Ein Mädchen-Post... / A girl's post...

english below...

Eine Katastrophe ist passiert! (Nein, mir ist kein Fingernagel abgebrochen. Das ist nämlich, seit Beginn unserer Sanierungsarbeiten, eher Normalität und nicht Ausnahme. Erfüllt also nicht mehr den Tatbestand einer Katastrophe… ;-))

Damit Ihr das volle Ausmaß der Tragödie richtig erfassen könnt, muß ich etwas ausholen:

Als junges Mädchen habe ich immer ausgesehen, als ob meine Haare sehr schlecht und unprofessionell gefärbt wurden: von kupferrot über dunkelrot, braune und blonde Strähnen bis hin zu fast schwarzen Ansätzen war bei mir alles auf dem Kopf zu finden, wild durcheinander. Insgesamt wirkte es irgendwie rot… Nun, ich war ein uneitles Kind – hat mich damals also wenig gestört.

Wie es manchmal so ist: ich wurde sehr zeitig grau. Mit 19 fand ich die ersten Anzeichen und ein Jahr später war die Mähne farblos. Das wiederum störte mich sehr. Ich wirkte schon immer älter als meine tatsächlichen Lebensjahre – keine Ahnung, irgendwann hat sich das dann umgekehrt. Mit 16 wurde ich jedenfalls auf Ende 20 geschätzt, mit 20 bewegte sich das dann Richtung scheinbare 35. Und dann noch dazu graue Haare!

Ich habe nicht zwei Mal überlegt und angefangen, meine Haare zu färben. Rot. Damals, in der DDR der 80-er Jahre, gab es weniger Auswahl an Produkten und Farbtönen, daher: einfach rot. Wie auch immer es jeweils ausfiel. Das war nämlich ein bißchen Glückssache…

Meine Idee: ich ziehe das durch, bis ich 40 bin. Dann kann ich ja zum grauen Haar stehen.

An meinem 40. Geburtstag beschloß ich, daß 50 anscheinend die neuen 40 sind und daß ich noch zehn Jahre die aufwändigen und nicht allzu angenehmen Prozeduren weiterführen würde. Ich habe mich einfach noch nicht grau gefühlt…

Mein 50. Geburtstag brachte… - keine Veränderung in meiner Selbstwahrnehmung. Und wenn ich heute an sehr guten Tagen für 35 gehalten werde, ist das schon schmeichelhaft ;-)))

Jedenfalls färbe und färbe und färbe ich. Meine Haare wachsen sehr schnell, etwa drei Zentimeter im Monat. Die Ansätze sehen also schnell räudig aus. Gefällt mir gar nicht. Ansatzbehandlung wiederum schädigt die Kopfhaut auf Dauer und sieht immer ein bißchen dilettantisch aus.

Bis auf eine kurze Episode (14 Stunden) war ich immer rotschöpfig. Diese Ausnahme habe ich einmal für meinen damaligen Freund gemacht, der eigentlich auf rassige schwarzhaarige Schönheiten stand und das unbedingt 'mal bei mir sehen wollte. Na ja, sah wohl irgendwie gut aus. Ich ließ mich so bei einem Elternabend in der Schule meiner Tochter blicken und fühlte mich gnadenlos unwohl: das war ich nicht. Mein Spiegelbild hat mich erschreckt und ich wehrte mich gegen diesen Anblick. Und färbte die Haare umgehend wieder zurück.

Es war ganz witzig, daß ich anderntags in der Schule auf meine Schwester angesprochen wurde… Änderte aber nichts an der Tatsache, daß ich zu 100 Prozent sicher war, nie wieder eine Typveränderung zu brauchen.

In den letzten Jahren stellte sich mir immer häufiger die Frage, wie lange noch…? Irgendwann sieht man vielleicht grotesk aus und bemerkt es nicht einmal mehr. Ich meine, tiefe Falten und zitternde Hände und krummer Rücken und knallrote Mähne… Nicht schön. Nicht, daß es schon so weit wäre. Aber, um ehrlich zu sein, das dauernde Nachfärben ist echt nervig.

Der Wunsch entstand, die Farbe letztendlich doch herauswachsen zu lassen. Immerhin gehe ich jetzt auf die 60 zu. Doof ist natürlich der lästige Übergang. Wie Pommes rot/weiß mag man natürlich auch nicht rumlaufen… Also plante ich, von Färben auf Tönen umzusteigen. Ihr wißt schon: Färbung bleibt, Tönung wäscht sich aus. Ich wäre also weiter komplett rot, bis ich dann irgendwann keine Farbe mehr brauche, weil alles dauerhafte 'rausgewachsen ist. Vier oder fünf Jahre lang, so dachte ich.

