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RE: Libertarismus für Einsteiger

in #philosophie6 years ago

Zwang gibt es im Libertarismus, insbesondere in einer Privatrechtsgesellschaft, gar nicht mehr. Niemand darf dich zu irgendetwas zwingen.

Kontrollinstitutionen, Regeln und Autoritäten würde es trotzdem geben. Diese resultieren jedoch nicht aus Gewalt und Zwang, sondern aus freiwilliger Interaktion und Verträgen.

Wenn du zum Beispiel ganz abgelegen alleine in einem Haus wohnst, dann kannst du dort im Prinzip machen was du willst, solange du damit niemandem schadest.
Möchtest du allerdings zusammen mit Freunden Gemeinschaftseigentum kaufen, dann solltet ihr euch vorher darauf einigen was mit dem Eigentum gemacht werden soll und welche Regeln es dort geben soll, damit es später nicht zu Konflikten kommt.

Wenn du in eine Mietwohnung ziehen willst, dann werden dort die Regeln im Mietvertrag stehen. Wenn dort im Mietvertrag steht, dass laute Musik nach 22 Uhr nicht mehr erlaubt ist, dann musst du dich natürlich auch daran halten.
Es zwingt dich aber keiner dazu diesen Mietvertrag zu unterschreiben.
Wenn du also gerne nachts laute Musik hören möchtest, dann müsstest du in eine Gegend ziehen, in der sich die Bewohner darauf geeinigt haben, dass dies erlaubt ist. Dann musst du aber natürlich auch damit leben, dass deine Nachbarn dies auch dürfen.

Alle Regeln, denen du dich unterwirfst, müssen von dir freiwillig akzeptiert werden.

Wie abhängig oder unabhängig du dich von anderen machen möchtest, entscheidest allein du für dich selber.

Wenn jemand gegen eine Regel verstößt, der er selber zugestimmt hat, dann muss er sich selbstverständlich auch daran halten. Welche Konsequenzen ein Vertragsbruch nach sich zieht, kann im Vertrag natürlich auch festgelegt werden.
So könnte beispielsweise ein Bußgeld festgelegt werden, das bei einmaligem Verstoß an die Nachbarn gezahlt werden muss, wenn gegen die Regel mit der lauten Musik verstoßen wird. Bei mehrfachen Verstößen könnte es dann härtere Konsequenzen geben.

Falls sich der Vertragsbrüchige weigert zu bezahlen, dann könnte man sich an einen neutralen Richter wenden, der auch vorher im Vertrag bestimmt werden kann.
Diesem würde man dann den Vertrag und die Beweise vorlegen, damit er anhand dessen ein Urteil fällen kann.

Im Prinzip lässt sich alles durch freiwillige Verträge lösen.

Ich bin also nicht grundsätzlich dagegen, würde mich aber gerne mit diesem Thema in einer konstruktiven Diskussionsrunde auseinander setzen.

Ich bin grundsätzlich für jede Diskussion offen. Das sind eigentlich die meisten Libertaristen.
Allerdings halte ich es für ziemlich umständlich eine Diskussion in schriftlicher Form zu führen. Vielleicht hast du ja mal Zeit und Lust im Discord zu sprechen.

Ich bin hier auf Steemit noch relativ neu und habe noch nicht sehr viele Follower.
Sobald es sich lohnen wird, werde ich einen deutschen libertären Discord Server gründen, in dem sich zum einen Libertäre austauschen können, aber auch nicht-libertäre herzlich eingeladen sind, um mit uns zu diskutieren.

Ich würde auch mal gerne öffentlich mit Sozialisten, Marxisten oder Linksradikalen diskutieren und diese Diskussion dann veröffentlichen. Bisher hat sich da aber leider noch keiner getraut.

Sort:  

Gerne können wir uns einmal näher im Discord unterhalten. Wann genau ist halt schwierig zu sagen, da ich meist zeitlich sehr eingeteilt bin. Ich komme aber gerne irgendwann einmal darauf zurück. Danke!

Ich finde deine Art zu schreiben und zu erklären sehr angenehm und würde mich auch über weiteren Input und Austausch freuen. :)

In der Regel lese ich lieber als selbst zu kommentieren, aber wenn ich auf interessante Themen stoße und doch einmal mehr Zeit habe, dann beteilige ich mich doch auch wieder gerne an interessanten Themen.

Die Idee eine Gesellschaft ohne Zwang zu strukturieren finde ich sehr spannend und lobenswert.

Leider gibt es halt auch immer wieder Menschen, welche nicht unbedingt mit logischen Argumenten/Aspekten der Fairness zur Vernunft gebracht werden können.
So wäre es der Idealfall, wenn man sich im vorhinein auf gemeinsame Regelungen und Konsequenzen einigen könnte und dies auch eingehalten wird.
Leider funktioniert das nicht immer reibungslos und dann bleibt auch wieder die Frage offen: Wer entscheidet dann wie über was?
Vor allem wenn Konflikte auftreten, welche vorher nicht absehbar waren, wird das Recht haben und Recht geben oft schwierig.
Aber wie gesagt, ich habe hierzu für mich auch noch keine perfekte Lösung gefunden.

