DEPRESSIV IST EIN GEFÜHL WIE VERLIEBT, DANKBAR ODER HEITER (Teil 1)

in #burnout7 years ago

DER VERSTAND TREIBT UNSER GANZES LEBEN AN, UND IN DEN WAHNSINN. DIESEN KREISLAUF ZU DURCHBRECHEN GEHT ÜBER UNSERE GEFÜHLE – DEN GUTEN UND DEN SCHLECHTEN.

Im letzten Blog-Artikel habe ich geschrieben, dass Burnout keine Krankheit ist. Depressionen gelten hingegen, vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet, als ernst zu nehmende Erkrankung. Deshalb der Hinweis: Geh zum Arzt, wenn du dich mit psychischen Problem herumschlägst!

Es gibt zahlreiche Ursachen für Depressionen. Genetische oder neurobiologische Ursachen, Infektionen, Drogen, Medikamente, Hormone und selbst die Jahreszeit kann eine Rolle spielen. Nur ein Arzt kann den Auslöser für Depressionen feststellen.

In Bezug auf den Schweregrad wird zwischen leichten, mittelschweren und schweren Depressionen unterschieden. Bei mir wurden zuerst mittelschwere und Monate später schwere Depressionen diagnostiziert.

Burnoutside-Depressiv-ist-auch-nur-ein-Gefühl.jpg

Was mir die Ärzte zu Depressionen erklärten, empfand ich als extrem starke, negative Gefühle. Und wie beim Begriff Burnout fand ich auch hier keinen Zugang zum Begriff Krankheit.

Es war mir egal, was die Ärzte sagten. Ich fühlte mich nicht krank und verweigerte die Einnahme jeglicher Medikamente. Das war eine rein persönliche Entscheidung und ich rate dringend davon ab.

Sturheit war meine Strategie

Es war mir unmöglich, Gefühle als Krankheit zu akzeptieren. Natürlich waren sie belastend und es tat weh, aber ein durch eine Krankheit oder einer Verletzung verursachter Schmerz ist ganz etwas anderes.

An manchen Tagen war ich kaum lebensfähig. Kaffee zubereiten ging noch, essen war bereits eine Qual, vor die Tür zu gehen undenkbar. Selbst der Weg zur Toilette fühlte sich wie eine Erstbesteigung des Mount Everest an. Duschen war tagelang unmöglich, telefonieren oder arbeiten kein Thema.

Ich befand mich im Krieg, meine Gegner waren die miesesten Gefühle, die ich zu ertragen kaum imstande war. Die Depressionen waren mir in jeder Hinsicht überlegen. Es war ein ungleicher Kampf.

Es fühlte sich an, als rücke die gesamte US-Armee auf Liechtenstein vor. Gegen tausende Atomraketen und ebenso vielen Kampfflugzeugen, sowie einer Million Soldaten hielt ich gefühlsmäßig mit einem stumpfen Holzmesser und einer wahnwitzigen Sturheit dagegen. Meine Situation schien aussichtslos.

Lache, wenn du traurig bist

In diversen Therapiesitzungen wurde mir empfohlen, ich solle schöne Dinge tun. Einen Spaziergang machen, mich mit Freunden treffen, schwimmen gehen, gesundes Essen kochen oder ein gutes Buch lesen. Das hörte sich vernünftig an und ich nahm mir vor, einiges davon umzusetzen.

Also versuchte ich es mit joggen, kochte und las ein Buch, traf mich mit meiner Familie und meinen Freunden. Das Ergebnis war, dass ich mich zu allem überwinden musste und todunglücklich war.

Ich aß mit Tränen in den Augen, meinen Freunden hörte ich geistig abwesend zu. Eine Seite in einem Buch musste ich mehrmals lesen, weil ich mich nicht konzentrieren konnte.

Es war unmöglich mich zu freuen, etwas zu genießen oder über Lustiges zu lachen. Mein Leben war nicht lustig, es war ein nebliger, kalter Sumpf, der mich in seinen Schlamm zog und den letzten Funken Lebensenergie aus mir saugte.

Der Verstand ist der Freier, das Gefühl die Hure

Langsam begann ich zu verstehen. Je mehr ich versuchte, über meine Depressionen nachzudenken, desto schlimmer wurde das Leiden. Mein Verstand drehte sich im Kreis, Kopfschmerzen waren mein ständiger Begleiter.

