Wieviel braucht man für die Rente?

in #rente6 years ago

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Vor kurzem wurde ich gefragt, wie lange man eigentlich sparen muss bis man in Rente gehen könnte. Die Frage würde ich natürlich gerne beantworten, aber sie ist gleich auf mehrere Stellen hin zu unpräzise um damit wirklich arbeiten zu können. Mir ist aber durchaus klar, dass die Person damit vor allem in Richtung passives Einkommen denkt und wissen möchte wieviel man ansparen muss um nur von den Zinsen eine unendliche Rente zu erhalten.

Nehmen wir einmal an, dass wir ein gutes Einkommen erhalten wollen von sagen wir einmal 2500€. Damit gehört man noch keineswegs zur Elite des Landes, ist aber gleichzeitig in einem Bereich in dem man ein extrem gutes Leben führen kann bei dem man sich auch einiges leisten kann ohne das man wirklich auf etwas nicht zu extravagantes verzichten müsste.

Wer mit Wertpapieren und Co arbeitet kann leicht eine Rendite von ca. 3% pro Jahr erzeugen. Normalerweise sollte damit sogar mehr drin sein, aber wir wollen eben auch ein paar Crashs und andere unvorhersehbare Dinge mit berücksichtigen. Ein solcher Betrag erscheint mir realistisch und ist vielleicht in 20 Jahren ja auch wieder per Tagesgeldkonto greifbar, so dass man sicherere Anlagen nutzen kann.

In einem solchen Fall brauchen wir ca. eine Million Euro. Dies ergibt dann eine Rendite von 30.000€ pro Jahr. Und nun die schlechte Nachricht, wir müssen auch nochmal 25% Kapitalertragssteuer drauf setzen (wir ignorieren mal den Soli, da der ja bald abgeschafft wird... ;)). Somit brauchen wir ca. 1.350.000 € investiertes Kapital, damit wir jeden Monat netto 2500€ aufs Konto bekommen bis in alle Ewigkeit (ignorieren wir mal wirtschaftliche Faktoren).

Nun kann jeder einmal bei sich vergleichen wie weit er da eigentlich bereits dran ist. Okay, super, haben wir überall die Stimmung ruiniert? :) Den die schlechte Nachricht ist, dass jeder der wie ich mit 0€ in dieser Welt angefangen ist ein echtes Problem haben wird einen solchen Betrag überhaupt zu erreichen. Würde man 40 Jahre arbeiten und den obigen Wert als Nettolohn erwirtschaftet, dann würde man in seiner Lebenszeit immerhin 1.200.000 € erwirtschaften. Man befände sich also immer noch unter dem entsprechenden Wert und würde eben auch die gesamte Zeit vollständig hungern.

Natürlich ist dies in vielerlei Hinsicht eine echte Milchmädchenrechnung, aber was ich der Person damit zeigen konnte war, dass sie bei einem glauben an ein solches Konstrukt sicher vermutlich eben selbst betrügt. Dies kann allerdings leicht bereits ganz anders aussehen, wenn man nicht mit 0€ beginnt und vielleicht von irgend einer Seite her reich erbt. Oder eben ein entsprechend höheres Einkommen hat. Oder früher anfängt zu arbeiten.

Okay, nachdem nun aber die Stimmung im Keller ist, sollten wir noch einmal ansetzen und die guten Nachrichten betrachten. Je jünger man ist, desto weniger sollte man wirklich davon ausgehen eine solide Rente zu kriegen. Gehen wir mal von einem Studium mit späten Berufseinstieg aus. Eine Person auf dem obigen Niveau würde damit ca. 1700€ Rente zu erwarten haben. Somit wäre nur noch eine Differenz von 800€ zu überbrücken. Dies würde nur noch ein investiertes Kapital von ca. 300.000€ voraussetzen. Dies ist immer noch eine ganze Menge Holz, allerdings in Anbetracht des Lebenslohns schon gar nicht mehr ganz unrealistisch. Insbesondere wenn man es schafft die 3% dauerhaft zu schlagen.

Na, schon wieder ein wenig bessere Stimmung? Einen habe ich noch. Wir sind als Menschen sterblich und es ist nicht zu erwarten, dass wir bis in alle Unendlichkeit leben. Somit können wir jedes Jahr auch an unserem Vermögen zehren und dieses aufbrauchen. In diesem Fall sinkt das benötigte Kapital nochmals auf 150.000€ mit dem wir dann bei 3% Verzinsung immerhin 21 Jahre auskommen würden um die Differenz auszugleichen.

