RE: Fanny Hensel – Pianistin, Komponistin, Dirigentin.
Dass Feindseligkeit und Freundlichkeit einfach nur "unterschiedliche Seiten des Selbst" sind, glaube ich nicht.
Geschlechterkampf, Rassenhass, Homophobie, Xenophobie - um nur einige zu nennen - entstehen nicht in oder aus einem einzeln betrachteten Selbst. Sie sind Teil einer Sozialisation und werden ungeprüft einverleibt während der Kindheit und Jugend. Das zu durchschauen und es ändern zu wollen, dazu bedarf es einer Meta-Ebene, einer spirituellen Existenz, die sich nach dem Unbedingten sehnt, weil das Selbst auf diese sich bezogen glaubt.
Das übergreift jeden Rahmen jeder Situation und wird Leitlinie meines Lebens. Oder eben nicht, es ist ja hier kein Automatismus. Das Evolvieren des Geistes ist eine Möglichkeit, keine Gewissheit, kein Zwang, keine Notwendigkeit.
Der Mensch geht von der Welt, wie er DANN - im Augenblick des Sterbens - ist. Und er kommt, wie er DAMALS - im Prozess der Geburt - wurde. Dazwischen liegen ungezählte Erfahrungen, Erinnerungen, Erlebnisse, Empfindungen, Gedanken, die ihn unweigerlich verändern.
Ob ich feindselig oder gleichgültig oder freundlich (nicht friedlich) sein will, ist Weg und Ziel der spirituellen Entwicklung, und es ist nicht das, was ich bin, sondern was ich werden könnte.
Große Fantasie. Der Sinn des Lebens in Reue, wer könntest du werden? Das Schwierigste ist, menschlich zu sein, wenn möglich, in Ordnung.
Nicht "wer", sondern "wie" oder "was".
Ich will ja kein anderer werden, sondern nur der, der ich in einer von fern geahnten Wahrheit bin.
Das ist persönlich, es gibt keine Vorlagen, jeder denkt und handelt nach seinen eigenen Vorstellungen )
Obwohl ich ein großer Freund bin des Individualismus, muss ich doch einsehen, dass sehr sehr viel meiner scheinbar eigenen Vorstellungen gesellschaftlich geprägt sind.
So ist es, die Gesellschaft sitzt in uns
Ja.
Und heraus zu finden, was "menschlich" ist oder sein kann.
Sowas in der Art )