Das mysteriöse Aquädukt der Kraiger Schlösser

in #deutsch6 years ago (edited)

Geheimnisvolle Orte in meiner Umgebung | Teil 4


In dieser Serie machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach Burgen und Ruinen, aber auch andere geheimnisvolle, mystische und geschichtsträchtige Orte, von denen es eine ganze Menge in meiner näheren Umgebung gibt: Direkt vor meiner Haustüre gibt es nämlich so einiges zu entdecken!

Kommt mit mir auf eine Reise in die Vergangenheit!

In meinen vorherigen Teilen habe ich drei Burgen, die zusammen die "Kraiger Schlösser" bilden, vorgestellt. Für die Vollständigkeit dieses einzigartigen Burgenensembles fehlt aber noch ein wesentliches Element:


Das Aquädukt der Kraiger Schlösser

IMG_3124.JPG
Ein wahrlich ungewöhnlicher Anblick mitten im Wald

Zwischen den beiden Ruinen von Hochkraig und Niederkraig befindet sich ein sehr ungewöhnliches Bauwerk: Ein etwa 10m hohes und 40m langes, rundbögiges Aquädukt aus dem 15./16. Jahrundert. Viel ist leider nicht bekannt über dieses Aquädukt, auch über seine genaue Funktion kann man nur mutmaßen... (1)

Auf einem Holzstich von Valvasor aus dem 17. Jahrhundert kann man das Aquädukt sehr gut als "Verbindung" zwischen den beiden Burgen erkennen. Es ist nicht ersichtlich, ob es sich dabei um ein Aquädukt (Wasserleitung) oder ein Viadukt (Brücke) handelt. (siehe Bild unten)
Wenn man sich die Konstruktion dann aber in Realität ansieht, wird man schnell feststellen, dass dies unmöglich ein Viadukt sein kann, da die Hänge an beiden Seiten viel zu steil für eine Straße abfallen.

(Der Holzstich lässt außerdem gut erkennen, dass die Burg Hochkraig im 17. Jahrhundert schon längere Zeit aufgelassen war und zur Ruine verfiel)

Valvasor_-_Kraiger_Schlösser.jpeg
Ein nicht ganz realitätsgetreuer Holzstich von Valvasor, der das Kraiger Burgenensemble zeigt
Bildquelle: Wikimedia Commons

Man ist sich inzwischen einig, dass es sich bei diesen vier noch erhaltenen Bögen um ein Aquädukt zur Wasserversorgung von Niederkraig handelt.
Durch das enge Tal, dass dieses Aquädukt überbrückt, verlief einst eine der wichtigsten Handelsstraßen Kärntens, welche besonders für die Stadt St. Veit an der Glan große wirtschaftliche Bedeutung hatte. Auch die Herren von Kraig dürften so einiges an Reichtum erlangt haben, wie die Überreste eines mutmaßlichen Mauthäuschens direkt neben dem Aquädukt vermuten lassen.

Die folgenden Bilder zeigen das "Mauthäuschen", von dem leider nur noch der Keller erhalten ist. Durch eine niedrige Öffnung gelangt man in den erwähnten Keller des Gebäudes. Auf der gegenüberliegenden Seite dieses kleinen Kellers findet man den Zugang zu einen Tunnel(?), der aber leider verschüttet ist. Mich würde es wirklich brennend interessieren, was sich hinter dem Schutthaufen verbirgt!


Auch auf dieser älteren Zeichnung des Aquädukts kann man im Hintergrund dieses Gebäude erkennen. Leider habe ich im Internet keine Quelle gefunden, die den Zweck dieses Gebäudes definitiv das "Mauthäuschen" nennt.

Die Mauttheorie klingt für mich sehr schlüssig und würde auch eine Erklärung für den Reichtum der Burgherren von Kraig abgeben. Auch das Aquädukt selbst könnte ein Hinweis sein: Aquädukte waren im Burgbau sehr selten und wurden meist nur von sehr wohlhabenden Burgherren errichtet. Man kann davon ausgehen, dass die Burg Niederkraig eine wirklich große Bedeutung hatte.


