Teufelskreis! Es ist noch nicht vorbei! Unterrichtsmethode "Falsches Schreiben"

in #deutsch6 years ago (edited)

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1. Unterrichtsmethode für falsche Rechtschreibung

  •  Worum geht es?
  •  Ein Teufelskreis, beinahe durchbrochen
  •  Anlauttabelle + Kollateralschaden = Unterrichtsmethode
  •  Absicherung der Methode gegen fehlerfreie Rechtschreibung
  •  Es soll Studien geben, die die Wirksamkeit von LdS belegen.
  •  Die Unterrichtsexperten sind doch eigentlich die Lehrkräfte oder?
  •  Was lässt die Lehrkräfte an der Methode Lesen durch Schreiben festhalten?

2. Teilweise Entwarnung

  •  Darf man hoffen, dass dieser Kollateralschaden-Unterricht bald sein Ende findet?(1)

3. Die Nagelprobe

  •  Konstruktiver Methodenmix oder LdS


1. Unterrichtsmethode für falsche Rechtschreibung

Worum geht es?

Es muss raus. Schon lange. Jetzt endlich. Warum? Weil ich es loswerden muss, damit ich nicht platze. Weil viele Eltern sich nicht wehren, sich nicht hartnäckig genug dagegen wehren. Weil sie sich durch die fröhlich vorgetragenen Behauptungen der Lehrkräfte einlullen lassen.

Also, worum geht es? Was regt mich so auf? Es ist die Unterrichtsmethode „Lesen durch Schreiben (LdS)“ (nicht zu verwechseln mit LSD, obwohl ... ), auch "Schreiben nach Gehör", auch "Freies Schreiben", die in den Grundschulen Deutschlands verbreitet ist. Damit werden eure wissbegierigen Kleinen, die alles richtig machen wollen, so wie Mama und Papa, angeleitet, sich auf eine sehr intensive Art falsche Rechtschreibung anzueignen, die sie nur schwer wieder loswerden. Oder auch nicht! (1)

Entwickelt hat diese unsägliche Methode Kinder in falschem Schreiben zu unterrichten ein Herr Dr. Jürgen Reichen – schon vor einigen Jahrzehnten. Schon klar, entwickelt wurde im pädagogischen Bereich schon viel, aber längst nicht alles konnte sich durchsetzen. Umso mehr rückt die Frage in den Vordergrund: „Wie kommen Lehrkräfte an den Grundschulen dazu, gerade diese Methode nützlich zu finden, sie verbreitet anzuwenden, gegen fundierte und berechtigte Kritik zu verteidigen?

Ein Teufelskreis, beinahe durchbrochen

Lesen durch Schreiben. Es geht gar nicht um richtiges Schreiben. Es geht um Lesen. Die Kinder sollen Lesen lernen. Na und? Was ist daran neu? Die Kinder lernen Buchstaben, bilden daraus Wörter und dann können sie diese und andere Wörter auch lesen, sozusagen automatisch, wiederholendes Üben vorausgesetzt. Sie lernen von Anfang an richtig zu schreiben und können das Geschriebene dann geradezu selbstverständlich lesen. Bingo!

Bingo? Was bis dahin gut funktionierte, störte aber jenen Herrn Reichen ganz gewaltig. Frisch ging er ans Werk. Nach dem Motto: Lesenlernen ist erst dann richtig sexy, wenn man noch gar nicht schreiben kann, nicht einmal Buchstaben kennt. - Häh?

LdS also. Eure Kinder sollen Lesen lernen, indem sie schreiben. Sie können aber noch nicht schreiben. Ein Teufelskreis? Schon irgendwie. Ohne Schreiben zu lernen geht es offensichtlich doch nicht – aber das darf nicht groß auffallen, sonst kann man ja gleich bei den bewährten Methoden bleiben. Ok, dann muss das Schreiben irgendwie an Bedeutung verlieren, am besten man macht es geradezu bedeutungslos. Die geniale Idee dazu. Die Kinder können einfach nicht falsch Schreiben. Alles Geschriebene ist per Definition richtig und wird gelobt. Damit ist jede Diskussion zum Thema „Wörter richtig Schreiben“ abgewürgt.

