Gut und Böse 3.2steemCreated with Sketch.

in #deutsch6 years ago (edited)

Schönen Nachmittag liebe Steemer!

Ich komme nun zum zweiten, dritten Teil, über Gut und Böse.
Hier geht es zu den Teilen 1, 2 und 3-1.
Jeder ist herzlich eingeladen sich zu äußern, Antworten kommen so schnell als möglich. Ansonsten viel Interesse beim Lesen!

Gut und Böse 3.2

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Foto von mir. Bluntautal.

Es geht um die Frage, ob Gut und Böse nur vom Menschen stammen, nur in menschlichen Belangen vorkommen, nur menschliche Werte sind, oder nicht.
Hier wird es in der Tat heikel. Zwar scheint es sich um die gleiche Frage zu handeln, ob Gut und Böse reine Konstrukte wären. Doch sie geht bedeutend tiefer!

Zuerst müssen wir dazu eine weitere Frage beantworten. Nämlich die, ob Tiere und Pflanzen beseelt sind, also eine Seele haben.
Die Frage ist deshalb wichtig, weil sie auch die Antwort gibt auf die Frage, ob Tiere und Pflanzen einem, wie auch immer gearteten, Sittengesetz unterworfen sind.
Haben also Tiere und Pflanzen eine Seele? Nein!
Nein aus drei Gründen.

Erstens

weil Tiere keinerlei Anzeichen haben über ein Bewusstsein zu verfügen. Meiner Meinung nach wird oft Intelligenz mit Bewusstsein vertauscht (ein Fehler den wir bei der Frage KI oftmals wiederholen).
Ein Bewusstsein setzt ja voraus, dass ich mir meiner selbst bewusst bin, also begreife was um mich geschieht, wer ich bin, was ich tue. Woher ich komme, wohin ich gehe. So ist z.B. das Fehlen von jeglichem Totenkult, ein sehr aussagekräftiges Beispiel dafür, wie unbewusst Tiere sind. Für sie gibt es ganz offensichtlich keine Erinnerung an Verstorbene. Und auch kein Verständnis für den Tot selbst.
Hier muss man auch vorsichtig sein. Wenn eine Tierart hier ein bisschen was tut. Die andere wieder ein bisschen was tut, so ist dies kein Beweis. Ein Beweis wäre es erst wenn man ein Tier, und zwar in freier Wildbahn und nicht im Zoo oder Labor, beobachten könnte wie sie eine Art Totenkult pflegen. Denn, zu wissen das man stirbt, setzt voraus das ich mir meiner selbst, meiner Endlichkeit, bewusst bin.

Zweitens,

wegen der Evolutionstheorie selbst.
Nehmen wir also an die Evolutionstheorie wäre auch auf den Menschen anwendbar.
Ist dies so, so hat sich der Mensch aus dem Tier entwickelt. Hat sich der Mensch aus dem Tier entwickelt, so müsste sich auch sein Bewusstsein aus der Tierwelt entwickelt haben. Denn der Unterschied zwischen Tier und Mensch ist nicht der aufrechte Gang, sondern das Bewusstsein!
Wenn das nun so ist, dass sich das Bewusstsein aus der Tierwelt entwickelt hat, so bedeutet dies weiter, dass die Tierwelt, und im weitesten auch die gesamte Natur, die Fähigkeit besitzt, ein Bewusstsein zu entwickeln.
Das Problem ist jetzt folgendes. Wenn dem so ist, welcher Umstand musste eintreten damit der eine Teil der menschlichen Vorfahren ein Bewusstsein entwickelte (das sind wir) und der andere nicht (das wären die Menschenaffen)?

Denn die Theorie besagt ja, wir hätten zusammen mit den Menschenaffen einen gemeinsamen Vorfahren. Von dem man bis heute übrigens nicht den Hauch einer Spur gefunden hat, weswegen man ihn auch als „missing link“ bezeichnet. Das heißt nichts anderes als dass wir etwas für wahr erachten, dass wir noch nicht mal beweisen können. Ein typisches Problem, wenn man Fakten anhand von Theorien auflistet, anstelle das man Theorien anhand von Fakten aufstellt!

Dabei spielt es keine Rolle ob Selektion, Isolation oder Mutation. Wer sich mal mit Erdgeschichte befasst, merkt schnell, dass alles schon mal da war. Und zwar mehrmals. Ein solch singuläres Ereignis gibt es eben nicht, zumindest kein wissenschaftliches.
Dazu kommt noch ein weiteres Problem. Hat sich der Mensch aus der Natur entwickelt, so müsste es auch anderes bewusstes Leben auf der Erde geben, bzw. man müsste Spuren davon finden. Meines Wissens hat man solche Spuren allerdings nur von Menschen gefunden.

