Pimp Your Brain – Auditory Entrainment – Part 2steemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago (edited)

Auditory Entrainment (AE) - Part 2/4: Hirnströme und ihre Entstehung

Lieber Steemit-Freund!

Im vorausgegangenen Artikel habe ich dir vorgestellt, was das Auditory Entrainment (AE) ist und welche grundsätzlichen Möglichkeiten es dir bietet. Dazu gehören die Steigerung der Motorik und allgemeinen Leistung, die Unterstützung bei Meditation und Suchtbewältigung, die Verbesserung von Schlaf und – damit einhergehend – die Aktivierung der Selbstheilungskräfte. In der Einstimmung zum Thema gab es auch Hinweise dazu, in welchem größeren Kontext das AE gesehen werden kann: "Trance" – "Hypnose" – "Manipulation" – "Mind Control" sind die Stichworte dazu, die es sich bei der Anwendung von Stimulationsfrequenzen auf das Gehirn zu vergegenwärtigen gilt.

@quincho

@quincho

@quincho

Heute schreibe ich über das zugrunde liegende Wirkprinzip. Wegen der Informationsfülle verteile ich diesen Themenbereich auf zwei Abschnitte. Beginnen werde ich mit dem Thema "Strom im Hirn". In der nächsten Folge bin ich dann bei den "Frequenzen" und ihrer Ausbreitung im Gehirn, akademisch ausgedrückt: "Akustik und Hörphysiologie".

Freude beim Lesen!

@quincho

3. Wie funktioniert AE?

@quincho



Die Energie aller Körperzellen ist elektrischer Natur. Strom ist nötig, damit die Zellen ihre spezifischen Aufgaben erfüllen können. Wie vom Herzen (EKG), so können wir auch vom Gehirn (EEG) die kreisenden Ströme ableiten. Diese Hirnströme lassen sich u.a. mit Tönen beeinflussen - durch Auditory-Entrainment eben.

@quincho

3.1 "Wie kommt der Strom ins Hirn?"

Millionen von Nervenzellen, die sich im Gehirn zur Steuerung wichtiger Aufgaben des Lebens und Überlebens befinden, kommunizieren für diese Aufgabe miteinander. So stimmen sich letztlich alle Systeme gegenseitig ab, um für eine Handlung, sei sie bewußt, unbewußt oder unbemerkt, die optimalen Bedingungen zu schaffen. Ein körperlicher Kraftakt benötigt andere Ressourcen als das entspannte Hören einer Auditory-Entrainment-CD. Die für all diese unterschiedlichen Aufgaben benötigten Impulse zur Aktivierung des einen Zentrums oder zur Blockade des anderen laufen in den Nervenzellen - den Neuronen - blitzschnell über elektrische Signale.

@quincho

3.1.1 Die Neurone – "Kabelbäume im Kopf"

Das Neuron ist die kleinste anatomische Einheit im Nervensystem. Wie ein stellenweise abisoliertes Kabel zieht die Leitung vom verästelten Zellkörper, wo Signale aufgenommen werden, zum aufgedrillten Ende, an dem die Informationsweitergabe stattfindet. Die Besonderheit dieser stellenweise frei liegenden Faser (Axon) liegt in der sich hier ereignenden sprunghaften Signaltransmission (saltatorische Erregung von Ranvier-Schnürring zu Ranvier-Schnürring): das aufgenommene Signal wandert als elektrische Ladung in Sprüngen von blanker Stelle zu blanker Stelle. Es muß nicht den gesamten Weg innerhalb des Axons zurücklegen, sondern kann in wesentlich kürzerer Zeit den Weg von Signalaufnahme zu Signalabgabe meistern.

@quincho

Diese, in den Neuronen fortgeleiteten Impulse, entstehen in ihnen selbst oder sie werden von Nervenverbänden wie Amygdala, Thalamus oder Nucleus accumbens erzeugt und dann auf ihre Reise geschickt. Somit ist bis jetzt klar geworden, daß es sich bei der Kommunikation im Gehirn um ein Nervenzellen-Netzwerk (funktionelle Einheit) in Form von multiplen Kabelbäumen unter Strom handelt – übrigens nicht statisch verdrahtet, sondern stets sich ändernd (Neuroplastizität). Wie aber kommt es nun zu diesem Strom?

