Umverteilung von unten nach oben (oder: mein Weg zu Bitcoin)

in #deutsch5 years ago (edited)

Salü zusammen

Aufgrund von Prüfungen, Umzug und Urlaub habe ich mich hier lange nicht zu Wort gemeldet. Heute mal ein Kommentar zum Thema money printing.

Seit der Finanzkrise 2008/09 wurde von den Zentralbanken der Welt Geld im Wert von ca. 20 Billionen US-$ in den Markt geworfen. Dies führt meiner Meinung nach zu einer systematische Umverteilung von unten nach oben. Der erste Grund hierfür ist der Cantillon-Effekt (Anhängern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie wohlbekannt): https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cantillon-Effekt

Ein weiterer Grund ist, dass das Ausweiten der Geldmenge dazu führt, dass von den Menschen erwartet wird, dass Geld weniger wert wird, was zu bestimmten Investitionsentscheidungen von (reichen) Menschen und Unternehmen führt. Häufig wird in den Medien behauptet, dass es keine Inflation gäbe. Dies liegt daran, dass die veröffentlichten Inflationszahlen lediglich einen definierten Einkaufskorb berücksichtigen.

Was macht jemand, der über viel Geld (z.B. 10 Mio. €) verfügt, wenn die Geldmenge ausgeweitet wird? Wenn er rational ist, geht er davon aus, dass das Geld über kurz oder lang weniger wert wird. Da die Zinsen nahe bei Null sind, sucht er nach anderen Anlagemöglichkeiten, die ihn vor Wertverlust schützen. D.h. Er kauft z.B. Aktien und/oder Immobilien. Diese Anlageklassen haben in den vergangenen 9 Jahren entsprechend an Wert zugelegt und ihren Besitzern entsprechende Gewinne eingetragen. Die hohen Immobilienpreise machen es aber Geringverdienern schwer, Wohneigentum zu kaufen.
Da die Rendite für Immobilien (Mieteinnahmen/Immobilienpreis) ab einem gewissen Punkt nicht mehr steigen kann, da höhere Mieten am Markt nicht mehr verlangt werden können, werden neue Anlagen gesucht. Rendite ist nur noch mit einem höheren Risiko zu erwirtschaften. Dies führt zum Kauf von sogenannten junk bonds. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hochzinsanleihe

Wenn die Renditen irgendwann einen gewissen Schwellenwert unterschritten haben, steigen die Zinsen, da Anleger (auch Banken) nicht mehr bereit sind, anderen Unternehmen Geld ohne einen entsprechenden Risikozuschlag bereitzustellen.
Die schwächsten (bzw. schlecht kapitalisierten) Unternehmen können diese Zinsen nicht erwirtschaften und gehen insolvent. Dies führt zu Arbeitslosigkeit und dazu, dass Aktien und Immobilien verkauft werden (Crash). Das Geld fliesst in den Markt und führt dann voraussichtlich zu Inflation. Unter dieser Inflation leiden die Menschen am meisten, die „von der Hand in den Mund“ leben.

Linke Politiker kritisieren, dass der Kapitalismus Arme ärmer und Reiche reicher macht und wollen von oben nach unten umverteilen. Hierbei ignorieren sie, dass es eben nicht der Kapitalismus ist, der dies tut, sondern planwirtschaftliche, sozialistische Politik der Zentralbanken. Dieses Problem mit weiterer Umverteilung anzugehen führt weiter in die Interventionsspirale, d.h. es werden noch mehr Staatsschulden gemacht, und um die Schuldenlast zu verringern wird noch mehr Geld gedruckt, womit wir wieder am Anfang angelangt wären. https://www.hayek-institut.at/der-fluch-der-interventionsspirale/

Die Ursache dieses Problems ist das Geldmonopol des Staates.

Diese Einsicht hat mich persönlich zu Bitcoin geführt. Hoffen wir, dass Bitcoin bei der Lösung des Zentralbankenproblems hilft!

Dies war eine starke Vereinfachung. Nicht berücksichtigt habe ich u.a. Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen Staaten (z.B. USA gewinnt, Europa verliert), aber auch wichtige Faktoren wie Ölpreis, Wirtschaftswachstum, Unterschiede bei Schulden zwischen Staat, Unternehmen und Privatpersonen.

Kritik, Korrekturen und Ergänzungen sind ausdrücklich erwünscht.

Euch einen schönen Abend!

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Du hast sehr schön und für Jeden verständlich geschrieben was da passiert. Vielleicht könnte man nebenbei noch erwähnen dass Zinsen mit das Hauptproblem sind weil die „Kleinen“ die sich Geld leihen und Zinsen zahlen müssen untereinander in Konkurrenz stehen. Genau das ist es ja was die finanziell Schwächeren letztendlich ruiniert..