Denken half mir nicht weiter. Erst durch denken verlor ich mich im Laufe der Jahre in diesem Sumpf und versank tiefer darin. Ich kapierte den Zusammenhang zwischen meinem Verstand und die durch ihn ausgelösten negativen Gefühle, den ganzen Depressionen.

Der Verstand nimmt sich was er braucht, oder haben will. Er treibt die Gedanken, Gefühle und somit unser ganzes Leben vor sich her. Er nimmt keine Rücksicht auf Gefühle und deren Auswirkungen auf den Körper. Ein innerer Kampf, den der Verstand gewinnt, solange das Gefühl nicht seinen Fängen entkommt.

Fortsetzung folgt ...

@burnoutside

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Wunderbarer Artikel! Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen hier teilst und so anderen Menschen die Möglichkeit gibst, sich aus ihrem negativen Gedankenkonstrukt zu befreien!

Ich bin der Meinung, dass eine Depression ein notwendiger Schritt der eigenen Seele ist, um eine Veränderung herbeizurufen. Wie Ralph Smart (Infinite Waters) mal gesagt hat, könnte man es sogar anhand des Wortes im Englischen erkennen: Depression -> Depressed -> Deep Rest (phonetisch dasselbe "depresd")...

Ich werde das mal teilen, damit es vielleicht den einen oder anderen erreicht, dem es im Leben helfen kann ;) Weiter so!

DANKE für das tolle Feedback, das motiviert!

Ich bin ganz bei dir, eine Depression teilt demjenigen etwas mit. Erst als ich das erkannte, konnte ich es überwinden.

Danke für's teilen! :)

Beste Grüße
Roland

Feeue mich auf die Fortsetzung !

This is so wicked! Good for you, good for us all. All for one and one for all! Namaste :)

@burnoutside

Deine Beschreibungen, wie du Depression erlebt hast, gehen mir unter die Haut. Sie sind sehr treffend und für den, der es bislang nicht erlebt hat, kaum emotional nachfühlbar. So möge dein Text dazu beitragen, diese Lücke zu verringern. Der beschriebene Zustand ist eine Notbremse, die dich aus dem Verkehr zieht, um eine größere Katastrophe zu verhindern. In meinen Augen ein starkes Signal, dich auf dich und dein Leben zu fokussieren und herauszufinden, was schief läuft. Du hast den Pfad des Lebens, den Sinn-Weg verlassen - du bist nicht mehr in der Freude. Nun wird es Zeit, nach den Ursachen zu suchen. Signal und Zwang zur Pause zugleich - die Depression. Was dann in deinen Ausführungen allerdings nicht mehr passt: Arzt und die heute übliche medikamentöse Therapie. Letztere verwischt (u.U. irreversibel) die Spuren und ist reine Symptomunterdrückung. Instinktiv hast du ja das Richtige für dich gewählt. Alles Liebe! "Der Tau fällt, wenn die Nacht am tiefsten ist."

Danke für deine starken Worte. Du hast es absolut richtig erfasst: Ich "brauchte" diese Signale und die Depressionen, die mich auf die Matte schickten, um aufzuwachen. Anders hätte ich nie erkannt, dass ich nicht meinem natürlichen Weg folgte. Aber, ich hab verstanden und ändere seit Jahren mein Leben und ich spüre, dass ich nun auf dem richtigen Weg bin. Manche brauchen eben die harte Tour. Aber lieber so, als irgendwie dahin zu vegetieren ...

Medikamente verweigerte ich damals bewusst. Wie du schreibst, sie unterdrücken, was an die Oberfläche gehört. Heute nehme ich eine kleine Dosis eines Seratonin-Medikamentes, weil ich davon zu wenig habe. Aber das ist okay, das macht nichts kaputt.

Dein Zitat am Ende gefällt mir sehr gut! DANKE!

Danke für deine Antwort, ein schöner Gedankenaustausch. Dir alles Liebe! Und: lernen bzw. ändern wir nicht doch dann erst etwas, wenn´s mit dem Hammer kommt? Ich kenne das nur zu gut, so wie du auch. – Das Zitat gehört auch zu meinen Lieblingen, die Quelle kann ich leider nicht nennen. Kam so angeflogen und ist nicht von mir.

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