Steempressionen

in #deutsch8 years ago

 Nach etwa  2 Monaten auf dieser neuartigen Plattform kann ich bereits das Fazit ziehen, dass es sich für mich jetzt schon gelohnt hat, ganz egal  wie weit der Preis von STEEM mein Investment ins Minus treibt oder ob möglicherweise Eifersüchteleien zwischen und Kurzsichtigkeit unter den Walen oder einfach ein irreparabler Software-Bug das ganze Experiment doch noch zum Abstürzen bringen. 

Steemit ist für mich das erste wirkliche soziale Netzwerk, weil es so entworfen ist, dass soziales Verhalten tatsächlich belohnt und honoriert wird. Ich bin selbst von mir etwas überrascht, dass ich durchaus auch soviele negativen Aspekte der omnipräsenten Monetarisierung wahrnehme, weil mich mein Laissez-Faire Ansatz normalerweise beinahe alles erstmal begrüßen lässt, was Menschen auf freiwilliger Basis untereinander treiben. Aber die positiven Aspekte überwiegen aus meiner Sicht enorm.
Es geht hier zwar um kostenloses Internetgeld. Man bekommt es aber nicht geschenkt. Das ist der geniale Trick dabei. Verdienen kann man es nur mit der Pflege des Netzwerks, über Artikel, Kommentare und Abstimmungen über die ersten beiden. Nennenswerte Beiträge kommen allerdings erst zusammen, wenn man viele Menschen findet, die gut finden, was man macht. Am besten Wale oder Delfine. Aber die muss man erstmal finden.

Man selbst startet als Elritze, engl. "Minnow". Es gibt kein "Bedingungsloses Mindestpowerkonto" über die derzeit noch laufende Verschenkaktion von derzeit 3 Steem Power  pro Account hinaus, aber es gibt dafür Schwärme von Menschen, die ihre Kreativität auf einmal explodieren sehen und sich füreinander interessieren und es gibt echte Solidarität weil sie mit etwas Einsatz und Fleiß und Ausdauer auch belohnt wird. Sie wird nur eben durch den Belohnungsanreiz hervorgelockt und verselbständigt sich dann. 

   

Quelle: The Evolution and Diversity of the Steemit Whale - Past, Present, and Future. 

Das verführt zu Freundlichkeit und man mag das  in guter deutscher Tradition als schändliches angelsächsisches Geschacherre abtun, aber auf Steemit käme man mit autoritär motiviertem Zynismus zumindest nicht besonders weit, so mein Eindruck aus Artikeln, Kommentaren und unzähligen Chats. Man muss schon begründen, warum hier etwas "unfair" sein soll und bekommt dann auch contra. Ebenso ungern gesehen ist allerdings auch Größenwahn, Prahlerei und Egozentrik.  Generell wird Aggressivität nicht gerne gesehen, es sei denn man kann seinen Zorn so artikulieren und so fokussieren, dass er keine Unschuldigen trifft. Denn zornige Menschen gibt es viele aus Steemit. Seit gestern ist z.B. Adam Kokesh an Bord. Er ist meine große Hoffnung für die übernächste Präsidentschaftswahl in den USA in 2020 und ein Mann für den ich wie damals für Ron Paul auf die Strasse gehen würde.  Und der Mann trägt eine Menge Wut in sich, die er aber zu kanalisieren gelernt hat:




Es gibt aber auch durch und durch friedfertige sensible Menschen wie Erika Harris, die aus Acapulco bloggt und den Mut gefunden hat über etwas eigentlich selbstverständlich schönes zu schreiben.

Bisher gedeiht das Ökosystem hauptsächlich im englischsprachigen Raum. Und selbst dort ist steht die Entwicklung erst im Beta-Stadium. Es sind bislang noch keine 100.000 aktive Nutzer erreicht worden (für die täglichen Statistiken einfach @elyaque folgen). Selbst die Bitcoin-Welt sieht noch zögerlich zu, weil einem langjährigen Bitcoiner die diversen Nachahmerprodukte aufgrund der z.T. irrwitzigen Auswüchse am Altcoin-Markt grundsätzlich zunächst suspekt erscheinen. Aber jetzt wo Roger Ver und Charlie Shrem an Bord sind, dürfte ein Anfang gesetzt sein. Als Mitglied der wachsenden deutschsprachigen Community in der es noch recht heimelig und familiär zugeht, wage ich mir kaum auszumalen was hier los sein wird, wenn wir mal ein paar Tausend deutschsprachige Nutzer haben. Auf die Amerikaner schwappt bereits jetzt schon ein "Tsunami" von "Ellritzen" zu. Das wird noch sehr spannend werden. 

