Chile (Teil 1) - Victor Jara in #mymusic (Deutsch)

in #deutsch6 years ago

Obwohl die Texte für #mymusic für mich als kürzere Verweise gedacht sind, erfordert der heutige Beitrag ein bisschen mehr Raum, denn es gibt viele Sänger, Gruppen und Komponisten, die mit diesem Thema zu tun haben, und es ist wichtig, den historischen Moment zu verstehen. Aus diesem Grund werden wir, bevor wir den Hauptprotagonisten dieser Veröffentlichung kennen, sehen, was für ein Moment es in einem Teil des Planeten war, der mich damals umgebte.

Ich mag es auch, die schönsten Teile der Geschichten zu erzählen und die glücklicheren Aspekte hervorzuheben, aber diese "anderen" existieren auch und manchmal ist es notwendig, sich an sie zu erinnern und darüber zu reden.

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Víctor Jara [Quelle]


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Seit 1969 hatte ich das große Vergnügen, in Deutschland zu leben. So weit von der Heimat zu leben, ist eine Tatsache, die dich viel direkter mit Dingen verbindet, die du, wenn du in deinem Land wärst möglicherweise ignorierst. Und das nicht nur mit der "kleinen Heimat", sondern auch mit der "großen Heimat", also, in meinem Fall, ganz Lateinamerika. Und seit wir dort ankamen, wurde unsere Verbindung mit den lateinamerikanischen kulturellen Manifestationen unser tägliches Brot.

Die 1960er Jahre waren grundlegend für die Entwicklung einer zutiefst nationalistischen Kultur in Chile. Wenn ich "nationalistisch" sage, beinhaltet es auch viele Elemente dieser "großen Heimat". Zu dieser Zeit beginnen die Kinder von Violeta Parra (Vorläuferin aller dieser Bewegungen) zu transzendieren, Angel und Isabel Parra, die auch "La Peña de los Parra" kreierten, der als Stammlokal zur Entstehung der Bewegung des Neuen Chilenischen Liedes beitrug, wo Künstler wie Tito Fernández "El Temucano", Patricio Manns, die Gruppe Amerinidios, die Curacas und auch Victor Jara auftraten. Es ist die gleiche Zeit, in den Gruppen wie Quilapayún und Inti-Illimani ihre Karriere beginnen.

Es war eine Bewegung von sehr hohem Niveau und Ausarbeitung, wo Künstler aus verschiedenen Zünften zusammenkamen, um allen Arbeiten eine konzeptionelle Einheit zu geben. Die Mehrheit der Teilnehmer dieser Gruppe fiel in den politischen mit den Ideen der Linken, Grund, warum die Mehrheit mit der Wahl von Salvador Allende verbunden war, wer 1970 die chilenischen Wahlen gewann, etwas dass einen zusätzlichen Impuls der Bewegung gab, da sie zu einem musikalischen Ausdruck der neuen populären politischen Bewegungen der Welt wurden. Aus dieser Bewegung kommen Lieder wie "Gracias a la vida" und "Volver a los 17" von Violeta Parra; "Venceremos" und "El pueblo unido jamás será vencido" (Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden), von der Quilapayún-Gruppe; "La Fiesta de San Benito" und "Simón Bolívar", aufgenommen von Inti-Illimani; "El derecho de vivir en paz" (Das Recht, in Frieden zu leben) und "Te recuerdo Amanda" (ich erinnere mich an Dich Amanda) von Víctor Jara, unter vielen anderen Liedern, die zu Emblemen wurden.

In anderen lateinamerikanischen Ländern wurden ähnliche Bewegungen entwickelt, aber im Fall von Chile gab Allendes Wahlsieg eine so wichtige Projektion, von der die Bewegungen vieler dieser anderen Länder profitierten, was zur weltweiten Verbreitung von Künstlern wie Mercedes Sosa aus Argentinien; Daniel Viglietti und Alfredo Zitarrosa aus Uruguay beitrug.

Die politische Natur der gesamten Bewegung führte zur Schaffung einer Unterstützungsbewegung für diese Künstler auf der ganzen Welt, und auf diese Weise entstanden Plattenlabels, die sich die Aufgabe stellten, diese Art von Musik zu verbreiten. Dies hatte als zusätzlichen Effekt, dass Gruppen mit der Ästhetik der chilenischen Gruppen überall entstanden und dass sie traditionelles lateinamerikanisches Repertoire und das sogenannte "Protestlied" aufführten.

Als ich mit Musik anfing, war dies natürlich das Repertoire, das mich in meiner ersten Phase begleitete, und es ist notwendig zu betonen, dass diese Musik in Deutschland eine große Auswirkung hatte und in ihren Bühnen zahlreiche Vertreter dieser musikalischen Bewegungen aufführte. Daher dass mein Vater ein lateinamerikanischer Journalist in diesem Land war, war mein Haus wie eine Botschaft, wohin all diese Künstler gingen. Der Kontakt mit ihnen war direkt und persönlich, was einen tieferen Eindruck auf mich hinterließ.

Mit dem Militärcoup d'état am 11. September 1973 gegen den chilenischen Präsidenten Salvador Allende mussten die Hauptgruppen des Landes ins Exil gehen, weil sie in Lebensgefahr waren. Und es war keine Übertreibung, als ein Beispiel dafür ist der Fall von Víctor Jara.