Drittens,

weil die Natur ganz offensichtlich keinem Sittengesetz untergeordnet ist.
Man behauptet ja gerne, dass der Mensch so gewalttätig ist. Was ja grundsätzlich auch stimmt. Doch die Natur ist noch um ein Vielfaches grausamer. Dabei spielt es noch nicht einmal eine Rolle ob Tier- oder Pflanzenwelt.
Nehmen wir das Beispiel Knut der Eisbär. Seine Mutter hatte ihn und seinen Bruder verstoßen. Warum? Weil Tiere oftmals ihre kranken Kinder sterben lassen. So auch hier. Deswegen starb Knut auch schon mit vier Jahren an einer Hirnerkrankung. Seine Mutter wusste das schon bei seiner Geburt! Und da die Natur danach strebt zu wachsen und zu gedeihen, nimmt sie auf Schwäche keinerlei Rücksicht. Übertragen auf den Menschen würden wir von Euthanasie sprechen!
Und selbst die Pflanzen konkurrieren um das Sonnenlicht. Eine jede ist bestrebt die andere zu überwuchern, ihr das Sonnenlicht zu rauben. Worauf die eine gedeiht, die andere eingeht. Übertragen auf den Menschen würden wir von Verhungern sprechen!
Wer es nicht glaubt der gehe einfach, nur mit dem Gewand am Leib in die freie Natur und versuche zu überleben. Dann merkt er erstmal warum die Menschen die Natur Jahrtausendelang gefürchtet haben!
Und nein. Das ist kein Plädoyer für Umweltverschmutzung und Raubbau!!!
Doch man sollte auch die Kirche im Dorf lassen!

Man kann also festhalten, dass Tiere und Pflanzen unbeseelt sind. Daher ist die Frage ganz klar mit JA, zu beantworten. Gut und Böse sind rein menschliche Werte.
Rein menschlich insofern, als es um die Wertigkeit geht. Doch die betreffenden Taten sind in der gesamten Schöpfung vorhanden.
Der Unterschied liegt in der Seele. Denn die Seele setzt uns sittlich höher als die Natur. Daher habe ich auch die Auffassung, dass der Mensch sehr wohl die Krone der Schöpfung ist. Doch diese Höherstellung, nicht Höherwertigkeit (sic!), hat auch seinen Preis. Und dieser heißt Gut und Böse!

Danke für eure Aufmerksamkeit!

Parzifal

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Hallo @parzifal1,
ich kenne Deinen persönlichen Hintergrund (noch) nicht, vermute aber Du hast eine (rein?) philosophische Sicht auf das Thema und schreibst "geballtes" Wissen nieder. Intensiver Text. Schweres Kaliber.

Mich würde interessieren inwieweit aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen in Deine Darstellung eingeflossen sind und ob es hierzu inzwischen überhaupt Ergebisse gibt? Mir sind sogenannte Spiegeluntersuchungen von Tieren geläufig. Dabei wurden z.B. Delfinen und Affen körperliche Merkmale (roter Punkt) aufgemalt. Tiere die sich selbst wahrnehmen können, haben dann versucht diesen Punkt zu entfernen. Bei sich selbst und nicht am Spiegelbild. Dies wurde als eine einfache Form der Selbstwahrnehmung gedeutet?
Ebenso gibt es wohl Rudelverhalten, bei denen kranken Tieren im Rudel geholfen wird. Ist das nicht auch eine Form von Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung? Mit Kopfsensoren wurde auch der vermehrte Neuronenausstoß von Tieren in Leidenssituationen von beobachteten Artgenossen aufgezeichnet?
Keine Ahnung vom aktuellen Stand und alles nur Hobbywissen. Aber vielleicht kannst Du einen Satz dazu sagen?
Beste Grüße @tiblog

Danke für deinen Kommentar!

In der Tat habe ich eine philosophische Sicht auf das Ganze, hab ich auf so ziemlich alles, weil mir das liegt.
Wegen dem "rein" muss ich an dieser Stelle gleich was anführen. Philosophie ist, genauso wie ihre Schwester Theologie, eine Universalwissenschaft. Das heißt ihr Themenbereich erstreckt sich, grundsätzlich, nicht auf einen Teil des Daseins, sondern auf das "Gesamtbild". Ansonsten wäre es ja unsinnig von Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, usw. zu sprechen. Den sie alle befassen sich mit einem Teil des GAnzen. Das meine ich nicht negativ oder abwertend, es ist einfach so. Darin liegt auch ihre große Stärke, allerdings auch ihre Schwäche (so wie bei allem). Das gilt es zu bedenken.

