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RE: [DE] Konstruktivismus, 6/7, Soziologische Varianten des Konstruktivismus

in #de-stem6 years ago

Danke für deine ausführlichen Antworten.

Wenn ich dich also recht verstehe, dann bräuchten wir einen anderen Begriff als den des Wissens. Denn, Wissen setzt ja voraus, das etwas ist. Und zwar objektiv. Wenn ich mich nur darauf einige, was ist, können wir uns auch irren, oder sogar lügen (hier möchte ich auf das Hermeneutische Wahrheitsproblem verweisen).
Man müsste dann ja den Konstruktivismus eher als Glauben den als Wissenschaft bezeichnen, denn, er setzt etwas voraus das man nicht überprüfen kann, und zwar nicht wissenschaftlich überprüfen kann! Gleichzeitig behauptet er, er habe recht.
Das schlägt auch den Bogen zur Falsifikation. Ich meinte damit die Wissenschaftstheorie nach Sir Karl Raimund Popper.
Ursprünglich war es in der Wissenschaft üblich, wenn man eine Theorie aufstellt, gilt sie so lange als ungültig, bis sie bewiesen wurde. Das nennt man Verifizieren. Trial and error, hat nur bedingt etwas damit zu tun. Denn, dazu ist keine Verstandesleistung von Nöten, sprich , kein Reflektieren.
Seit Poppers Zeiten jedoch, hat man das ganze umgedreht (böse Zungen könnten auf die Umdeutung aller Werte verweisen). In den Naturwissenschaften hat sich das klarerweise nicht wirklich durchgesetzt, in den Geisteswissenschaften jedoch schon (gibt es die in der BRD noch?, in Österreich wurden die schon abgeschafft, bei uns gibt es nur mehr Gesellschaftswissenschaften). Man Falsifiziert. Das bedeutet, eine Theorie ist solange gültig, bis sie wiederlegt wurde. Dies ist, meiner Meinung nach, die einzige Möglichkeit gewesen, den postulierten Pluralismus retten zu können.
Denn jetzt kann ich mir alles konstruieren, was ich will, ohne es je beweisen zu müssen. Im Grunde ist das Willkür in Reinkultur. Meiner Meinung nach hat das dann eben mehr mit einem Glauben als mit einer Wissenschaft zu tun.

Und das die Menschen ein Bedürfniss nach mehr haben, würde ich jetzt nicht als Problem bezeichnen. Wie schrieb Aristoteles:"Alle Wesen streben von Natur aus nach Wissen." Der Mensch willl eben alles wissen. Und warum auch nicht? Wenn das in unserer Natur steckt, ist das unser Wesen. Wenn das unser Wesen ist, sind nicht wir das Problem, sondern der Konstruktivismus der unser Wesen beschränkt (im Sinne von, nur eine Seite der Medaille).

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Ebenfalls danke für deine Gedanken! Mit dem modernen Wissenschaftsbegriff hatte ich mich noch nicht so intensiv auseinandergesetzt. Von daher konnte ich noch etwas dazulernen, danke!

Wenn ich dich also recht verstehe, dann bräuchten wir einen anderen Begriff als den des Wissens. Denn, Wissen setzt ja voraus, das etwas ist. Und zwar objektiv.

Ich sehe Wissen eher unter dem Aspekt "gangbare/viable Informationen". Ich finde, wir sollte die Unterscheidung zischen Subjekt und Objekt, also uns und unserer Außenwelt in einigen Teilen aufgeben. Wir beobachten sie ja nicht nur, wir beeinflussen sie auch direkt. Schon in der romantischen Literatur (z. B. "Aus dem Leben eines Taugenichts", Joseph von Eichendorff), aber sicher auch davor schon, bildete die Umwelt den Gemütszustand des Protagonisten/Helden ab. Ich glaube, das ist nicht nur ein Stilmittel, sondern sagt auch etwas über unsere Welt aus. Ich persönlich würde mir wünschen, dass wir das wieder oder zumindest mehr anerkennen.

Ich verfolge so einige Diskussionen im Internet, habe aber aufgehört, mich an ihnen zu beteiligen. Darin sind sich die Akteure dieser Zusammenhänge nicht immer bewusst. Sie argumentieren immer wieder wie empiristisch arbeitende Wissenschaftler, die eine gewisse Form der Eigendynamik in dem Zusammenspiel Subjekt - Objekt, die von außen nicht hinterschaubar ist, nicht anerkennen, weil sie sich zu sehr in ihrem "Ich habe beobachtet / gelesen / faslifiziert / verifiziert..." feststecken und auch, weil sie vergessen haben, dass eine Diskussion im Internet über konkrete Lebensfragen wichtige Aspekte des menschlichen Zusammenlebens, die wir zum Aufbau von Nähe und Vertrauen brauchen, ausblendet. Hier findet keine echte Kommunikation mehr statt (falls es die überhaupt gibt). Das ist sehr schade. Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns an vielen Stellen schon in einem Zirkel befinden, der sich selbst kontrolliert und aufrechterhält. Wie eine Echokammer. Na ja, soviel zu meiner Beobachtung. Vielleicht hast du ja schon Ähnliches erlebt. Ich für meinen Teil werde immer skeptischer und folge da auch ganz klar der Position von @erh.germany hier auf steemit.

Einen schönen Dienstag wünsche ich dir!

Ich denke, dass würde ich so unterschreiben.

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