Von Idioten für Idioten: 10 Jahre Sprachpanscherei

in #deutsch6 years ago (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Grundsätzlich gilt, daß Muttersprachler durch ihre Anwendung der Sprache die letztinstanzliche Autorität über diese besitzen. Ihr Sprachgebrauch entscheidet darüber, was richtig und was falsch ist.
Doch so einfach ist es dann doch nicht.
Zunächst kommt man, im wahrsten Sinne des Wortes, sprachlos zur Welt. Die Muttersprache muß in Wort und Schrift erst erlernt werden. Dafür bedarf es Regeln.
Außerdem weisen die Muttersprachler aufgrund von Herkunft und Bildung unterschiedliche Sprachkompetenz auf.
Schließlich ist Sprache ein lebendiges Phänomen mit fließenden Grenzen. Begriffe kommen in einem allmählich sich vollziehenden Prozeß außer Gebrauch, andere treten in Reaktion auf das Auftauchen neuer Entwicklungen und Erfindungen hinzu.

Die vor zehn Jahren initiierte Reform der deutschen Rechtschreibung war geleitet von dem Ziel, die deutsche Sprache zu vereinfachen. Dem Zeitgeist entsprechend sollte die Sprache an das niedrigst mögliche Niveau angepaßt werden. Anstatt Wissen und Können zu vermitteln, sollten die bestehenden Fähigkeiten der Minderbegabten zum Maßstab erhoben werden. Auf diesen Nenner kann man es bringen.
Dabei kam es zu grotesken Fehlleistungen, die zum Teil die Bedeutung der Worte verfälschten, zum Teil zu Unklarheiten führten und zum Teil die Reformer als Ignoranten der Etymologie der Begriffe entlarvten.
Ein wohlverdienter Lohn bedeutet etwas anderes, als ein wohl (= wahrscheinlich) verdienter Lohn. Gar greulich mutet es an, wenn gräulich (Farbe) mit greulich (= grauenvoll, sich von Greuel ableitend) verwechselt wird. Nur wenige kennen noch den Unterschied zwischen: Sprich so, daß man Dich versteht (= deutlich), und sodaß man Dich versteht (= Dir Verständnis entgegenbringt).

Inzwischen herrscht ein heilloses Durcheinander. Natürlich und zum Glück erachten Personen mit hoher Sprachkompetenz die Auswüchse der Reform als für sie nicht verbindlich. Zwar können Legastheniker und Quasi-Analphabeten darauf bestehen, ihre Entstellung der deutschen Sprache sei formal richtig. Ihren Bildungsstand aber werden sie dadurch dennoch verraten.

Auch ohne die Reform spiegeln die immer mehr abnehmenden Kenntnisse von Rechtschreibung und Interpunktion den Niedergang unserer Sprache und Kultur wider. Dazu kommen die unreflektierten Anleihen in anderen Sprachen, wo durchaus deutsche Begriffe zur Verfügung stünden. Zur völligen Lachnummer werden ausländisch klingende Konstrukte, wie das Handy (eine deutsche Kreation, die kein Anglophoner versteht).

Wenn wir von Ausländern – absolut zu Recht - das Erlernen der deutschen Sprache verlangen, müssen wir sie wenigstens selbst beherrschen.

Fazit: Man kann die Ameise zum Elephanten erklären. An den Fakten ändert das nichts. Lernen hat noch niemandem geschadet. Unsere Sprache muß es uns wert sein.

http://www.faz.net/aktuell/politik/die-neue-deutsche-rechtschreibung-ist-gescheitert-15717061.html
http://www.spiegel.de/einestages/rechtschreibreform-1998-kulturkampf-um-die-deutsche-sprache-a-1220968.html
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Schöner informativer Artikel. Ich nehme auch eine Veränderung wahr an unterschiedlichsten Stellen. Vereinfachung.
Ihr Video wurde freigeschalten. Das wird viel zu hoch aufgehangen. Nehme dir ein Beispiel. Sehe das doch mal so... Ich gehe jetzt mein eigenen Weg. Das macht kein Sinn.
Der Konjunktiv wird überflüssig dafür steigt die Nutzung von "war gewesen" inflationär...