Das reicht aber noch nicht. Buchstaben! Die Kinder kennen ja die Buchstaben noch nicht. Das ist die Geburtsstunde der Anlauttabelle. Sie besteht aus Bildern mit unterschiedlichen Motiven, z. B. einem Affen. Daneben steht der Buchstabe „A“. Das Kind will nun das Wort „Ampel“ schreiben, sagt sich langsam und deutlich dieses Wort laut vor, sucht ein Bild mit dem Motiv, das phonetisch mit dem gleichen Laut anfängt, findet „Affe“ und schreibt das „A“. Auf zum nächsten Buchstaben …

Super, das funktioniert ja prächtig. Hier zwei Beispiele aus dem echten Leben:

„Di foirwer retete eine oile aus dem Stal“ (1)
„Ich fare mitt Fata im Audo inn di Färrien“ (2)


Anlauttabelle + Kollateralschaden = Unterrichtsmethode

Die Kinder schreiben also ganz offensichtlich zwangsläufig falsch und prägen es sich ein. Anhand dieser falsch geschriebenen Wörter und Sätze lernen sie dann das Lesen. Na, wenn das nicht die Idee des Jahrhunderts ist.

Das zum Lesenlernen absolut notwendige Schreiben wird also regelrecht missbraucht, indem es falsch eingeübt wird. Dieses unvermeidliche Falsche wird aber als Kollateralschaden des Lesenlernens nicht nur akzeptiert, es wird zum Ereignis, zum Event hochstilisiert: „Was kann die kleine Mara schon für tolle Geschichten schreiben. Schau mal, wie kreativ Leon über seinen Teddy schreibt.“ - Das fest eingeprägte, für viele Eltern kaum auszuhaltende, falsche Schreiben wird auf dem Altar der Killerargumente „Kreativität fördern“ und „Schreibhemmung vermeiden“ zum notwendigen Kollateralschaden. Dieser wiederum wird zum Problemchen erklärt. „Das wird schon“, sagen die Lehrkräfte, „später, ganz von selbst“.

Geschafft! Mit Hilfe der Anlauttabelle ist der Kollateralschaden zur Unterrichtsmethode veredelt worden.

Absicherung der Methode gegen korrekte Rechtschreibung

Das richtige Schreiben ist jetzt zwar bedeutungslos, das reicht aber noch nicht. Es muss auch langfristig bedeutungslos bleiben. Eine Diskussion über Richtig und Falsch muss deshalb unbedingt vermieden werden.

Die Eltern! Die Eltern sind bei dieser Methode eine potentielle Gefahr. Wenn die ihre Kinder korrigieren, dann tragen die Kinder am Ende eine Korrekturdiskussion in den Unterricht.

Dafür muss nun der pädagogische Hammer hervorgeholt werden: Die Eltern werden aufgefordert und streng gebeten, die Schreibfehler ihres Kindes auf gar keinen Fall zu korrigieren, denn das würde die freie Entfaltung, die Schreiblust und Kreativität negativ beeinflussen, letztendlich also ihrem Kind massiv schaden.

Selbst ehemalige Lehrerkollegen (Ich bin ja raus, Pensionierung), die diese Methode als abwegig klassifizieren, liefern ihre Kinder einem solchen Unterricht stillschweigend aus. Da spielt, zumindest teilweise, auch die Angst eine Rolle, dass Kinder von Querulanteneltern irgendwie benachteiligt werden könnten. Oder auch: Am Anfang nicht gleich Stress machen, erst mal abwarten und beobachten …

Und schon ist es zu spät! - Jedenfalls für die Kinder, deren Eltern sich diese Entmündigung („Nicht korrigieren!“) gefallen lassen! Oder für die Kinder, deren Eltern gar nicht helfen können, z. B.: Dialekt, keine deutschen Muttersprachler, kein Geld für Nachhilfe, selbst nicht in der Lage, keine Großeltern …).

