Mit dem Wandel der Zeit

in #deutsch6 years ago (edited)

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Es ist unglaublich spannend, wie die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche sich mit der Zeit sich verändern.

Neulich traf ich an der Kasse, vollbeladen mit Gemüse und Obst, die Mutter eines Idioten aus meiner Jugendzeit.
Freundlich lächelnd grüßte ich und legte meinen Krempel aufs Band, während die Mami des Idioten fragte, wie mein Leben so sei. Ich meine, ehrlich, was soll ich ihr da sagen?

Ich beschränkte mich auf die einfachen Dinge, erzählte von der Asienreise, dass ich gerade ohne festen Wohnsitz lebe und dankbar für die Freiheit bin, selbstbestimmt leben zu dürfen.

»Und was ist bei dir so passiert in der Zwischenzeit?«
»Och naja, nicht wirklich viel. Wie immer eben.«



Für einen Moment war ich sprachlos.

Wer mich kennt weiß, mein Mundwerk plappert unaufhörlich, wie ein plätschernder Wasserfall. Etwas verlegen stammelte ich dann »Das ist doch schön ... Nichts ist ja immerhin nichts Schlechtes.«

Das letzte Mal sprach ich mit dieser Frau vor gut 17 Jahren und seither hat sich nichts verändert? Das ist WOW... .für mich, echt mega gruselig.

Ich weiß nicht, wie es euch damit geht, ob ihr auch so veranlagt seid und falls ja, will ich definitiv keinem zu nahe treten, aber für mich wär das die Hölle.

Wenn das für jemand Anderes gut ist, wunderbar, alles supi.


Mein Leben hat sich in den Letzten 10 Jahren permanent verändert. Immer anders, immer neu und immer auf der Suche.

Ich sage nicht, das ist der Way of Life, vermutlich eher nicht. Es ist eher der Way of - ich weiß nicht, wer ich bin und wo ich hin will/ hin gehöre. Nicht jeder muss ständig seine Meinung oder Bedürfnisse verändern aber, wenn sich in 17 Jahren nichts tut, für mich wäre das, wie langsames Sterben.


Ich durfte jetzt 10 Tage in Basel in der Wohnung von Freunden wohnen und ehrlich, es war großartig. Ich konnte so viele Freunde treffen, einfach mal abends am Rhein chillen. Geo-cachen gehen, mit meiner Mama spontan in der Stadt mittagessen. Ich kenne Basel wie meine Westentasche (früher dachte ich immer, das heiße Westerntasche) und die Gegend hier ist meine Heimat. Es war wunderbar, mit einem Bike (ich hätte so gerne wieder ein richtiges eigenes cooles Mountainbike) die umliegenden Berge zu erkunden. Die Wege abzufahren, die ich als Kind schon kannte und mich zu erinnern, wer ich bin und wie viele Gemeinsamkeiten ich jetzt, mit 32, zu meinem kindlich und jugendlichen Ich entdecke. Irgendwie fand ich mich selbst wieder an einem Ort, an dem ich es niemals vermutet hätte. Ich fühlte mich zuhause.

Nach wenigen Tagen spürte ich so ein Gedanke in mir, wie ein Samen der anfängt zu keimen.

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Es wäre schön, hier eine Base zu haben.

Selbstverständlich hielt mein Verstand sofort dagegen.
»Hast du nicht mehr alle Latten am Zaun Raffi?«

(Ja, mein Gehirn fängt an, mich selber so anzusprechen und das Rachel beginnt ganz langsam zu verblassen)

Das kannst du dir niemals leisten. Basel ist viel zu teuer, allein die Krankenkasse, die Mietpreise blablabla....

Und es ist ja nicht nur so, dass ich gerne eine kleine 1-Zimmerwohnung hätte, nein, ich will ja selbstständig bleiben und weiter reisen können. Ich möchte die Winter im Süden verbringen, jeden Monat meine Lieben in Deutschland besuchen. Städte sehen, Länder bereisen, geilen Scheiß erleben... wie soll ich die Doppelbelastung bitteschön tragen?
Ich kann ja gerade nicht einmal Miete & Krankenkasse & Op-Kosten bezahlen....

