nicht unterschiedliche Krankheiten sondern ich meine die verschiedenen Typen.

Es gibt Leute, die kommen zum Arzt, Heilpraktiker, Mediziner und verlangen nach der Wunderpille ohne selbst bereit zu sein, etwas gegen den Grund ihrer Erkrankung zu tun. Da ist zum Beispiel dieser stark übergewichtige Mann, der aufgrund seines Übergewichts zig andere Probleme hat. Dieser Mann kommt nun zu mir und möchte von mir, dass ich ihn gegen Diabetes behandle. Zudem hat er Atembeschweren, Rückenschmerzen und Knieschmerzen. Ohne grosse Schwierigkeiten kann ich auf Anhieb erkennen, dass all die Leiden, die dieser Mann hat durch sein enormes Körpergewicht bedingt sind.

Ich könnte diesen Mann jetzt mit Akupunktur gegen die Knieschmerzen behandeln und nach 3 bis 5 Behandlungen wäre er sicher auch schmerzfrei... doch die Frage ist, für wie lange? Denn bei dieser Masse, die sein Knie zu tragen hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Schmerzen zurückkehren. Ich als Mediziner darf nicht das Symptom behandeln, sondern muss die Ursache finden und diese dann beheben. Doch dies kann ich nur, wenn der Patient auch wirklich geheilt werden will.

Wenn ich jetzt in diesem Fall diesen Mann behandeln würde und seine Knieschmerzen nach ein paar Wochen wieder zurückkommen werden, höchstwahrscheinlich sogar noch stärker als zuvor, dann wird dieser Mann behaupten, dass Akupunktur nichts bringt. Deshalb, um diesem Mann wirklich helfen zu können und um kein schlechtes Bild auf Akupunktur zu werfen, kläre ich den Mann über die Gründe seiner Leiden auf und frage ihn dann, ob er denn wirklich bereit ist, künftig die Ursachen seiner Krankheit zu meiden. Erst wenn er wirklich den Willen zeigt, dass er dazu bereit ist fange ich an ihn zu behandeln.

Deshalb möchte ich euch mit auf den Weg geben, erwartet keine Wunder von Medizinern. Ihr selbst müsst bereit sein, die Ursachen eurer Leiden zu meiden. Sobald ihr diese Ursachen gefunden habt und beginnt diese zu meiden, beginnt in eurem Körper ein Selbstheilungsprozess, welchen dann der Mediziner eurer Wahl mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen unterstützen und beschleunigen kann.

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Hallo Andalucia,

auch ich habe mit Patienten zu tun und begegne diesem Problem leider auch öfter.
Ich höre dann "Wie? Turnen kann ich auch zu Hause, massieren Sie mich doch lieber mal!" - Nur, dass ich genau weiß, dass diese Person wahrscheinlich zu Hause kein einziges Mal "turnen" wird.
Ist natürlich nicht immer so, aber ich bin auch oft demoralisiert, weil ich versuche den Patienten Linderung zu verschaffen und der Fortschritt, aufgrund fehlender Eigeninitiative, recht schnell wieder stagniert, wenn es denn einen gab.
Ich mache es ganz gerne so; ich mache erstmal ein "Zugeständnis" und sorge mit irgendwelchen Techniken für eine schnelle Besserung. Damit gewinne ich Vertrauen und Motivation des Patienten. Und wenn das geschafft ist gebe ich dem Patienten "Werkzeug" zur Hand, um das zu erhalten. Beklagt sich der Patient dann, dass die Beschwerden zurück gekommen sind ist meine erste Frage: "Haben Sie gemacht, was wir besprochen haben?"
Es ist nicht leicht und auch oft ärgerlich, aber andererseits sind es ja auch nur Menschen, die vielleicht wenig Zeit, Probleme mit Disziplin, kognitive Einschränkungen, Antriebsschwäche oder andere Gründe haben.
Das ist natürlich keine Ausrede, aber eine Erklärung. :-)

Ich drücke dir die Daumen, dass du in zukunft viele motivierte und selbstreflektierte Patienten hast!