Víctor Jara

Vor ein paar Tagen, am 28. September, wäre er 86 Jahre alt geworden, aber die Geschichte markierte für ihn einen anderen Weg.

Obwohl die am meisten verbreitete Facette dieses Chilenen die des Singer-Songwriter ist, ging seine Rolle in dieser musikalischen Bewegung viel weiter. Seine Studien waren Theater, Schauspiel und Regie. Diese beiden Werkzeuge waren entscheidend für die Rolle, die er im gesamten Prozess spielte. Er entwickelte eine musikalische Facette und verband sie mit seiner Theaterkarriere.

Víctor Jara wurde künstlerischer Leiter von Gruppen wie Quilapayún und schuf mit seinem theatralischen Wissen ein Image und ein Performancekonzept, das weltweit eine beeindruckende Wirkung entfaltete und für viele dem Genre verpflichtete Gruppen zum Standard wurde.

Seine Unterstützung für die aufstrebenden chilenischen Gruppen war unbestritten und machte ihn zu einer Referenz in der Gilde. Sein Beitrag zu dieser im Entstehen begriffenen musikalischen Bewegung spiegelte sich in vielen Aspekten wider und einer von ihnen war als Komponist und Sänger.

Zur Zeit des Militärputsch war Victor an seinem Arbeitsplatz an der Staatlichen Technischen Universität, wo er inhaftiert und ins Estadio de Chile gebracht wurde, das in ein gigantisches Gefängnis umgewandelt worden war. Dort wurde er mehrfach gefoltert. Um ihn daran zu hindern, Gitarre zu spielen, brachen sie die Finger seiner Hände; um ihn vom Singen abzuhalten, schnitten sie ihm die Zunge. Schließlich wurde er vier Tage nach seiner Festnahme mit mehr als 44 Schüssen getötet.

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Quelle

In demselben Stadion, das heute seinen Namen trägt, schrieb Victor seine letzte Poesie, die erzählte, was in Sicht war:

Es sind fünftausend von uns hier
in diesem kleinen Stückchen Stadt.

Wir sind fünftausend.

Ich wüßte gern, wie viele wir sind
in den Städten und im ganzen Land?

Hier allein
sind zehntausend Hände, die pflanzen
und die Fabriken betreiben.

Wieviel Menschlichkeit
ausgesetzt dem Hunger, der Kälte, der Angst, der Qual,
der Unterdrückung, dem Terror, dem Wahnsinn?

Sechs von uns sind verloren
wie im Weltraum.

Einer tot, einer geschlagen, wie ich nie geglaubt hätte,
daß ein Menschenwesen geschlagen werden kann.

Die anderen vier wollten ihre Qualen beenden -
einer sprang ins Nichts,
einer schlug den Kopf gegen die Mauer,
aber alle mit dem starren Blick des Todes.

Was für ein Grauen die Fratze des Faschismus schafft!

Sie führen ihre Pläne mit der Präzision von Messern aus.

Ihnen ist alles gleich.

Für sie ist Blut wie ein Orden,
Schlächterei eine Heldentat.

O Gott, ist das die Welt, die du geschaffen hast?

Dafür deine sieben Tage voll Wundern und Taten?

In diesen vier Wänden gibt es nur eine Zahl,
die sich nicht vermehrt.

Die sich mehr und mehr nach dem Tode sehnt.

Aber plötzlich erwacht mein Gewissen
und ich sehe diesen Strom ohne Herzklopfen,
nur den Rhythmus von Maschinen
und die Militärs, die ihre Hebammen-Gesichter aufsetzen,
voller Zärtlichkeit.

Laßt Mexico, Cuba und die Welt
gegen diese Schändlichkeit protestieren!

Wir sind zehntausend Hände,
die nichts produzieren können.

Wie viele von uns im ganzen Land?

Das Blut unseres Präsidenten, unseres compañeros,
wird kühner kämpfen als Bomben und Maschinengewehre!
Auch unsere Faust wird wieder kämpfen.

Wie schwer ist das Singen,
wenn ich den Schrecken singen muß.

Den Schrecken, den ich lebe,
den Schrecken, den ich sterbe.

Mich selbst unter so vielen sehen
und so viele Augenblicke der Unendlichkeit,
in denen Schweigen und Schreie
das Ende meines Gesanges sind.

Was ich sehe, habe ich nie gesehen.

Was ich gefühlt habe und was ich fühle,
wird den Augenblick erschaffen ...

Musik

Te recuerdo Amanda (Ich erinnere mich an Dich, Amanda)


Ni chicha, ni limonada (Weder Fisch noch Fleisch)


El aparecido (Der Wiedergänger)


El derecho de vivir en paz (Das Recht in Frieden zu leben)


En el río Mapocho (In Mapocho Fluss)


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Danke für diesen Beitrag der einmal wieder mehr war als nur ein Post über Musik. Musik, ja alle Kunst entsteht nicht im Vakuum, sondern aus einer Gesellschaft heraus und spiegelt sie wieder. Und was Musik für eine Macht hat (und wie viel Angst manche Leute davor haben) zeigt das Schicksal von Victor Jara und anderen.

Du hast absolut Recht! Sänger, Musiker und Künstler in allgemeinen haben das ganze Leben lang den Preis dafür bezahlt um Wahrheiten zu sagen...

Vielen Dank für diesen netten Besuch und für deinen Kommentar.

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