Was die aktuellen Ergebnisse betrifft, bin ich nie auf dem Laufenden. Ist auch nicht mein Metier. Allerdings lese ich immer wieder Artikel und Aufsätze zu diesem Thema wenn sie mir unterkommen, was auch für alles andere gilt. Und auch übe ich einen Beruf aus, in welchem ich jeden Tag mit Tieren zu tun habe, abgesehen davon das ich auch auf zwei Katzen aufpasse.
Will man sich aber einen "universellen" Blickwinkel bewahren (soweit dies möglich ist?, alleine darüber ließe sich trefflich philosophieren) kann man sich auch nicht zu sehr in die Materie vertiefen.
Du kannst das mit einem Mikroskop vergleichen. Siehst du mit bloßem Auge auf das Präparat, siehst du es in toto. Details wirst du allerdings vergeblich suchen.
Willst du Details, so musst du durchs Mikroskop blicken, wobei du allerdings den Blick für das Ganze verlieren wirst. Womit wir wieder bei Stärke und Schwäche wären.

Die Tierversuche die du ansprichst finde ich sehr aufschlussreich. Beschreiben aber auch ganz gut, was mich daran stört.
Wenn du fragst ob dies eine Form von Selbstwahrnehmung ist muss ich diese Frage klar mit JA beantworten. Ist es.
Bei genauerer Betrachtung ist das allerdings auch nicht verwunderlich. Alles was ein Gehirn und NErven besitzt muss ja notwendigerweise eine Form von Selbstwahrnehmung haben, alleine schon um Sinnesreize wahrnehmen zu können.
Die entscheidende Frage ist, wie weit geht diese Wahrnehmung?
Ein weiteres Problem ist, dass zwar viele Tiere einzelne Anzeichen zeigen, diese sich aber nicht durch ihr ganzes Verhalten ziehen. Das deutet eher auf Intelligenz, als auf Bewusstsein hin.
Die Triebe sind dabei auch gute Beispiele. Wenn du dir deiner selbst bewusst bist, bewusst oder unbewusst ist dabei letztlich egal, so entscheide ICH was ich tue. Da ein Tier dies nicht tut, weil es ÜBERWIEGEND Triebgesteuert ist, kann man sehr wohl darauf schließen, dass Tiere kein Bewusstsein haben.
Noch einen dritten Problemkreis möchte ich ansprechen. Denn der Domestizierung. Die meisten Tiere mit denen wir heute zu tun haben sind dressiert. Sie selbst haben nichts gelernt, alles wurde ihnen beigebracht, bzw. sie wurden durch Züchtung so gemacht.
Wollte man also einen sauberen Beweis antreten für ein tierisches BEwusstsein, so müsste man diese in freier Wildbahn nachvollziehen können.

Zu guter Letzt. Damit auch mein persönlicher Hintergrund klarer ist.
Ich bin ein gläubiger Katholik. Daher ist für mich das "eigentlich" klar. Ich verstehe mich auch als so etwas wie einen Philosophen, also einen Weisheitssucher, weswegen man mich auch Parzifal nennt (nein, ist tatsächlich kein nickname). Deswegen, versteh das Geschriebene bitte nicht so als würde ich meinen dies alles sei in Stein gemeisselt. Doch man sollte Theorie und Wissen, auseinander halten. Natürlich kann es sein, dass die EvolutionsTHEORIE auf den Menschen anwendbar ist. Vielleicht findet man ja mal einen NAchweis für ein tierisches Bewusstsein. Ich persönlich fände das gut. Denn dadurch würde sich unser WISSEN vermehren. Doch solange ich nicht weiss, kann ich nur glauben. Denn bis eine Theorie bewiesen ist, kann ich nur glauben das sie richtig ist.
Deswegen bin ich auch ein gläubiger Mensch. Ich weiss das ich glaube! Aber ich glaube nicht zu wissen!
Kleiner aber feiner Unterschied.

LG
Parzifal

Herzlichen Dank für Deine Antwort.
Schön auf der Blockchain so eine "runde" Betrachtung zum Thema zu finden.

Tja was "fehlt" den Tieren, um Bewußtsein zu entwickeln. Oder besser gefragt, warum ist der Mensch in der Lage Bewußtsein zu entwickeln? Der menschliche Nachwuchs benötigt im Durchschnitt 15 Monate, um sich seiner eigenen Persönlichkeit bewußt zu werden. Vorher erkennt er in einem Spiegel nur den potentiellen Spielkameraden.
Was passiert in diesen 15 Monaten, "wo" entwickelt sich das Bewußtsein?

Tja lieber Parzifal, Fragen über Fragen.
LG @tiblog

"...und wer da sucht, der findet..."

(Matthäus 7; 8)

... heute wohl auch
(Google 1;1)

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Es bleibt dabei, bei diesem Thema ergeben sich zwischen uns keine Reibungspunkte. Wenn jemand wie ich Tag für Tag in der Natur und mit nicht vermenschlichten Tieren lebt, der würde lediglich anmerken, dass manche Tiere, die sich freiwillig dem Menschen nähern, so etwas wie Verlust einer Bezugsperson durchaus erleben. Dies kann sehr wohl als Trauer bezeichnet werden. Hat aber nichts mit einem Gefühl für den Tod zu tun.

Gruß
Wolfram

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