Klimawandel und GMO vs Tschernobyl

in #deutsch6 years ago (edited)

Klimawandel und GMO vs Tschnernobyl

zwei Themen über die ich für die Uni geschrieben hab, daher gabs lange keine Posts, ich wollte hier für mich eine Antwort

Nein keine Sorge es geht hier nicht um einen neuen Zusammenhang, es geht auch nicht um das Ende der Erde. Seit 4,5 Milliarden Jahren dreht sie sich nun unbehelligt, unsere Erde. Dass sie sich morgen nicht mehr dreht ist nicht unmöglich aber die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null.


[Von NASA/Apollo 17 crew; taken by either Harrison Schmitt or Ron Evans - https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43894484 ...alternativ: eine 2D buntstiftzeichnung von der Erde]

Der Klimawandel ist unbestritten und man ist sich zu 95% sicher , dass dieser anthropogen ist. IPCC-AR5 Man ist sich auch sicher, dass Hauptgrund CO2 ist. Die unabhängige Evidenzlage ist eindeutig und doch herrscht unter der Bevölkerung Zweifel an einem wissenschaftlichen Fakt (Irrtum kann man nie ausschließen), das Problem: das hat auch Einfluss auf die Forschung Tranter und Booth 2015 Lewandowsky et al. 2015

Das verbindende Element ist vor allem die Atmosphäre. Wenn wir CO2 reduzieren aber die USA mehr ausstößt, dann bleibt der apokalyptische Effekt (wenn es ihn geben wird) nicht lokal. Die Interdependenz ist also maximal. Alle sitzen in einem Boot.

Ist eine globale Katastrophe also möglich? ...Ja!

Mal abgesehen vom Gesundheitsbla, die echten Risiken:

Bei GMO ist es so, dass die Katastrophen die von einem GMO ausgehen lokal sein könnten.

  • GMOs wie Gen-Reis oder Tomaten mit Fischgenen sind i.d.R. Herbizidresistent und können somit selbst zu einem nicht bekämpfbaren Unkraut in anderen Agrar-Kulturen werden oder durch Gentranfer auf wilde und halb domestizierte Arten, andere Arten zu "Super Unkraut" machen. Kennt ihr den Horror-Film Angriff der Killertomaten? Aus den 70er...ja so war das! also noch nicht aber vielleicht ganz bald :)

  • Ein weiteres Problem ist vektor-vermittelter horizontaler Gentransfer und Rekombination so können Bakterien und Virenstämme enstehen die man mit den herkömmlichen Mitteln nicht in den Griff bekommt.

  • GMOs sind Insektenresistent, und üben somit einen Selektionsdruck auf Insekten aus. Die die überbleiben und in der Lage sind die GMOs zu fressen, sind dann Insekten die andere Arten erst recht vernichten.
    (Altieri 1998)

Es geht hier also nicht darum, dass GMOs giftig wären oder der gleichen. Selbst wenn, der Tod des einzelnen (tragisch wie er ist) hat keinen negativen Effekt auf die Person daneben (keine Interdependenz). Tendenziell sogar einen positiven! Würden 20.000 Amerikaner sterben, dann würden die anderen aufmerksam werden.

Ein nicht bekämpfbares Unkraut was jedoch die gesamte Flora bedroht, ist hingegen ein echtes Problem. Denn dann sterben auch wir.

Das Vorsorgeprinzip, der Spielverderber ohne Evidenz

Das einzige was hier hilft ist das sogenannte Vorsorgeprinzip. Wenn man keinen Beweis für die Sicherheit einer Handlung hat, dann lässt man sie im Zweifel einfach sein.

„In order to protect the environment, the precautionary approach shall be widely ap-plied by States according to their capabilities. Where there are threats of serious or ir-reversible damage, lack of full scientific certainty shall not be used as a reason for postponing cost-effective measures to prevent environmental degradation.“ (UN 1992)

[UN 1992. THE RIO DECLARATION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT (1992)
PREAMBLE S.3]

Das schmeckt den Konzernen natürlich überhaupt nicht. Oft wird mit GMO gegen den Welthunger argumentiert. Stichwort: Goldener Reis. Das ist natürlich suggestiv, wer will sich schon gegen die vermeintliche Rettung von hungernden Frauen und Kindern stellen.