Ehrlich, ich habe keine Ahnung.

Aber kennt ihr das?
Wenn ein Gefühl, ein Gedanke sich in eurem Innern ausbreitet, euch durchströmt und eine Energie erzeugt die zu einer Sonne wird, unaufhaltsam und alles belebend?

Ich liebe diese Kraft, sie ist für mich Lebendigkeit.
Dieser Wunsch ist unaufhaltsam. Genau so begann mein Wunsch, mein Körper dem anzupassen, was meine Seele fühlt. Da sitze ich heute, auf dem Weg nach Mönchengladbach, mit ner Menge Testosteron im Blut und werde in den nächsten Monaten äußerlich zu einem Mann. Ich hatte vor einem Jahr noch nicht mal den Mut, diesen Weg mit meinen engsten Freunden zu teilen, weil ich nicht dachte, dass ich die Kraft und die Möglichkeiten habe, ihn zu gehen.

Und genauso werde ich den Weg der Zukunft gehen. Ich kann fühlen, wie der Samen gepflanzt ist, wie die Wurzeln sich zart aber voller Willenskraft entfalten und wie mein Gehirn und meine Energie anfangen, Lösungen zu produzieren.

Niemals hätte ich erwartet, dass ich jemals den Wunsch bekomme, wieder in Basel zu leben. Die Intensität hat mich selber überrascht, genauso wie das Gefühl. Ich bin vor 9 Jahren ausgezogen, weil ich mich selber verloren hatte und jetzt habe ich das Gefühl, ich möchte wieder zurück, weil ich mich gefunden habe.

Auf einmal kann ich meine Wohnung vor mir sehen, habe ein Gefühl dafür, wie der Raffael von morgen leben wird. Ich kann eine Struktur erkennen, ein Tagesablauf, ein Lebensgefühl das zu mir gehört und in welches ich gerade hineinwachse.
Lauter Dinge, die ich verloren hatte.

Ich glaube, ich bin bereit, stehen zu bleiben.

Wir werden sehen, wie diese Vision Realität werden wird. Wie ich mir ein Studium in der Schweiz ermöglichen kann, wie ich Miete, Krankenkasse, Lebensunterhalt, Reisen etc bezahle, aber ich werde eine Lösung finden.

Wie geht ihr mit Veränderungen um, ist euer Leben eher strukturiert oder seid ihr ebenfalls dauernd in Bewegung, innerlich und äußerlich?

Sort:  

Du musst jetzt noch nicht wissen, wie es geht. Dass du die Vision hast, ist erstmal wichtig. Und das Vertrauen in dich. Alles andere wird sich ergeben.

Ja genau, so seh und erlebe ich es auch 😊
Danke Liebes.

Das letzte Mal sprach ich mit dieser Frau vor gut 17 Jahren und seither hat sich nichts verändert? Das ist WOW... .für mich, echt mega gruselig.

Also auch ich musste lachend aufstoßen... Wie gruselig! Wenn sich etliche Jahre nichts ändert, dann finde ich das nicht nur gruselig, sondern ist es nicht auch den Gegebenheiten des Lebens entgegengesetzt. Oder nicht? Ich meine, das Leben an sich ist Bewegung, Veränderung, man gewinnt neue Eindrücke, die Chancen sich geistig weiter zu entwickeln, neue Perspektiven zu entdecken; neue, erweiternde und bereichernde Relataionen zu knüpfen...
Und verändert sich nicht auch der Zeitgeist? Nicht, das wir dem Zeitgeist hinterherrennen müssten oder uns diesem fügen müssten, aber kann er uns denn nicht auch bereichern? Können wir denn nicht alle lernen und uns verfeinern? In 17 Jahren?
Oder sie war einfach nur total verschlossen dir gegenüber; was ja aber auch nicht gerade von einem feinen Wesen zeugt, meine ich.

