FilmFriday: Wenn die Handlung rückwärts läuft | Memento (2000)

_{Ich für meinen Teil bin ein riesiger Filmfan und kann mir nicht vorstellen, dass ich damit alleine hier auf Steemit bin! Also möchte ich für alle Filmbegeisterten einen Ort schaffen, wo wir uns über unsere liebsten Streifen austauschen können. Fortan könnt Ihr mit dem Tag #FilmFriday jeden Freitag Eure Empfehlungen loswerden und gleichzeitig findet Ihr unter den anderen Vorschlägen vielleicht Euren Film für den Abend! Es wäre auch schön, wenn jeder ein paar Worte zu seinem Film sagen könnte und eine kleine Rezension verfasst. Aber ganz wichtig: BLEIBT SPOILERFREI! Man möchte sich den Film ja schließlich im Nachhinein anschauen. Des Weiteren würde ich mich pro Post nur auf einen Film beschränken. Alles andere wäre zu viel und es steht hier die Qualität und nicht die Quantität im Vordergrund. Außerdem kommen ja noch viele Freitage!}

_{Heute werde ich den Anfang machen. Ich freue mich dann auf Eure Empfehlungen nächsten Freitag!}

_{P.S. Das Ganze ist ein wenig inspiriert von @flipstar's #RapThursday. Ich denke, es wäre fair, ihn an dieser Stelle zu erwähnen.}

Christopher Nolan zählt mit Filmen wie der Batman Trilogie (2005-2012), Inception (2010) oder Interstellar (2014) zu den größten Regisseuren des 21. Jahrhunderts. Auch sein jüngster Film Dunkirk (2017) hat letzte Woche bei den Oscars abgeräumt.
Interessanter als sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, ist es allerdings sich die Vergangenheit anzuschauen. Und wer sich mit den Anfängen Nolans beschäftigt, kommt um einen Film nicht herum: Memento (2000).
Er ist nicht sein allererster Film, sondern sein zweiter, aber dafür der Film, der ihm den internationalen Durchbruch bescherte. Für mich stellt Memento eines der wahren Meisterwerke Nolans dar und läuft im Angesicht der gewaltigen Blockbuster zu oft unter dem Radar. Zeit, dass sich das ändert!

Der Kriminalfilm handelt von Leonard Shelby, der durch ein traumatisches Ereignis die Fähigkeit verloren hat, neue Erinnerungen zu bilden. Er besitzt kein Kurzzeitgedächtnis mehr, weswegen er alles, was er vor mehr als 5 Minuten erlebt hat, sofort vergisst. Nur indem er sich alles aufschreibt, mit seinen wichtigsten Notizen sogar seinen ganzen Körper zutätowiert und von allem ein Polaroid-Bild aufnimmt, schafft er, ein halbwegs normales Leben zu führen. Unter diesen erschwerten Bedingungen hat er sich jedoch zur Lebensaufgabe gemacht, den Mörder seiner Frau zu finden und Vergeltung zu üben.

Die Besonderheit von Memento ist die Reihenfolge, in der erzählt wird. Die Story besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich in nach jeder Szene abwechseln. Der eine ist in Schwarz-Weiß gehalten und läuft wie gewohnt chronologisch ab. Der andere hingegen ist in Farbe, wird aber in verkehrter Reihenfolge erzählt. Die erste Szene des Films ist also eigentlich die letzte in der Handlung. Mit dieser Erzählweise empfindet der Zuschauer den Gedächtnisschwund des Protagonisten nach. Die Szene startet in medias res und der Zuschauer weiß die Vorgeschichte nicht, genauso wie der Protagonist sich nicht an das zuvor Geschehene erinnern kann.

Klingt unwahrscheinlich komplex, ist es auch. Aber wenn man sich diese besondere Erzählstruktur bewusst macht, gewöhnt man sich daran.

Das Geniale kommt aber noch: Der vorwärts ablaufende und der rückwärts ablaufende Handlungsstrang werden sich am Ende treffen, sodass sie eine Einheit ergeben. Dieser Treffpunkt stellt dann auch den absoluten Höhepunkt des Films dar und offenbart eine ganz neue Klarheit über die Handlung und eine überraschende Wendung! Mehr darf ich aber nicht verraten.

Hier noch mal eine grafische Veranschaulichung der Erzählstruktur. Man kann noch mal ganz gut erkennen, wie sich schwarz-weiße und farbige Szenen abwechseln. Die Reihenfolge von links nach rechts ist die Erzählreihenfolge im Film. Der schwarze Pfeil, der einen U-Turn macht, beschreibt hingegen die korrekte Reihenfolge der Handlung.

Ich kenne keinen Film, der von der Story ähnlich ausgeklügelt ist wie Memento. Ganz nett zu wissen ist, dass die Idee von Christopher Nolans Bruder Jonathan Nolan stammt. Quasi eine Familienproduktion.

Weiterhin lässt sich sagen, dass die schauspielerische Leistung und die Dialoge ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen.

Ich kann Memento jedem empfehlen, der sich nicht scheut, vor dem Fernseher auch mal das Hirn anzuschalten. Alles zu verstehen, erfordert nämlich schon etwas Grips und aufmerksames Zuschauen.

Der Film ist aktuell sogar auf Netflix verfügbar. Somit steht auch dem legalen Streamen nichts im Wege. Vielleicht kann der Film Euch ja dieses Wochenende einen schönen Abend bescheren. Viel Vergnügen!

Bildquellen: Bild im Thumbnail, Grafik
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