Maibaum - Walpurgisnacht - Beltane und die örtliche Brauchtumspflege ;-)
Es geht - wie bei so vielen alten Festen - um die Fruchtbarbeit.... und somit um das (Über-)Leben und die Lebensfreude!
@problemkind kommt in diesen Tagen in den Genuss, sich die aufgestellten Maibäume hier im Rheinland zu Gemüte führen zu dürfen und sein Post hat mich dazu gebracht euch die hiesigen Dorf-Maibäume in einem Post zu zeigen - zumindest zwei davon - und ein bisschen was von dem zu erzählen, was die "Alten" noch wissen...
Das kleine Städtchen in dem wir leben besteht bis heute aus vielen kleinen (alten) Dörfern und Weilern. Einige davon haben bis heute einen sogenannten "Junggesellenverein" der sich im Rahmen der Brauchtumspflege jedes Jahr um den Maibaum kümmert. In unserem Ortsteil - früher war das ein eigenes kleines Dörflein mit allen Läden und Handwerken, die ein Dorf so braucht - ist es bis heute Brauch eine 20 bis 30 Meter hohe Tanne/Fichte zu schälen und die Spitze durch einen Ring als altem trockenen Gehölz zu führen. Der Ring ist jedes Jahr mit regenbogen-bunten Bändern geschmückt und ich denke den allermeisten, die halbwegs gerade um die Ecke denken können ist der Sinn und das Bild erfahrbar ;-)
Dass der Baum in unserem Ortsteil so hoch ist, mag mit daran liegen, das wir im Höhenvergleich um uns herum etwas tiefer liegen - uns somit umsomehr in die Höhe strecken müssen, um mithalten zu können...
Etwas höher gelegen ist ein Weiler, dessen Baum man stundenlang von einer Bank am Feldesrand bestaunen kann - und statt des Ringes unterhalb der Spitze, tragen seine Äste rote Fäden zum Schmuck - dort oben ist also "der nächste Schritt vollbracht" :-)
Da muss der Baum auch gar nicht mehr so hoch sein - das haben ja die Weiler tiefer unten schon alles "auf den Weg gebracht" ... auch das ist (war) alles Teil vom "Tanz in den Mai" ;-) ein miteinander verwoben sein...
Mutige Jungspunde (auch ein schönes Wort, welches uns @meluni mal näher erklären könnte) haben der Liebsten einen Birken-Maibaum aufgestellt - und manche tun es noch heute - nur ist der einstige verbindliche Klang verloren gegangen, denn es hängen heute so gut wie keine Bänder mehr darin...
Die sogenannten Hexen haben sich aus all dem Birkenreisig schnell einen passenden Besen gemacht - mir war es in der hiesigen Mainacht zu stürmisch - und obenauf gab es kaum Reisig zu sammeln...
Euch allen einen fruchtbaren Mai, ein fruchtbares Jahr - in jeder Hinsicht!
Und die herzallerliebsten Grüße aus dem Siebengebirge :-)
all pictures are mine
Wurde nortiert! ^-^ Ich habe da auch schon eine Idee, zusammen mit "Reis(e)" etc (:
Grüße an euch! <3
Ahhh, sehr schön !!! Baumstamm und Stammbaum und Sproß und Sprösslinge sind auch eine beachtenswerte Familie grins
Dicke Umarmung an dich!!! und einen ganz besonders sonniger Gruß :-)
Schöner und informativer Post, wie ich finde, liebe Natalie!
Ich wusste nicht, dass da so eine Freudsche Symbolik dahinter steckt ;-)
Wo man hinguckt ... ;-)
hehehe, die "Alten" wussten schon lange vor Freud und seinen Thesen, worum es im Leben in dieser Welt wirklich geht - sehr gesund!!!
bin jetzt auf dem Weg in die Kissen lach - morgen steht der Wecker auf 5 Uhr, damit ich im Gewächshaus alles fertig hab, bevor es dort unerträglich warm wird.... heute hatte ich zum Glück willige Erntehelfer, die den Salat im Gewächshaus mittags gepflückt haben, hihihi
Sei geherzt und hab eine gute Nacht, lieber Werner!
Ja, ja, ich weiß. Ich hätte schreiben müssen:
"Die Symbolik, die bei Freud oft vorkommt, oder so ..."
Lieben Gruß und hoffentlich bis morgen, @double-u
So... Tagwerk ist geschafft :-) uffda!!