Danke für deinen Kommentar!
Ist eine schöne Zusammenfassung meiner Erfahrungen; diese Erfahrungen teilen alle, die in Heilberufen arbeiten.
So wie du es machst mit den "Zugeständnissen" halte ich es auch bei Patienten, bei denen ich den Eindruck habe, sie werden sich an einen Bruchteil der Richtlinien halten. Patienten, bei denen schon von vorne herein klar ist, dass sie keine Eigeninitiative haben, schicke ich tatsächlich nach Hause um zu "turnen", wie du dies so schön formuliert hast oder gebe ihm einen Ernährungs- und Bewegungsplan mit und bitte ihn wiederzukommen, wenn er einen Monat danach gelebt hat. Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Patient nie wieder kommen wird.

Danke für deine Wünsche:) Ich wünsche dir das Selbe!

Danke :-)

Arbeitest du hauptsächlich mit Stoffwechselpatienten?

Keine Ursache :)

Ich habe mit den unterschiedlichsten Patienten gearbeitet, die du dir nur vorstellen kannst. Von chronischen Schmerzpatienten, über Autisten, bis zu Kindern mit Wachstumsstörungen war so ziemlich alles dabei, was man sich vorstellen kann.

Z.Zt. arbeite ich leider gar nicht mit Patienten, da ich erst vor ein paar Monaten (innerhalb Spaniens) umgezogen bin.

Wow, okay klingt spannend, sowohl mit als auch ohne Patienten!

Hallo @Andalucia,
schön, dass es Menschen gibt, die die Wichtigkeit einer Ursachenbehandlung erkennen und versuchen in anderen Menschen das Bewusstsein dafür zu wecken. Das finde ich persönlich auch ganz ganz wichtig. :)

Ich erlebe es in unserem Gesundheitssystem so, dass einfach auch von den Medizinern eine Symptombehandlung propagiert wird, wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob die Mediziner die Quelle des Übels sind. Vielleicht sind es sogar eher die Krankenkassen selbst und vermutlich am ehesten die Pharmaindustrie bzw. *hust -Lobby... Das mag wie eine Verschwöhrungstheorie klingen ;) ...aber wenn wir alle gemeinsam, Mediziner und Patienten, unser Augenmerk mehr auf die Ursachenbehandlung richten würden, würde unser Gesundheitssystem nicht mehr so viel Geld schaufeln können oder? ;)
Irgendwo wird man auch dahin "erzogen", man könnte auch sagen, unbewusst beeinflusst, dass es doch bequemer ist eine schnelle Symptomlinderung zu erreichen. Dazu zeigen ja auch zahlreiche Studien, dass Menschen eine kurzfristige Verbesserung/Linderung/Befriedigung einer langfristigen Lösung vorziehen.

Ich glaube auch, dass das Thema "Ursachenbehandlung" nochmal vielschichtiger ist. Klar fehlt vielen Menschen das Wissen über die Bedeutung oder die Motivation etwas wirklich grundsätzlich zu verändern oder mehr Verantwortung für sich zu übernehmen (und nicht einfach einem fremden Doktor zu sagen "Mach mich wieder fit"), aber es gibt auch Angst. Angst hinzuschauen, Angst vor diesen ursachen, Angst vor den Konsequenzen und das Wissen darüber, dass sich vieles verändern muss, damit man wieder gesund wird. Dann kommt die Scham, das schlechte Gewissen, die geringe Disziplin und und und...

Meine Erfahrung ist, dass man jeden Menschen dazu motivieren kann an die ursachen seiner Leiden gehen zu wollen. Man kann jedem begreifbar machen, warum es so wichtig ist und dass das vielleicht ein längerer Weg wird, aber einer, der sich echt lohnt. Aber es geschieht nicht mit Zwang, Druck, Strenge und gar nicht mit "Wenn Sie das nicht einsehen, wollen Sie wohl weiterhin leiden." Ich denke Wertschätzung, eine wohlwollende und nicht verurteilende Haltung, Herzlichkeit und viel Aufklärung sind wesentlich hilfreicher.

Meine Erfahrung ist auch, dass sich immer mehr Menschen für eine Ursachenbehandlung interessieren und sich dafür öffnen und wirklich auch bereit dafür sind. Aber das sind natürlich im Verhältnis noch nicht genug.

