Als Lehrling hattest du damals immer die Arschkarte - Sach & Krach

cultus-forex (69)in #deutsch • 2 years ago

Lach, Krach und Sachgeschichten aus Berlin

Rückblick: https://steemit.com/deutsch/@cultus-forex/lehrjahre-sind-keine-herrenjahre-sach-and-krach

Fortsetzung:

So boomte die Sanitärbranche an Erneuerung von gusseisernen Abflussrohre zu PVC Rohren und von Blei Wasserleitungen zu modernem Kupferrohr.
Am schrecklichsten waren die, in Berlin durchaus üblichen, in den Treppenhäusern befindlichen Außentoiletten.
Diese mussten sich überwiegend bis zu vier Mietparteien teilen.
Es war Normalität, dass sich bis zu 15 Personen ein und dasselbe Klobecken teilen mussten. Die Krönung des ganzen war das gusseiserne Toilettenbecken, welches noch aus der Gründerzeit stammte. So ein Monster brachte locker 50 Kilogramm auf die Waage und war bereits 120 Jahre in Gebrauch.
Oft brach der ganze Fußboden beim Ausbau mit ein und sämtliche Rohranschlüsse barsten. Ich hasste diese Art von Jobs. Aber schnell wurden sie zur Normalität.

Als Lehrling hattest du damals immer die Arschkarte und nichts zu sagen. Jeder deiner Aufgaben bestand aus dem dreckigsten und schwersten, die keine anderer übernehmen wollte. Schlitze stemmen war auch so ein Highlight.
Der elektrische Stemmhammer war noch nicht erfunden.
So wurde jedes unter Putz zu verlegene Rohr zur reinsten sportlichen Aufgabe.
Mit Hammer und Meißel mussten meterlange Schlitze per Hand in die Steinmauern getrieben werden. Je nach Arbeitsumfang stemmte man wochenlang Schlitze und schleppe den ausgebrochenen Schutt durch die Stockwerke, um ihn loszuwerden. Langsam entwickelte ich mich zum Arbeitstier mit dicken Oberarmen und Handteller wie Bratpfannen.

Für mich standen immer mehr die alltäglichen Dinge des Lebens und vor allem die gesellschaftliche Veränderung im Vordergrund.
Es gab da die, bereits 1969 aufgelöste, Kommune1, die aus ein paar Studenten bestanden, die Jahre später noch sehr viel Aufsehen erregen sollten. Sie hatten doch echt den Arsch in der Hose ein neues Wohnprojekt zu entwickeln, was es in dieser Form noch nicht gab und bis dahin undenkbar war.
Vier Frauen und vier Männer bezogen eine Wohnung und legten den Grundstein für die heutige von allen anerkannten „Wohngemeinschaften“.

Fortsetzung folgt ..............

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