Das war es jetzt einmal mit meinen Kommentaren.
Ich danke dir für deinen Beitrag und deine Antworten!
Jetzt bin ich wieder einige Zeit beschäftigt, um mir das Ganze mal durch den Kopf gehen zu lassen. Danke! :)

Zwang gibt es im Libertarismus, insbesondere in einer Privatrechtsgesellschaft, gar nicht mehr. Niemand darf dich zu irgendetwas zwingen.

Diese Aussage finde ich sehr gut, jedoch sehe ich darin ein kleines Problem, welches sich durch unsere moderne Gesellschaft entwickelt hat.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das Thema Energie:
Eine Region, bestehend aus den Dörfern A-G hat einen bestimmten Energiebededarf, welcher sich durch einen Staudamm leicht und kosteneffizient decken ließe, jedoch wird das Dorf B dabei überschwemmt. In diesem Dorf sind alle bereit umzusiedeln, da man ihnen ein lukratives Angebot gemacht hat, mit der Ausnahme von 1 Person. Diese besteht auf ihren gewohnten Lebensraum und jegliche Belohnung zum Umzug wird von dieser nicht angenommen.
Wie würde die Lösung für dieses Problem aussehen, ohne dieser Person einen Zwang auferlegen zu müssen?

Ansonsten bin voll und ganz deiner Meinung!

In dem Beispiel würde der Staudamm dann tatsächlich wegen dieser einen Person nicht gebaut werden dürfen.

In der Praxis würde man dann dieser Person wahrscheinlich noch mehr Geld anbieten, bis er dann irgendwann auf das Angebot eingeht, oder man müsste sich eine Alternativlösung einfallen lassen, bei der das Grundstück des Querulanten nicht beeinträchtigt wird.

Die Frage ist bei solchen fiktiven Szenarien natürlich immer, wie realistisch so eine Situation im echten Leben wäre.

Es gibt ja auch immer einen gewissen gesellschaftlichen Druck.
Wenn man in einem Dorf wirklich der einzige ist, der sich quer stellt, dann macht man sich bei den restlichen Dorfbewohnern unbeliebt und wird ggf. ausgegrenzt.
Dann ist halt die Frage ob derjenige dann nicht doch irgendwann nachgibt, die Kohle einsackt und irgendwo ein neues Leben beginnt oder dort bis zum Lebensende weiterleben will.

Ich will dich hier nicht widerlegen, denn ich fände es sehr gut, wenn Libertarismus in seiner Reinform umgesetzt werden könnte.

In dem Beispiel würde der Staudamm dann tatsächlich wegen dieser einen Person nicht gebaut werden dürfen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass diese eine Person alle anderen zu Energiesparmaßnahemn zwingen würde.

Ich habe dieses Beispiel hier extra deswegen gewählt, da meiner Familie in der Vergangenheit genau dadurch ein schwerer Schicksalsschlag widerfahren ist, welcher Auswirkungen bis in meine Generation hat.

Es war folgendes Szenario, nur kurz zusammengefasst:
Um 1900 besaß meine Familie noch einen Hof mit viel Grund und Boden. Dieser befand sich im Wiestal bei Hallein.
Jedoch wurde seitens der Landesregierung beschlossen einen Staudamm zu bauen um den wachsenden Energiebedarf der Region zu decken.
Es wurden allen dort lebenden Menschen sehr hohe Geldsummen angeboten. Unter anderem auch einer meiner Vorfahrinnen (Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter soweit ich weiß).
Diese war schon sehr alt und wollte ihre Heimat nicht verlassen, da sie sich nicht vorstellen konnte in ein Heim zu kommen, es hätte sie förmlich umgebracht, so zumindest laut Ahnenforschung meines Großonkels.
Man bot ihr immer mehr Geld und der soziale Druck wurde immer größer, da die umliegenden Bewohner bereits das Geld angenommen haben und weggezogen sind.
Inzwischen wurde auch schon angefangen die Staumauer am Nehemaligen Nachbarsgrundstück zu bauen, da man wusste, sie müsse nachgeben oder man würde abwarten müssen, bis sie natürlichen Todes weicht.
Nachdem der ihr soziale Druck als Querulantin von allen Seiten zu groß war, nahm sie das Geld, warf es in den Ofen zum Verbrennen und beging Selbstmord, indem sie sich von der Staumauer stürzte.
Seit dem ist meine Familie arm (zumindest nicht mehr so wohlhabend) und verstreut.

Auch am Beispiel von Echnaton und Nofretete im alten Ägypten kann man sehen, dass es nicht leicht ist Libertarismus in Regierungsformen einzubinden.

Das beste Beispiel aus der heutigen Zeit ist das Königshaus in Bhutan, welches auch sehr Libertäre Anschauungen hat.

Meiner Meinung nach bestätigen Ausnahmen immer die Regel, daher kann Libertarismus in Reinform nicht umgesetzt werden, auch wenn dies sehr wünschenswert wäre.
Wir leben in einem Zeitalter der Extreme und daher werden die Ausnahmen immer mehr, schon fast zur Regel.

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