You are viewing a single comment's thread from:

RE: Ideologie 041 - Die Schere

in #deutsch7 years ago

Spannende Analyse! Folgender Einwand meinerseits:

Es scheint irgendwie üblich zu sein, seine eigene Situation im größeren gesellschaftlichen Zusammenhang zu interpretieren. Man vergleicht sich letztlich, anstatt einfach seine persönliche Perspektive allein gelten zu lassen.

Das geht soweit ja auch aus deinen Szenarien hervor ... nur dass ich eben sagen würde: Mir egal wie gut es den Reichen geht, wie viel Kapital die akkumulieren (zumindest erst einmal).

Wenn ich jetzt ein Armer bin und mir dein 3. Szenario angucke: Was sind denn meine Grundbedürfnisse?

Ich stimme dir zu, wenn du weiter oben sagst: "Wer mehr verdient als er ausgibt ist klar im Vorteil". Das ist ein ganz wichtiger Teil meiner persönlichen Entwicklung der letzten 5 Jahre. Ich bin genau deswegen finanziell unabhängig und genieße mehr Freiheit als viele meiner Peers. Der Weg dahin hatte aber zwei Aspekte:

Erstens: Ich hab gutes Geld verdient - OK, witzlos. Nicht jeder hat das Glück.
Zweitens: Ich hab meinen Lebensstandard reduziert und außerhalb Hamburgs in einer WG gelebt, sodass meine Fixkosten minimal waren.

Jetzt möchte ich mal behaupten: Letzteres kann im Prinzip jeder. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet Geld sparen und damit ich sparen kann, muss ich meine Ausgaben solange senken, bis was überbleibt. In San Francisco leben Leute in Zelten unter der Brücke - und das ist nichts ehrenrühriges.

Sort:  

Danke für den Kommentar und Willkommen bei Steemit!

Zum Thema unter der Brücke leben. Das ist tatsächlich nichts ehrenvolles. Um in der Schweiz oder sonst im Westen wirklich aktionsfähig zu sein, würde ich das feste Dach über dem Kopf auch zu den Grundbedürfnissen zählen. Wenn man sich nicht alleine eine Wohnung leisten kann, dann hoffentlich in Partnerschaft oder Wohngemeinschaft. In der Schweiz liegen die minimalen Fixkosten pro Tag bei etwa CHF 50-60, entspricht € 45-55.

Du scheinst ja auch ziemlich bewusst unterwegs zu sein und hast es in die Unabhängigkeit geschafft. Da bin ich noch dabei, das zu verwirklichen. Ich gehöre trotz guter Ausbildung noch nicht zu den materiell Reichen. Meinen Konsum habe ich soweit zusammengeschrumpft, dass ich nicht viel verdienen muss, um bereits profitabel zu operieren. Das mag nicht im Sinne der sogenannten Konsumgesellschaft sein, die ist mir allerdings herzlich egal. Es ist sicherlich so, dass ich mit zunehmendem Gehalt grosszüger werde, verschwenden werde ich die Kohle trotzdem nicht.

Die Suche eines passenden Wohnortes ist wirklich entscheidend. Für mich war aufs Land zu ziehen, das befreiendste was ich je gemacht habe. Wenn ich aus dem Fenster sehe kann ich Raubvögel im gegenüberliegenden Wäldchen nisten sehen. Meine Tochter ist gerade in der Trotzphase und wann immer es besonders schlimm ist stelle ich sie auf ihre Fensterbank und lasse sie Kühe sehen, wodurch sie sich sofort beruhigt. Ein Bäckerwagen hält jeden morgen in der Straße und verkauft frische Brötchen. Unser 2000-Einwohner Dorf verfügt über einen Abenteuerspielplatz, einen Kurpark, einen Reiterhof und einen Computer-Shop. Und das alles für Mietpreise unter 4€/m². :D

Danke für diesen Kommentar!
Es ist immer schön zu lesen oder zu hören, wie Menschen ihre eigenen Lebensumstände in Richtung höheres Wohlbefinden verbessern. Gerade für Kleinkinder ist eine ländliche Umgebung sehr schön, es gibt sehr viel zu entdecken und gleichzeitig wenig Hektik.

Das kenne ich - so ähnlich handhabe ich es mit meinen Kinden auch gerne mal...

Coin Marketplace

STEEM 0.18
TRX 0.16
JST 0.030
BTC 66915.04
ETH 2586.48
USDT 1.00
SBD 2.68