Fanny Hensel – Pianistin, Komponistin, Dirigentin.

in Deutsch Unplugged2 years ago

Fanny Hensel (1805-1847) – Pianistin, Komponistin, Dirigentin.

Manche kennen sie eher unter dem Namen Fanny Mendelssohn-Bartholdy, und viele kennen besser den Namen ihres jüngeren Bruders Felix Mendelssohn-Bartholdy, mit dem sie zeitlebens eng verbunden blieb.

„Eine musikalische Karriere und Veröffentlichungen zu Lebzeiten waren ihr von der Familie weitgehend untersagt worden.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Fanny_Hensel

Es war in großbürgerlichen Familien des 19. Jahrhunderts nicht unbedingt gern gesehen, wenn Töchter in die künstlerische Öffentlichkeit treten wollten. Auch eine gewisse Clara Wieck, Jahrgang 1819, auf die ich gerne noch zu posten kommen will, hatte sehr dagegen zu kämpfen.

Fanny Hensel muss hochmusikalisch gewesen sein, das bezeugen außer ihrem Œuvre etliche Zeitgenossen: „Madame Hensel war eine außergewöhnliche Musikerin, bemerkenswerte Pianistin, eine Frau spritzigen Geistes, klein, aber voller Energie, die sich in ihren tiefen Augen und ihrem Blick, der voller Feuer war, erahnen ließ. Sie war begabt mit seltenen Fähigkeiten als Komponistin.“ So soll sich zum Beispiel Charles Gounod geäußert haben, der Fanny in den 1840-ern zwei Mal getroffen hatte. (Hier aus Wikipedia zitiert nach Ute Büchter-Römers Monographie.)

Von ihrem Œuvre, das offenbar aus über 460 Einzel-Werken besteht, ist bis heute nur ein geringer Teil veröffentlicht und auch noch längst nicht alles von der Musikforschung gewürdigt.

Ob Fanny Hensel wie offenbar einige ihrer Verwandten mütterlicherseits Ludwig van Beethoven persönlich getroffen hat, weiß ich nicht. Wie nah sie Beethoven musikalisch zumindest zeitweilig stand, lässt sich jedoch recht gut heraus hören aus ihrem Schaffen, beispielsweise aus dem Klavierzyklus „Das Jahr“ (1841 vollendet, möglicherweise schon 1840 in Italien begonnen). Die autographe Notenhandschrift Fannys wurde geschmückt von Zeichnungen ihres Mannes Wilhelm Hensel, einem bedeutenden Porträt-Maler am Preußischen Hof.

Die Musik von Fanny Hensel ist recht vielseitig. Sie beschäftigte sich mit etlichen Komponisten, vor allem mit den letzten Werken Beethovens, damals brandneu, aber auch mit „alten Meistern“ wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Das geschah zu einer Zeit, als die Bach-Söhne noch als die interessanteren Komponisten galten gegenüber deren bereits antiquiertem Vater. Fannys Bruder Felix Mendelssohn-Bartholdy war als Forscher und Dirigent maßgeblich beteiligt daran, den „alten“ Bach wieder aus den verstaubten Schubladen zu holen.

Zur Musik von Fanny Hensel schrieb ein Kompositionslehrer des XX. Jahrhunderts:

„Fannys wunderbare Musik, die dich so ergreift und die du nie greifen kannst, hat viele Möglichkeiten der Klangwerdung. Wäre es immer derselbe 'Trick', könnte man wohl ein analytisches Raffinement entwickeln, sie doch zu packen. Aber sie entzieht sich durch die Variabilität ihrer schöpferischen Potenz.“
– Diether de la Motte (zitiert nach Wikipedia)

Mir selbst gefällt von dem wenigen, was ich aus der Feder von Fanny Hensel bisher gehört habe, der schon erwähnte Klavierzyklus „Das Jahr“ am besten, aber auch andere ihrer Kompositionen verlinke ich unten. Besonders erwähnen möchte ich hier noch ein Orgel-Präludium in F-dur, 1829 komponiert für ihre eigene Hochzeit mit Wilhelm Hensel. Außerdem entwickelte Fanny gemeinsam mit und in Parallele zu ihrem Bruder Felix die damals klein gebliebene Gattung der „Lieder ohne Worte“, eine Art Amalgam aus den Gattungen Nocturne (von John Field, erst später aufgenommen durch Frédéric Chopin) und Klavierlied (später bekannt geworden vor allem durch Franz Schubert).

Durch einen frühen und plötzlichen Tod kam Fanny Hensel nicht mehr dazu, ihre Werke selbst zu publizieren. Sie hatte gerade damit begonnen, als ein Schlaganfall sie 41-jährig mitten aus dem Leben, aus dieser Arbeit und aus einer Probe für eine Oratorien-Aufführung riss.

Felix Mendelssohn-Bartholdy, ihr vier Jahre jüngerer Bruder, verstarb nur ein halbes Jahr später auf sehr ähnliche Weise. In der Interpretation von Peter Härtlings biographisch-historischem Roman „Liebste Fenchel!“ eine Art symbiontischer Tod. Nachweisbar ist, dass Felix vom überraschenden Ableben seiner Schwester so mitgenommen war, dass er sich für mehrere Monate aus der Öffentlichkeit zurück zog. Kaum wiedergekehrt von einem ausgedehnten Urlaub in der Schweiz und in Süddeutschland, traf ihn in Leipzig das gleiche Geschick.

