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RE: Wann gehen Linke zu weit?

in #deutsch6 years ago

Danke für den Artikel!

Ich sehe das Problem auch darin, dass die meisten Leute in Sachen Politik zu wenig von den Dingen verstehen (wollen), von denen sie sprechen. Dass das Links-Rechts-Schema als eindimensionale Einteilung ziemlich limitiert ist, sollte bekannt sein.

Denn, aktuell wird in Deutschland ein Kampf gegen Rechts betrieben und in den Topf Rechts wird alles hineingeworfen, was den sich in der deutungshoheitlichen Position wähnenden gerade suspekt oder unangenehm ist.

Wenn ich sage, ich sei bürgerlich, freiheitlich und marktwirtschaftlich eingestellt, dann gehört das klassischerweise auf die rechte Seite. Da die meisten Bürger nicht über eine völlig grenzenlose Mobilität verfügen, gehört darüber hinaus noch eine gewisse Heimatverbundenheit dazu. Ich gehöre also auf die bekämpfenswerte Seite, obwohl ich in meiner Positionierung keinerlei Tendenzen zu irgendeiner Pathologie erkennen kann.

Gleichzeitig wird auch gesagt, Nationalsozialisten seien rechte, obwohl ich mich persönlich in keiner Weise in deren Nähe wähne. Auf einer eindimensionalen Skala ist es aber offenbar das gleiche. Es ist sehr bequem für die Sozialisten in Politik und Medien, wenn sie ihren alten Todfeind Bourgeoisie mit einer mörderischen Ideologie in Verbindung bringen können, ob das richtig oder falsch ist, fragen sich ohnehin nur die, die es gewohnt sind, hinter die Fassaden zu blicken oder im Dreck zu wühlen.

Ich halte die national-sozialistische Idee - egal welcher Prägung, es gab schon viele Auswüchse davon - für einen gefährlichen Betrug, in dem einerseits die Heimat, Nation etc. verherrlicht wird und gleichzeitig die Menschen in ein Anspruchsdenken geführt werden. Das muss schlussendlich im Verlust jeglicher Demut, also in Selbstherrlichkeit und zum Ende im wirtschaftlichen Kollaps enden.

Vor etwa zwei Wochen hatte ich die Gelegenheit, mit einem FDP-ler aus Sachsen-Anhalt zu sprechen. Dieser sagte, dass gerade in seiner Region die AfD-ler sich sehr wohl als neue soziale Volkspartei begreifen und ihn deren Sprache überhaupt nicht behage. Als ich mich bei denen auf FB umgesehen habe, habe ich tatsächlich sehr seltsame Plakate und Aussagen lesen dürfen [1], die so gar nicht zu den Aussagen der AfD passen, wie ich sie von den Leuten aus dem Westen kenne. Den Höcke halte ich auch eher für einen Langweiler und einen sozial-nationalen Schönmaler als für einen glaubwürdigen Politiker mit praktikablen Einfällen. Dasselbe kenne ich von einer Frau, die im Raum Rostock zu Hause ist, sie ist eine dezidierte Antikommunistin. Dort seien die AfD-ler vor allem grosse Russlandfans, obwohl sie niemanden haben, der irgendeine Ahnung oder Erfahrung in internationaler Politik hat. Die DDR haben sie auch nicht gemocht, aber trotzdem gibt es die Orientierung nach Moskau.

Ich schaue aus Interesse regelmässig AfD-Reden im BW-Landtag, das sind sozusagen meine Nachbarn. Da finde ich z. B. den Fraktionsvorsitzenden Bernd Gögel oder auch Rainer Podeswa ganz toll. Im Bundestag mag ich z. B. Peter Boehringer, Alice Weidel, Beatrix "die Böse" von Storch, Martin Renner oder auch Heiko Hessenkemper. Gottfried Curio geht mir in seiner Rhetorik immer wieder etwas zu weit, aber in Sachen sprachlichem Niveau halte ich ihn für höchst beeindruckend.


[1] Politik 061 - Gedanken zu seltsamen Auswüchsen bei der AfD. @saamychristen, 13. April 2018 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/politik-061-gedanken-zu-seltsamen-auswuechsen-bei-der-afd

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