Mit Bitcoin gibt/gäbe es solche Probleme nicht 👍

Zinsen an sich sind ja nicht das Problem, sondern dass eine monopolisierte Zentralbank die Zinsen manipuliert.

Guter Beitrag! Gebe dir recht Kapitalismus ist eigentlich super Schuld sind meist unfähige Regierung etc die zur Inflation "hinarbeitn"

Great to see you after a very long time hope you are all good : )

Thinking about the 'yellow vest' movement in France as I read your post...

Interessanter Beitrag, der zum Weiterdenken und sich Fragen stellen anregt.

Der Cantillon-Effekt ist im vollen Gange. Seit es Geld als einheitlich akzeptiertes Zahlungsmittel gibt. Dass von diesem Geld nicht immer alles bei allen Menschen gleich verteilt ankommt, ist eine Tatsache. Die Frage ist nun, wie man sich selbst in diesem komplexen System wahr nimmt. Als Verlierer oder als Gewinner? Wahrscheinlich - so sehe ich das - ist es besser, diese Frage für sich selbst nur insoweit zu stellen, als dass man sich auf die eigene mentale Lage zurückbesinnt und sich fragt, was man wirklich zum Leben braucht.

Der besagte Effekt hat hier bei uns in Deutschland definitiv dazu geführt, dass wir uns als reich bezeichnen können. Unser Lebensstandard bezogen auf Ernährung und soziale Leistungen ist unfassbar hoch. So hoch wie kaum anderswo in der Welt.

Aus der subjektiven Sicht mag es sich verschlechtert haben, weil man beispielsweise zu Zeiten der DM bereits erwachsen war und ein erkleckliches Einkommen hatte, an das man sich schlicht gewöhnt hat. Allerdings ist die Gewohnheit an einen bestimmten Standard noch lange kein Anrecht auf die Aufrechterhaltung dieses Standards. Weil die Welt in der wir leben, sich dauernd verändert.

Währungsmonopol ist insofern nötig, weil wir seit geraumer Zeit Geld als Zahlungsmittel akzeptiert haben. In modernen Zivilisationen bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Arbeitskraft gegen Einkommen einzutauschen, weil wir als Einzelne nicht in Kommunen leben und keine Bauern und Handwerker sind, die ihre eigenen Lebensmittel und Produkte lokal herstellen. Wären wir in lokalen Systemen beheimatet, dann könnten wir eine eigene Währung haben, die eine dezentralisierte Geldwirtschaft mit einer zentralen kombiniert. Etwa, wie es mit der Komplementärwährung des "Chiemgauer" gemacht wurde.
Wie es scheint, sind diese komplementären Währungen nicht verboten. Ein Mensch aus Chiemgau könnte nicht mit seiner lokalen Währung in Hamburg einkaufen. Wäre dieses aber etwa für Deutschland der Fall, dann hätten wir Stadt-Staaten, die wiederum für den Handel mit anderen Stadt-Staaten Regulierungen schaffen müssten.

Ich denke mir, dieses ist in einem großen Rahmen der Fall mit den Zentralbanken. Jedes System ist mit der Vergrößerung und Ausweitung der Handelsbeziehungen mitgewachsen und wir leben in einer globalen Welt.

Die Situation ist, wie ich denke, sehr komplex und hängt mit den Lebenswirklichkeiten hochtechnisierter moderner Gesellschaften zusammen. Die Flächen in großen Städten werden zunehmend verdichtet und versiegelt. Die Städte wachsen und nehmen umliegendes Land ein. Dieses dient nicht zur Naturlandschaft, Nahrungsmittel-Anbau und Lebensraum für Tiere, sondern allein dem Wachstum der Bauvorhaben (Straßen, Infrastruktur) und Gewinnung von Boden-Ressourcen. Diese sind Handelsware mit anderen Ländern einerseits und Energiegewinnung für die eigene Bevölkerung andererseits.

Die Geldwirtschaft zu regulieren in einem derartig abstrakten Raum wie wir ihn jetzt haben, scheint mir ein fast unlösbares Vorhaben zu sein. Trotzdem wundert es mich, dass nicht noch größere Erschütterungen geschehen. Doch Erschütterungen sind unvermeidlich. Es gibt kein einziges sicheres System auf dieser Erde.

Daher die Frage an dich: wie soll reguliert werden? Wer soll es tun? Welche Folgen hätten andere Regulierungen und wer kann das aus einer einzelnen Perspektive beurteilen?

Lass mal mehr hören. :)

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