Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 38v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Das Thema der nächsten drei Kapitel

Als Modernisten vertraten die Sozialiten die Ansicht, dass die Überlegenheit des Sozialismus mit Hilfe von Beweisen und rationalen Analysen nachgewiesen werden kann, und dass diese moralische und ökonomische Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus jedem klar sein muss, der offene Augen hat. Das ist wichtig, da der so aufgefaste Sozialismus sich mit Hilfe einer Reihe von Annahmen definierte, die sich empirisch, rational und wissenschaftlich überprüfen lassen. Im Endergebnis dieser Überprüfung besteht ein weiterer Schlüssel zum Verständnis des Postmodernismus.

Klassische marxistische Sozialisten stellten vier Behauptungen auf:

  1. Der Kapitalismus ist ausbeuterisch: Die Reichen verklaven die Armen; zu Hause sorgt er für einen brutalen Wettbewerb und im Ausland geriert er sich imperialistisch.

  2. Der Sozialismus dagegen ist human und friedfertig: Die Menschen teilen, sie sich gleich und kooperativ.

  3. Der Kapitalismus ist in der letzten Konsequenz weniger produktiv als der Sozialismus: Die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer; und der darauf folgende Klassenkampf wird zum Ende des Kapitalismus führen.

  4. Sozialistische Wirtschaftssysteme dagegen werden produktiver sein und eine neue Ära der Prosperität einläuten.

Diese Annahmen wurden erstmals von den Sozialisten des 19. Jahrhunderts geäußert und von da an wiederholt, bis die Katastrophe eintrat. Diese Katastrophe bestand darin, das sich alle vier Behauptungen über den Sozialismus sowohl theoretisch als auch praktisch als völlig unhaltbar entpuppten.

Auf theoretischer Ebene haben marktwirtschaftliche Ökonomen die Debatte für sich entschieden. Ludwig von Mieses, Friedrich Hayek und Milton Friedman konnten zeigen, dass Märkte effizient sind und sie konnten ebenso zeigen, dass der zentral betriebene Sozialismus notwendigerweise scheitern muss. Sogar renomierte linke Ökonomen wie Robert Heilbroner haben inzwischen schriftlich zugegeben, dass die Debatte vorbei ist und der Kapitalismus gewonnen hat.

Die politische und moralische Debatte dagegen ist etwas offener, zumindest auf theoretischer Ebene, aber auch hier ist die führende These jene, wonach es der wie auch immer geartete Liberalismus ist, der die grundlegenden bürgerlichen Rechte und eine bürgerliche Gesellschaft im allgemeinen schützt - und die lebendigsten Debatten drehen sich darum, ob die konservative libertäre Form, oder eine reformierte wohlfahrtsorientierte die bessere ist. Viele Linke wechselten ihre Verpackung und geben sich inzwischen mehr als moderate Kommunitaristen, es zeigt aber, wie sehr sich inzwischen die Debatte verschoben hat.

Die praktische Beweislage wiederum fiel bei weitem schlechter für den Sozialismus aus. Auf wirtschaftlicher Ebene wurden kapitalistische Länder zunehmend produktiv und blühten auf, ohne dass es Anzeichen gäbe, dass sich dies ändern könnte. Nicht nur werden die Reichen immer reicher, sondern die Armen in diesen Ländern werden auch immer reicher. Und im direkten und brutal ausfallenden Vergleich endete bislang noch jedes sozialistische Experiment im kompletten wirtschaftlichen Niedergang - von der Sowjet Union bis zum Ostblock, von Nordkorea bis Vietnam, Kuba, Äthiopien und Mosambik.

Moralisch und politisch schneiden so ziemlich alle liberalen kapitalistischen Länder gut ab im Bereich der Menschlichkeit, und sie respektieren zum größtn Teil Individualrechte und -freiheiten und sie schaffen es, dass ihre Bevölkerungen in einer friedlichen und produktiven Weise zusammenleben. Die sozialistische Praxis dagegen hat sich wieder und wieder als brutaler als die schlimmsten Diktaturen der Geschichte vor dem 20. Jahrhundert erwiesen. Bislang ist jedes einzelne sozialistische Regime in eine Diktatur abgegleitet und begann irgendwann damit, seine Bevölkerung im großen Stil zu ermorden. Sie alle haben dissidentische Schriftsteller hervorgebracht, wie etwa Alexander Solzhenitsyn oder Nien Cheng, die das dokumentierten, was die Regimes in ihren Ländern angerichtet haben.

Diese Tatsachen sind allgemein bekannt und ich führe sie deswegen auf, um zu zeigen, wie tiefgrifend die Krise ist, in der sich links-sozialistische Intellektuelle befinden. Bis in die 1950er Jahre war diese Krise allgegenwärtig. Anstelle nach der Großen Depression der 1930er Jahre zu zerbrechen, wie es sowohl die kollektivistische Linke als auch Rechte hoffte, konnten sich die liberalen kapitalistischen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg erholen und erreichten bis in die 1950er Jahre Frieden, Freiheit und einen nie dagewesenen Wohlstand.

Der Zweite Weltkrieg vernichtete die kollektivistische Rechte - die Nationalsozialisten und Faschisten - komplett, was der Linken das gesamte Feld überließ, die nun gegen den liberalen Kapitalismus stand, der allumfassend triumphierte. Doch obwohl die Erholung des liberalen Westens und dessen politischer und wirtschaftlicher Aufschwung für die dogmatischen Linksintellektuellen des Westens verstörend war, so bestand deren Hoffnungen noch immer in der Existenz der Sowjet Union, diesem "ehrenwerten Experiment", sowie abgeschwächt Rotchina.

Doch selbst diese Hoffnung zerbrach im Jahr 1956. Vor den Augen der gesamten Welt rollten sowjetische Panzer in Ungarn ein, um Demonstrationen durch Studenten und Arbeiter in den Griff zu bekommen - und bewiesen damit, wie sehr sie der Menschlichkeit verpflichtet waren. Und noch schlimmer war, als Nikita Chruschtchow sogar öffentlich zugab, was viele im Westen schon lange vermuteten - dass unter Josef Stalins Regime dutzende Millionen Menschen ermordet wurden, und damit sogar die mordbrennenden Nationalsozialisten in den Schatten gestellt wurden.

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