Meinen Sonntagabend bei und mit dir werde ich mir morgen von gar nix und niemandem stören lassen!!! Die ans Herz gehende Situation von letzter Woche hat sich glücklicherweise inzwischen ziemlich gut gelöst - war ein Sturm im Wasserglas - Gott sei Dank :-)
Werde aber auch morgen so gegen 23:00 Uhr die Biege machen, da in diesen traumhaften Maitagen Morgenstund wahrhaftig Gold im Munde hat und die Beete mich rufen, haha
Sonnige Grüße von der abendlichen Terrasse hier in den Sieben Bergen :-)
Es war ja nur eine kleine Erntehilfe :p Aber ich freue mich schon, wieder ganz viel bei euch im Garten zu machen! (:
Das war soooooo schön mit euch!!! :-)
Fand ich auch, sehr sogar =D
Hugs!
Big hugs to you and have a wonderful trip!!!
Hallo Natalie,
bei uns lief das feucht-fröhliche Prozedere wie folgt ab.
Die Junggesellen fällten die Birke, schmückten den Stamm und die verbliebenen Äste in der Krone. Danach fixierten sie das Monstrum auf dem Marktplatz oder vor der Dorfkneipe. Dieser harte körperliche Einsatz verschlang meist bereits den ersten Kasten Bier. Außerdem suchten besorgte Mütter vorsichtshalber die Nummer des Rettungsdienstes heraus.
Anschließend wurden aus den abgeholzten Zweigen kleine Sträuße gebunden, die ebenfalls mit einem Band geschmückt wurden. Diese Sträuße landeten neben der Liste, auf der die Namen der unverheirateten Frauen des Dorfes aufgelistet waren.
Mit Anbruch der Dunkelheit waren dann auch die Instrumente gestimmt, der gut bestückte Leiterwagen gefüllt und die Junggesellen-Tour konnte beginnen. An den jeweiligen Türen der umworbenen Frauen wurde ein Stopp eingelegt und lauthals ein Ständchen intoniert, dessen Text im Vorfeld genau auf diese Person zugeschrieben wurde.
Natürlich wussten die jeweiligen Grazien ganz genau, was in der Nacht auf sie zukommt und warteten ganz gespannt hinter den Gardienen, bis unser Gegröle immer näher kam.
Hier, bei diesem Ritual, offenbarte sich mir erstmals das komplexe, beinahe unberechenbare Verhalten von Frauen. Denn kaum hatten wir zur ersten Strophe angesetzt, standen schon Oma am offenen Fenster, die Mama an der Haustür und die Angebetete mit einem Tablett gefüllter Schnapsgläser vor uns und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Zwei Jahre später war das Honigkuchenpferd mit einem meiner Kumpel verheiratet. Glaubt ihr, sie hätte dem armen Kerl auch nur noch ein Lächeln geschenkt, wenn der ankündigte, mit den alten Kumpels einen drauf zumachen? Die wundersame Verwandlung der Gerda E.
Wie am Ende unseres Weges die Instrumente, bzw. unsere Stimmen klangen, kann sich wohl jeder vorstellen. Sogar das Ablesen des Textes funktionierte meist nicht reibungslos. Wild gereimt und immer knapp unter der Gürtellinie brachten wir den Auftritt stets bravourös zu einem guten Ende. Erst dann ging es zurück zum Maibaum, der nicht von Junggesellen, sondern den frisch Vermählten vom letzten Jahr bewacht werden musste.
Fazit am nächsten Morgen: Notarzt ganz selten (meist aber nur Klammern von Wunden nach einem Absturz vom Baum, denn mit Bier und Schnaps im Kopf schafft Mann fast alles), Verbandskasten fast immer und Brummschädel mit garantierter Sicherheit.
Was soll man sagen? Schön war es!
Liebe Grüße, Wolfram
Oh, lieber Wolfram, das ist ja wieder ein ganz besonderes Schmankerl aus deinem Leben - sehe es alles gerade bildlich vor mir, hahaha :-) Wunderbar!!!
Ganz herzliche Grüße an dich und die deinen :-)
Ein sehr schöner Beitrag über altes Brauchtum! :-) Leider geht das Wissen darüber immer mehr verloren.
Die Fotos sind beeindruckend. Vor allem im Vergleich zur übrigen Vegetation wird die Dimension der Maibäume so richtig ersichtlich.
