RE: Gödel's Ontological Proof of God - Strengths and Limitations of Mathematical Logic
Da hast du aber jetzt meinen vollen Respekt dafür, dass du Gödels Formel in Sprache übersetzt hast!
Ja, angenommen, der Mensch ist wirklich das Mass aller Dinge...
Ich hege aber den Verdacht, dass wir Erdlinge evolutionsmäßig auf einer Stufe stehen, die von anderen Intelligenzen als unterentwickeltes Ungeziefer betrachtet wird.
Auch möchte ich einwerfen, dass es schon ein Problem mit dem zugrundeliegenden Gottesbegriff God in the meaning of good bzw. Gott ist positiv hat. Denn „positiv“ ist subjektiv! Es ist eine Bewertung! Ist eine negative Erfahrung negativ? Kommt darauf an! Wenn ich daraus etwas lerne, ist sie ja für mich positiv! Wann ist ein Kunstwerk positiv? Ist ein rostiges Auto negativ?
Somit hat es def gute alte Gödel zwar meines Erachtens gut gemeint (Bewertung!), aber war doch begrifflich in einem kindlich-gläubigen Begriffssystem verhaftet.
Heute ist ein anderer Gottesbegriff gängiger geworden: Gott ist alles, was ist. Das ist mE auch noch bedenklich, weil wir offensichtlich krankhaft etwas personifizieren wollen, um einen großen Papa, der gleichzeitig große Mama ist, über uns haben zu wollen.
Daneben gibt es noch die positiv orientierten Gottesbegriffe wie Gott ist die Liebe, ist das Leben...
Als Mittelschülerin habe ich mich wie gesagt intensiv damit befasst und kam zum Schluss, dass Spiritualität und Forschung nur zwei Seiten einer Medaille sind und sich letztendlich zu einem geistigen Gesamtwissen fusionieren werden.
Auch beim tieferen Hinterfragen von Glauben und Atheismus kam ich staunend zum Schluss, dass beide „Parteien“ oberflächlich sind. Würden sie tiefer in die Erforschung des Seins eindringen, würden sie in einen Bereich gelangen, der mit Wortdefinitionen nicht mehr erfassbar ist. Vielleicht hat Wittgenstein auch das gemeint oder zumindest geahnt.
Als ich mich dann weit später mit NLP befasste, bestätigten sich meine Annahmen insofern, dass jeder Mensch seine eigene geistige Landkarte hat und wir geneigt sind, unsere Erkenntnis- und Erfahrungswelt als das Absolute zu betrachten.
Das ist die Ursache von Kommunikationsproblemen und so Missverständnissen, aber mehr noch: Weil wir diese szbjektive für die objektive Welt halten, lernen wir schwer und entwickeln uns kaum. Ein wirkungsvoller Weg ist, sich auf eine übergeordnete Ebene (Meta-Ebene) zu begeben, um Zusammenhänge und Möglichkeiten zu erkennen, die man im vertrauten Bereich nicht wahrnimmt.
Viele Absurditäten auf der Welt erklären sich sofort durch dieses Modell, dass sich durch Wirksamkeit beweist.
Lieber hätte ich dir ja jetzt spassig in Douglas Adams-Manier geantwortet, aber vielleicht ergibt sich so was auch noch mal. Have a nice day! :)
Da hast du Recht das der Prozess der Beurteilung von 'positiv' und 'negativ' subjektiv ist. Aber Gödels hat hier keinen Fehler gemacht und ist auch nicht einem kindlichen Idealismus erlegen, sondern hat einen wunderschönen und intelligenten Kunstgriff gemacht. Sein Beweis erfordert es nämlich nicht, dass Gott einzelne positive Eigenschaften zugeordnet werden müssen. Es werden ihm alle zugeordnet, somit ist die Beurteilung der Eigenschaften nicht im Beweis enthalten. Wenn man so will, kann der Allwissende die Zuordnung einzelner Eigenschaften machen. Es liegt also innerhalb des Beweises diesbezüglich keine subjektive Verzerrung vor. - Das hat mir am Anfang auch etwas Kopfweh bereitet bis ich das verstanden habe. ;-)
Der Ausgangspunkt, dass 'alles was ist, Gott ist' klingt für mich jetzt sehr nach Pantheismus oder eine seiner Variationen. - Ohne dass ich jetzt Zeit und Lust dazu habe, möchte ich trotzdem erwähnen, dass dieser Startpunkt in einer Debatte mit einem Atheisten eben diesem Tür und Tor öffnet. Einfach weil es eine schwach untermauerbare Position ist. - Ich empfehle weiterführende Literatur.
Für den Rest empfehle ich die Werke von Prof. John Lennox. Da wird schnell deutlich, dass Forschung und Glaube so eng miteinander vernetzt werden können, dass es einem die Sprache verschlägt. Mit 'Spiritualiät' als 'blinden Glauben' kann ich nichts anfangen. Bitte sei nicht erzürnt, wenn ich dieses Wort nun ein einem Verständnis wiedergegeben habe, dass nicht deiner Auffassung entspricht. Wollte dies aber kurz anführen.
Nein, nein, passt schon! Glaube als „Religionsgläubigkeit“ (was wir nicht wissen, müssen wir glauben, und sofort ein Kniefall dazu) hat auch für mich keinen Deut mit Spiritualität zu tun.
Gut, dass du mir/uns allen begriffliche Aufklärung erteilst. Wenn das sooo ist...
Von John Lennox habe ich nichts gelesen. Das könnte sich jetzt aber ändern...
Kryptisch manchmal, diese alten Philosophen. Aber wir checken sie! ;)
Jetzt macht das Ganze voll Sinn!
Gerne! Freue mich über dein Interesse!
PS: Prof. John Lennox lebt noch und hält auch immer wieder Vorträge, die ich nur zu gerne besuche.
Hab‘ gerade gegoogelt, es gibt auch YT-Videos von ihm! Als Einstieg mal gut. Ich schlage mir oft Nächte um die Ohren mit Weiterbildung dieser Art!
Der Diskurs mit dir hat mir Riesenfreude bereitet. Hoffentlich findet er eine Fortsetzung! :)