Das Problem war, daß es alle möglichen Tönungen auf dem Markt gibt, nur eben nicht in Rot. Das scheint ein echtes chemisches Problem zu sein, meinten diverse Fachberater auf meine Nachfrage. Vor einigen Wochen tauchte ein renommierter Anbieter mit einem Produkt auf, das mir gefiel: die erwartbare Haarfarbe entsprach in etwa meiner bisherigen Optik und ich war hoch zufrieden, mein Langzeitprojekt „Zurück zur Natur“ in Angriff zu nehmen.

Gestern war es so weit: gesagt und getan. Und jetzt bin ich BRÜNETT! Wenn ich irgendetwas nie war und sicher auch nicht sein wollte, dann… brünett. Was mache ich denn jetzt bitte mit dem Elend?

Alle guten Vorsätze über Bord werfen und weiter färben bis zum Sankt Nimmerleinstag? Ich könnte auch den gleichen radikalen Schritt gehen wie schon einmal 1998 – bei einem längerfristigen Arbeitseinsatz im Sudan hatte ich, mangelnder sanitärer Anlagen wegen, kurzerhand die Haarschneidemaschine auf 8 Millimeter gestellt und die Matte „entsorgt“… Das würde natürlich auch das Problem der häßlichen Farbübergänge aus der Welt schaffen. Aber momentan stünde es mir nicht gut und wäre mir auch nicht recht. Also was…?!

Oh Jammer!!

https://www.journeyoutofpink.com/2020/04/sometimes-i-just-want-to-pull-my-hair.html

english version:

A catastrophe has happened! (No, I didn't break a fingernail. Since the start of our renovation work, this has been the norm rather than the exception. So it no longer fulfils the definition of a catastrophe... ;-))

In order for you to grasp the full extent of the tragedy, I need to expand a little:

As a young girl, I always looked as if my hair had been coloured very badly and unprofessionally: from copper red to dark red, brown and blonde strands to almost black roots, everything could be found on my head, wildly mixed up. All in all, it looked kind of red... Well, I was an unpretentious child - so it didn't bother me much back then.

As is sometimes the case, I turned grey very early on. At 19, I saw the first signs and a year later my mane was colourless. That in turn really bothered me. I always looked older than my actual years - I don't know, at some point it turned the other way round. In any case, at 16 I was estimated to be in my late 20s, and at 20 I was approaching 35 - and then I had grey hair to boot!

I didn't think twice and started colouring my hair. Red. Back then, in the GDR in the 1980s, there was less choice of products and colours, so I simply opted for th one and only shade of red. Whatever colour it turned out to be. It was a bit of a matter of luck...

My idea: I'll stick with it until I'm 40. Then I can embrace my grey hair.

On my 40th birthday I decided that 50 was apparently the new 40 and that I would continue with the laborious and not too pleasant procedures for another ten years. I just didn't feel grey yet...

My 50th birthday brought... - no change in my self-perception. And if people think I'm 35 on a good day, that's flattering ;-)))

Anyway, I colour and colour and colour. My hair grows very quickly, about three centimetres a month. So the roots quickly look mangy. I don't like it at all. On the other hand, root treatments damage the scalp in the long term and always look a bit amateurish.

Apart from one short episode (14 hours), I was always red-headed. I made this exception once for my boyfriend at the time, who actually favoured racy black-haired beauties and really wanted to see this on me. Well, it looked good somehow. I showed up like this at a parents' evening at my daughter's school and felt mercilessly uncomfortable: that wasn't me. My reflection frightened me and I resisted the sight. And immediately coloured my hair back again.

It was quite funny that I was asked about my sister the next day at school... But it didn't change the fact that I was 100 per cent sure that I would never need a change of type again.

In recent years, I've been asking myself more and more often, how much longer...? At some point you might look grotesque and not even realise it. I mean, deep wrinkles and trembling hands and a crooked back and a bright red mane... Not nice. Not that it's that far gone. But to be honest, the constant re-colouring is really annoying.

I decided to let the colour grow out in the end. After all, I'm approaching 60 soon. Of course, the transition is frustrating. Of course, you don't want to walk around looking like fries red/white either... So I planned to switch from colouring to tinting. As you know: colouring stays, tinting washes out. So I would continue to be completely red until I didn't need any more colour because everything permanent would have grown out. For four or five years, or so I thought.

The problem was that there are all sorts of tints on the market, just not in red. It seems to be a real chemical problem, according to various consultants I asked. A few weeks ago, a well-known supplier came up with a product that I liked: the expected hair colour was similar to my previous look and I was very happy to start my long-term "back to nature" project.

Yesterday was the day: said and done. And now I'm BRUNETTE! If there's one thing I've never been and certainly never wanted to be, it's... brunette. What am I going to do with this misery?

Throw all good intentions overboard and continue colouring until the day I die? I could also take the same radical step as I did once before in 1998 - during a long-term work assignment in Sudan, I quickly set the hair clippers to 8 millimetres and "disposed of" the mat due to the lack of sanitary facilities... Of course, that would also solve the problem of the ugly colour transitions. But at the moment it wouldn't look good on me and I wouldn't like it either. So what...?!

Oh pity!!