"Considering the potential impact of Golden Rice on the reduction in vitamin A-malnutrition, this delay is responsible for an unjustifiable loss of millions of lives, mostly children and women" (POTRYKUS 2010)

Die Natur ist ein Goldfischteich

Sagen wir ihr habt einen Goldfisch und Koi-Teich mit wunderschönen Fischen, ihr fahrt ins Gartencenter weil ihr eure Wasserpflanzen gerne düngen möchtet. Auf der Packung steht jedoch ganz klein gedruckt der Hinweis, dass es zwar unwahrscheinlich ist aber der Teich umkippen kann wodurch alles Leben darin verloren geht.

Klassischer Weise würde hier eine Kosten-Nutzen Analyse zum Einsatz kommen. Doch wenn man näher hinschaut, kann man hier keine Kosten-Nutzen Analyse anwenden.

  • Der potentielle Nutzen: die schönsten Seerosen der Welt
  • die potentiellen Kosten: ALLES bzw. mathematisch unendlich hoch

das ist ein sogenanntes Ruin-Problem, ein Problem bei dem der nicht regenerierbare Verlust von ALLEM eine Wahrscheinlichkeit ungleich Null hat.

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ein Research Chemical Analogismus

ein Analogismus: ihr bestellt euch jede Woche von Alibaba irgendeine Forschungs-Chemikalie aus China in der Hoffnung, das diese ballert. Nehmt immer 20mg, vielleicht gehts 5mal gut (und einmal davon dröhnts auch rein) aber irgendwann ist Sense. Gleiches gilt fürs Glückspiel oder fürs "Investieren", sobald der Ruin möglich ist (die Wahrscheinlichkeit braucht nur 0,1 oder so sein. Fahrt ihr stur euren Truthahn-Trip, wird es im totalen Verlust enden. Zu 100%! Dafür muss man kein Hellseher sein ;) )

jetzt könnte man argumentieren: alles ist theoretisch möglich, das Universum könnte verdampfen oder ein Asteroid die Erde zerstören....ja nun es gibt auch solche Dinge, die haben jedoch praktisch eine Wahrscheinlichkeit von nahezu Null und liegen übrigends auch nicht in unserer Hand. Unsere Erde hat nun 4.5 Milliarden Jahre überlebt, dass diese von heut auf morgen explodiert ist statistisch unmöglich. Klar, lässt man das Ding weitere 5 Milliarden Jahre laufen, dann siehts statistisch schon anders aus. Dann wäre es dumm auf der Erde zu leben aber da wir keine 5 Milliarden Jahre machen, wird der Meteorit statistisch keine Bedrohung sein. ...ihr merkt schon es gibt keine Wahrscheinlichkeiten, sie taugen nur um subjektive Unsicherheit auszudrücken.

Eine Klimakatastrophe im Sinne einer schlagartigen Veränderung der Klimaeigenschaft ist jedoch durchaus möglich. Forciert man das ganze weil man die Einstellung "ALL IN FOR THE WIN" vertritt, dann wird der Verlust nach einiger Zeit eintreten.

Wäre Atomkraft Grund für das absolute Vorsorgeprinzip?

Nein. Da der Schaden lokal ist, der Effekt vielleicht überregional oder interkontinental aber in keinem Fall global. Treibhausgase und GMO sind also ein gaaaaanz anderes Kaliber. Wenn es schief geht, dann ist es potentiell schlimmer als Tschernobyl, Fukushima und Hurrikan Katrina zusammen.

Das Problem ist nicht die Genmodifikation per se. Über neue Verfahren wie CRISPR (so ein copy und paste Ding) kann das Risiko für unerwünschten Gentransfer minimiert werden. Das Problem ist auch nicht die Ausbreitung per se, das Problem ist dass durch die Voranschreitende Globalisierung, den illegalen Handel, insbesondere bei Pflanzen und die Monokultivierung ein globaler Ruin möglich ist. Das ist bei anderen medial aufgeblasenen Problemen wie Diselfeinstaub oder Übergewicht oder dem Wolf in Europa nicht der Fall :D

Mein Fazit:

