Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 78v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Man stelle sich einen Durchschnittsamerikaner vor. Dieser Joe Durchschnitt arbeitet als einfacher Techniker für ein Unternehmen, das Fernseher herstellt, und das selbst Teil eines riesigen Telekommunikationskonglomerats ist. Ob er morgen noch seine Arbeitsstelle hat hängt von Wall Street Spekulanten und den Entscheidern im Hauptquartier des Konzerns ab, das sich am anderen Ende des Landes befindet. Joe aber ist das überhaupt nicht klar: Er geht einfach nur jeden Morgen mit einem leicht faden Beigeschmack zur Arbeit, zieht an den richtigen Hebeln und drückt die richtigen Knöpfe, wie es ihm die Maschine und der Chef vorschreiben, und produziert so lange Fernsehgeräte bis er Feierabend hat. Auf dem Weg nach Hause kauft er sich noch ein paar Bier - einem weiteren Massenprodukt der kapitalistischen Bedürfnisbefriedigung - und nach dem Abendessen mit der Familie lässt er sich in den Fernsehsessel fallen und geniesst die narkotisierende Wirkung des Bieres, während er sich mit Kommödien und Werbung berieseln lässt, die ihm alle einreden, wie toll das Leben doch ist und wie er überhaupt auf den Gedanken kommen könnte, nach mehr zu verlangen. Und am Tag danach geht es genauso weiter.

Joe Durchschnittsamerikaner ist ein Produkt. Er ist ein konstruierter Teil des repressiven und dysfunktionalen Wettbewerbssystems - aber einem, das von einer Decke voller Frieden und Bequemlichkeit überlagert wird. Er ist sich dieser Lücke zwischen dem Anschein von Komfort und der Realität seiner Unterdrückung in keinster Weise bewusst, ihm ist nicht klar, dass nicht mehr ist als ein Rädchen in einem künstlichen technologischen System - nicht bewusst, da die Früchte des Kapitalismus, die er produziert und von denen er denkt, dass er sie gerne konsumiert, lediglich seine vitalen Instinkte abschalten und ihn physisch und psychisch träge machen.

Dazu konnte Marcuse eine Erklärung bieten für eine neue Generation an Revolutionären in Ausbildung, weshalb der Kapitalismus in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre so friedlich, tolerant und fortschrittlich wirkte - was, wie jeder gute Sozialist wusste, nicht wirklich sein konnte - und weshalb die Arbeiter so enttäuschend unrevolutionär waren. Der Kapitalismus unterdrückt die Massen nicht nur in existenzieller Weise, sondern sorgt auch für eine psychologische Verdrängung bei diesen.

Schlimmer noch ist, dass wenn dieser Joe über seine Lage nachdenken kann, dann bekommt er diese immer nur beschrieben in Worten wie "Freiheit", "Demokratie", "Fortschritt" - Worte, die allesamt nur eine vage Bedeutung für ihn haben können, und die von Apologeten des Kapitalismus ausgedacht wurden und mit denen er nun stetig gefüttert wird, um ihn davon abzuhalten, zu sehr über seine wirkliche Bestimmung nachzudenken. Joe ist ein "eindimensionaler Mann", gefangen in einem "totalitären Universum technologischer Rationalität," was ihn vergessen lässt, dass es da eine zweite und reale Dimension der menschlichen Existenz gibt, in der die wahre Freiheit, Demokratie und Fortschritt verborgen liegt.

Der Kapitalismus hat diesen zynischen Entwicklungsstand erreicht, in dem die Unterdrückung von treuseeliger Heuchelei über Freiheit und Fortschritt maskiert wird, wodurch alles nur noch zynischer und perfider wird, da jegliche Dissidenz und Kritik neutralisiert werden kann. Mit dem Erschaffen einer monolithischen Technokratie - mit ihren Maschinen und ihren Bürokratien und dem Massenmensch und der auf sich selbst bezogenen Ideologie - kann der Kapitalismus nun so tun, als sei er offen für Kritik, indem er einigen radikalen Intellektuellen die offene Dissidenz zugesteht.

Im Namen von "Toleranz", "Offenheit" und "Redefreiheit" ist es einigen einsamen Stimmen gestattet, Einsprüche zu erheben und den Gigant Kapitalismus zu hinterfragen. Jedem aber ist klar, dass aus der Kritik nichts folgt. Schlimmer noch ist, dass der Anschein der Offenheit und Toleranz am Ende nur die Kontrolle des Kapitalismus verstärken wird. Die kapitalistische Toleranz ist daher keine wirkliche Toleranz: Es ist eine "repressive Toleranz".

Lag also Horkheimer mit seinem frühen Pessimismus richtig? War die Lehre 30 Jahre später noch immer die selbe - dass die Aussichten für den Sozialismus völlig hoffnungslos waren? Wenn der Kapitalismus sogar die Dissidenz der stärksten Kritiker unter seine Kontrolle bringen kann, welche Waffen bleiben dann noch für die Revolution?

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sir please write in English too along with the regional language . I hope you take my request into consideration.

This is the translation of a book from English into German. If you want the English version, you can read the book "Explaining Postmodernism" by Stephen Hicks.

Amazing post mr. @doodlebear
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