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RE: Ist Rechtschreibung wichtig? Eine kleine Betrachtung.

in Deutsch Unplugged3 years ago (edited)

lernschwache Schüler

Das ist die Ausdrucksweise eines wettbewerbsorientierten Systems. Ich lehne diesen Terminus als Diskriminierung ab. Der Zustand so bewerteter Schüler muss im Sinne eines gelebten Humanismus wertneutral benannt werden. Viele junge Menschen, die Kultusminister und ihr exekutiver Arm als lernschwach bezeichnen, haben oft statt vielleicht Schrift, Musik oder Mathematik ihre Schwerpunkte in ganz anderen Disziplinen. Lerninhalte, bei denen lernstarke Schüler glatt versagen würden.

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 3 years ago (edited)

Nachdem meine Tochter eine höchstbegabte Schülerin war, kam mein mittlerer Sohn in ihren Fußstapfen annähernd unter die Räder. Die Einstufung als lernbehindert und die erzwungene Umschulung in eine Allgemeine Förderschule haben mich damals dazu veranlaßt - neben anderen Gründen, die auch irgendwie mit dem Bildungssystem zu tun hatten - Deutschland zu verlassen... Aus dem Jungen ist ein hervorragender Profisportler geworden, der gleichzeitig sozial und psychisch so stark ist, daß er auch nach dem freiwilligen Absprung von diesem Pfad sofort und problemlos seinen Platz im Leben und in seiner Beziehung gefunden hat. Bildung ist unglaublich wichtig, so lange sie sich nicht auf das Erfassen von Faktenwissen und naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten beschränkt.

 3 years ago 

so lange sie sich nicht auf das Erfassen von Faktenwissen und naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten beschränkt

Ach wenn es denn wenigstens so wäre. Es ist die Bildung eines kompentitiven Systems. Es herrscht Wettbewerb in den Kinderstuben der Nation. Das liegt am System und jenen Eltern, die es kritiklos leben. Alles in der Schulpolitik ist auf Elitenbildung ausgerichtet. Wer da nicht rein passt, hat schlechte Karten oder Geld.

 3 years ago (edited)

Du hast natürlich vollständig recht. Der benutzte Ausdruck ist nicht korrekt, wurde aus einer unüberlegten Schreibfaulheit heraus benutzt. Da ich tatsächlich in erster Linie an meine Klientel gedacht habe (Lesenlernen am Förderzentrum), habe ich mir die (derzeitige!) Nomenklatur "Schüler mit sonderpädagigischen Förderbedarf mit dem Schwerpunkt Lernen bzw. geistige Entwicklung" erspart. Ist auch nicht viel besser. Kommt halt immer darauf an, wie man mit einem Begriff umgeht, wie man ihn meint, wie er aufgefasst wird. Ich habe diesen Begriff völlig wertungsfrei benutzt, sollte sich dadurch jemand unbeabsichtigt diskriminiert oder verletzt fühlen, entschuldige ich mich dennoch.

Grundsätzlich gilt meine Aussage ja ohnehin für alle Schüler: Jeder Teilleistungsbegabte frustriert, wenn ihm die Freude darüber, etwas schriftlich festhalten zu können, was sein Gegenüber sogar versteht, genommen wird, bloß weil er die faszinierende Verknüpfung von Symbol und Bedeutung abweichend von allgemeinen Vereinbarungen zu Papier bringt.

Teilleistung bezieht sich dabei nicht auf Leistungserwartungen einer Leistungsgesellschaft, sondern auf die Gesamtheit einer Fülle kognitiver und motorischer Kompetenzen sowie unterschiedlichste Wahrnehmungsfähigkeiten, wobei Teilbereiche bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind.

Besser? Erinnert mich allerdings leider an etwas, das ganz viel Energie kostet und oft in bürokratischen Debatten von der Arbeit MIT den jungen Menschen abhält, die in weiten Bereichen im Aufbau eines ordentlichen Selbstbewusstseins besteht.

 3 years ago 

Sehr schön gedacht und geschrieben, Chriddi.

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