Ja kein Plan die Chancen stehen gut, dass wenn man das Auto im Stand laufen lässt und Benzin ins Grundwasser kippt, damit nicht Schuld am Tod allen Lebens sein wird, jedoch ist die Möglichkeit gegeben. Wenn man nen Russisch Roulette mit 60 Kammern zocken würde, und dabei eine Million Euro gewinnen könnte, dann wären die Chancen sehr gut 59:1! Aber die Möglichkeit des Ruins in dem Falle Hirn an Wand, macht das ganze so unsexy, dass niemand dieses Spiel eingehen würde. Beim Globalen System wird wiederum der Zusammenhang nicht verstanden. Mathematisch ists genauso unterbelichtet oder sogar noch dämlicher weil man die eigenen Nachfahren damit schädigt, dann könnte man sich das rumgeflirte und fremdvögeln sparen (ist dann hochgradig unlogisch). Vielleicht hätte man mehr Waldorf-BDSM-Spiele mit uns machen müssen, Zusammenfesseln und so. Dann versteht man dieses "alle in einem Boot sitzen". Keine Ahnung, habt ihr eine nicht idealistische Lösung wo nicht jeder zum Öko mutiert? Die Natur wäre euch dankbar.

Quellen:

  1. TALEB, N.N., READ, R., DOUADY, R., NORMAN, J., BAR-YAM, Y. (2014): The Precautionary Principle (with Application to the Genetic Modification of Organisms). https://arxiv.org/pdf/1410.5787.pdf

  2. TIMMERMANN, A., JIN, F. (2013): Predictability of Coupled Processes. https://www.ecmwf.int/sites/default/files/elibrary/2003/12750-predictability-coupled-processes.pdf

  3. TRANTER, B. UND BOOTH, K. (2015): Scepticism in a changing climate: A cross-national study. Global Environmen-tal Change, Vol. 33, S. 154-164. https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2015.05.003. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378015000758

  4. LEWANDOWSKY, S., ORESKES, N., RISBEY, J.S., NEWELL, B.R., SMITHSON, M. (2015): Seepage: Climate change denial and its effect on the scientific community. Global Environmental Change, Vol. 33, S 1-13. https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2015.02.013. < http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378015000515>

  5. UNITED NATIONS. (1992): THE RIO DECLARATION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT http://www.unesco.org/education/pdf/RIO_E.PDF

Sort:  

Ich weiß bei deinen Artikel häufig nicht, wie ich rangehen soll :D
Du hast immer wieder sehr coole Ideen/Ansätze dabei, die wichtig zu betrachten sind, aber manchmal geht mir das persönlich dann zu sehr in ein Extrem.

Zwar stimme ich zu, dass es nahezu unmöglich ist, alle Wechselwirkungen vorherzusehen (Hallo, Chaostheorie), allerdings ist die logische Konsequenz daraus nicht zwangsläufig, aus reiner Vorsicht alles zu vermeiden, weil man plötzlich die Menschheit auslöschen könnte.
Ja, globaler Ruin mag ein mögliches Szenario sein (in Anbetracht der sehr umfassenden Forschung und Auflagen bezüglich GMOs halte ich das Risiko allerdings für vertretbar), doch die Vorteile liegen dennoch auf der Hand. Auch wenn du es kleinredest, ist es faktisch einfach so, dass durch GMOs gerade in sog. Drittweltländern große Fortschritte bei der Ernährung von Krisengebieten erzielt wurden. Es ist nicht ohne Grund passiert, dass unzählige Wissenschaftler vor einiger Zeit grünen NGOs Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen haben, aufgrund deren Opposition zu grüner Gentechnik.
Auch die Fortschritte, die bei kultiviertem Fleisch erzielt werden, verdanken wir der Gentechnik und können deshalb in womöglich nicht allzu ferner Zukunft die Massentierhaltung hinter uns lassen, was definitiv positiv für die Umwelt sein wird.

Wie @sco schon richtig sagte: Entwicklungen wie AI müsste man aufgrund des Vorsorgeprinzips komplett abstellen - die potentiellen Gefahren sind gigantisch, ebenso allerdings ihre Vorteile - ich neige dazu, dem gegenüber eher positiv eingestellt zu sein :)

Servus,

find ich gut, dass du dich mit dem Thema GMOs auseinandersetzt, und ist auch durchaus berechtigt, dass auch die Gegenseite mal zu Wort kommt, nachdem wir auch schon wohlwollende Artikel zum Thema hatten.

Deine Hauptquelle (Taleeb et al.) wird ja aber durchaus auch kontrovers diskutiert. V.a. ihr Ansatz, dass sich kleinere Probleme mit GMOs mit der Zeit akkumulieren und dann sogar zu einem "total ruin" führen könnten, ist ja doch recht umstritten (um es höflich zu formulieren).