@quincho

3.1.2 Das Ruhemembranpotenzial – "Couch Potato"

@quincho
Die Zusammensetzung hinsichtlich elektrisch geladener und elektrisch nicht-geladener Teilchen und die Zusammensetzung hinsichtlich kleiner und großer Moleküle innerhalb einer jeden Zelle wird mit Energieaufwand in einer bestimmten Konstanz gehalten. Diese Konstanz verursacht einen Konzentrationsgradienten. Dadurch entsteht ein Spannungszustand zwischen Zell-Innerem und seiner Außengrenze (Zellmembran). Der resultierende Spannungszustand ist diese Energie, die wir Elektrizität nennen. Also ein Zustand, in dem zum Ausgleich weder Teilchen in die Zelle hinein, noch Teilchen aus ihr heraus können, obwohl es dazu jeweils heftige Bestrebungen gibt (Ruhemembranpotenzial). – Der Hund zieht an seiner Leine in eine andere Richtung als das Herrchen möchte. Dann haben wir diesen Spannungszustand, eine Energie in Warteposition. Reißt die Leine, wird die Energie freigesetzt.

@quincho

Elektrisch negativ geladene Teilchen sind Anionen (Cl-, SO42-, NO3-) während Kationen (Na+, K+, Fe3+, Cu2+) elektrisch positive Ladung aufweisen. Sie sind Dissoziationsprodukte (Teilung der chem. Verbindung) von Salzen. Da sie in wässriger Lösung den Strom leiten – Anionen sammeln sich an der positiv geladenen Anode, Kationen an der negativ geladenen Kathode – bezeichnet man sie als Elektrolyte. Elektrisch neutrale Moleküle sind dann etwa Eiweiße.

@quincho

🔴 Stell Dir das Szenario vor einer beliebten Disco in Berlin am Samstag um 24 Uhr am Eingang vor: Die Türsteher haben alle Hände voll zu tun, die Wenigen, die heraus wollen, passieren zu lassen, und die, die herein wollen, nur im gleichen Maß einzulassen. Welche Spannungszustände an der Außengrenze! Als Normalzustand!


Gewöhnlich kann dieser Konzentrationsgradient, der aktiv durch Oxidation von Betriebsmitteln aus Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen aufrecht erhalten wird, nicht verändert oder gestört werden. Diese aktiven Prozesse stellen unterschiedliche Pumpsysteme sicher, die die Verluste – innen wie außen – ständig ausgleichen. Durch spezielle Eingänge (Ionenkanäle) schleusen z.B. Natrium-, Kalium- und Calciumpumpen diese Elektrolyte in die Zelle hinein bzw. aus der Zelle heraus. Diese Homöostase gewährleistet somit ein konstantes Stromfeld an der Zellwand, das Ruhemembranpotenzial. Es ist sehr gering und beträgt bei gesunden Zellen nur -90 mV.

Nebenbei: Bei Unterschreiten des Energielevels unter -15 mV besteht für die Zelle akute Entartungsgefahr. Ausgedrückt mit den Worten des Frequenz-Spezialisten: Sinkt die gesunde Eigen-Schwingung einer Zelle von etwa 70 Hz wegen eines Mangels an (elektrischer) Energie auf unter 13 Hz ab, so wird sie wahrscheinlich entarten.

Krankheit ist der Mangel an Energie!

@quincho

3.1.3 Das Aktionspotenzial – "Action vor der Disco"

Sollte diese Stabilität der Zellmembran gestört werden – durch einen Impuls aus der Nachbarzelle mittels eines Botenstoffes (Transmitter), der den synaptischen Spalt „durchschwimmt“ – dann bricht das "schöne" Ruhemembranpotenzial zusammen, es fließt durch Umkehr der herrschenden Verhältnisse in der Zelle Strom. Ein permanenter Vorgang im Gehirn. Es feuert an allen Ecken und Kanten. Mal zur Aktivierung, mal zur Blockade, meist alles gleichzeitig.

@quincho@quincho

@quincho


🔴 An der Eingangstür zur Disco ist solch ein Gedränge entstanden, daß dieser Impuls die Türsteher beiseite fegt und die Massen ins Innere strömen läßt. Die Ordnung und Ruhe ist zunächst gestört, bis die Welle aus Besuchern abebbt und die Türsteher wieder ihre Kraft haben.


Und das heißt dann "Aktionspotenzial". Es breitet sich im Fall der Neurone über die Axone bis zum präsynaptischen Spalt aus, wo dadurch dann Botenstoffe durch ihn zur nächsten Zelle oder dem Erfolgsorgan „schwimmen“ und ein weiteres Aktionspotenzial auslösen.

So, dann ist folgendes jetzt bekannt: Jede Zelle erzeugt Strom - neben vielen anderen Aufgaben (Eiweißproduktion, Verarbeitung von Fettsäuren, Herstellung von Botenstoffen usw.). Und Nervenzellen nutzen diesen Strom, wenn er durch Impulse frei gesetzt wird, zur Kommunikation untereinander und mit sonstigen Organen.

Durch Auditory-Entrainment oder auch durch tDCS (elektrische transcraniale Gleichstrom-Stimulation) setzen wir von außen diese Impulse, die für spezifische Aktionen im Gehirn sorgen und somit die Kommunikation der Neurone untereinander beeinflussen und verändern.