Etliche Werke von Fanny Hensel gelten bis heute als verschollen. Entsprechend war die Sensation, als 1970 ein mit „F.Mendelssohn“ gezeichnetes Autograph ihrer „Oster-Sonate“ in Frankreich auftauchte. Zuerst noch für ein bisher unbekanntes Werk von Felix gehalten, stellte sich bald heraus, dass es von Fanny aus dem Jahr 1828 stammt.

cover.jpg
Peter Härtling: Liebste Fenchel!
https://books.google.de/books/about/Liebste_Fenchel.html?id=1_VlAgAAQBAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y

Vier Lieder für das Pianoforte (piano solo) (vermutlich um 1823)

Klaviersonate A-dur („Ostersonate“) (1828)

Streichquartett Es-dur (1834)

Klavierzyklus „Das Jahr“ (1841)

Klaviersonate g-moll (1843)

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 2 years ago 

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Ehrlich gesagt mag das Klavier diesen bestimmten Komponisten nicht wirklich, ich habe ehrlich gesagt versucht, mir alles anzuhören, es hat mir nicht gefallen. Es klingt sehr interessant auf Streichern oder einem Klavier mit Streichern. Ich mag die Klassiker, aber in der modernen Bearbeitung, mit Ausnahme von Bach, Mozart und Beethoven, mag ich etwas, etwas nicht.


Nun, das ist eine andere Sache

 2 years ago 

ich habe ehrlich gesagt versucht, mir alles anzuhören, es hat mir nicht gefallen

Vielen Dank!

Das ist eine Sache des Geschmacks, und auch der eigene Geschmack ist veränderlich.
Und andererseits kann es sein und dabei bleiben, dass einem selbst etwas nicht gefällt, obwohl es vielen anderen gefällt. (Mir geht es so mit deutscher Schlagermusik.)

Mein größter musikalischer "Held" ist Beethoven, und auch von ihm gibt es Werke, zu denen ich bisher noch keinen Zugang gefunden habe. Manchmal bleibe ich in solchen Fällen dran und suche weiter danach, manchmal aber auch nicht.

Bei Hensels Musik werde ich noch einige Zeit "dran bleiben", wie auch bei der Musik ihres Bruders.

Es kann auch vorkommen, dass ich mich von etwas wieder abwende, weil es mir auf einmal dann doch nicht mehr "schmeckt": Chopins Nocturnes (teilweise).

 2 years ago 

Sie haben Recht! Kunst ist eine sehr subtile Sache, etwas, das man mag, etwas, das man nicht mag. Das lässt Vielfalt sichtbar werden und setzt den Prozess der Kunstentwicklung in Gang.

 2 years ago 

...und den Prozess der eigenen Kultivierung?

 2 years ago 

As your mind evolves ;)

Wenn sich dein Geist entwickelt ;)

 2 years ago 

Könnte ich das verhindern?

 2 years ago 

Es ist besser, es nicht einmal zu versuchen, wir schreiben diese Funktionen der Natur und der Zeit zu und wünschen uns, dass sie lange Zeit keinen Erfolg haben.)

 2 years ago 

Ich sollte nicht einmal versuchen, es zu verhindern, dass sich (mein) Geist weiter entwickelt?
Aber wenn er sich (in meinen Augen) nicht zum Besseren entwickelt, was dann?

 2 years ago 

Das Klaviertrio in d-moll wird von Kennern zu Hensels allerbesten Werken gerechnet. Ich habe es bisher noch nicht gehört, nun kommt es aber auf den "Plan". Danke für den Link!
;-)

 2 years ago 

Das hat mir gefallen :)

 2 years ago 

Öh, ja, also...
Ein wenig ist mir die Geschichte der Fanny Mendelssohn bekannt, stand halt immer irgendwie im Schatten ihres kleinen Bruders. Und das ja nun nicht unbedingt zu recht - hübsche Sonaten hat sie komponiert!
Und dir ist es ganz hervorragend gelungen, weiteres Interesse für Musik, Recherche und auch das Werk des Herrn Härtling zu wecken - vielen Dank für diesen tollen Beitrag!
Bezüglich des Buches, weiß ich übrigens schon, wer als nächstes Geburtstag hat - und dann kann ich auch drin schmökern... ;-)

 2 years ago 

...mange tak... (hihi)

 2 years ago 

Med fornøjelse. Du er god til at skrive. Så hvad er der ellers at tilføje til stor sennep?

 2 years ago 

Viele Dächer.
Wie der alte Schwede sagt.
Soweit DeepL behauptet. (Manga mit "å"... ts-ts!)

 2 years ago 

War jetzt mehr Dänisch. Das spricht Deepl aber nicht... ;-)

 2 years ago 

Erklärte Gags sind keine guten Gags mehr...
Es war aber auch ein bisschen zu sehr um Ecken gedacht von mir.
Mange tak(k) ist wohl Dänisch und Norwegisch.
Mein "hihi" sollte andeuten, dass es auch was Schwedisches gibt.
Das lautet streng genommen aber "Många tak" und bedeutet "Viele Dächer" - alles laut DeepL. Ich persönlich spreche keine dieser drei Sprachen und kann nur halt manchmal ein bisschen was erkennen.
Im übrigen:
image.png

 2 years ago 

Hihi, weiß nicht, wann ich es das letzte Mal versucht habe, mit Deepl Dänisch zu übersetzen. Als es kein Dänisch gab, bin ich für diese Sprache auf Google umgestiegen (muss man ja auch für Koreanisch, oder gibt's das auch schon?). Also ist Dänisch "neu" (jedenfalls für mich).
Bisschen Dänisch kann ich. Etwas schreiben, etwas mehr lesen, mit Knoten in der Zunge ein paar Brocken artikulieren und leider so gut wie gar nichts verstehen, wenn die "Nachbarn" in normaler Sprechgeschwindigkeit losplaudern.

 2 years ago 

Ja, ich möchte auch gern mehr Sprachen verstehen und plaudern können, aber daraus wird nix mehr.

 2 years ago 

Mere sennep.

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