Archaisches Gruppendenken noch angebracht? Ein kleiner Diskussionsbeitrag.

in #deutsch6 years ago

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Gruppendenken halte ich für gefährlich. Aber jedem das Seine.

Ich setze einen Kontrapunkt und behaupte, dass jemand, der ständig Bestätigung von der Gruppe benötigt, schwach ist. Wir alle bekommen hin und wieder gefragt oder ungefragt Bestätigung von irgendwem. Die Personen, die mehr ungefragt Bestätigung bekommen, sind wohl wahre Anführer bzw. Kompetenzmeister. Nutzen sie diese Anerkennung der Gruppe aus und verschaffen sich in ihr eine Machtposition mit latenten Abhängigkeitsverhältnissen, sind sie nicht nur Meister in irgendwas, sondern auch noch machtgeil und werden diese Macht auf kurze Sicht, wahrscheinlich für etwas ausnutzen.

Ich bin der Überzeugung, dass man seiner Sippe/Gruppe dienen kann, ohne sie für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Irgendwer sagte einst: Der starke Mensch braucht Feindschaft. Oder: Neid muss man sich verdienen. Jeder, der sich körperlich mit jemandem messen möchte, ist herzlich eingeladen, in den Ring zu steigen und seine Kräfte und taktische Intelligenz (!) mit jemand anderen im fairen Wettbewerb unter Beweis zu stellen. Jemand, der in der Gruppe seine Kampfesgelüste stillen möchte (weil er z.B. seine Gruppe oder seinen Gott für die/den beste/n hält) , ist für mich ein Schwächling.

Die meisten Menschen sind keine Einzelgänger. Einzelgänger hatten ein hartes Leben, meistens kamen sie nicht weit, weil ihnen oftmals auf einigen Gebieten Kompetenz fehlte, die sie nur unzulänglich kompensieren konnten. Das arbeitsteilige Leben hat die Menschheit vorangebracht, nicht das Einzelgängertum. Das stimme ich zu. Jedoch ist dieses Leben an keine besondere Gruppe gebunden. Wir bekommen immer Hilfe von anderen Gruppen. Die Verbundenheit zu einer besonderen hindert uns nicht daran, Hilfe woanders zu holen.

Westlicher Individualismus und "Besonders-sein" ist auch schon wieder irgendwie Massendenken, dabei ist die westliche kapitalistische Produktion auf Massenprodukte aufgebaut, weil die Prosukte nur so zu erschwinglichen Preisen absetzbar sind. Das merkt nur keiner, ist aber ökonomisch Fakt!

Wir sind Einzelgänger und auch Gruppe. Es ist heute leichter als Einzelgänger zu überleben als noch vor 20000 Jahren. Wir haben alles was wir zum Leben benötigen, dank der Arbeit von Menschen, die sich zu einem bestimmten Zweck konglomerieren und dann wieder trennen, wenn dieser Zweck erreicht wurde.

Konservative Menschen zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie die "Gesellschaft" bewahren und verteidigen wollen, Linke wollen sie umbauen und "Utopien" errichten. Beides halte ich für unnötig, da das Leben erstens ständig im Wandel ist und zweitens Kopfgeburten von Luftschlössern, die auf Sand gebaut sind, nichts mit dem Leben zu tun haben und tödlich enden können.

Jeder darf gern sein Leben so gestalten wie es ihm beliebt, ohne andere Menschen zu belästigen.

Leben und leben lassen! - Mein Motto!

Sich ständig hinter einer Gruppe zu verstecken, halte ich für fragwürdig und dient, wie ich oben bereits schrieb, nur Schwächlingen für perfide Pläne.

Ursprungsbeitrag: https://steemit.com/deutsch/@younggerman/becoming-a-barbarian-rezension-des-buches-von-jack-donovan

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Interessanter Beitrag! Das regt wirklich zum Nachdenken an. Hier ein paar meiner Gedanken dazu. Wird mal wieder etwas länger, ich hoffe das stört dich nicht. ;)

Konservative Menschen zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie die "Gesellschaft" bewahren und verteidigen wollen, Linke wollen sie umbauen und "Utopien" errichten.

Unsere Zivilisation ist so eine Utopie. Und sie wurde auf Sand gebaut. Der Sand ist unser unstillbarer Hunger nach Energie und Konsum. Es gibt kein zurück mehr. Immer mehr Menschen wollen konsumieren und an unserem Reichtum teil haben. Ein Reichtum der den Planeten und auch so manchen Charakter verseucht. Reichtum ansich ist nichts schlechtes. Aber die Gier ihn zu erreichen ist es schon...

Klar war das etwas überspitzt aber jetzt ist es so und wir müssen das beste draus machen. Die einen versuchen etwas zu erhalten das man nicht erhalten kann (zumindest nicht auf Dauer, wie so manche Hochkultur durch ihren Fall bewiesen hat), die anderen versuchen es zu ändern. Wer wird wohl mehr Chancen auf Erfolg haben? ;)

Wie du schon sagtest, das Leben ist ständig im Wandel...

Unsere Zivilisation ist ein hochkomplexes Gebilde aus Abhängigkeiten. Ensteht in dieser Kette ein Bruch der nicht kompensiert werden kann, könnte das ausbleiben eines entscheidenen aber einfachen Guts (wie z.B. Strom) zum totalen Zusammenbruch und Chaos führen.

Strom ist eine Utopie. Zumindest wenn man in der Geschichte einen Wimpernschlag zurück geht. Alles was wir heute nutzen und machen war vor ein paar hundert Jahren eine Utopie. Zum Glück haben die Konservativen in der Geschichte so oft den kürzeren gezogen!

