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RE: [DE] Konstruktivismus, 4/7, Ontologische Systematisierung

in #de-stem6 years ago

"Nein über das reden wir nicht, das ist nicht Teil unserer Arbeit!"

Das ist eine witzige Sichtweise, die so natürlich kein Konstruktivist äußert. Ich habe diese Sichtweise sozusagen selbst nur rekonstruiert, damit die Art und Weise, wie Konstruktivisten denken, anschaulicher wird.

Deine Frage

...jedes Subjekt ist ja, wenn es überhaupt sein will(kann es das in diesem Denken eigentlich?), zugleich auch ein Objekt!?

trifft das Kernproblem des Konstruktivismus. Es lohnt sich sozusagen gar nicht, auch nur über den Konstruktivismus nachzudenken, wenn man rein subjektbezogen denkt. Denn dann landet man im Solipsismus. Das ist wie so eine Art innerer Monolog, in der die Existenz anderer Menschen konsequent ausgeschlossen wird. Aber das möchte der Konstruktivismus ja gerade nicht. Er betont eben die eigenpsychische Komponente unserer Wahrnehmung und leugnet den klassischen Realismus. Wir können niemals etwas über unsere Außenwelt erfahren, nur das, was wir konstruieren.

Das ist natürlich eine sehr skeptische Aussage. Geradezu traurig. Aber es gibt noch die Viabilität unserer Annahmen sowie den Abgleich mit anderen Menschen. Auch Letzteres leugnet zumindest der radikale Konstruktivismus nicht.

Natürlich sind das hier alles "nur" Theorien. Geisteswissenschaften operieren eben gerne mit Theorien, um sich die komplizierte Welt zu erklären. Sie werfen sie auch ebenso gerne wieder von Bord, wenn ihre Theorien die Welt nicht mehr erklären können. Dann muss eben eine neue Theorie her :)

Zum moderaten Konstruktivismus:

Mir gefällt er persönlich sehr gut. Aber ich bin eben Patriarchatskritikerin und denke sehr stark in den Kategorien Geist und Materie. Die Materie bzw. die Natur ist die wichtigste Kategorie in meinem Denken. Wir sind eben Kinder der Natur und können uns nur ideell, aber nicht reell aus dem Gesamtzusammenhang, den wir in der Natur einnehmen, "herausklauben". Aber genau das tun wir in unserem Denken permanent.

Dass wir uns nicht aus dem natürlichen Gesamtzusammen "herausklauben" können, ist für mich so eine Grundannahme, unter der ich lebe. Den moderaten Konstruktivismus habe ich dabei aber nicht so sehr im Kopf, eher so eine Art Verbundenheitsgefühl mit der Natur.

Das eröffnet jetzt wieder ein ganz neues Thema, über das ich Stunden reden könnte. Bei Bedarf erzähle ich aber gerne mehr darüber :)

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Patriachatskritikerin :::)))
Na da werden wir wohl nie Freunde :) Allerdings verstehe ich darunter eher einen primus inter pares als einen Pascha. Da hab ich dann auch so meine liebe Not mit der Gleichberechtigung, jeder kann alles, allerdings, nicht jeder sollte alles. Da ist das Stichwort Natur wiederum sehr interessant.

Ich denke, was du ansprichst ist das Problem der Atomisierung der Menschheit. Da geht wohl jeder Gemeinschaftssinn flöten.

Klingt jedenfalls interessant. Vielleicht machst du ja mal einen Post darüber, oder eine Reihe? Gedankenanregende Posts sind auf steemit ja eh eher rah. Und dabei sind sie, würde ich sagen, nötiger den je.

Schönen Samstag noch!

Die Patriarchatskritik steht der Gleichberechtigung des Feminismus eher kritisch gegenüber. Es geht uns um die Anerkennung der Gleichwertigkeit auf einer normativen Ebene. Es geht nicht darum, dass Frauen jetzt auch zum Militär gehen dürfen, sondern um die Anerkennung des Lebens als solches. Und das bedeutet eben, das Militär bzw. kriegerische Auseinandersetzungen abzuschaffen.

Dann wohl doch.

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