Selbst im Chaos erkennt der Mensch Ordnung. Systeme, die wie Kristalle in der Druse, im Amorphen verborgen liegen. Die Börse folgt vielen Regeln, fußt auf unterschiedlichen Systemen. Ihr amorphes Bild entsteht im Graphen, durch bloße Teilnahme vieler Anleger, Spieler, Trader und gar Süchtiger.

Was gestern mit dem Bitcoin geschehen ist, mutet an wie Chaos, Willkür des Schicksals. Dabei erschließt sich mir ein System in keiner Weise. Kennst du das? Wenn du mit unscharfem Blick mehr erkennen kannst, als beim genauen Hinsehen? Das funktioniert an der Bärse nicht. Weil dein Blick dort grundsätzlich übersteigert scharf ist. So überrascht sie dich immer wieder mit neuen Possen.

Was ich im Verlauf dieser Spinnen–Serie schon sehr präzise vorausgesagt hatte, genau das geschah gestern. Das Ding ist gefallen. Dabei hat es mich so kalt erwischt, dass ich mich fast schon schäme, darüber zu berichten. Aber wir wollen lernen, also muss es raus! Ich war ideal aufgestellt, was aber auch nichts nutzt im Chaos, weil man nichts vorhersagen kann. Ich hatte für den Moment entschieden, doch nicht das hohe Ziel bei 5384 Dollar anzusteuern und ein wenig herum zu spielen.

Ja doch! Ich halte mich nicht an meine eigenen Regeln. Sehr scharfsinnig beobachtet, aufmerksame Leser. Ich sah den Coin so lustig steigen und fallen, wie immer. Daytrade, dachte ich. Nur kurz, weil es so langweilig ist, auf das Steigen des Bitcoin zu warten. Da kann man doch zwischendurch noch was schnappen. Schießlich war ich mitten im vierten Tag des Abwartens angelangt und überhaupt, was schert mich mein Geschwätz von gestern? Oh Einfalt, wie hast du mich gezeichnet! Schaut was passiert ist!

Es genügt, die obenstehende Kurve dieses irren Coins zu betrachten, womit ersichtlich wird, worüber ich mich heute beklage. Ich meine nicht etwa den Absturz. Das und sein Gegenteil passiert wie schon beschrieben, andauernd. Satoshi's Kopfgeburt liebt diese extremen Eskapaden. Es kam schlimmer, als du dir überhaupt vorstellen kannst. Zunächst habe ich, rein zufällig, alles richtig gemacht. Bei 4648 Dollar wurde der wilde Watz kurzerhand verkauft. Bis dahin hatte ich schon 256 Dollar Kursunterschied gewonnen und, Glückspilz, Dollar in der Hand, genau im Moment als das Ding begann, zu fallen.

Der erste, lange, rote Balken startete auf seinem Weg nach unten. Was habe ich mich gefreut! Sprüche wie, Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden und allerlei Euphorie ließen mich fröhlich feixen. Ich wähnte mich bereits mit dem feinen Gespür eines gerissenen Brokers versehen, hatte aber den schlimmsten Fehler schon in Gepäck. Ursache meines Kummers war einerseits, der fixe Gedanke an das Steigen des Coins. Entscheidender Fehler jedoch war die unangepasste Einstellung der Kurvenansicht. Die befand sich in der Minutenansicht. So verkaufte ich den Coin, ganz der abgekochte Daytrader, beim ersten grünen Steigen. Klar, ein Gewinn war gemacht. Er ist aber noch weitere, viele lange Balken nach unten gefallen! Was hätte ich satt verdienen können, ohne diesen unseligen, jähen coinitus interuptus zu Beginn der ganzen Rally nach unten.

Aber was soll Gejammer bringen? Ihr wollt natürlich wissen, wie das zu verhindern ist. Ganz einfach. Hätte ich die Minutenansicht in eine 30 Minuten–Ansicht umgeschaltet, wäre das nicht passiert. In der längerfristigen Dastellung schaust du einem roten Balken auch beim Entstehen und Schwanken zu. Du siehst aber im roten Balken das Grüne nicht. Umgekehrt gilt das auch. Alleine das hätte mich bewogen, einfach abzuwarten. Da bin ich mir jetzt ganz sicher. Der Daytrade lebt vom Umschalten der Kurvendarstellung. Kurzfristig – Langfristig. Tust du es nicht, sitzt du den Trugbildern in deinem Kopf auf.
Nutzt mein Lehrgeld, liebe Steemians. Ich schluchze im Verborgenen weiter über die verschüttete Milch.

Dieser Artikel ist Teil der Serie

Warten, wie die Spinne, Vol. #1, Vol. #2,

Titel, Radnetz mit Kreuzspinne im Gegenlicht. Von Privat, gemeinfrei. Hosted durch commons.wikimedia.org

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Still liegt schon der Teich

Der Reiher ist längst verreist. Unser Leben am Tümpel weicht nun der Winterstarre. Das klingt frostig, ist es auch, aber Frösche haben Frostschutzmittel im Blut und unser Herz schlägt, durch die kalte Jahreszeit hindurch, recht langsam. Hättest du den Herzschlag eines Frosches, würden sie dich beerdigen, weil kein Arzt der Welt sich die Zeit nimmt auf den nächsten Klopfer zu warten. Frösche begraben sich im Winter selbst. Sie sind geborene Wiedergänger.