Man stelle sich nur vor, der Computer wäre ein Teufelswerk und jeder der so etwas benutzt wird wie eine Hexe verbrannt! Intel wäre eine kleine Schmiede und Computer wären sehr selten und teuer. Und natürlich nur auf dem Schwarzmarkt zu beziehen. :D

Stoff für einen Sci-Fi Roman. Falls das jemand mal schreibt, bitte bescheid sagen! Ich wills lesen! ;)

Jeder darf gern sein Leben so gestalten wie es ihm beliebt, ohne andere Menschen zu belästigen.

... oder zu schaden. Ja, dem stimme ich zu. Aber ich frage mich was du mit diesem Absatz sagen willst.

Konservative Menschen zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie die "Gesellschaft" bewahren und verteidigen wollen, Linke wollen sie umbauen und "Utopien" errichten. Beides halte ich für unnötig, da das Leben erstens ständig im Wandel ist und zweitens Kopfgeburten von Luftschlössern, die auf Sand gebaut sind, nichts mit dem Leben zu tun haben und tödlich enden können.

Bist du ein Daoist? Wu wei?

Besten Dank für deinen Beitrag.

Ich will Dir darauf antworten:

„Unsere Zivilisation ist so eine Utopie. Und sie wurde auf Sand gebaut. Der Sand ist unser unstillbarer Hunger nach Energie und Konsum. Es gibt kein zurück mehr. Immer mehr Menschen wollen konsumieren und an unserem Reichtum teil haben. Ein Reichtum der den Planeten und auch so manchen Charakter verseucht. Reichtum ansich ist nichts schlechtes. Aber die Gier ihn zu erreichen ist es schon...“

Klingt nach „Gesellschaftskritik“. Das ist nicht mein Thema. Aber nur soviel; ich halte Gier nicht für böse, weil auf der anderen Seite nachhaltiges Vernunftsdenken ebenso so stark vertreten ist. Beide sorgen für Ausgleich, denn beim Ringen um Ressourcen kommt es zur Blockade zwischen beiden Konzepten und schließlich zur Ermattung.

„Klar war das etwas überspitzt aber jetzt ist es so und wir müssen das beste draus machen.“

Die Menschen streben meiner Beobachtung zur Folge immer zum besten. Auf dem Weg dorthin geht es holprig zu, weil einige wenige ohne „Skin in the Game“ operieren und demnach verantwortungslos handeln (können dürfen).

„Unsere Zivilisation ist ein hochkomplexes Gebilde aus Abhängigkeiten. Ensteht in dieser Kette ein Bruch der nicht kompensiert werden kann, könnte das ausbleiben eines entscheidenen aber einfachen Guts (wie z.B. Strom) zum totalen Zusammenbruch und Chaos führen.“

Jedes Abhängigkeitsverhältnis ist so stark wie die beteiligten Glieder ihm beimessen. Bei freier Bildung kann ein Bruch keinen Schaden anrichten, weil Lösungsmechanismen zu neuen Abhängigkeiten führen. System-Fragilität kommt immer dann ins Spiel, wenn Menschen ohne „Skin in the Game“ operieren dürfen. D.h. sie sind von anderen nicht so abhängig, wie die anderen von ihnen. Dazu kommt noch eine Portion erlernte Hilflosigkeit.

„Zum Glück haben die Konservativen in der Geschichte so oft den kürzeren gezogen!“

Ich bin da wertfrei. Konservative Menschen sind für mich kein Übel. Man kann den traditionellen Kulturkonservatismus in der Familie leben, da ist nichts zu bemängeln. Der „Gesellschaftskritische“ ist fatal, weil er Menschen nicht mehr als Individuen sieht, sondern als Kollektive. Wie eigentlich alle Ideologien, die nach Macht streben. Der Konservatismus ist in der Politik heute wieder sehr verbreitet. Dort wird versucht das Klima vor dem Wandel zu bewahren und um das zu erreichen wird unfassbar tief in das Leben der Menschen eingegriffen.

„Bist du ein Daoist?“

Ich habe mich damit noch nie beschäftigt. Also bin ich wohl keiner. ☺

Das sind gute Argumente. Jetzt verstehe ich deine Sichtweise schon besser und muss zugeben dass ich mit meinem Kommentar auch übertrieben habe. Aber in 2 Punkten muss ich schon widersprechen.

Was nützt freie Bildung wenn es z.B. keien Strom mehr geben sollte? Man kann keinen Ersatz für Strom erfinden. Sind viele Kraftwerke (z.B. durch einen starken Sonnensturm) beschädigt, bricht unsere Gesellschaft innerhalb weniger Wochen zusammen und es herrscht Mord und Totschlag.

Der „Gesellschaftskritische“ ist fatal, weil er Menschen nicht mehr als Individuen sieht, sondern als Kollektive.

Das finde ich ziemlich einseitig und verallgemeinernd. Ich denek die Menschheit ist beides. Ein Kollektiv aus vielen Individuen. Wären wir kein Kollektiv, gäbe es keine Grenzen und Länder oder auch Vereine und es würde jeder machen was er will. Es gäbe keine Regeln und Gesetze. Oder siehst du das anders?

Wie gesagt ich sehe beides. Bin ich jetzt "halb fatal" oder hab ich deiner Meinung nach ein falsches Verständnis davon? Man kann ein Kollektiv schon statistisch ermitteln, aber das Individuum ist in dieser Statistik natürlich nicht abgebildet. Das ist mir klar.

So gesehen ist das doch eh alles relativ. Solange wir uns größtenteils zivilisiert verhalten ist alles gut. :)

Deine Themen sind interressant, da schliesse ich mich mal als Follower an!

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