Aber wie kam das Wasser in die Burg?

Das Aquädukt, oder zumindest das, was heute noch erhalten ist, ist in vielerlei Hinsicht ziemlich rätselhaft. Es gibt einige Dinge, die sich auf den ersten Blick nicht wirklich erklären lassen.

Um zu verstehen, was ich meine, zeige ich das Aquädukt aus einem anderen Blickwinkel:

IMG_3197.JPG
Das Aquädukt - und ein ganzes Stück weiter oben die Burg Niederkraig

Richtig! Das Aquädukt hört plötzlich auf. Direkt davor eine Felswand.
Und die Burg Niederkraig? Tja, die ist noch ein ganzes Stück weiter oben.
Wie aber konnte es funktionieren, dass über dieses Aquädukt tatsächlich die Wasserversorgung für die Burg gewährleistet war?

Für mich war dies lange Zeit ein ungelöstes Mysterium. Im Zuge meiner Recherchen bin ich dann aber auf ein Forum gestoßen, in welchem vor vielen Jahren genau über dieses Mysterium diskutiert wurde. Hier finden sich auch einige sehr interessante und schlüssige Theorien, wie dieses Aquädukt tatsächlich funktioniert haben könnte:

Einige Meter über dem Aquädukt, aber von Niederkraig aus gesehen eher weiter unten befindet sich ein einzeln stehender "Kasten", der einen noch erhaltenen Keller mit auffallend weit oben angebrachten Fenstern aufweist. Dieser "Kasten" könnte als Wasserspeicher für die Burg gedient haben.
Das Wasser wurde aus einer gewissen Höhe von einem Bach, der zwischen Hochkraig und dem Vorwerk von Hochkraig hindurchfließt, abgezweigt und über Rohre hinunter zum Aquädukt geleitet. Auf der anderen Seite des Aquädukts führte das Rohr dann hinauf bis zu diesem Kasten. Wenn das Einlaufbecken höher gelegen ist als das Auslaufbecken, dann kann Wasser aufgrund des Wasserdrucks auch bergauf "fließen" (besser gesagt, es wird nach oben gedrückt). Diese Technik war schon bei den Aquädukten im antiken Rom bekannt. (2)

teksiphonmodel.jpg
Bildquelle: http://www.romanaqueducts.info/introduction/index.html#specialities

Ob die Wasserversorgung für Niederkraig tatsächlich so funktionierte, weiß scheinbar keiner mehr so genau. Für mich klingt diese Theorie aber sehr schlüssig. Ich werde bei meinem nächsten Besuch dieser Burgen versuchen, ob ich mehr Anhaltspunkte für diese Theorie finden kann.

Wenn man sich das Aquädukt von oben ansieht, kann man keine Rinne erkennen, wie sie oft bei anderen Aquädukten zu finden ist. Auch das spricht dafür, dass ursprünglich ein Rohr über die Bogenkonstruktion gelegt wurde, durch das das Wasser floss. Im rechten unteren Bildrand kann man außerdem noch Mauerreste sehen, die etwas höher liegen, als die Oberfläche des Aquädukts - auch das passt zur Theorie, dass eine Wasserleitung von weiter oben auf das Aquädukt führte.

Was glaubt ihr?

Mit diesem eindrucksvollen, aber auch sehr rätselhaften Bauwerk schließe ich meine Serie über das einzigartige Burgenensemble der Kraiger Schlösser ab. Ich werde aber bestimmt immer wieder zu diesen Ruinen wandern und euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, sofern ich neue Erkenntnisse erlange!

Natürlich sind die Kraiger Schlösser nicht die einzigen Ruinen in meiner Umgebung - sobald das Wetter wieder schöner wird, werde ich mich aufmachen, um neue Bauwerke zu erkunden und sie euch vorzustellen!


Herzlichen Dank an @javehimself, der seine Trennlinien für jedermann zur Verfügung stellt!