Vielleicht kannst du dir jetzt auch besser vorstellen, daß zu einem Dauereffekt von z.B. AE – abgesehen vom positiven Ersteffekt – ein neues Kommunikationsmuster von Neuronen im Gehirn gelernt werden muß. Das Lernen – die Übernahme von Inhalten ins Langzeitgedächtnis – geht immer nur langsam, weil es zu Umbauarbeiten an Nerven-Kontaktstellen kommt. Je öfter hierbei bestimmte, gleichartige Reize mit der Zeit auftreten, desto sicherer, fester und klarer werden die neuen Verbindungsstellen. Dann kann daraus eine neue Gewohnheit werden. Erst jetzt weiß das Gehirn, daß dieser neue Modus öfter benutzt wird und „asphaltiert“ dann den wenig befahrenen Waldweg von früher. Das ist Lernen.

Hinweis: Durch TV erzeugte α-Zustände führen zu Entspannung und "Sein ohne Angst", sind also nahezu "ideale" Lernzustände. In diesen hypnotischen Zustand kommt dann über den Bildschirm jede Menge Inhalt zur Verankerung im Langzeitgedächtnis. Durchaus auch sublim. Was soll da gelernt werden? Bis du der Herr über diesen Inhalt?

@quincho

3.1.4 Das EEG – "Wellen im Hirn"

Wie beschrieben, gibt`s Strom im Hirn. Und das nicht zu knapp. Und überall, wo er fließt, kann man ihn messen. Und so lange er fließt, fließt auch das Leben. Das EKG (Elektrokardiogramm) ist das beste Beispiel dafür. Die Funktion des Herzens ist eng mit der Erzeugung von Strom verbunden, der dann ableitbar ist und Aussagen zur Herzfunktion zuläßt. Auf ähnliche Weise ist die Messung von Hirnströmen durch das EEG (Elektroenzephalogramm) möglich. Und auch hier lassen sich daraus Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Organs und seiner Einzelsysteme ziehen.

@quincho

Da Mensch gern in Schubladen denkt, sind auch beim EEG Versuche gemacht worden, die zittrigen Kurven irgendwie zu katalogisieren und einzuteilen. Daraus sind dann die EEG-Schwingungsmuster, die Hirnwellenmuster entstanden: Delta (δ)-, Theta (θ), Alpha (α), Beta (β) und Gamma (γ). Diese Einteilung ist willkürlich, hier unvollständig (weil ohne Untergruppen) und wird bestimmten Wachzuständen und Hirnleistungsmöglichkeiten zugeschrieben. Schwingen die Neurone sehr schnell - herrscht eine hohe elektrische Aktivität vor (Gamma) - ist der Mensch hellwach. Schwingen sie extrem langsam - geringe elektrische Intensität (Delta) - befindet sich der Mensch in Narkose1 oder tiefem Tiefschlaf bzw. Koma.

@quincho


Mit dem Auditory-Entrainment greifen wir in diesen Schwingungsvorgang ein und möchten damit ein bestimmtes Verhalten des Gehirns erzeugen oder es in einen für uns nützlichen Zustand bringen – Kohärenz des Schwingungsmusters als Ausdruck einer symmetrischen Aktivität beider Hirnhälften. Dazu eignet sich der Zugang über das Gehör (AE) und ebenfalls über die Augen (VE) hervorragend. Noch spezifischer ist die Wirkung der elektrischen Hirnstimulation (tDCS) und das Non-plus-ultra letztlich die Kombination aller Elemente: AE + VE (=VAE) + tDCS. Wer mit diesen Dingen sehr engagiert experimentieren und vielfältige Erfahrungen sammeln möchte, kann neben seinem Eigenempfinden noch Technik mit hinzunehmen, nämlich Biofeedback. Der interessierte, sich für seine Gesundheit selbst verantwortlich fühlende Leser bekommt nahezu Profi-Geräte für seine Heimanwendung zu vernünftigen Preisen. Selbst ein Privat-EEG ist heute keine kostenintensive Anschaffung und liegt deutlich unter dem Preis eines vernünftigen Laptops.


1 Beurteilung der Narkosetiefe durch Messung des EEG. Beispiel "Narcotrend", durch dessen Einsatz das "gefürchtete" und für den Anästhesisten unbemerkte Erwachen aus der Narkose ("Awareness") verhindert werden kann. So bleiben vielen Patienten diese quälenden Erinnerungen an Teile ihrer Operation erspart.

@quincho

Machen wir Schluß für heute. Ich hoffe, ihr habt den Ausflug in die Physiologie gut überstanden. Und wenn ihr Lust und Freude daran habt, noch mehr über AE zu lesen, werden wir uns wiedersehen zum Thema: "Akustik und Hörphysiologie".

"An die Freude!" 🇨🇷

@quincho

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