Und was ist eigentlich mit den Bedürfnissen der Kinder? Kinder wollen es richtig machen! Kinder wollen so schreiben können wie Mama und Papa. Es wird ihnen verwehrt. Erst lernen sie die „Kinderschrift“ (auch: „Privatschreibung“ genannt) und später dann die „Erwachsenenschrift“.

Es gibt – natürlich – Eltern, die sich ihre Verantwortung nicht nehmen lassen. Sie unterstützen, helfen und korrigieren, und das sind keine Helikoptereltern, wie man an diesem Erfahrungsbericht einer Mutter(4), dieser Diskussion(8) und diesen Kommentaren(11) erkennen kann. Das methodenimmanente Geschmäckle dabei: Die Arbeit der Eltern beeinflusst korrigierend die miserablen Rechtschreibkenntnisse, die die LdS- Methode erzeugt. Dadurch werden Ergebnisse bei schulübergreifenden Tests ebenfalls positiv beeinflusst - und kommen der LdS-Methode zugute.(1)

Es soll Studien geben, die die Wirksamkeit von LdS belegen.

Oh ja, keine Frage, wirksam ist diese Methode – das ist jetzt nicht Ironie oder Sarkasmus, eher Galgenhumor.

Ich weiß, es gibt viele Behauptungen und angeblich auch Studien, die beweisen, dass am Ende der Grundschulzeit die Rechtschreibungskompetenz der LdS-Klassen der Kompetenz in den Klassen, in denen nicht nach dieser Methode unterrichtet wurde, ebenbürtig ist.

Tatsächlich? Auch, wenn man genauer hinschaut?

  • Welche Beziehung hat der Studienverfasser zu LdS? Entwickelt er vielleicht Lehrmaterial zu LdS? Ist er Berater eines Verlages, der LdS-Material verkauft?
  • Und wie sieht es mit dem wissenschaftlichen Handwerkszeug aus, bzw. wie wurde eigentlich der elterliche Einfluss von der Unterrichtsmethode separiert?
  • Nach welchen Kriterien wurde die Klasse ausgesucht? Ist der Einzugsbereich der Schule förderlich für das gewünschte Ergebnis? Wie viele SchülerInnen waren deutsche Muttersprachler und und und …

Die Lehrkräfte sind doch eigentlich die Unterrichtsexperten oder?

Zwei Aussagen des Hamburger Schulsenators:

  • „Jetzt gehe es darum, den Lehrern „immer wieder zu sagen, wie wichtig Rechtschreibung ist“ (3)
  • „Viele Lehrer haben zu lange geglaubt, dass Kinder richtiges Schreiben mit Hilfe genialer Unterrichtsmethoden im Vorbeigehen lernen. Aber Rechtschreibung muss man echt üben.“(6)

Wie? Ein Schulsenator sieht sich veranlasst, solche Sätze über professionelle Lehrkräfte zu sagen. Hätten diese Erkenntnisse nicht von den Lehrkräften, die diese Methode anwenden, selbst kommen müssen? Und zwar schon vor Jahren? Mehr noch, er trifft bei diesen Lehrkräften sogar teilweise auf Widerstand!(7)

Was lässt die Lehrkräfte an der Methode Lesen durch Schreiben festhalten?

Klipp und klar: Ich weiß es nicht!
Ich möchte auch niemandem etwas unterstellen.

Aber bemerkenswerte Fakten will ich doch deutlich machen. Wenn eine Lehrkraft sich zwischen zwei Unterrichtsmethoden entscheidet, und sie – nach ihrer Einschätzung – mit beiden zum gleichen Ergebnis, bzw. Lernerfolg für die Schüler kommt, dann wird sie sich für die weniger aufwendige Methode entscheiden. Zumindest langfristig.

