Bildungsabschlüsse an der Berufsschule in Bayern

in #deutsch6 years ago

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

heute kommt, wie bereits angekündigt, mein Artikel zu den Bildungsabschlüssen an beruflichen Schulen in Bayern.
Gesetzliche Grundlage hierfür ist die Schulordnung für die Berufsschulen in Bayern (Berufsschulordnung – BSO).

1. Berufsschulabschluss
In der Regel hat man, wenn man die Berufsschule besucht, eine Lehrstelle.
Die Lehrzeit dauert zwischen 2 und 3.5 Jahren. Die Lehre wird erfolgreich abgeschlossen mit dem Bestehen der Abschlussprüfung (HWK oder IHK).
Zusätzlich zu dem Gesellenbrief, bekommt man aber auch noch einen Berufsschulabschluss.
Gesetzliche Grundlage für den Berufsschulabschluss ist die
BSO § 17 Abs 3:

Man sollte also keine 6 bzw. nicht zweimal die Note 5 haben. Es kann aber durch die Klassenkonferenz Notenausgleich gewährt werden, wenn man nur einmal die Note 6 bzw. zweimal die Note 5 hat, ansonsten aber nicht schlechter als die Note 4 ist und mindestens einmal die Zeugnisnote 1 oder 2 oder zweimal die Zeugnisnote 3 erzielt hat.

2. Mittlerer Bildungsabschluss
Auch den Mittleren Bildungsabschluss kann man an der Berufsschule erreichen.
Gesetzliche Grundlage hierfür ist die BSO §18 Abs 2:

Man braucht die Durchschnittsnote 3,0 im Abschlusszeugnis der Berufsschule, muss die Gesellenprüfung bestehen und man muss die erforderlichen Englischkenntnisse nachweisen (durch die Note 4 im Anschlusszeugnis z.B. der Mittelschule)

Anmerkung: Leider wird die Mittlere Reife den Schülern mittlerweile nachgeschmissen. Bis 2010 musste man noch die Durchschnittsnote 2,50 im Abschlusszeugnis der Berufsschule haben und in Englisch die Note 3. Der Mittlere Bildungsabschluss über die Berufsschule ist zwar der Mittleren Reife an der Realschule gleichgestellt. Aber es ist definitiv nicht das Gleiche.
Vor allem wenn man Berufe lernt, in denen es keinen Englischunterricht gibt und auch Mathematik auf nur sehr niedrigem Niveau unterrichtet wird. Man gaukelt den Schülern dadurch ein Bildungsniveau vor, das sie in der Regel nicht haben. Beim Wechsel an die Berufsoberschule merken die Schüler das meist sehr schnell (dann leider auf die Harte Tour).

3. Fachhochschulreife/Fachgebundene Hochschulreife/Allgemeine Hochschulreife
Wer nach der Grundschule keine Lust aufs Gymnasium hatte, oder einfach noch nicht so weit war und „nur“ die Hauptschule gemacht hat, muss nicht verzagen. Der Weg an die Uni ist immer noch möglich. Ich kenne sogar einen aus meiner Bundeswehrzeit, der es über die Berufsoberschule zum Professor an einer englischen Eliteuni gebracht hat.
Hat man seine Berufsausbildung erfolgreich beendet und den Mittleren Bildungsabschluss erreicht, kann man noch weitergehen an die Berufsoberschule und dort das Fachabitur, das fachgebundene Abitur oder das allgemeine Abitur machen.
Gesetzliche Grundlage hierfür ist das BayEUG Art. 16 Abs 4:

Die Fachhochschulreife berechtigt zum Studium an der Fachhochschule, die Allgemeine Hochschulreife berechtigt zum Studium an der Universität und die Fachgebundene Hochschulreife

berechtigt zum Studium an Fachhochschulen und bestimmter einschlägiger Studiengänge an Universitäten nach Maßgabe der Qualifikationsverordnung. Die einschlägigen Studiengänge wurden in einer Liste der Zuordnung von Nachweisen der fachgebundenen Hochschulreife zu Hochschulstudiengängen auf der Grundlage der Qualifikationsverordnung durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus im Benehmen mit dem Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst festgelegt.
(Quelle: https://www.km.bayern.de/schueler/abschluesse/hochschulreife/fachgebundene-hochschulreife.html)

