#3 Kurzgeschichte: Schuppen der Hoffnung Teil 1/2

in #deutsch7 years ago

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Schuppen der Hoffnung

Kurzgeschichte Teil 1/2


Verwendete vorgeschlagene Wörter: Sehnsucht (@physalis), Kaulquappe (@laraventure), Schuppenflechte (@w74)

Ich befand mich in Kusatsu, einer kleinen beschaulichen Stadt im mittleren Japan und war einfach nur noch froh, weit weg von zu Hause zu sein. Hoffentlich würde das Versteckspielen an diesem Ort endlich aufhören.

»Hier ist Ihr Koffer, Sir«, sprach der Fahrer meines Shuttlebusses und schloss die Tür. »Danke sehr«, erwiderte ich gedankenversunken, während ich die Umgebung auf mich einwirken ließ. Als der Bus davonfuhr, faltete ich die Landkarte auseinander. Das Kurhotel war nur noch einen Katzensprung von mir entfernt. Ich tupfte die Schweißperlen von meiner Stirn. Das Klima war erdrückend und feucht, am liebsten würde ich meinen Pullover bereits ausziehen, aber ich traute mich noch nicht.

Nach einigen Metern erreichte ich eine kleine Anhöhe. Meine Augen leuchteten, als ich sah, dass sich dahinter ein Geflecht aus lauter heißen Quellen erstreckte. Im zentralen Kern stand ein großer Tempel, der das Gebiet bewachte. Ein wunderschönes zinnoberotes Tor verzierte den Eingang.

»Konnichiwa«, begrüßte mich ein altaussehender Mann in einem braun gefalteten Kimono. Ehrwürdig verbeugte ich mich. »Sie wollen heute einchecken?« Ich nickte. »Folgen Sie mir.«

Auf meinem Hotelzimmer wartete bereits eine hübsche Willkommenskarte, welche mit Schnüren an einer Orchidee festgebunden war. Daneben dampfte ein Kännchen mit grünem Tee. Ich goss mir eine Tasse ein und rollte meinen Schlafplatz auseinander, einen Futon, so wie ich ihn bisher nur von japanischen Bildern kannte.

Meine angesammelte Freude löste sich in Luft auf, als meine Haut zu brennen begann. Ich kramte im Koffer nach einer Salbe und zog meinen Pullover aus. Da war es wieder, das wohlbekannte Übel. Meine Schuppenflechte schien sich immer weiter über den Armen auszubreiten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch den Rest meines Körpers verschlingen würde. Niedergeschlagen trug ich die Salbe auf.

Ich ließ mich auf meiner Schlafmatte nieder und nahm einen großzügigen Schluck Tee. Morgen würde ich die heißen Quellen das erste Mal besuchen. Man sagt, diese seien der größte natürliche Schatz des Landes, ein Ort, an dem sich auch Menschen mit anderen gesundheitlichen Problemen aufhielten. Diese gingen mir womöglich mal nicht aus dem Weg. Seit meiner Jugend hatte ich dieses Problem, von anderen gemieden zu werden, nur weil silbrige Schuppen mein Hautbild prägten. Selbst zur Schulzeit, als Lehrer meine Mitschüler aufklärten, dass ich keine ansteckende Gefahr sei.

Ich kuschelte mich unter der Decke ein. Während mir die Augen zufielen, dachte ich nach. Würde ich in Kusatsu endlich Antworten auf die Fragen finden, nach denen ich bereits mein ganzes Leben suchte?
Was denkt ihr? Was wird er in Kusatsu alles erleben und wird es ihm bald besser gehen?

  • Neben meinem "Weg zum Autor" schreibe ich Kurzgeschichten, die ich mir aus zufällig generierten, bzw. von euch vorgeschlagenen Wörtern, ausdenke
  • Wer Lust hat, kann mir hierfür gern neue Wörter vorschlagen. Diese werde ich in der Reihenfolge, wie sie genannt wurden, in den nächsten Geschichten verwenden
  • Bitte pro Leser nur einen Vorschlag (Substantive)

Ich freu mich auf eure Ideen!

(Foto: Von mir aufgenommen)

Sort:  

Ach wie schön - wir sind in Japan. Tolles Land :-D Wie es weitergeht ... Sehnsucht und Kaulquappe fehlen ja noch.

Ich bin ja ein Fan davon, wenn nicht immer alles ein absolutes Happy End wird ;-).

Von daher würde ich mal spinnen und sagen: Die Quellen lösen am Ende leider das Problem nicht wie erhofft. Niedergeschlagen, deprimiert und alle Hoffnung verloren sitzt der Protagonist an einem See und beobachtet die Metamorphose einer Kaulquappe in einen Frosch. Dadurch wird im klar - egal ob er Schuppenflechte hat oder nicht. Egal ob er von anderen akzeptiert wird oder nicht. Egal ob die Quelllen ihn geheilt haben oder nicht: Das Leben geht immer weiter! Er fängt an zu begreifen, dass er sein ganzes Leben damit vergeudet hat sich zu verstecken und darauf zu hoffen irgendwann etwas zu finden, das ihm hilft sich nicht mehr verstecken zu müssen. Dabei hat er das Leben vergessen und plötzlich fängt er an: Sehnsucht nach Leben zu spüren. Akzeptiert endlich sein anderssein und ist bereit mutigen Schrittes weiterzugehen .... ohne sich je wieder für das zu schämen was er hat :-)

Bin gespannt wie deine Geschichte endet ;-)

Ja, war interessant, die japanische Kultur und das Klima dafür näher zu recherchieren.

