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RE: Der Sinn des Geldes und der Zins

in #deutsch5 years ago

Es fehlt der 4. Fall (der in einer entwickelten Ökonomie mit mehr als 2 Gütern der Standardfall sein sollte):

  • Der Weissbierbrauer erfährt, dass es Nachfrage nach seinem Weissbier gibt und hat selbst Alkoholverbot, d.h. weder Bedarf für Weissbier noch für Helles.
  • Am Markt gibt es eine Währung (Der Währungsmarkt ist ein "The winner takes it all"-Markt) von total 21 Millionen Bitcoins.
  • Die potentiellen Weissbierkäufer ordnen ihre Kaufpräferenzen ordinal und entscheiden z.B.: am wichtigsten ist mir meine Wohnung (Miete), dann Brot, dann Wasser, dann Fleisch, dann kommt Weissbier. Der Käufer hat ein monatliches Budget von 1000 Satoshis. Dann überlegt er, wie viele von diesen Satoshis er für Miete, Brot, Wasser und Fleisch braucht und wie viel er bereit ist für Weissbier auszugeben.
  • Wenn der Betrag, den der potentielle Käufer für 1 Flasche Weissbier auszugeben bereit ist, hoch genug für den Weissbierbrauer ist (d.h. mindestens dessen Kosten deckt und zu den besten 10 Kaufgeboten gehört), dann wird z.B. 1 Flasche Weissbier gegen 5 Satoshi getauscht.
  • Der Weissbierbrauer hat dann 5 Satoshi. Diese 5 Satoshi sind ein Wertspeicher für ihn, da es in einem entwickelten Währungsmarkt mit endlichem Angebot (21 Mio.) keinen Grund für Wertverlust gibt. Er kann diese 5 Satoshi horten und seinen Enkeln vermachen. Er kann nach dem Deal zum Imbiss um die Ecke gehen und für die 5 Satoshi eine Currywurst rot-weiss mit Pommes kaufen. D.h. anders ausgedrückt entweder er spart die Satoshi oder (!) er konsumiert sie.
  • Genau das ist die Funktion von Geld. Das hat mit Schulden überhaupt nichts zu tun.

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Sehr gut rübergebracht! Aber es ist erst mal eine klare Definition von Geld und von Schulden vonnöten, welche hier längst überfällig ist. Ich werde mich baldigst darum bemühen.

Die Gelddefinition steht in Text:

Geld entsteht also immer dann, wenn jemand eine Ware oder Dienstleistung nicht sofort liefern kann, die Gegenleistung aber sofort erhält (=Kredit) und ein dritter, der mit dem ursprünglichen Geschäft nichts zu tun hat, diese dokumentierte Forderung als Bezahlung für eine Ware oder Dienstleistung annimmt.
Geld trägt also immer eine Schuldkomponente in sich, ganz egal aus welchem Material es besteht oder welche Form es annimmt.

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müsste man das ganze nicht wissenschaftlich beweisen können? Ökonomie ist ja allenfalls eine weiche Wissenschaft. Was "Wert" ist, kann verhaltensbiologisch empirisch gezeigt werden. Was Verhalten ist kann evolutionstheoretisch empirisch gezeigt werden und dann sind wir schon auf physikalischer Ebene. Ein recht sicheres Teretorium.

Was die oben beschriebene Geld"theorie" macht ist einfach zu mathematisieren/anxiomatisieren was man beobachten kann, sie weist aber nichts empirisch nach.

Du begehst den gleichen Fehler oder drückst Dich um die gleiche Frage, wie schon so viele Ökonomen vor Dir:
Woher kommt das erste Gold oder die erste BTC?

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Das ist irrelevant für den von mir beschriebenen Fall.
Eine Person ist bereit, eigene Arbeitskraft aufzuwenden um Gold oder Bitcoin zu finden/"herzustellen" - genauso wie der Weissbierbrauer seine Arbeitskraft zur Produktion von Weissbier einsetzt.

Wie wird das Bierbrauen vorfinanziert? Wir wird die Hopfenproduktion vorfinanziert? Wie wird die Goldproduktion vorfinanziert? Wie wird das Bitcoinmining vorfinanziert? Wie wird die Computerproduktion vorfinanziert?
Dies ist die entscheidende Frage, um die sich auch fast alle Ökonomen gedrückt haben. Man kann nicht einfach so tun, als wäre Gold, BTC, Geld einfach da.

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All das muss nicht vorfinanziert werden.

  • Ein einzelner Mensch ist in der Lage eine kleine Menge Bier komplett selbst zu bewerkstelligen - OHNE den Einsatz von Geld oder Kredit. Das mag nicht unbedingt sinnvoll oder effizient sein, aber das ist möglich.
  • Das Gleiche gilt für den Gewinn von Gold.
  • Hinsichtlich BTC ist vorstellbar, dass sich eine Gruppe von Menschen zusammentut, ein Teil davon PC-Material herstellt, ein Teil davon Computer baut und ein Teil davon Energie produziert (z.B. durch körperliche Arbeit per Fahrraddynamo). Keiner bekommt ein Gehalt und man nimmt keinen Kredit auf. Die gewonnenen BTC werden hinterher aufgeteilt.

Aber diese Frage ist irrelevant für die Funktion des Geldes.

In einer arbeitsteiligen Wirtschaft muss immer etwas vorfinanziert werden. Wo kommen die Kalorien her, die man braucht um den Fahrraddynamo anzutreiben. Jeder von und trägt eine Urschuld in sich. Die gilt es zu tilgen oder man stirbt.
Den Fehler das Geld über seine Funktion zu definieren, macht sogar die Bundesbank.
Dies weicht aber der Frage aus: Was ist Geld?