Komisch aber wahr: nach nun rund 10 Jahren "Reise", bekomme ich ebenfalls Anwandlungen "sesshaft" zu werden. Ich könnte mir sogar einen schweren Holzstuhl kaufen; welch Reisender kommt bitte auf die Idee, sich einen Holzstuhl zu kaufen?!
Also nicht, das ich aufhören wöllte zu reisen, neue Dinge, Orte oder Kulturen zu entdecken, aber ein "zu Hause" mit den vertrauten Dingen... "endlich" damit aufhören, Dinge hinter sich zu lassen...
Damit meine ich nicht nur materielle Werte, aber irgendwann fragt man sich, wie lange man noch sich verabschieden will von Dingen, welche man erwirkt und liebgewonnen hat. Sei es nun das Musik-Heimstudio, das Bambus-Mobile, welches man gebaut hat oder die "Tante" am Einkaufsladen, welche doch immer so freudig "Hallo mein Sohn" sagt. Und Jorge im Waffenladen! Den Fluss mit seinen Felsen an der Ecke, die Decke, mit welcher man so gerne auf der Wiese liegt, der Blick in's Tal. Auch wenn es vorrangig nicht um materielle Werte geht und es gewiss optisch noch schönere Täler gibt, was aber tun mit all der Waffensammlung??? (Wobei ich diese ja bei einem Freund einlagern könnte. Aaaaaber: wäre es nicht eine Selbstfesselung, davon auszugehen, ja damit zu planen, einen Ort wieder zurückzukehren? Etwas in tausenden Kilometern in Jahren planen - das kann doch kaum funktionieren. Das Leben hat doch viel zu viel Veränderungen, Variablen, unbekannte, entdeckenswerte Wege. Also an einer Reise habe ich immer genossen, auf unbestimmten Wegen wandeln zu können und mich vom Neuen bereichern zu lassen...) Hmmmm...

Alles verbuchen unter "war eine schöne Zeit und die Dinge darin haben mich bereichert"?

Ich meine, durch "hinter sich lassen", erkennt man oft die Werte des Zurückgelassenen. Schön, wenn man nicht an diese Dinge gefesselt und von ihnen belastet ist. Aber auch schön, wenn man diese Dinge nicht mehr missen mag. Ist man dann angekommen (wo man hingehört)?

Gedankenverhangen grüße ich und wünsche die besten Dinge auf deinen Wegen!

Danke für diesen tollen kommentar mein Lieber.

Genau so ist es, bei mir ist es ein Fahrrad,kein Stuhl. Versteh 100% was du da sagst

Sei wie das Wasser - sei im Fluss ;-)

Und sei umarmt von uns allen hier!! Freuen uns auf Morgen und die Tage mit dir :-)

Ich freu mich auch ganz dolle auf euch 😍

Keine veränderung ? unvorstellbar mein Lebensmotto ist "immer in bewegung bleiben, niemals still stehen". ich glaube das siehst du ähnlich :D

Da sind wir voll einer Meinung.

Eines vorne weg. Egal was du auch tust, solang du dabei ein gutes Gefühl hast, muss es das richtige sein. Basel ist auch sehr sehr schön. Gerade für mich als FC Basel symphatisant.

Ich und Veränderungen stehen auf Kriegsfuß. Natürlich mag ich neue Dinge und auch die Veränderung, aber oftmals kommen diese halt oft sehr unerwartet, damit hab ich teils riesige Probleme. Ich mag es aber auch nicht wenn immer alles gleich ist, das ist auch langweilig , sehr sogar.

Haha, dann kannst du für mich mit Fan sein, mit Fussball hab ich genau gar nix am Hut 😁

Das mir den unerwarteten Verändrungen kenne ich, du hast davon aber auch einige mitgenommen,muss ich sagen.