Klingt auch philosophisch interessant, deine Idee! Also dass er letztendlich seinen Zustand akzeptiert und das beste daraus macht, in dem er sieht, dass die Kaulquappe auch "alte" Dinge loslässt und der ewige Kreis des Lebens sich fortsetzt. ;)

Ich möchte auch nicht immer ein Happy End haben. Bin gespannt, was ich da noch alles ausprobieren werde.

Ich finde das ist doch wohl ein totales happy end :D
Was möchte man denn mehr als einfach zu leben, ohne sich dabei schlecht zu fühlen? Dann lebt er sein Leben in Erfüllung und es tun sich neue Möglichkeiten auf, die vorher in der Versunkenheit und der Identifizierung mit seinen Hautproblemen nicht erkannt werden konnten.

Super schön geschrieben, wie immer :)
Ich hätte einen Vorschlag für die Fortsetzung:

Er geht zur Quelle und badet, doch findet nicht die gesuchte Erlösung, nach der er so sehr sucht. Doch dann in all der inneren und äußeren Stille des Ortes beschließt er einfach seine Umgebung zu beobachten und findet eine Kaulquappe im Wasser schwimmen.
Irgendetwas ist komisch an ihr, er kann auch nicht genau sagen was, aber sie ist nicht so wie normale Kaulquappen. Er merkt aber gleichzeitig, wie sehr sie das gar nicht kümmert, wie sie trotzdem fröhlich im Wasser umher schwimmt.
An den nächsten Tagen kommt er wieder zur Quelle, beobachtet diese Kaulquappe und sieht wie sie großer wird, sich kleine Beinchen bilden und sie immer mehr zum Frosch wird. Dabei wird das komische immer deutlicher, ihre Haut ist am Kopf nun silbern schillernd.
Er bemerkt, dass das eigentlich nichts anderes ist, als seine Schuppengeflechte und merkt gleichzeitig sogar, dass er bei dem Gedanken an ebendiese gar kein unangenehmes Gefühl mehr hat.
Mit einer Kaulquappe als Lehrer hat er gelernt sich selbst zu akzeptieren und seine Probleme einfach hinzunehmen.
Als er zurück nach Hause geht ist das Leben plötzlich ganz einfach, die Schuppengeflechte sind zwar nicht weg, doch können er und seine Umwelt nun ganz anders damit umgehen. Er findet neue Freunde und weiß auch, dass er mit denen, die ihn als anders angesehen haben, eh nichts mehr zu tun haben wollen würde.

Das ist jetzt ganz schön doll ausgeartet, aber das ist einfach so aus mir herausgeflossen, freue mich auf deine Variante :D

Wow, danke für deine lange Idee. Wenn ich jetzt mehr Steem Power hätte ;) ...
Du kannst auch jederzeit ne Geschichte von mir als eigene Fortsetzung weiterschreiben, oder nach meinem zweiten Teil. Wäre bestimmt interessant.
Mir gefällt deine Variante sehr gut. Ich mag den tiefgründigen Charakter, den du damit ausdrücken möchtest. Auch mit der Akzeptanz. :)
Ein guter Gedanke am Ende, dass er neue Freunde findet und sein altes Umfeld loslassen kann.

Das mit mehr Steempower haben wollen denke ich mir auch immer für deine Beiträge ;)
Ich muss mal schauen wie das zeitlich so passt, aber ich fühle mich sehr geehrt und freue mich darauf meine kreative Seite herauzulassen.
Im Grunde sage ich genau das, was ich im Fortsetzungsvorschlag sage, auch in meinen Texten auf meinem Blog, nur ohne Geschichten. Aber Geschichten sind eigentlich ein sehr gutes Mittel um das rüber zu bringen und die zu schreiben macht so viel Spaaaaß :D

Das ist auch eine schöne Idee für die weitere Geschichte ♥ vor allem der Fokus auf die schillernd silberne Haut gefällt mir sehr gut! Interessant gesponnen ;-)

Dankeschön, freut mich zu hören :))))

Sehr schön, die Sehnsucht nach einer nicht juckenden Haut wird in der heißen Quelle wahr, während die Kaulquappe an den Schuppen der Haut knabbert...oder so. Wäre aber selbst für eine Kurzgeschichte zu kurz :)
Du kannst das aber besser, schön dass wir auch mal nach Japan kommen, und ich freue mich auf den 2. Teil. Bis demnächst.lg

Ja, das mit Japan hat sich so ergeben ;). Hat Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben und am Ende musste ich schmunzeln, aber ich will ja nicht zuviel verraten :D.

ließt sich sehr schön!

Wie geht es weiter ja, ehm ich würde sagen mit happy end :D ?
Also wird er wohl irgendwie geheilt.. in den Quellen?

Die "Sehnsucht" fehlt ja auch noch, vielleicht hat er diese nach seiner Heimat?
Aber was hat "meine" Kaulquappe mit dem ganzen zutun :P ?

@laraventure Tjaaa, das werden wir bald lüften! :P

Da bin ich auch schon gespannt 😄

Ich finde die Sehnsucht ist schon in dem Wunsch nach Erlösung von den Geflechten zu finden, damit aber auch gleichzeitig in dem Wunsch nach Heimat, seiner eigenen Heimat, dem Frieden mit der Welt und sich selbst :)

Achja, einen Wortvorschlag habe ich auch noch: Ghettoblaster!

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