Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 39v100
Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.
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Die Antwort der Sozialisten auf die Krise des Sozialismus in Theorie und Praxis
Vom Manifest der Kommunistischen Partei 1848 bis zu den Enthüllungen von 1956 sammelten sich über 100 Jahre an Theorien und Beweisen an. Die Krise der dogmatischen Linken bestand darin, dass Logik und Sachlage immer stärker gegen den Sozialismus sprachen. Die Krise der dogmatischen Linken bestand darin, dass Logik und Beweise eindeutig gegen den Sozialismus sprachen. Und nun muss man sich einmal in die Lage eines gebildeten und gut informierten Sozialisten versetzen, dem all das vorgetragen wird. Wie würde man da reagieren? Immerhin besteht eine große Überzeugung in den Sozialismus: Man fühlt eindeutig, dass der Sozialismus wahr ist; man will, dass der Sozialismus wahr ist; alle Träume einer friedlichen und prosperierenden Zukunft basieren auf dem Sozialismus und auch alle Hoffnungen auf ein Ende aller Misstände der gegenwärtigen Gesellschaft.
Genau das ist der Augenblick der Wahrheit, die mit einer allumfassenden Agonie einhergeht angesichts der Tatsache, dass eine zutiefst für wahr gehaltene Hypothese an den Klippen der Realität zerschellt. Was würde man da tun? Die Theorie aufgeben und mit den Fakten gehen - oder sich auf die Suche nach einem Weg machen, damit der Glauben in der Theorie weiterbestehen kann?
Daher hier meine zweite Hypothese über den Postmodernismus:
Beim Postmodernismus handelt es sich um die epistemologische Strategie der dogmatischen Linken, mit der sie auf die Krise reagieren, die vom Versagen des Sozialismus und Theorie und Praxis verursacht wurde.
Vielleicht hilft an dieser Stelle ein historisches Beispiel weiter. In den 1950ern und 60ern stand die Linke vor dem selben Dilemma, wie es religiösen Denkern Ende des 18. Jahrhunderts ging. In beiden Fällen sprach die Beweislage eindeutig gegen sie. Zur Zeit der Aufklärung wurden die naturtheologischen Erklärungen überwiegend als völlig unzureichend erachtet und gleichzeitig gab die Wissenschaft naturalistische und gegenteilige Erklärungen ab für Phänomene, die traditionell von der Religion erklärt wurden. Der Religion drohte der völlige Ausschluss aus dem Intellektuellenleben. Bis in die 1950er und 60er Jahre wurden linke Argumente für die Wohltaten und Vorzüge des Sozialismus in Theorie wie Praxis immer mehr widerlegt und der liberale Kapitalismus schaffte es, den allgemeinen Lebensstandard immer weiter zu erhöhen und gleichzeitig den Menschen viele Freiheiten zu gewähren. Ende des 18. Jahrhunderts hatten die religiösen Denker zwei Möglichkeiten - die Beweise und Logik als letzte Instanz zu akzeptieren und die eigenen zutiefst gehegten religiösen Gefühle ablegen - oder aber sich an ihre Ideale zu halten und die Vorstellung an sich angreifen, dass Logik und Beweise überhaupt etwas bedeuten. "Ich musste das Wissen abstreiten," schrieb Kant im Vorwort von Kritik der reinen Vernunft, "um dem Glauben Raum verschaffen zu können." "Der Glaube", so Kierkegaard in Angst und Zittern, "erfordert die Kreuzigung der Vernunft"; und so kreuzigte er die Vernunft und glorifizierte das Irrationale.
Genau die selbe Qual der Wahl hatten die linken Denker der 1950er und 60er Jahre. In den kommenden zwei Kapiteln werde ich darlegen, wie die dogmatische Linke mit diesem Dilemma umging. Dem ungebrochen blühenden Kapitalismus und der unzweifelhaft brutalen Armutsmaschine des Sozialismus konnte nur begegnet werden, indem man sich an die Beweise hielt und entsprechend die zutiefst empfundenen Überzeugungen aufgibt - oder aber indem man an den bestehenden Idealen festhält und die Vorstellung an sich anzugreifen, dass Logik und Beweise überhaupt etwas bedeuten. Einige entschlossen sich wie zuvor schon Kant und Kierkegaad, die Vernunft zu begrenzen - sie geradezu zu kreuzigen. Und dafür erwies sich Heideggers über die Vernunft gestellte Gefühlsbetonteit wie ein Geschenk Gottes. Und in nicht geringerem Maße kam dazu auch Kuhns theoriebeladene Paradigmen und Quines pragmatische und internalistische Auffassung von Sprache und Logik. Dass die führenden postmodernen Intellektuellen - von Foucault, über Lyotard und Derrida bis hin zu Rorty und Fish - ihre Karriere in den 1950ern und 60ern begannen, ist kein Zufall.
Der Postmodernismus wurde geboren, als linke Politik und skeptische Epistemologie miteinander verschmolzen. Als die sozialistische politische Debattenwelt in den 1950ern in die Krise geriet, begann die wissenschaftliche Epistemologie in Europa damit, Nietzsche und Heidegger für sich zu entdecken und in der anglo-amerikanischen Welt endete der logische Positivismus mit Quine und Kuhn. Die Dominanz subjektivistischer und relativistischer Epistemologien in der wissenschaftlichen Philosophie bescherte der wissenschaftlichen Linken schliesslich eine neue Taktik. Konfrontiert mit harten Beweisen und unerbittlicher Logik schaffte es die Linke mit dem neuen Vorgehen eine Antwort zu geben: Das sind ja alles nur Beweise und Logik; Logik und Beweise aber sind subjektiv; es ist nicht möglich, überhaupt etwas zu beweisen; Gefühle gehen tiefer als Logik; und unsere Gefühle sagen Sozialismus.
Und genau das ist meine zweite Hypothese: Der Postmodernismus ist eine Antwort auf die Krise des Glaubens der wissenschaftlichen Linken. Ihre Epistemologie rechtfertig den notwendigen Sprung in den Glauben, den es braucht, um weiterhin an den Sozialismus glauben zu können, und die selbe Epistemologie rechtfertigt die Verwendung von Sprache nicht als Werkzeug auf der Suche nach Wahrheit, sondern als rhetorische Waffe im weitergeführten Kampf gegen den Kapitalismus.
Hey fetter post. Aber Teil 39 aus 100? Halleluja....
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