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RE: Libertarismus für Einsteiger

in #philosophie6 years ago

Herzlichen Dank für deine Antwort!
Ich weiß, es ist schwer solche Fragen/Themen kurz zu beantworten und freue mich umso mehr über deine Antwort!

Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann geht es nicht darum Zwangs- und Kontrollmechanismen / Zwangs- und Kontrollinstitutionen an sich aufzulösen und abzuschaffen, sondern diese auf mehrere Stellen/Positionen aufzuteilen.
Habe ich dich da richtig verstanden?

Denn meiner Ansicht nach kommt man da einfach nicht drum herum bzw. habe ich hierfür noch keine alternative Lösung gefunden, welche man auch praktisch umsetzen kann, wie man ohne Zwang/Gewalt (nicht im Sinne physischer Gewalt!) eine bestimmte Ordnung aufrecht erhalten kann.
Interessant finde ich aber die Idee, das Ganze nochmal aufzuteilen und eben nicht ein Monopol zu schaffen. Das ist eine interessante Idee.

Allerdings ist das Ganze wieder schwierig, wenn man großräumig organisieren versucht.
Sinnvoll wäre es demnach wieder kleinere Strukturen zu bilden und diese mit größeren Strukturen zu verbinden. Aber auch das klingt gut, ist in der Umsetzung aber auch wieder mit Hürden verbunden, welche es zu lösen gilt.

Verständlich ausgedrückt:

Wenn Beispielseise die Mitglieder eines Dorfes ihre eigenen Regeln aufstellen können und diese in ihrem eigenen kleinräumigen Organisationsstrukturen lösen können, ist das ja super, wenn das für alle Dorfbewohner funktioniert. Wenn die Ideen und Handhabungen für alle im Dorf A passt, dann kann es doch denen im Dorf B egal sein, welche Ideen und Handlungen im Dorf A praktiziert werden, solange Dorf B nicht darunter leidet. (Es soll ja kein Zwang zum Mitmachen herrschen.)
Was ist aber, wenn Dorf A etwas einführen/verändern will, was auch Dorf B betrifft, Dorf B das so aber nicht möchte. Dann kann Dorf A das Dorf B ja auch nicht einfach so zu einer Handlung zwingen.

So würde es im Libertarismus verschiedene übergeordnete Stellen geben, welche mit der Lösung dieses Problems beauftragt sind bzw. beauftragt werden können. (Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe.)

Aber wer entscheidet dann, zu welcher übergeordneten Stelle (es gibt ja viele Stellen und nicht eine zentrale Stelle) Dorf A und Dorf B gehen sollen? Wer entscheidet dann, was bei Dorf A und Dorf B geschieht? Darf das Dorf A den "Gerichtshof A" beauftragen, in dem Wissen, dass Gerichthof A oftmals zu gunsten von Dorf A entschieden hat. Darf Dorf B entscheiden, dass Gerichthhof A nicht ideal ist, da Gerichthof B eher die Anliegen von Dorf B versteht?
Muss dieser Entscheidungsträger dann Teil von Dorf A sein oder von Dorf B? Oder darf man weder bei Dorf A sein noch bei Dorf B? Und wenn man nicht teil von Dorf A oder Teil von Dorf B ist, kann man dann für diese Dörfer überhaupt Entscheidungen treffen?

Ich weiß, dass klingt jetzt wieder etwas kompliziert, aber ich finde es schön, wenn wir einfach unterschiedliche Aspekte / Probleme betrachten. Denn nur wenn wir uns mit den Ecken und Kanten eines Themas beschäftigen, können wir gemeinsam daran arbeiten, diese Ecken wegzufeilen, damit das eine runde umsetzbare Sache wird. ;)

Ich bin also nicht grundsätzlich dagegen, würde mich aber gerne mit diesem Thema in einer konstruktiven Diskussionsrunde auseinander setzen. Vielleicht schaffen wir es ja viele unterschiedliche Aspekte zu beleuchten und Lösungen für mögliche Probleme zu finden. Oder vielleicht stehe ich ja immer noch auf der Leitung und würde mich freuen, wenn mir das Jemand verdeutlichen und erklären könnte. (Aber bitte sachlich und konstruktiv wie beispielsweise die Antwort von @checkm8 . An dieser Stelle nochmal Danke für deine Antwort) :)

Ich beschäftige mich schon seit längerer Zeit mit kleinräumigen Systemen und bin auch der Ansicht, dass Belohnung besser als Zwang ist.
Bei der Frage "Wie sollte ein Gesellschaft/Gemeinschaft strukturiert werden", stoße ich immer wieder auf das Grundproblem : Wer darf über wen entscheiden und wie setzt man das dann tatsächlich um (Vor allem so, dass alle damit zufrieden sind)?

Auch beim Libertarismus zeigt sich meiner Ansicht nach das gleiche Problem: Wer darf wie über was entscheiden? Nur weil es mehrere Anlaufstellen gibt, heißt das ja nicht automatisch, dass diese vielen Stellen ein bestimmtes Problem besser lösen können, als eine zentrale Anlaufstelle. Es hat halt beides seine Vor- und Nachteile.

Vielleicht stellen wir aber auch einfach nur die falschen Fragen.
Vielleicht liegt unser Hauptproblem gar nicht an der Frage ob Probleme zentral oder dezentral gelöst werden sollen.
Vielleicht liegt die Lösung in der Frage: Wie geht man mit Problemen um? Kann man dezentrale mit zentralen Lösungswegen verbinden oder schließt sich das automatisch aus? Gibt es vielleicht einen Lösungsweg, den wir bis jetzt noch gar nicht wahrgenommen haben?

Und wie gesagt, ich bin kein Anhänger einer bestimmten Ideologie oder politischen Form. Meiner Ansicht nach können alle Ideologien und politischen Formen verbessert werden. Aber die Verbesserung liegt doch an uns und wir als mündige Menschen können und sollen uns kritisch mit vielen Themen befassen.

Und in diesem Sinne hoffe ich auf eine rege Diskussion und viele Lösungsvorschläge! Es ist ja einfach ein Problem zu sehen und sich darauf zu einigen, dass es ein Problem gibt. Schwieriger ist es aber eine gemeinsame Lösung zu finden, welche alle zufrieden stellt.
(Und PS.: Ich habe auch noch keine perfekte Lösung gefunden und freue mich umso mehr auf eure Perspektiven und Antworten!)

LG eure Chaotin

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