Insofern ist festzuhalten, im Hinblick auf den Arbeitsaufwand der Lehrkraft ist Lesen durch Schreiben unschlagbar attraktiv. Die Schüler arbeiten „in längeren Zeitblöcken“ selbstständig „Der mündliche Unterricht entfällt fast ganz“. (5). Hinzu kommt: keine Diktate, keine schriftlichen Korrekturen und damit keine Diskussionen. Alles positiv, keiner kann etwas falsch machen, unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten sind auch kein Problem. Jedenfalls nicht für die Lehrkraft. Diese Methode lässt schließlich jeden mit seiner Geschwindigkeit lernen, beliebiges Auseinanderdriften inklusive. Kinder, die später schwer wieder aus der Kinderschriftnummer herauskommen, haben eben eine Lese und Schreibschwäche (LRS) - deren rechtzeitige Erkennung, wenn es tatsächlich ein echter LRS-Fall ist, von dieser Lernmethode geradezu grandios verhindert wird.

Oder ist das etwa der Teufelskreis?

Jedenfalls.

Null Problemo. Das Unterrichtsparadies ist nah.


2. Teilweise Entwarnung

Darf man hoffen, dass dieser Kollateralschaden-Unterricht bald sein Ende findet?(1)

„Wenn heute mit einer Anlauttabelle im Unterricht gearbeitet wird, dann erfolgt ergänzend immer die Arbeit an Lauten, Buchstaben und anderen Strukturen der Schriftsprache. Die Anlauttabelle ist dafür ein hilfreiches Medium. Oft wird die Arbeit mit der Tabelle mit einem Kurs zur Einführung der Buchstaben verbunden und häufig durch sogenannte Rechtschreibgespräche ergänzt.“(9)

Das Zitat hört sich zunächst einigermaßen beruhigend an: LdS findet nicht in reiner Form statt. Das ist gut. LdS als alleinige oder auch nur überwiegend angewandte Unterrichtsmethode ist schädlich für die Kompetenzentwicklung in der Rechtschreibung. Grundsätzlich gilt: Das Mittel der Wahl muss immer ein ausgewogener Methodenmix sein, da niemals alle SchülerInnen mit allen Methoden gleich gut lernen. Dies gilt insbesondere dann, wenn, wie im vorliegenden Fall, Langzeitschäden drohen. Einzelne Elemente einer ansonsten abzulehnenden Methode können in einem Methodenmix aber durchaus sinnvoll sein.

Warum hört sich obiges Zitat aber nur „zunächst“ gut an? Es ist das „erfolgt ergänzend immer“. Also auch genau an der Schule, die ihr Kind besuchen wird und bei der Lehrkraft, die es unterrichtet? Darauf würde die Verfasserin sicher keinen Eid ablegen. Das Zitat ist lediglich eine allgemeine Behauptung, die gerade nicht auf ihr Kind zutreffen muss. Das ist vergleichbar mit dem viel verwendeten Begriff „Durchschnitt“: Wenn zwei Veganer im Restaurant sitzen und einer isst vier Möhren, dann hat im Durchschnitt jeder der beiden zwei Möhren gegessen.

Nehmen wir aber einmal an, dieses Zitat gilt tatsächlich für jedes Kind in der Grundschule. Dann ist immer noch offen, wie groß der Anteil des LdS-Unterrichts (Anlauttabelle) tatsächlich ist. Sind die Anteile der bewährten Methoden tatsächlich nur „ergänzend“? Und müsste es nicht eher umgekehrt sein, die Anlauttabelle wird ergänzend herangezogen, als ein Medium innerhalb der bewährten Vorgehensweise?