Über die Bedeutung von Sprache macht sich eh keiner mehr Gedanken. Deshalb schätze ich Menschen hier auf steemit wie @Chriddi und @Meluni , die unserer Sprache viele Artikel widmen und Sprachjongleure der gehobenen Art wie @afrog, @argalf und @w74.

Danke sehr, kadna!
Um die obige Aufzählung schlimmer Sprachverirrungen noch um eine weitere, in Zeitungen häufig zu anzutreffende, zu ergänzen: Wer "die Förderin" schreibt oder sagt, hat bei seiner "Lehrin" nicht aufgepaßt.

Oha, ich werde in einer Reihe mit den Meistern der Zunft genannt! :)

Danke schön.

Gerne doch - Ehre wem Ehre gebührt. Dein Schreibstil ist schon sehr besonders - nicht umsonst veranlasst du mich immer mal wieder, dich "weisen alten Mann" zu nennen. ;-)

Danke für die lobende Erwähnung! 💖

Und jetzt kommt dann auch noch dieser Gender Blödsinn. Stimmt es, dass es bereits Universitäten gibt, die Punkte abziehen, wenn die Studenten (?Studierenden?) nicht dieses "*innen" verwenden?

Ich weiß nicht, ob das so ist, hielte es aber in diesem Absurdistan durchaus für möglich. Es wird ja kaum ein Blödsinn ausgelassen.
Ob der immer wieder in Zeitungen zu entdeckende grobe Fehler, bei Nomen mit der Endung "-er" bei der Bildung der femininen Version auf die maskuline Endung zu verzichten und die Endung "-in" unmittelbar an den Stamm anzuhängen, wohl mit genderism, Sprachfaulheit oder Ignoranz zu tun hat? Wer "die Förderin" schreibt oder sagt, hat bei seiner "Lehrin" nicht aufgepaßt.

Hab mal kurz gegoogelt :-)
"...Denn an vielen Unis wird es inzwischen nicht mehr so gern gesehen, wenn etwa einer wissenschaftlichen Arbeit der Hinweis vorangestellt wird, dass man sich wegen der besseren Lesbarkeit dafür entscheidet, im Nachfolgenden nur das generische Maskulinum zu verwenden und dabei die Frauen immer mitzumeinen. Je nach Uni und Professor/-in kann es sogar passieren, dass es Punktabzug gibt, wenn man in seiner Arbeit auf die Nennung der weiblichen Form verzichtet. Etwa an der TU Berlin, der Berliner Humboldt Uni oder der Uni Hamburg gibt es Lehrende, die unter Umständen Punkte abziehen..."
https://www.unicum.de/de/erfolgreich-studieren/hausarbeit-co/gendersensible-sprache-an-der-uni-ja-oder-nein

Die Auswahl der Unis, wo dies geschieht, überrascht kaum.

Habe auch mal nachgesehen wegen der Bildung des Plurals von "Förderer". Der Duden schlägt - ohne Begründung - tatsächlich "Förderin" vor.
Wo hat "der Duden" seinen Sitz? In Mannheim. Wie spricht man dort? Ludwigshafen liegt gleich nebenan; und Oggersheim ist auch nicht weit. Hast Du den Ogger noch im Ohr?

Müsste man dann "Födererin" sagen? :-)

Ja - von der Systematik her schon. Daß es etwas holprig klingt, ist kein Argument dagegen. Mir fällt das in letzter Zeit immer wieder in Zeitungen auf. Andere Redakteure halten dann in ihrer Praxis dagegen. So aber schleichen sich Fehler in die Sprache ein und verfestigen sich. Für diejenigen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, ist das ganz mißlich. Regeln entlasten das Gehirn. So aber müssen sie eines Tages Ausnahmen vom System lernen, für die es keine logische Erklärung gibt.

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