Quellen:
(1) Das Aquädukt
(2) Thread mit Mutmaßungen über das Aquädukt

Weitere Teile meiner Serie "Geheimnisvolle Orte in meiner Umgebung":

Sort:  

Wieder ein hervorragender, gut recherchierter und ansprechend präsentierter Beitrag. Hut ab. Da freue ich mich schon auf die nächsten Abstecher in vergangene Zeiten. Wie wäre es mit Hochosterwitz und eventuell Gustav Mahlers Komponierhäuschen?

Vielen Dank für das Lob :)

Ja, Hochosterwitz kommt definitiv - ist ja immerhin eine der bekanntesten Burgen Österreichs und auch ziemlich in der Nähe von mir!

Danke, melvin wiedermal sehr ausführlich! Es isst doch voll krass dass die menschen vor so langer Zeit schon fließend Wasser hatten was heutzutage in manchen Regionen der Welt immer noch nicht zutrifft. Machst du bei der Neulingschallange 3 mit ?

Gruß
Viktor

Ja, wirklich erstaunlich! Man muss aber bedenken, dass die antiken Römer noch wesentlich weiter entwickelt waren, was diese Technologien betrifft. Wegen der Völkerwanderung wurde aber leider sehr viel dieses Wissens zerstört oder ist verloren gegangen - so musste sich die Menschheit dieses ganze Wissen wieder erneut beibringen.

Ja, ich gedenke in den nächsten Tagen noch einen Beitrag für die Neulingschallenge 3 zu verfassen.
Hab da schon eine gute Idee, mal sehen ob es diesmal für eine Platzierung reicht ;)

Ich hab auch vor da mitzumachen. Bin grade dran zu recherchieren und zu überlegen wie ich das am besten umsetze.

Viel Glück! :)

VP ist leider schon sehr erschöpft und ich bin arg müde. Sieht nach einem tollen Artikel aus; den lese ich morgen, versprochen. GN8! (resteemed)

Kein Problem, ich hab beim Schreiben länger gebraucht als gedacht, deswegen ists jetzt doch schon etwas spät geworden^^
Ich würde mich freuen, wenn du ihn dir durchliest und auch deine Meinung hinterlässt - ich bin gespannt! :)

Der Artikel ist sehr gut recherchiert und geschrieben. Der Theorie, dass ein Druckrohr über den Aquädukt führte, kann ich mich anschließen. (Ob es "der" oder "das" Aquädukt heißt, musste ich tatsächlich nachschlagen. Antwort: Beides ist richtig.)

Danke!
Ja, beim Recherchieren ist mir aufgefallen, dass oftmals "der Aquädukt" steht, ich hatte eigentlich immer gedacht, es heißt "das" - schön, dass beides richtig ist :)

Seh schön geschrieben :) freue mich auf mehr Artikel :)

Danke! :)
Ja es wird auf jeden Fall noch einiges kommen in diese Richtung

Toller Artikel! Ich finde das Thema sehr spannend und halte die Rohr-Theorie auch für möglich, allerdings auch sehr ungewöhnlich. Weisst Du, ob es aus dieser Zeit ähnliche Konstruktionen gibt?

Du hast Recht, es ist sehr ungewöhnlich!
Ich habe jetzt noch ein wenig weiter recherchiert und tatsächlich gab es im Mittelalter fast keine Aquädukte. Erst im 16. und 17. Jahrhundert wurden sie wieder vermehrt errichtet. (Quelle: Wikipedia)
Ich könnte es mir durchaus vorstellen, dass dieses Aquädukt erst zu dieser Zeit gebaut wurde und nicht sehr lange im Einsatz war. Leider findet man nichts genaueres über dieses Bauwerk im Internet, vielleicht liegen mehr Informationen in irgendeinem Archiv.

Ich habe auch gelesen, dass es bei der Burg Landskron bei Villach Überreste eines Aquädukts geben soll - kann dies aber vorerst nicht verifizieren, ich werde mich bei meinem nächsten Besuch dieser Burg auf die Suche machen.

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