Ich glaube aber auch, dass der beste Weg der gemeinsame Weg ist. Sowohl der Mediziner, als auch der Patient sollten gemeinsam an einem Strang ziehen. :)

Danke für diesen wertvollen Kommentar!
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, ausser, dass es leider keine Verschwörungstheorie, sondern die Realität ist:)

Bravo, endlich sagt es mal jemand!
Ein Freund von mir leidet unter Depressionen und war in "Behandlung", da haben sie ihm dann diverse Anti-Depresiva verschrieben und das nannten die dann "Therapie"...so ein Schwachsinn.
Mein Freund hat dann mal gesagt er mache da nicht mehr mit und wolle keine Medis mehr nehmen und somit wurde die "Therapie" abgebrochen.
Ich habe ihm dann geraten trotzdem mit einer Therapie weiter zu machen aber bei einem wirklichen Therapeuten, welcher sich dem Grund der Depressionen an nimmt und nicht einfach Symtombekämpfung betreibt.
Da hat er mich dann ausgelacht und gemein, es gäbe keine Therapie ohne Medis, da mach er nicht mit.
Ich versuchte dann mit Achtsamkeit und Meditation ob ich so durchkam, leider nein...

Es ist völlig schade, dass in unserer Gesellschaft Achtsamkeit und Meditation so schlecht geschrieben ist!
Wenn jeder seine "Problem" selbst beheben könnte, wären wir in einer wunderbaren Welt angekommen, wo wir uns um das Gemeinwohl sorgen könnten.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Es ist schön zu sehen, dass es doch Leute gibt, welche die wirklichen Probleme bekämpfen wollen und nicht nur "Medis" nehmen...

Ich glaube, eine Depressionsbehandlung erfordert langen Atem (die Behandlung psychischer Störungen generell) und jeder Betroffene muß sich auch selbst seinen Werkzeugkasten zusammenstellen. Ich kann mit Achtsamkeit (oder den unter den Begriff fallenden Übungen, die wir in den letzten Wochen lernten) und Meditation wenig anfangen, da ich ohnehin gern "wegträume". Auch Medikamente sind nicht bei allen gleich wirksam. Und man braucht Pausen von der Therapie, die ja durch das Gruppenerlebnis auch anstrengend ist. Ich bin gerade in der ersten Woche nach der Tagesklinik und merke, daß es mir durchaus auch gut tut, ich auch schaffe, Dinge wegzuarbeiten, wenngleich nicht in dem Umfang, den ich gern hätte.
Antidepressiva sind ja ein Mittel, das im Akutfall schnell Abhilfe schaffen kann - man gibt ja einem Menschen mit einer starken Verletzung auch auf jeden Fall ein Schmerzmittel, damit Körper und Seele sich auf anderes konzentrieren können. Soweit ich bis jetzt bei meiner Suche nach einem Klinikplatz für später herausgefunden habe, sind sie nicht die Hauptsäule der Behandlung. Aber es hängt auch immer von der Mitarbeit des Patienten ab, welche Optionen ihm die Ärzte bieten.

Natürlich hast Du recht, dass jeder Mensch anders reagiert und seinen eigenen "Werkzeugkasten" braucht. Aber ich denke wenn man den normalen Tag richtig achtsam verbringt...merkt was macht einem Freude, was interessiert einen, was stört einen an anderen oder an irgend einer Situation und so weiter... dann kann auch viel besser auf die Gefühle eingegangen werden.
Natürlich braucht dies sehr sehr viel Zeit sich diese "Achtsamkeit", oder wie auch immer man es benennen mag, anzueignen.
Was auch einen positiven Einfluss ahben könnte, wenn man mehr Mitgefühl für andere und deren Situation zeigt.
Zum Beispiel wenn jemand seinen Kaffee ausschüttet, weil ich ihn (unabsichtlich) angeremmpelt habe, und diese Person gleich ausrastet.
Nun könnte ich auch ausrasten und Sachen sagen wie...habs ja nicht gewollt, tu doch nicht so oder ähnliches.
Oder man könnte sich in die Person versuchen hinein zu versetzten und sagen, oh Mist, das tut mir echt leid, ich hab dir den Kaffee versaut den du vielleicht sehr dringend nötig hast weil du... und so weiter...
Hmm ergibt dies irgend einen Sinn für euch?

Achtsamkeit vs. Achtsamkeit. Ich kann selbst schon auf ein relativ langsames Tempo schalten, aber es ist irgendwie etwas anderes, von außen z.B. gesagt zu bekommen: so, jetzt zählen wir beim Atmen mal bis 3, bevor wir ausatmen. Da blockiere ich dann, das kann ich auch physisch gar nicht.