Viel zu viel.... wäre aber vielleicht mal nen Post wert glaub ich

Warum nicht, ist ein spannendes Thema.

Ach, sehr schön dein Beitrag. Wenn auch lang, so schreibst du doch, dass ich alles lese ;-) Ich finde es genau so gruselig wie du. Passend dazu:

Mach's gut und bleib so wie du bist!

Diesen Wunsch finde ich auch ziemlich blöd. Nennt gemeint, aber irgendwie steht da unbewusst der Glaubenssatz dahinter, dass das Leben nicht besser werden kann (und ich selbst auch nicht) sondern eher alles den Bach runter geht... Da die Energie den Gedanken folgt, wird es so auch sein und diese Frau aus deinem Bericht wird auch nichts mehr erleben...

Ansonsten finde ich deine Pläne super!

Think BIG!!!

Kleiner wird es von alleine falls überhaupt. Lass doch das Universum wissen, womit es dich glücklich machen kann, warum nicht? Hihi - nette Vorstellung, dass da jemand sitzt und Wünsche mitschreibt ;-)
Ganz liebe Grüße zu dir - war schön, dich in echt getroffen zu haben, mein Lieber ;-)

Da die Energie den Gedanken folgt, gebau so ist es!

Was man sich vorstellen kann, kann wahr werden. Witzigerweide fühle ich mich gerade unglaublich frei, obwohl das die meisten vermutlich keinesfalls so erleben würden.

Der Mensch fürchtet Veränderung. Das ist einfach so, und aufgrund dessen gibt es Leute die Jahrzehntelang in Ihrem Trott leben. Veränderung birgt immer ein Risiko - legst Du diese Angst ab steht Dir die Welt offen.

Natürlich, never change a running System - auch da ist was wahres dran, aber man muss den Mittelweg finden und bei Veränderungen das positive darin sehen. So versuche ich das Leben zu leben.

Stimmt und auch das ist ok, finde ich.

Jeder muss da seinen Weg finden und am ehsten, denk ich, gelingt einem das, wenn man zu sich selber finden.

Ich habe mich in meinem Leben eigentlich immer treiben lassen, immer das gemacht was für mich gerade am nächsten lag. Ich habe in 10 verschiedenen Wohnungen gelebt, macht einen Schnitt von etwas über 5 Jahre pro Wohnung. Nicht besonders aufregend, aber doch abwechslungsreich.
Eine echte Lebensentscheidung (also eine Entscheidung mit der ich den scheinbar vorgezeichneten Weg verlassen habe) habe ich einmal getroffen. Das war als ich mein Studium aufgab, obwohl meine Leistungen durchaus passabel waren. Aber ich wollte nicht auf so eine Karriereschiene gefesselt sein und dann den Rest meines Lebens im Hamsterrad laufen.
Nun bin ich seit knapp 5 Jahren im selben Unternehmen tätig (länger als jemals zuvor an einem Stück) und habe letzten Freitag wieder so eine Entscheidung getroffen: Ich teilte meinem Chef mit dass ich zukünftig nur noch an 3 Wochentagen arbeiten wolle. Auf seinen Einwand, dass die Geschäftsführung damit wahrscheinlich nicht einverstanden sei, antwortet ich dass man in dem Fall ganz auf mich verzichten müsse. Und das ist mein voller Ernst.
Während ich nun gespannt darauf warte, wohin der Stein rollt, den ich losgetreten habe, setzt das Leben noch ein ! dahinter. Ich verfehlte (bei mir zu Hause) eine Treppenstufe und brach mir den Fuß. In den nächsten Wochen darf ich gemütlich auf dem Sofa liegen und all die Dinge tun, die ich schon lange tun wollte. Solange sie nicht mit Bewegung verbunden sind.

Ach is ja spannend, da bist du auch viel umgezogen.

Spannend wie du jetzt die Ruhe hast, auch wenn das mit dem Fuss doof ist 😅

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