Der aufgeklärte Absolutismus

in #deutsch6 years ago

Schönen Nachmittag liebe Steemer!

Heute möchte ich meine Reihe über den Absolutismus beenden. Dazu entführe ich euch in die Zeit des so genannten aufgeklärten Absolutismus. Dies war die Zeit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Französischen Revolution 1789.
Viel Interesse beim Lesen!

Der aufgeklärte Absolutismus.

Ich verstehe unter diesem so etwas wie das Endstadium des Absolutismus. Man könnte den Gedanken weiterspinnen und sagen, das Endstadium aller Herrschaftssysteme die sich überlebt haben. Das würde allerdings etwas zu weit führen.

Geschichtlich ist der Absolutismus im 15. und 16. Jahrhundert entstanden. Damals allerdings noch nicht als Herrschaftssystem, sondern als notwendiges Gegenstück zu den Auswüchsen Feudalsystems. Und nur aus dieser Zeit lässt sich das auch nachvollziehen.
Im 18. Jahrhundert passt diese Denkweise nicht mehr, da es keinen Gegenspieler mehr gab. Daher gab es auch keine theoretische Notwendigkeit mehr einem einzelnen Herrscher außerordentliche Machtbefugnisse zuzugestehen.
Aber auch praktisch erwies sich ein solcher Staatsapparat als, auf die Dauer, ineffizient. Zu sehr war der gesamte Staatskörper von den Launen eines Einzelnen abhängig. Fehlentwicklungen wurden dadurch immanent, und konnten zu wahren Herkulesaufgaben mutieren, oder sogar völlig unlösbar werden.

Der aufgeklärte Absolutismus hatte diese Fehlentwicklungen erkannt und versuchte durch Reformen den Staat zu stabilisieren. Allerdings beging er meistens den Fehler „nur“ an den Symptomen herumzudoktern, anstatt sich auf die Heilung der eigentlichen Krankheit zu konzentrieren.
Das macht die ganze Sache ja auch so widersprüchlich! Man versuchte im Grunde ein System zu retten das sich als untauglich erwiesen hatte.
Dabei wurden diese Versuche der Rettung, so denke ich, von den Zeitgenossen eher als Zeichen der Schwäche verstanden. Man könnte sich das ganze vorstellen wie die Sowjetunion in ihrer Endphase, der berühmte Riese auf tönernen Füssen. Den der Monarch lenkte ja nur mehr indirekt den Staat. Denn, plötzlich, war er von außenstehenden „Ideengebern“ abhängig. Und dies ist für jeden Regierenden, egal ob monarchisch oder demokratisch, tatsächlich eine Schwäche!

Die Französische Revolution ist hierbei ein Paradebeispiel. Ludwig XVI. wusste genau wo das Problem lag. Das Problem war „schlicht“, dass der Staat mehr ausgab als er einnahm. Anstatt also etwas an den Ausgaben zu ändern, denn da lag ja das Problem, berief er die Generalstände ein um die Staatskrise zu lösen. In diesem Moment starb der Absolutismus. Denn, warum einem Einzelnen absolute Macht zusprechen, wenn er, offenkundig, unfähig war anstehende Probleme zu lösen?

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Quelle
Schloss Schönbrunn in Wien.

Und diese Widersprüchlichkeit setzte sich auch in Deutschland fort. Man nehme die drei wichtigsten Monarchen dieser Epoche in unseren Breiten, Kaiser Josef II., Maria Theresia und Friedrich den Großen.
Was auffällt ist, dass alle drei, wohlerzogen und umfassend gebildet waren. Doch nur Maria Theresia war eine fähige Herrscherin. Zeitlebens blieb sie dem Absolutismus ergeben und hielt nicht viel von der Aufklärung. Wenn, dann kann man ihr nur vorwerfen, dass sie von ihrer eigenen Befähigung auf andere schloss. Und deshalb nicht erkannte, dass ein absoluter Staat zwingend einen fähigen Herrscher voraussetzt!
Josef II. wollte dies, und konnte es doch nicht. Zwar hatte er viele gute Ideen, jedoch versuchte er Reformen, die Zeit brauchen um zu wirken, mit Gewalt zur Durchsetzung zu verhelfen. Am Ende hat er sich zu Tode gearbeitet. Und musste, als quasi größte Demütigung, noch auf dem Totenbett fast alle seine Reformen wieder zurücknehmen!

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Quelle
Schloss Sanssouci in Potsdam.

Und Friedrich der Große konnte es zwar, aber wollte eigentlich nie. Der Aufstieg Preußens unter seiner Herrschaft ist, meiner Meinung nach, „nur“ seinem persönlichen Genie zu verdanken.
Bitte mich hier nicht falsch zu verstehen. Friedrich II. war einer der herausragendsten Herrscher den Preußen je hatte. Auch militärgeschichtlich gehört er zu dem herausragendsten Feldherrn der Geschichte, ansonsten wäre das Mirakel des Hauses Brandenburg gar nicht möglich gewesen. Auch seine politische Weitsicht, in seinen politischen Testamenten zusammengefasst, spricht Bände (gerade in puncto Russland könnten sich so mancher Zeitgenosse eine Scheibe abschneiden).
Nichts desto trotz fällt an ihm auf, dass er Zeit seines Lebens nur relativ wenige Reformen durchgeführt, dafür umso mehr Kriege geführt hat. Man vergleiche hier einmal sein Reformwerk mit dem Maria Theresias.
Vor allem wenn man sich den Verlauf der späteren Koalitionskriege anschaut, sieht man den, im wahrsten Sinn des Wortes, fundamentalen, Unterschied.
Während Österreich erst nach vier Koalitionskriegen zusammenbrach, brach Preußen bereits nach nur einem zusammen. Und ich behaupte das dies maßgeblich diesem Reformunterschied zu verdanken ist!

Letztlich endete der aufgeklärte Absolutismus mit der Französischen Revolution. Alle mühsam errungene Duldsamkeit ging in diesen Wirren zu Grunde. Doch auch der Neoabsolutismus in der Biedermeierzeit konnte die Entwicklung nur verzögern, da auch er sich nicht bemühte die Krankheit zu heilen. Ja schlimmer noch, sich nicht einmal mehr um die Symptome kümmerte.
Der Weg in die Industriegesellschaft jedoch, steht auf einem anderen Blatt!

Vielen Dank für euer Interesse!

parzifal1

Vorangegangene Posts zum Thema:

https://steemit.com/deutsch/@parzifal1/augsburger-religionsfrieden
https://steemit.com/deutsch/@parzifal1/grundlagen-des-absolutismus-teil1
https://steemit.com/deutsch/@parzifal1/grundlagen-des-absolutismus-teil-2

Weiterführende Links:

http://wortwuchs.net/absolutismus/
https://www.historicum.net/themen/franzoesische-revolution/einfuehrung/hintergruende/
https://www.sofatutor.com/geschichte/videos/absolutismus-1648-1789

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