Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 24v100

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Hat jemand erst einmal den Kern seiner Natur entdeckt, also diesen Kern des innersten Gefühls wahrnimmt, dann ist derjenige letzlich auch dazu gezwungen sich seine totale Abhängigkeit einzugestehen. Schleiermacher drückte es so aus: "Der Kern der Religioni ist das Gefühl der totalen Abhängigkeit. Ich entschloss mich dazu, den rationalen Gedanken abzulehnen zugunsten einer Theologie des Fühlens." Ein jeder sollte sich selbst begreifen lernen, indem er diese Gefühle der völligen Abhängigkeit ergründet. Dies erfordert es die Vernunft anzugreifen, da diese einem das Gefühl der Unabhängigkeit und der Zuversicht vermittelt. Im Kern verlangt die religiöse Pietät, die Vernunft zu begrenzen - damit es möglich wird, das Gefühl der Abhängigkeit in Gänze erfahren zu können, und damit man sich dieser Entität da oben von der man gänzlich abhängig ist voll zuwenden kann. Bei dieser Entitität handelt es sich selbstverständlich um Gott.

In der darauffolgenden Generation verlieh dann Kierkegaard - "Hammans brilliantester Anänger" - der Irrationalität einen Hauch Aktivismus. Der in Deutschland ausgebildete Kierkegaard war wie auch schon Kant zutiefst beunruhigt über die Attacken, welche die Religion während der Aufklärung über sich ergehen lassen musste. Daher war er entsprechend erfreut - also erfreut in dem Sinne, wie Kierkegaard dies sein konnte - als er von Kant erfuhr, dass die Vernunft das Greifbare nicht erreichen konnte.

Die Denker der Aufklärung sagten, dass der Einzelne der Realität als Wissender gegenübersteht. Mit Hilfe des erworbenen Wissens ist es dem Einzelnen dann möglich, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich und die Welt um ihn herum zu verbessern.

"Wissen ist Macht," schrieb Bacon. Seit Kant aber wissen wir, dass das Wissen über die Realität unmöglich ist. Während wir uns also noch immer in der realen Welt zurecht finden müssen ist es uns nicht mehr möglich, jenes Wissen zu erlangen, das es für Entscheidungsfindungen darin braucht. Und da unser Schicksal von den von uns getroffenen Entscheidungen abhängt können wir nicht leidenschaftslos zwischen den Möglichkeiten wählen. Nach Kierkegaard müssen wir wählen und wir müssen dies mit Leidenschaft tun, weil wir dies in völliger Unkenntnis der Realität machen müssen.

Aus der Sichtweise Kierkegaards bestand die wichtigste Erkenntnis aus Kants Arbeiten darin, dass man nicht versuchen darf, sich der Realität in kognitiver Weise zu nähern - vielmehr braucht es Tatendrang, Leidenschaft und einen Sprung in das, was man nicht kennen kann, das abr den Kern des Sinns des eigenen Lebens ausmacht. Was Kierkegaard selbst religiös fühlte war die Notwendigkeit für einen irrationalen Sprung hin zum Glauben. Dieser Sprung muss sein, da seit der Aufklärung klar ist, dass Gott nicht in rationaler Weise begründet werden kann, und die Begründung für Gott muss auch irrational sein, da Kjerkegaard einen Gott für existenzwert erachtet, der selbst absurd ist.

Ein solcher Sprung in die Absurdität aber lässt einen in die Krise geraten. Alles sinnhafte, rationale und moralische stürzt damit ein. Wie aber soll mit dieser Krise umgegangen werden, da der Sprung in die Absurdität sowohl gut ist als auch nicht? In Furcht und Zittern findet sich Kierkegaards Lobschrift für Abrahm, einem der Helden der hebräischen Schriften, der in Ablehnung von Vernunft und Moralität dazu bereit war, den eigenen Verstand auszuschalten und seinen Sohn Isaak zu ermorden. Und warum? Weil Gott es ihm so befahl. Wie konnte das nur sein - würde ein guter Gott einem Mann eine solche Forderung stellen? So etwas macht einen Gott einfach nur unbegreiflich grausam. Und was war mit Gottes Versprechen, dass mit Isaak künftige Generationen des Volkes Israel geboren würden? Die Fordrung ließ Gott dastehen wie jemanden, der seine Versprechen bricht. Was ist mit der Tatsache, dass damit ein Unschuldiger sterben würde? Damit wird Gott unmoralisch. Was ist mit dem enormen Schmerz über den Verlust ihres Sohnes, den Abraham und Sarah durchleiden müssten? Damit wird Gott zu einem Sadisten. Widersetzt sich Abraham? Nein. Zweifelt er daran? Nein. Er schaltet einfach nur seinen Verstand aus und gehorcht.

Dies, so Kirkegaard ist der Kern unserer kognitiven Beziehung zur Realität. Wie Abraham müssen wir alle lernen, "unser Bewusstsein und unser Denken hinter uns zu lassen und die Seele auf das Absurde gerichtet halten."

Wie bereits Abraham sind auch wir unwissend und können gar nicht wissen. Was wir daher machen müssen ist blindlinks ins Unbekannte zu springen. Kirkegaard erachtete Abraham als einen "Ritter des Glaubens", da er bereit war "die Vernunft zu kreuzigen" und in die Absurdität zu springen.

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