Gibt es bei euch auch die Tradition des Maibaum-Stehlens? Ich kann mich erinnern, dass es bei uns in Tirol zwischen Nachbargemeinden immer einen Wettstreit darüber gab, welcher es zuerst gelang, den Baum zu stehlen.
Aber natürlich ist der Wettstreit Teil des Tanzes, haha - und so werden die "privaten" Gefechte um eine holde Maid mit einem Kasten Bier oder auch mehreren ausgelöst und die Dorf-Maibäume werden bewacht mit allen Heugabeln, die heute noch zur Verfügung stehen :-)
Es gibt einen Unterschied in den Kämpfen um die Dorf-Maibäume und die ganz privaten.... Die Dorf-Maibäume sind hier in der Regel die immergrünen Tannengewächse (wichtig im Symbol des Immer-Grünen) und dem privaten Ringen mit den Birken um die Maiden... das wechselt so mancher Kasten Bier den Besitzter - der sich erhofft den Baum auch außerhalb des Hauses setzten zu dürfen
Sich die Maiden streit zu machen ist ein weiterer Teil des Tanzes, den eine jede Maid hat "damals" sehr gut hingeschaut und ein Auge darauf gehabt, wer sich wie durchsetzt - und am Ende hatte sie die Wahl :-)
Ich finde es schön, dass dieses alte Brauchtum noch gepflegt wird :-)
leider werden es von Jahr zu Jahr weniger und inzwischen ist im "Junggesellenverein" schon jeder zweite lange glücklich verheiratet... so nimmt alles seinen Lauf... wir dürfen zuschauen, wo dies hinführen wird ;-)
Was es alles so für Wunderlichkeiten gibt.
Wie? Diese 40m hohen und tonnenschweren Ungetüme versuchte man zu stehlen? Ist sowas überhaupt möglich?
Dito.
HuS dir und deinen Lieben.
Glaube mir, die Jungs hier sind noch heute stark genug und stehlen selbst die größten Bäume - es sei denn du hast etwas in Petto, was sie besänftigen und ablenken kann - zum Beispiel Bier im Kasten lach
Geh mit den Bäumen sorgsam um und auch mit HuS!
Beide sind voller Magie!
Wie @jkiw geschrieben hat, gibt es diese Tradition immer noch. Dabei sollten auch gewisse Spielregeln eingehalten werden.
Danke, sehr informativ.
Beltane ist eines meiner liebsten Jahreskreisfeste. Leider war ich dieses Jahr nicht unterwegs sondern alleine zuhause. Die Hexen hab ich aus der Ferne ums Feuer tanzen sehen... 😊
An Fruchtbarkeit ist auch nicht mehr zu denken 😂 Gott sei Dank.
Eventuell sollte ich mir ein neues Lieblings-Fest aussuchen! Hehe...
Ach ja:
[das Wort das du verlinken willst](Link einfügen)
Die eckigen Klammern sind Alt+5 und Alt+6
Ich hoffe das hilft ;)
Dicke Umarmung! Mo*
Gib alle Energie der Fruchtbarkeit um alles was um dich herum ist - es war ja gar nicht alleine die menschliche Fruchtbarkeit gemeint in diesen Festen - es war die der Erde - das immergründe durch das vertrocknete - war der aufkeimende Samenkeim hindurch die laubschwere Erde :-) - die Menschen haben all das nur "für sich" übernommen - Im Gegensatz zu allem um uns sind wir Menschen immerzu fruchtbar - alles um uns richtet sich nach dem Licht :-)
Dicke Umarmung an dich - und nächstes Mal finden wir beide genügend Birkenreiser und binden uns einen guten Besen lach
Ja, es ist die Fruchtbarkeit in Allem, da hast du vollkommen Recht.
Ich werde auch nach wie vor Beltane feiern - es ist das Neue das geboren wird. Immer wieder. Ich sollte mir das öfter ins Gedächtnis rufen...
Da freu ich mich drauf. Dann fliegen wir mal kurz zum Brocken und wieder zurück 😂
Wo bin ich denn hier gelandet? Aber ich glaube, daß ich weiß, was du mit Hexen meinst. Denn Anfang der 90er Jahre machte ich Urlaub in Bayern. Und dort sah ich Frauen, die als Hexen verkleidet herumliefen. Ich mutmaße mal, daß diese Hexen Walpurgisnachthexen waren und du solche meinst. Liege ich damit richtig?
Beste Grüße.
Das mein lieber Taldor soll ein Geheimnis bleiben... nur soviel - sie sind nicht nur in der Walpurgisnacht unterwegs. Du findest sie überall...