Bei vielen hilft es wenn sie sich auf den atem konzentrieren damit sie die anderen (dauernden) Gedanken ausblenden können.
Da Du dies wohl schon beherrst bist Du eventuell schon einen Schritt weiter als andere. Ich hoffe Du findest deinen Rhytmus und wirst deinen Weg finden. Ich wünsche Dir auf jedenfall viel Kraft und Ausdauer!

Nein, ich beherrsche es nicht wirklich, sondern gerade dann geht das Gedankenkarussell gern los ...

(Edit: Komma vergessen)

Danke dir für deinen Artikel ;)

Es ist schade, dass es so viele Menschen gibt, die glauben, sogar überzeugt davon sind, dass man mit einer Tablette und ein paar Tropfen alles in den Griff bekommen kann. Aber eben weil es solche Patienten gibt, bzw. weil die absolute Mehrheit der Patienten derart denkt sind die Ärzte nicht gezwungen umzudenken und können weiterhin Symptome behandeln anstatt den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Ein super guter Artikel, wie gewohnt von dir :)
Ich habe so oft Zeit und Herz investiert um Menschen zu helfen die am Ende gar nicht bereit waren, an sich selber zu arbeiten.

Sie wolle alle dasselbe tun wie immer nur andere Ergebnisse. Heute breche ich solche Beziehungen direkt ab weil es einfach nur ein sinnloser Energieraub ist den ich nicht mehr bereit bin zu erlauben.

Danke:)
Ich bin mir gar nicht bewusst, dass meine Artikel super sind. Ich schreibe einfach darauf los ;)

Im Privaten mache ich das ebenso wie du; wenn ich sehe dass ernstgemeinte Hilfe nicht angenommen wird oder sogar nicht Ernst genommen wird, dann verschwende ich nicht meine Energie damit weiterhin versuchen zu helfen. Wenn dann am Ende das eintritt, was unvermeidlich ist aufgrund der Lebensweise der entsprechenden Person hält sich dann allerdings meine Trauer auch in Grenzen.

Viel zu oft wird die emotionale Ursache eines Problems vergessen. Emotionen sind schädigende Chemie und Elektrizität im Körper, so sind z.B. Zellrezeptoren geschädigt, Nährstoffe kommen nicht mehr in die Zellen, der Mensch wird krank. Mehr @cobimaexchen.

Richtig! Und eine Tablette beseitigt keine emotionalen Probleme oder Störungen!

Bist Du Ärztin? :)
Ich finde das Beispiel ein wenig zu einfach gewählt. Einfach weil es soviele Übergewichtige gibt - ich bin auch eine-, da psychologische Dinge bis hin zu dieser "Fat Shaming"-Sache hineinspielen (ich lehne diese "Steh zu Deinem Körper"-Bewegung für mich übrigens ab) und die genannte Geschichte trotzdem Differentialdiagnosen erfordert (es könnte ja auch eine frühere Verletzung mit-ursächlich sein oder ein Bandscheibenvorfall, eine familiäre Neigung zu Herzgeschichten). Sorry, ich finde Medizin selbst viel zu spannend. ;)

Ich kenne mein Eßverhalten. Ich weiß, mit welchen Zutaten ich koche (viel Gemüse, selten Fleisch und Eier, fast keinen Fisch) und wieviel (oft mehr als zwei Portionen, die ich aus psychologischen Gründen nicht aufheben kann, aufwärmen ist irgendwie zu schwierig :( ). Ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion, die eigentlich gut eingestellt ist. Ich mache fast keinen Sport, weil es die Alltagskraft nicht hergibt und ich es mir allein organisieren müßte.
Ich finde die Formulierung "Ursachen meiden" zu einfach. Na, eigentlich sogar das ganze Bild.
Vielleicht sollte ich mich in "Stänkermöwe" umbenennen. (Sage ich ganz ohne Gram.)

Ich bin Heilpraktiker:)
Das Beispiel ist absichtlich sehr schlicht gewählt, dass es gut verstanden werden kann. Ich hatte zwar schon ähnliche Fälle, doch oftmals sind es z.B. Raucher, die durch das Rauchen eine Menge gesundheitliche Probleme bekommen und dann hoffen, dass sie diese nach zwei Behandlungen loswerden und weiterhin mehrere Schachteln am Tag verrauchen können. Doch da nicht jeder raucht und somit mit diesem Beispiel eventuell nicht viel anfangen kann, habe ich das Beispiel von einer stark übergewichtigen Person gewählt.

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