Wie dominant die Arbeit mit der Anlauttabelle auch bei einem Methodenmix sein kann zeigt dieses Zitat: „Sobald ein Kind also einen Satz in einer angemessenen Zeit d.h. relativ flüssig vorlesen kann, setzt für uns die Rechtschreibung ein. Jetzt geht es –auch schon im 1. Schuljahr– darum erste Rechtschreibkorrekturen vorzunehmen und erste Rechtschreibstrategien anzubahnen“.(10) Hallo? Und wie viele Monate wird nun tatsächlich LdS in Reinform unterrichtet? Der letzte Monat der ersten Klasse ist schließlich auch noch im ersten Schuljahr.

Auch auf der administrativen Ebene tut sich was. In wenigen Bundesländern gibt es bereits Verbote (Baden-Württemberg, Hamburg), in einigen anderen wird richtiges Schreiben priorisiert, Stichwort „orthografisch korrekter Grundwortschatz“. Die Diskussion läuft.

Darf man also hoffen?

Hoffen darf man immer.


3. Die Nagelprobe

Konstruktiver Methodenmix oder LdS

Wie wird ihr Kind also konkret unterrichtet. Man könnte natürlich in der Schule nachfragen. Dann sollte man sich aber vorher konkrete Fragen überlegt haben, da man sonst die Antworten evtl. nicht wirklich einschätzen kann. Die Verwendung der Anlauttabelle, als Ergänzung in einem guten Unterricht kann durchaus sinnvoll sein. Wohlgemerkt: als Ergänzung.

Auf Schulwebseiten findet man ebenfalls Hinweise. „Eltern sind unabhängig von sozialen Schichten aufgefordert, solange ein Kind nicht liest, sich beim Korrigieren von Falschschreibungen zurück zu halten, um die Schreiblust der Kinder nicht zu hemmen.“(10) Alles klar? Eltern sind aufgefordert, nicht zu korrigieren. Klingt das nach lupenreinem LdS-Unterricht für etliche Monate? Ja oder Ja?

Macht die Nagelprobe: Werdet ihr in irgendeinem Zusammenhang aufgefordert, die Korrektur von Falschschreibungen zu unterlassen, dann wisst ihr Bescheid.

Rausreden is dann nich mehr. 😉

2018-01-20 13:22



Quellen:
(1)http://schulforum-berlin.de/ueben-warum-sollte-man-das-drill-nennen"
(2)https://www.welt.de/regionales/hamburg/article169917073/FDP-fordert-Verbot-von-Lesen-durch-Schreiben.html
(3)http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/schreiben-nach-gehoer-immer-mehr-bundeslaender-kehren-ab-15138342.html
(4)http://www.wilfriedmetze.de/Erfahrungen_einer_Mutter.doc
(5)https://wiki.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/FB04_Grundschulwiki/index.php/Lesen_durch_Schreiben
(6)http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/schreiben-nach-gehoer-immer-mehr-bundeslaender-kehren-ab-15138342.html
(7)https://www.welt.de/regionales/hamburg/article169917073/FDP-fordert-Verbot-von-Lesen-durch-Schreiben.html
(8)https://www.urbia.de/archiv/forum/th-2824342/lesen-durch-schreiben-ende-der-quaelerei.html
(9)http://www.beate-lessmann.de/konzept/anfangsunterricht/712-schreiben-nach-hoeren-schreiben-nach-gehoer-lesen-durch-schreiben.html
(10)http://www.schule-rellinger-strasse.de/aktuelles-detailseite/items/stellungnahme-zur-methode-lesen-durch-schreiben.html
(11)https://www.schmoekerkinder.de/10-plauderecke-f%C3%BCr-eltern/29-schreiben-nach-geh%C3%B6r-die-richtigen-fehler.html