Gehen wir davon aus, dass wir mit 70 Jahren in Rente gehen, würde man damit 91 Jahre alt sein und damit vermutlich bereits selbst bei einem gesunden Lebensstil gestorben sein. Immerhin beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern nur 78 Jahre. Technich würden also auch 70.000€ bereits ausreichen.

Warum ich dies hier einmal so plakativ versuche vorzurechnen? Weil sich sehr viele Leute Gedanken um ihre Rente machen. Und viele dabei sehr viel jammern ohne das wirklich eine Not besteht. Viele Personen in meinem Umfeld haben nämlich studiert und kommen entsprechend auf ein gutes Einkommen, dass nicht unähnlich dem dieses Beispiels ist. Alles was sie tun müssen ist also in ihren Leben 70.000€ anzusparen und zur Seite zu legen. Und das ist selbst bei einem recht guten Lebensstil problemlos möglich.

Wesentlich problematischer wird dies für Menschen, die ein schlechteres Einkommen haben und überhaupt keine Möglichkeit haben Geld zur Seite zu legen. Wer nur 1200€ im Monat bekommt und dann mit Abgaben und Lebenserhaltung am Ende froh ist nicht bei 0€ zu landen, der kann bis in alle Ewigkeit sparen ohne das man in eine sinnvolle Region kommt. Dies ist ein echtes Drama und eine Sache bei der gesellschaftlich gehandelt werden muss.

Aber unterm Strich ist die Lage bei den meisten Menschen wesentlich weniger dramatisch als es zumeist angenommen wird. Das Problem ist halt immer, dass man davon träumt sein gesamte Arbeit einzustellen und vollständig von Kapitalerträgen leben kann. Solche Menschen bezeichnet man üblicherweise als „Rentier“ und für die meisten Menschen (selbst mit guter Bildung und Job) wird dies unerreichbar sein, sofern sie nicht viel Glück im Leben haben.

Wieviel man am Ende braucht hängt davon ab wie alt man gedenkt zu werden. Die Frage lässt sich aber nicht so leicht beantworten. Ich gehe mal von der statistischen Erwartung aus, es hilft auch nichts, wenn man am Ende in den Sarg springt mit all dem Gold. Schwieriger wird es dann noch, wenn eine Partnerschaft dazu kommt. Den dann gibt es bereits 2 Köpfe zu versorgen und entsprechende Beträge verdoppeln sich.

Und wenn man dann noch ein Kind hat, wird es gleich nochmals problematischer. Dann sollte man aber auch realistisch bleiben und nicht erwarten, dass dieses dann ab 18 Rentier wird. Aber bleibt am Ende etwas für ein Erbe übrig, erleichtert ihr sein Leben bereits enorm, wenn es darum geht sich irgendwann finanziell abzusichern.

Die Person, die micht fragte, schaute mich danach demotiviert mit traurigen Augen an. Dabei sollte dies eigentlich eher der Motivation dienlich sein. Ich bin allerdings nicht so besonders gut darin :) Aber das ist in etwa die Sachlage, dass wird nicht besser dadurch wenn man sie sich schön redet ;)

Sort:  

Dann kann ich mich ja gleich wieder hinlegen, das ganze hat ja eh keinen Sinn. Werde ich halt bis ich irgendwann einmal endgültig umfalle, ackern müssen. Nichts mit Rente, na was soll’s

Naja, dass war nicht gerade das was ich sagen wollte. Was die Zukunft bringt, weiß sowieso niemand. Gerade wenn man noch 40 Jahre vor sich hat, ist es doch eine nicht unerhebliche Unsicherheit.

Wer in Harz4 ist hat ein Gestaltungsproblem. Das steht völlig außer Frage und die Möglichkeiten hängen dann doch sehr stark individuell ab. Wer aber ein regelmäßiges Einkommen hat mit wenig Lohn, ist eben gar nicht so schlecht dran. Beispiel... eine Freundin, die Frisörin ist hat vor ca. 5 Jahren mit mir genau darüber gesprochen. Das Ergebnis war, dass sie mit dem Rauchen aufhörte und somit fast 50€ pro Monat einsparte. Dies legt sie nun an. Jeden Monat 50€ über 40 Jahre (wenn man nun 30 ist), ergeben immerhin ca. 45.000€ bei den oben genannten Verzinsungen. Das sind dann immerhin auch ~5500€ extra pro Jahr und damit in einigen Gegend schon mal eine Miete.

Wichtig ist halt nur, dass man gerade in jungen Jahren das Thema nicht einfach verdrängt. Den der Vorteil auf der eigenen Seite ist die Zeit über die man viel auch mit wenig gestalten kann. Gerade wenn man nicht gerade vor der Rente steht, würde ich da also nicht gleich resignieren :)

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