Eine kritische Auseinandersetzung mit ihrem Artikel kann man z.B. hier finden.
Ich finde das Thema jedenfalls auch hochspannend und werd mir die Argumentation beider Seiten weiterhin in Ruhe sehr genau anschauen. Danke für den Beitrag!

danke und danke auch für diesen Artikel, den kannte ich schon aber dieser ist sehr repräsentativ für die Gegenseite, das hätte ich sogar noch ökologisch und kognitionswissenschaftlich untermauern können. Das gesamte Feld Wahrscheinlichkeitstheorie ist für normale Menschen und sogar Akademiker wie uns absolut kontraintuitiv. Der Autor im Artikel argumentiert, dass es zwar intellektuell (er meint mathematisch) richtig sei, er aber keine Evidenz dafür findet... genau darum geht es aber bei dem Vorsorgeprinzip sollte potentiell die Möglichkeit (das ist ein rein mathematischer Begriff) zu großflächigem (von der UN definiert) Schaden bestehen, dann kommt hier das Vorsorgeprinzip zum Einsatz.

Wollte man Feld Evidenz für den Schaden in global-iterdependenten Systemen müsste man auf die Finanzcrashes schauen, die keiner der Herren Akademiker und Politiker verhindern konnte, da sie sich hier gegen ein Vorsorgeprinzip stellten. Der erste Crash hat auch gleich zum zweiten Weltkrieg geführt. Ohne Globalisierung keine Weltwirschaftskriesen, keine Weltkriege. Mit Gloabalisierung sind Menschen gemachte Katastrophen potentiell Global. Dass wir keine Evidenz für einen Schadeffekt durch GMO finden...ist logisch da man hier gegen etwas hedged, dass es noch nicht gibt und das sich auch nicht ankündigt oder vorhersagbar ist (so tief in system dynamiken wollt ich im Artikel aber nicht gehen).

hmm ja, aber wenn man das Vorsorgeprinzip so weit ansetzt, müsste man es für alle möglichen Inventionen geltend stellen, und z.B. die Entwicklung von AI oder auch die Blockchain-Technologie sofort abstellen. Mit der Wahrscheinlichkeitstheorie verlässt man halt die evidenzbasierte Arbeitsweise und gibt sich ein Stück weit der Spekulation hin - das verhindert dann sicher auch mal das ein oder andere, verhindert aber in letzter Konsequenz praktisch jeden technologischen Fortschritt.

Diese ganze Klima-Problematik ist wirklich kontrovers. Ich frage mich, ob die Überschrift "Umweltschutz" auch "Schutz der menschlichen Rasse beinhaltet", oder ob die Menschen als "Ümweltverschmutzer" angesehen werden, sodass eine Geburtenkontrolle und Verhaltens-Vorgabe als sinnvolle Zukunftvision in Betracht gezogen wird...

Oder ist dies alles nur ein Schwindel? Ist es wie mit dem Patent auf FCKW? Und dessem plötzlichem "Entsorgen"? Ist es Heute mit dem Diesel das Selbe?

Bei diesem Thema stellen sich mehr Fragen, als es Antworten gibt...

Guter Beitrag, danke dafür!

https://www.youtube.com/user/klagemauerTV

Ganz genau aber was daran ist kontrovers?, dass die Natur ein verletzliches System ist (was Fakt ist) oder dass die Wirtschaft und über die Politiker Scheinlösungen verkauft und das schon seit Jahren? Da gibt es Elektroautos die (indirekt) mehr CO2 produzieren als nen kleiner Benziner, da werden junge gebrauchte Diesel abgewrackt um die neuen VW,Daimler,BMW Modelle zu kaufen, Umweltplaketten usw. und hinter Verschlossenen Türen werden mit Handelsabkommen deutsche/europäische Bauern vernichtet nur damit wir Automobilteile nach Südamerika schicken dürfen.

Schön, dass du für die Natur bist! Eine Sache, die mich zusätzlich nervt ist dieser ständige Lärm, der durch Fahrzeuge verursacht wird. Das ist schon so normal, dass wenn dann mal Ruhe ist, man das Gefühl hat es fehlt was. Vielleicht sollte man wieder ausschließlich auf Kutschen setzen. Etwas Tempo aus der "schnellen AI Entwicklung" nehmen ;)

good post and content thank you for your contribution

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