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"In einer arbeitsteiligen Wirtschaft muss immer etwas vorfinanziert werden."

  • Nein. Ein Mensch, der gearbeitet hat und Geld verdient, kann sich dann selbstständig machen. Wenn er sein Geld zum Start seines Unternehmens nutzt, muss er nichts vorfinanzieren.

"Wo kommen die Kalorien her, die man braucht um den Fahrraddynamo anzutreiben."

  • Vom Essen, das man entweder pflückt bzw. selbst herstellt oder das man mit seinem Geld kauft. Hat überhaupt nichts mit Schulden zu tun.

"Jeder von und trägt eine Urschuld in sich. Die gilt es zu tilgen oder man stirbt."

  • Bitte was? Meinst Du das ernst? Jetzt sind wir bei genau dem Punkt, den ich in unserer Diskussion vor ein paar Wochen gesehen habe: Esoterik oder einer erzkatholischen Sichtweise von Sünde.
  • Ich habe weder eine Urschuld noch eine Schuld noch Schulden. Ich finanziere nichts vor, weil ich Assets (u.a. Geld) habe, mit denen ich Sachen oder Dienstleistungen kaufe.
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Jeder von und trägt eine Urschuld in sich. Die gilt es zu tilgen oder man stirbt.

Was für eine schräge Hypothese! Erinnert mich mitsamt eurer Debitisten-Geldtheorie stark an den den Deutschen nach dem 2. WK so erfolgreich eingeimpften Schuldkult! :-P

Auch, aber nicht nur. ;-) Ansonsten von eingetauschten Gütern und Dienstleistungen. Jeder Semmelkauf ist ein Tausch und somit ein vollständig in sich abgeschlossener Vorgang ohne den Hauch irgendwelcher Implikationen.

Was ist Geld?

Kurzfassung: Das sich im freien Marktgeschehen spontan herausbildende Zwischentauschmittel, welches aufgrund seiner physischen Eigenschaften von allen Gütern des jeweiligen Marktes das marktgängigste ist. Das macht es in den Augen der Marktteilnehmer zum bestgeeigneten Zwischentauschmittel.

Geld ist keine Schuld.

Schuld ist kein Geld.

Somit ist ein Schuldschein, Wechsel, Kredit, Darlehen etc. kein Geld.

Nachtrag: Auch Eigentums-Zertifikate auf das Zwischentauschmittel fallen gemeinhin unter die Geld-Definition (z. B. Banknoten im ursprünglichen Sinn).

Würden wir nur tauschen und nicht kreditieren, hätten wir und nie weiterentwickelt.
Geld ist auch ein Tauschmittel, aber eben nicht nur.
Wie hättest Du den Biertausch im Fall 2 und 3 gelöst?

Posted using Partiko iOS

Eine Begriffsklärung tut echt not, wie so oft. Das würde hier aber den Rahmen sprengen, drum schreib ich einen Beitrag dazu. Dann sollte ganz klar werden, wo unsere Differenzen liegen, so sehr weit sind wir mE gar nicht auseinander.

Hier nur soviel: Kredit (auch Darlehen als eine Form davon) mit der zugehörigen Forderung und Schuld ist Bestandteil sehr vieler, aber längst nicht aller Tauschakte und lässt sich somit unter Tausch subsumieren.

Deine Fälle 2 und 3 bedürfen keiner anderen Lösung, damit gehe ich konform. Es handelt sich um Naturaltausche ohne die Verwendung von Geld. Da beide Tauscherfüllungsakte zeitlich auseinanderfallen, ist ein Schuldschein in der ein oder anderen Form sehr sinnvoll.

Jeder Schuldschein ist ein Namenspapier im Gegensatz zu Banknoten, die Inhaberpapiere sind. Deshalb und wegen des Vertrauensdefizits unter Fremden ist deren Verkehrs- und Umlauffähigkeit extrem eingeschränkt, ganz im Gegensatz zum Geld.

Geld als Sache ist stets schuldenfrei, da es von einem zwecks seiner Übergabe abgeschlossenen Darlehen völlig unabhängig, losgelöst und isoliert betrachtet werden kann (und rechtlich und ökonomisch seit jeher auch wird). Denn Gegenstand eines Kredits sind ja nicht ganz bestimmte Geldscheine mit deren Seriennummern, sondern ein bestimmter Betrag.

Und sämtliche Geldscheine und Münzen sind ja völlig fungibel, womit jeder beliebige Schein und jede beliebige Münze der betreffenden Währung zur Tilgung verwendet werden kann, auch wenn diese einstmals im Rahmen vieler verschiedener Darlehensverträge erzeugt und übergeben wurden.

Jede wirtschaftliche Transaktion war und ist immer und überall Tausch, sofern sie beiderseitig freiwillig und auf Augenhöhe zustande kommt. Die konkrete Ausgestaltung einer solchen Transaktion ändert nie etwas daran, auch kein damit verbundener Zins, Diskont oder Schuldverhältnis!

Die Frage ist genauso müßig, wie z. B.:
Wo kommt das erste Brot her?
Wo kommt die erste Prostitutions-Dienstleistung her?

Nein ist sie nicht.
Wenn nicht gleich am Anfang deines Lebens jemand deine Nahrung, Pflege, Kleidung usw. vorfinanziert, dann stirbst Du.
Du kommst mit Null auf die Welt und aus Null kann man nichts machen.
Also brauchst Du einen Krediteur.
Am Anfang deines Lebens sind das deine Eltern.

Z. B. indem ich einen Goldnugget finde, ihn einstecke und ihn mir damit aneigne. ;-)

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