Weitere Quellen ohne Bezüge im Text:
Günter Jansen, Lehrer und Fachleiter am Gesamtseminar Düsseldorf a. D. http://www.grundschulservice.de
Germanistik-Professor Wolfgang Steinig http://www.huffingtonpost.de/2017/08/25/reichen-lesen-schreiben-grundschule-kinder-rechtschreibung_n_17809220.html
Bericht aus welt.de https://www.welt.de/politik/deutschland/article13649071/Wenn-in-der-Schule-Falsches-richtig-ist.html
Bildquelle: pixabay

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Das ist wirklich interessant. Ich habe noch nie von dieser Methode gehoert (war aber auch 10 Jahre nicht im Lande) Meine Kinder sind hier in Schwaben in der Grundschule, und da wird das nicht praktiziert. Kann mir auch nicht vorstellen, dass es taugt. Kinder kommen in den Zwiespruch zweier Authoritaeten, Eltern und Lehrer. Dazu kaeme das Umlernen.

So ist es.
Ja, wenn es doch nicht so schön bequem wäre.
Man kann diese Methode ja auch nur beim Schreiben verwenden. Warum? Weil eben völlig falsches Schreiben immer noch einigermaßen lesbar ist. Zumindest kann man ahnen, was das Kind da geschrieben hat.

Ich persönlich halte so etwas für geradezu kriminell. Allerdings, wenn ich das richtig gelesen habe, sie wird auch in der Lehrerausbildung als eine der gängigen Methoden gelehrt.

Ich fasse es einfach nicht.

Gut für dich und deine Kinder. In manchen Bundesländern hat man nicht die freie Schulwahl. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was ich gemacht hätte, wenn mir das mit meinen Kindern passiert wäre.

Schönen Abend noch.

Boah!
Lieber @youngatheart, ich verneige mich ob deiner fachlichen Auseinandersetzung außerhalb der aktiven Dienstzeit! Du sprichst mir aus dem Herzen, ich habe mich schon häufig über derartigen Erstleseunterricht aufgeregt. Warum halten die Pädagogen daran fest? Naja... Es gibt Methoden, deren Unterrichtsvorbereitung ein wenig mehr Einsatz bedarf... 🙊
PISA lässt grüßen...

Als Sonderpädagogin möchte ich aber hier auch noch "meine" besondere Klientel nennen.
Ich bin sehr froh, wenn meine Schüler die Funktion von Schriftsprache überhaupt erkennen und sich irgendwann auch gern mal freiwillig die Schrift zu Nutze machen. So erhalten sie auch oft den Auftrag "Schreibt, Rechtschreibung ist erstmal ganz egal!" Dann sind sie schonmal motiviert. Ich korrigiere das Geschriebene dann nicht direkt durch, wenn das ganze Schriftprodukt "rot" ist, sind die Schüler wirklich frustriert. Wohl aber schreibe ich ihnen ihre Ausführungen noch einmal fehlerfrei unter den Text. Damit können sie dann machen, was sie wollen, oft adaptieren sie die ein oder andere Regel automatisch.
Zu meiner Klientel im Berufsschulbereich am Förderzentrum GE lasse ich mich jetzt nicht weiter aus. Nur so viel: Der typische GE-Kandidat mit Down-Sydrom o.ä. wird kaum noch angetroffen. Ich habe viele "Schulversager", denen Dank offizieller Abschaffung der Förderschulen in S.-H. in sogenannten Inklusionsmaßnahmen das ganze Ausmaß ihrer Schwächen aufgezeigt wurde und deren Eltern keinen anderen Ausweg mehr als unsere Schule sehen. Einem Schüler, den ich vor drei Jahren entlassen habe, konnte ich auf o.g. Weise erstmal den Leistungsdruck und das implizierte Bewusstsein, ein "Versager" zu sein, nehmen. Dieser junge Mann hat mich im Sommer angerufen: Er hat seinen Hauptschulabschluss geschafft!

Danke für diesen tollen Beitrag!