Es bestätigt sich bislang der Trend, dass die Plattform primär unter Crypto-Currency-Aficionados, aber auch unter Voluntaristen und Libertären am ehesten angenommen wird, aus deren Kreis sich auch die Early Adopter unter den "Nicht-Nerd-oder-Hacker-Normalos" rekrutieren. Da kommt es durchaus manchmal zu Friktionen und Geschichten die nur Steemit schreibt, wenn da ein etwas vorlauter Anarchokapitalist wie Jeff Berwick von einem Wal namens Bernie Sanders geflaggt wird. Speziell in der Crypto-Szene gibt es nämlich durchaus weltanschauliche Differenzen im Hinblick auf die angebliche Notwendigkeit einer Zentralregierung für alles mögliche. Absolut nicht jeder Bitcoiner ist ein Anarchist. Aber zumindest unter Anarchokapitalisten ist Bitcoin extrem populär. Persönlich verabschiede ich mich allerdings gerade von diesem Begriff, weil Voluntarismus einfach unmissverständlicher transportiert, worum es mir geht. Denn Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation kosten viel zu viel Zeit und Kraft und verringern einfach die Freude, die man hier haben kann. Und es besteht die Gefahr, dass einem hier wahre Perlen entgehen, wenn man sich hier in der im Internet antrainierten Schluddrigkeit unnötig zofft, weil man aneinander vorbeiredet. An anderer Stelle in den weiten des Webs wäre es mir nicht die Mühe wert gewesen, mich weiter um eine Person zu bemühen, die nach meiner Wahrnehmung irgendein Problem mit mir hat. Hier wollte ich einfach wissen, was denn dahinter stecken könnte. To make a long story short, ich muss dringend berlinerisch lernen und genauer lesen, was man mir schreibt, denn sonst verpasse ich vielleicht wieder so etwas:

 Das schlimmste, was den Weltenlenkern passieren kann, ist, dass wir unsere Forderungen nicht mehr an sie richten. Nicht sie sind die Adressaten einer Forderung nach einer besseren Welt, denn sie werden die Völker wieder abspeisen mit leeren Versprechungen und vergifteten Geschenken. Adressat sind unsere Nachbarn, Kollegen, Freunde und Verwandten, diejenigen, die in der Bewegung noch ein buntes Gewusel aus Neo-Hippies, Bombenlegern, ewigen Studenten und Verschwörungsspinnern sehen. 


https://steemit.com/anarchy/@akareyon/matrix-multiplication-deutsch-english-we-re-all-amplifiers

Und das wäre schade. Danke @akareyon.

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Für dich hat sich Steemit auf jeden Fall gelohnt und es lohnt sich sicherlich auch für jeden, der kontinuierlich aktiv bleibt. Ein sehr interessant gestalteter Artikel und super Fazit!

Well done Fabio!

LEWER DUAD ÜS SLAW!

- lieber tot als Sklave

Sehr schön geschrieben! Ich bin ebenfalls durch Libertäre hier her gekommen. Da ich selbst eine libertäre, anarchokapitalistische, voluntaristische (oder wie auch immer man sagen möchte) Einstellung habe, hat es mich besonders gefreut hier schon einige gleichgesinnte entdeckt zu haben.
Steemit ist aber ganz abgesehen davon in vielen verschiedenen Kategorien eine echte Bereicherung.

Zwei Aspekte die Steemit für mich so spannend und schön machen:

  1. Wie du in deinem Beitrag in ähnlicher Art ausgeführt hast: Es gibt hier gute Anreize wertvolle Artikel zu erstellen. Engagement und Kreativität werden belohnt. Schlechte Inhalte oder klassisches "Trollen" werden abgemahnt. Und zwar nicht durch irgendwelche anonymen Administratoren, sondern durch die Gemeinschaft.

  2. Es ist wesentlich leichter Gleichgesinnte zu finden und anzuknüpfen. Bei anderen sozialen Netzwerken gibt es zu viele Hürden und zu viele "schlechte" Anreize auch schwachen und nichtssagenden Content zu verbreiten.

Nettes Fazit. Aber bei schnelligkeit wie sich hier alles ändert kann man wohl jeden monat ein neues Fazit aufstellen.
Auf jeden fall ist es sehr gut, das so viele freidenker diese platform am anfang besiedeln. ist ein guter grundbaustein und lässt gutes hoffen.

Da hast Du absolut recht, mit den häufigen Fazits..Wobei ich es ja extra Steempressionen genannt hab. Vielleicht mach ich ja ne Serie draus ;-)

Geh in Serie! Danke

Cooler Artikel, Fabio.
Danke fuer die Erwaehnung meines Reports :)

Finde ich hervorragend geschrieben. Meine Stimme sei dir sicher.

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