Meine Reise nach Bayern * Teil1

Wenn man heutzutage nach Bayern fährt, so wird man merken, dass man sehr schnell dort ankommt. Nach etwas mehr als 1,5 Stunden Reise mit dem ICE von Hannover erreicht man wenige Minuten hinter Fulda in der Rhön schon die Grenzen des bayerischen Freistaates.

(der Ausdruck „Freistaat“ bedeutet nichts anderes, als dass Bayern informieren will, es ist heute eine „parlamentarische Republik“ und kein Königreich, kein Kurfürstentum und kein Herzogtum mehr, wenngleich es immer noch einen riesigen Kult um den Märchenkönig Ludwig II. (1845-1886) gibt, der die bedeutenden Schlösser im Süden des Landes baute und tragisch beim Baden ums Leben kam. Besonders bemerkenswert ist es festzustellen, dass Bayern heute auch keine Fürstbistümer mehr hat, war es doch so, dass bis zu den Zeiten von Napoleon keine Protestanten in diesen Territorien (Bamberg, Würzburg usw.) leben durften. Auch haben heute Gauleiter in Bayern nichts mehr zu melden und ist Bayern keine Räterepublik mehr. Bayern nämlich war schon in den zwanziger Jahren vorübergehend eine Räterepublik, als noch niemand von einer DDR zu träumen wagte.

Aber man ist in der Rhön noch lange nicht in Altbayern (= Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz), sondern erst in Unterfranken. Franken war in alten Zeiten recht bedeutsam, zuletzt vor der Eingliederung in Bayern war es jahrhundertelang selbständig und in Bistümer, Hochstifte, Fürstentümer, freie Reichsstädte, Reichsdörfer und Markgrafschaften aufgesplittert und erst durch Napoleons Macht kamen sie alle zu Bayern. Allein das damals thüringisch dominierte, aber trotzdem fränkische Herzogtum Coburg hatte sich in einer Volksabstimmung um 1920 freiwillig für Bayern entschieden und hat es bis heute nicht bereut. Besonders nach 1945 war man in Coburg sehr glücklich, dass man zu Bayern gehörte.

Franken übrigens ist kulturell Hessen und Thüringen näher und ähnlicher als Altbayern. (In Franken, Hessen und Thüringen bestehen Bauernhöfe aus drei Hauptteilen, Wohnhaus, Stall und Scheune, in Altbayern dagegen ist meist alles unter einem Dach und die Häuser sind recht lang). Nürnberg, Schweinfurt, Rothenburg, Dinkelsbühl waren einst Stadtstaaten wie es heute noch Hamburg und Bremen sind. Zwar hat Nürnberg inzwischen auch einen Hafen und ist durch Donau, Main und Rhein mit Nordsee und dem Schwarzen Meer verbunden, aber in alten Zeiten gab es keine Kontakte zur Hanse.