Hier gibt es eine Liste was man mit der fachgebundenen Hochschulreife alles studieren kann: https://www.km.bayern.de/download/3056_zuordnungsliste_lesefassung_280815.pdf

Ich hoffe ich konnte Euch mit dieser Darstellung etwas weiterhelfen.
Wer sehen will, wie es an einer Berufsschule zugeht und was einem in den Ausbildungsberufen erwartet, kann folgende Videos von Isar TV anschauen, die an meiner Berufsschule in Landshut (BS 1) gedreht wurden.
Die Videos zeigen verschieden Ausbildungsberufen aus den Bereichen, in denen ich unterrichte (Farbtechnik, Holztechnik, Bautechnik). Ich bin aber nicht zu sehen (bin wohl nicht vorzeigbar).

Maler:

Fahrzeuglackierer:

Schreiner:

Zimmerer:

Maurer:

Bis bald,
Stephan Haller

Sort:  

Hi Stephan,

als Inhaber des damals sog. QuaBi gefällt mir der Beitrag gut.
Danke dafür.

upvoted und resteemed

Leider wird die Mittlere Reife den Schülern mittlerweile nachgeschmissen.

Man mag mir als "altem Sack" die Qualifikation zu einem Kommentar absprechen, aber ich habe den Eindruck des "Nachschmeissens" ziemlich generell, nicht nur bei der Mittleren Reife.

In verschiedenen unternehmerischen Rollen setze ich mich bis heute mit Bewerbern und ihren Bewerbungen auseinander. Und was man da auf den Tisch bekommt, ist schon sehr bandbreitig geworden.
Bei einem Hauptschüler im Bewerbungsschreiben um eine Lehrstelle kann ich viel Toleranz entwickeln. Wenn sich der angebliche Abiturient mit mehr als 20 fheelrn Auv ein saite prostituiert, wird mir ganz anders.

Es ist nur ein Verdacht, aber vielleicht hat der ideologische Wunsch, daß jeder ein Abitur ermöglicht bekommen soll, auch dazu geführt, die Ansprüche der (traurigen) Wirklichkeit nach unten anzupassen...

Ehemalige Lehrer von mir am Gymnasium haben mir mal gesagt, dass unser Abitur von damals heute 80% nicht mehr schaffen würden.
Es wird auch heute am Gymnasium nicht mehr ausgesiebt. In meiner Zeit sind auf dem Weg von der 5.bis zur 13. Klasse 50% auf der Strecke geblieben.

Ich bin nicht sicher, ob ich meine Thesen auch noch bestätigt lesen möchte... :(

Kennst Du den neuen Trend, als Unternehmen eine App zur Verfügung zu stellen und eine Bewerbung per VLOG zu akzeptieren?
"Ey, Alter, cool bleiben! Ich bin der Kevin-Minou und kann Deinen Laden ganz krass nach vorne bringen..."

Leider darf ich mein entsprechendes Bildmaterial hier aus rechtlichen Gründen nicht zeigen. Ist aber auch nix, wenn man gerade gefrühstückt hat.

Noch nie gehört. Der Fachkräftemangel machts scheinbar möglich.

Dann schau mal z.B. hier bei TALENTCUBE.
Und das ist immerhin noch pseudoseriös...

Sowas wirst Du Deinen Schülern demnächst auch in der Bewerbungsvorbereitung mitgeben dürfen. :)

Interessant. Aber Bewerbungen kann man sich in meinem Bereich momentan sowieso sparen. Am Bau wird zur Zeit jeder genommen der geradeaus laufen kann.

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