Grundlagen des Absolutismus - Teil1

in #deutsch6 years ago

Guten Abend liebe Steemer!

Heute möchte ich an meinen Post über den Absolutismus anschließen. In diesem habe ich ja kurz erklärt wie dieser Entstanden ist, hauptsächlich aus historischer Sicht. Allerdings greift das doch etwas kurz, daher ich mich entschlossen habe nun etwas tiefer zu buddeln.
Viel Interesse beim Lesen!

Die Grundlagen des Absolutismus – 1. Teil

Wichtig sind diese Grundlagen auch heute, da es so scheint als ob die gleiche Konstellation uns wieder einholt. Alles kommt wieder, nichts kommt wieder.
Ich möchte hier zuerst die geistig - historischen Grundlagen des Absolutismus darlegen. Im 2. Teil werde ich dann auf seine praktische Umsetzung eingehen. Vor allem auf die Frage wie er an der Macht bleiben konnte.

Die geistigen Grundlagen des Absolutismus liegen in der Antike. Hier das Römische Recht einerseits, das römische Kaisertum andererseits.
Was ist damit gemeint. Zum einen ist das Römische Recht ein rein schriftliches Recht. Will heißen, so etwas wie Privilegien oder Gewohnheitsrecht hatte in dieser Rechts“welt“ keinen Platz.
Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn noch im Hochmittelalter war das NICHT die gängige Rechtspraxis. Vielmehr spielten Traditionen, Privilegien und Gewohnheit eine große Rolle, ja waren maßgeblich!

Zum historischen Katalysator wurde dann der Investiturstreit, welcher vom 11.- 13. Jahrhundert schwelte. Warum?
Nun. Vor dem Investiturstreit hatten wir ein Gottesgnadentum in Europa. Dies bedeutet, dass der oberste Herrscher nicht nur höchster weltlicher, sondern auch höchster geistlicher Repräsentant war. Allerdings nicht absolut, sondern eher im Sinne eines primus inter pares, aber immerhin. Staat und Religion waren quasi das Gleiche.
Das war ja auch der Grund warum die Exkommunikation Kaiser Heinrichs IV. einen so bleibenden Eindruck hinterlassen hat!

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Quelle

Ab dem 13. Jahrhundert, als sich die erste, relative, Trennung von Kirche und Staat vollzogen hatte, ergab sich für die Staaten ein Problem, ein Legitimitätsproblem. Denn, jeder Herrscher war nun auf seine rein weltlichen Angelegenheiten zurückgeworfen, mehr oder weniger. Diese Macht gründete sich allerdings auf der Vorstellung das der König quasi ein Stellvertreter Christi auf Erden war. Diese Legitimation fiel nun weg. Welche also nun bemühen?

Und hier setzte nun das Römische Recht an. Da das Kirchenrecht ja dem römischen entsprang, war dieses an den Domschulen und Universitäten bereits bekannt. Und nun ergab sich der Anwendungsfall im weltlichen Bereich. Man ging also dazu über statt einer religiösen, eine rechtliche Legitimation zu schaffen.
Diese Sichtweise, dass der Herrscher von Rechts wegen herrscht, also weil es sein Recht ist und nicht, weil er quasi von Gott dazu berufen wurde, setzte sich im 14. Jahrhundert in ganz Europa endgültig durch. Was geschah dadurch?
Man lag richtig wenn man im Recht war. Ob etwas moralisch gut, oder gar ethisch verwerflich war, wurde immer unwichtiger. Es begann eine Entkopplung der Politik von der Ethik (Moral greift zu kurz)!

Das 14. Jahrhundert ist allerdings auch die Zeit, in der in Italien die Renaissance beginnt. Man sich also begann am „Vorbild“ der Antike zu messen. Das hatte naturgemäß viele positive Auswirkungen, allerdings auch den einen oder anderen Nachteil.
Einer dieser Nachteile war, dass man sich auch das römische Kaisertum, mit seiner Machtfülle und seiner Skrupellosigkeit zum Vorbild machte.

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Quelle

Um das gesagte leichter zu verstehen, kann man Dante mit Machiavelli vergleichen. Dantes Komödie atmet noch durch und durch den Geist des Mittelalters. 180 Jahre später, als Machiavelli seinen Fürsten schreibt, merkt man beim lesen förmlich wie der Verfasser mit sich ringt. Zum einen noch dem Mittelalter verpflichtet, scharrt die Neuzeit bei ihm schon in den Löchern.

Fazit:
Man kann also attestieren, dass sich um 1500 herum eine neue Sichtweise auf Herrschaft und Staat durchgesetzt hatte. Sowohl Herrscher als auch Staat hatten einen autonomen Status erlangt. Ihr Interesse galt in immer größerem Maße sich selbst, und immer weniger ihren Untertanen. Denn Staat und Herrschaft konnten jetzt LEGITIME Eigeninteressen vertreten, und taten dies auch.

Im nächsten Schritt ging es nun darum diese Eigeninteressen auch durchsetzen zu können!

Vielen Dank für euer Interesse!

parzifal1

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Very useful timelines you detail here! Now you clarify it for us it makes so much sense that commensurate to rational thinking (and diminished devotion) a new kind of attribution of power had to emerge. It is very interesting to see how time and again power divorced from a larger, cosmic perspective leads to decadent self-aggrandisment.

I was thinking about how power constructs fail to stimulate individual morality, today, and this historical background information is just what I needed. As you say: history forever repeats itself, but try seeing that when you are in the making of it.

Extremely restorative to stumble across somebody who can write a proper, consolidated essay accessible to all, but satisfying to read and let refresh one's thoughts.

Thank you!

"... try seeing that when you are in the making of it." - I would say, that is the challenge :)

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