Danke für dein Lob.
Besonders nachdenkenswert finde ich, dass diese Methode einerseits ganz offensichtlich eine Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) signifikant fördert, wie z. B. in diesem Artikel beschrieben https://www.legasthenie-coaching.de/haben-wir-eine-hausgemachte-rechtschreibkatastrophe .

Andererseits fühlen sich dieselben Lehrkräfte, die genau wissen (sollten), dass LRS erworben und nicht genetisch bedingt ist, offensichtlich nicht angesprochen, wenn in den Folgeklassen (korrekte Rechtschreibung) ein starker Anstieg von LRS zu konstatieren ist - obwohl die LdS-Methode geradezu prädestiniert ist, diesen Verdacht nahe zu legen.

Tja, wäre wirklich interessant, hier auch einmal einen Befürworter dieser Methode zu "hören" ...

Ich gebe dir recht, @youngatheart.
Allerdings bin ich bei dieser Quellenangabe etwas vorsichtig, da der Text auch als Werbeartikel für "Legasthenie-Coaching" dient. "Anerzogene" LRS muss (und wird dort ja auch ansatzweise) von der "echten" Legasthenie unterschieden werden. Legasthenie ist tatsächlich zunächst eine Wahrnehmungs- und Reizverarbeitungsstörung. Diese kann man durch Konzentrations- und Wahrnehmungstraining auch in den Griff kriegen, diese Schüler müssen aber noch mehr als andere "pauken" und sich Wortbilder einprägen, da die Gehirnhälften z.B. die Lage von Buchstaben nicht automatisieren. Beim Einprägen ist "Schreibe, wie du sprichst" dann natürlich kontraproduktiv und die Legastheniker sind doppelt angemeiert.

Tja, wäre wirklich interessant, hier auch einmal einen Befürworter dieser Methode zu "hören" ...

Die haben keine Zeit, hier zu lesen. Müssen Unterricht vorbereiten...

Eben, doppelt angemeiert und dann auch noch viel zu spät erkennbar, weil diese Methode wie ein Tarnnetz darüber liegt.

Na? Und zum Schluss schwingt da doch Ironie mit ...

Vielleicht ist das Eis ja auch zu dünn.
Oder meine Reichweite zu gering. Vielleicht könnte ein Resteem von dir etwas bewirken. Aber fühle dich jetzt bitte nicht irgendwie genötigt.

Meine Reichweite solltest du auf keinen Fall überbewerten...
Aber du hast recht, die Resteem-Möglichkeit übersehe ich noch viel zu häufig. Erledigt 😇

Als kleines Dankeschön hier eine Überraschung 😉
https://steemit.com/sevendaybnwchallenge/@youngatheart/seven-day-black-and-white-challenge-day-5

Sag mir, wenn es nicht OK ist. Noch kann ich es ändern.

LOL... sooo lieb gemeint, aber büdde, büdde nicht... 😉

Büdde entsprochen 😃

Als ich das erste Mal davon hörte, dachte ich es handele sich um einen schlecht datierten Aprilscherz.
Vielleicht gut, dass wir im kleinen Großherzogtum etwas hinterher hinken. Unsere Girls haben noch richtig Schreiben gelernt und es hat von Anfang an Spaß gemacht, zu sehen, wie sie versuchten (und es auch überraschend schnell schafften) korrekt zu schreiben. Dafür haben sie aber sicher auch nicht schlecht oder falsch gelesen.
Danke für diesen wertvollen Artikel. Es ist nur zu hoffen, dass sich diese unmögliche Methode nicht durchsetzen wird.

Es gibt Schulen, die auf ihrer Website "pädagogisch begründet" informieren, dass sie schon seit 25 Jahren nach dieser Methode unterrichten. Hier ihre offizielle Stellungnahme, wahrscheinlich wegen diverser Kritiken: http://www.schule-rellinger-strasse.de/aktuelles-detailseite/items/stellungnahme-zur-methode-lesen-durch-schreiben.html

Übrigens, durchgefallen bei meiner empfohlenen "Nagelprobe".

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