LG Mo*
Du bist gemein :p
Manchmal 😉
Weiber ;)
Happy Beltane nachträglich! Wollte ursprünglich auch was über den Maibaum schreiben - und bin froh, es nicht getan zu haben. Du hast den größten Teil von dem was ich schreiben wollte gut zusammengefasst. Werden die Maibäume bei euch auch umgeschnitten und gestohlen?
Die Dorfmaibäume werden von den Männern, die sie aufgestellt haben die ganze Nacht hindurch gut bewacht - der Baum vom vergangenen Jahr wird einige Tage vorher abgebaut und zerlegt, so dass Brennholz für die Mai-Nacht da ist :-) Wenn es einer auswertigen Gruppe gelingt, den Dorfmaibaum dennoch zu stehlen, dann wird er Tags drauf "freigekauft" - da das dann aber viele Kästen Bier sind, die zu zahlen sind, ist die gute Bewachung bis in die Morgenstunden Standard, haha
Ein Jungspund, der seiner Herzensdame eine Mai-Birke setzt tut auch gut daran, diese die Nacht hindurch zu bewachen - sonst ist sie ruck-zuck umgeschnitten und gestohlen :-)
Sonnige Grüße an dich!!
Also ähnlich wie bei uns. Danke für die Ausführungen und sonnige Grüße aus Wien :-)
Der Artikel ist dir sehr gelungen.
Den Brauch mit den Maibäumen kenne ich auch noch.
Im Allgäu ist dies noch eine sehr verbreitete Tradition.
Wenn man näher über diese Symbole nachdenkt,
kann man doch sehr viel von ihnen lernen.
In manchen Gegenden sind diese Bräuche noch fest
in die dörfliche Gemeinschaft eingebunden.
Sie bieten eine gute Gelegenheit sich auch offline
auszutauschen.
Danke für deinen sehr interessanten Artikel und
die schönen Bilder.
Viele Grüße.
Hallo @chruusellbeeri :-) herrlich, wie du die alten Post wieder ans Licht bringst - vor allem stehst du damit in einem sehr erfreulichen Gegensatz zu dem Thema, dass viele Beiträge kaum gelesen werden... Bei uns sind glücklicherweise noch einige Bräuche nach wie vor so gut verankert und gepflegt, dass sie die Gemeinschaft gesund halten. Ich gebe auch die Hoffnung nicht auf, dass dies noch lange so bleiben wird! Dir noch einen schönen Freitag und herzliche Grüße aus dem Siebengebirge ;-)
Für mich ist das alles neu und sonderbar.
Die hiesigen Friesen haben auch einen sonderbaren Brauch: Kohl-und-Pinkel-Fahrten. (Bitte nicht fragen was das ist. Ich weiß es nicht.)
HuS dir und deinen Lieben :p
hmmm, da muss ich doch glatt mal fragen - wie alt bist du, lieber @taldor :-)
Pinkel ist eine Grützwurst - und hier im Rheinland esse wir zu Grünkohl in erster Linie Mettwurst (ist aber fast ein wenig änlich) und als ich mal vor vielen Jahren mit der Region Hanover enger war, da gab es zum Grünkohl dann meist die Bregenwürste (mit Hirn - versteht sich) :-)
Das alles hat aber mit dem Maifest so rein gar nix zu tun - und ich bin mir durch und durch sicher, dass auch die Friesen (so nahe an den Küsten) ihre ganz spezifischen jahreszeitlichen Feste für die Nacht auf den 1. Mai haben - vielleicht berichtest du uns darüber mal etwas!!
Herzliche Grüße aus dem Siebengebirge!
Das hat mit Alter nichts zu tun. Hier gibt es sowas einfach nicht. Und diejenigen, die andere Brauchtümer als die hiesigen kennen, hielten es bisher nicht für nötig diese mir zu künden. Das einzige große Brauchtum sind hier diese Kohl-und-Pinkel-Fahrten.
Das war mir klar. Denn diese Fahrten waren schon.
Hier sind eher die Inlandsfriesen und die Meisten wissen nicht mal mehr das sie Friesen sind.
Hier gibt es keine Brauchtümer. Es gibt noch Osterfeuer, Weihnachten und Silvester. Wobei das Osterfeuer auch nur noch von sehr wenigen besucht wird. Auch das Martinisingen uam, welches ich noch kenne, gibt es seit bestimmt 15 Jahren nicht mehr.