Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 79v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Wenn der Sozialismus eine Chance haben soll, dann wird es extremere Taktiken brauchen.

Und wieder öffnet die Freudsche Psychologie die Türe. Nicht anders als bei der Verdrängung der Energien des Es durch die Kräfte der Zivilisation, so kann auch die Unterdrückung der ursprünglichen menschlichen Energien durch den Kapitalismus nicht vollends erfolgreich sein. Freud erklärte, dass die Verdrängung der Energien des Es immer wieder irrationale, neurotische Formen annehmen wird, was die Stabilität und Sicherheit der Zivilisation bedrohen kann. Die Frankfurter Schule lehrte uns, dass die technokratische Ordnung des Kapitalismus einen Großteil der Menschheit unterdrückt und damit ihre Energie in den Untergrund drückt - diese verdrängte Energie aber ist noch immer da, und es ist möglich, dass diese Zutage tritt.

Daher, so Marcuses Schlussfolgerung, könnte die Verdrängung der menschlichen Natur durch den Kapitalismus die Rettung für den Sozialismus bedeuten. Die rationale Technokratie des Kapitalismus unterdrückt die menschliche Natur bis an den Punkt, an dem sie in irrationaler Weise wieder an die Oberfläche schiesst - in Form von Gewalt, Kriminalität, Rassismus und in allen anderen Pathologien der Gesellschaft. Indem man diese Irrationalismen fördert, können die neuen Revolutionäre schliesslich das System zerstören. Die oberste Aufgabe der Revolutionäre besteht daher in der Suche nach Personen und Energien am Rande der Gesellschaft: Die Ausgestossenen, die Unordentlichen, und die Verbotenen - jeder und alles, was der Kapitalismus noch nicht befrieden und dominieren konnte. Alle diese marginalisierten und ausgeschlossenen Elemente werden "irrational", "amoralisch" und sogar "kriminell" sein aus der Perspektive der kapitalistischen Definition, aber das ist genau das was die Revolutionäre brauchen. Jedes dieser ausgeschlossenen Elemente könnte "durch das falsche Bewusstsein dringen [und] den archimedischen Punkt für eine größere Emanzipation bilden."

Marcuse blickte dabei vor allem auf die marginalisierten und ausgeschlossenen intellektuellen Anführer der Linken - und hier vor allem auf jene, die in Kritischer Theorie ausgebildet waren. Angesichts der fortgesetzten Dominanz des Kapitalismus kann die revolutionäre Speerspitze nur von diesen ausgeschlossenen Intellektuellen kommen - was vor allem jüngere Studenten sind - da diese in der Lage sind "die Befreiung mit der Auflösung von normalen und geordneten Ansichten zu verknüpfen", und die dabei durch den Anschein des Friedens die Realität der Unterdrückung sehen können, und die genug von ihrer Menschlichkeit erhalten konten und noch nicht in Joe Durchschnittsamerikaner verwandelt wurden - und am allerwichtigsten sind es jene, die den Willen und die Energie haben, alles zu unternehmen, was es braucht und das sogar bis an den Punkt an dem sie "in militanter Weise intolerant und aufmüpfig werden", wodurch schliesslich die kapitalistische Machtstruktur geschockt werden kann, die dann ihre wahre Natur zeigt, woraufhin das System gestürzt und zerschmettert werden kann, was dann am Ende den Weg frei machen wird für eine Erneuerung der Menschheit durch den Sozialismus.

Marcuses Vorrangstellung als wichtigster Philosoph der Neuen Linken ging einher mit einer starken Hinwendung zu Irrationalität und Gewalt unter jungen Linken. "Marx, Marcuse und Mao" wurden zum neuen Triumvirat und es wurde zum Spruch, unter dem marschiert wurde. So stand etwa auf einem Plakat von Studenten, die an der Schliessung der Universität von Rom beteiligt waren: "Marx ist der Prophet, Marcuse ist sein Übersetzer und Mao ist das Schwert."

Viele der neuen Generation hörten aufmerksam zu und schärften ihr Schwert.

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Die wollen das also genau so: Den Abbruch aller Ordnung und das mit allen Mitteln und mit Hilfe jeder Lüge. Wieder eine Verschwörungstheorie bestätigt..

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