Reise-Blog #45: Fóia - Der höchste Punkt in der Algarve

Wir fahren los ins Landesinnere, ohne so richtig zu wissen, was uns erwartet. Schon nach ein paar Metern sind wir total begeistert. Die ganze Landschaft ist total grün und wild bewachsen. Leichte Hügel erinnern an den Odenwald, wenn da nicht die ganzen Eukalyptusbaum wären. Je weiter wir von der Küste weg fahren, desto weniger Häuser, Autos, Vans und Menschen sieht man.
Da es schon spät ist und es schnell dunkel wird, bleiben wir einfach am Straßenrand in einer Nische stehen. Das ist zwar nicht der idyllischste Schlafplatz, aber man kann ja auch nicht immer die super Platz finden.

^{Die Landschaft um den Fóia ist geprägt von verbrannten Bäumen und grünen Büschen, was für ein Kontrast.}

Am nächsten Morgen können wir noch mal besser die wunderbare Landschaft bestaunen. Wir sind ganz in der Nähe des 902 Meter hohen Fóia, der höchste Berg in der Algarve. Der Gipfel soll heute unser Ziel für eine kleine Wanderung sein. Wir laufen also los und folgen eine ganze Weile einer geteerten Straße. Immer wieder laufen wir durch Eukalyptuswälder und bei dem Geruch habe ich unwillkürlich ein bisschen das Gefühl, ich wäre krank und mit Wick eingeschmiert.

^{Immer wieder erblicken wir vereinzelt idyllische Grundstücke. Durch eins plätschert sogar ein kleiner Bach um den einige wackelig aussehende Steinmännchen aufgebaut sind.}

Wir laufen weiter und kommen immer tiefer in das kleine Gebirge hinein. Ab und zu laufen wir an kleinen Häusern vorbei, mit bunten Blumen und grünem Gras, Gemüseanbauflächen und Wassertanks. Die Wanderung ist wirklich wunderschön und sehr entspannt, sodass wir genug Zeit zum quatschen und gucken haben.

^{Obwohl wir die meiste Zeit an der Straße lang laufen, ist bis auf ein zwei Motorrädern alles ruhig.}

Am Gipfel angekommen werden wir von einem richtigen Besucherzentrum mit Shop und Café überrascht. Die letzten zwei Stunden haben wir so gut wie keine Menschenseele gesehen und plötzlich taucht ein riesen Parkplatz mit unzähligen Autos vor uns auf. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet, aber da eine gut ausgebaute Straße hier hoch führt, ist das auch nicht verwunderlich. Wir gucken uns also ein bisschen um und genießen eine super Aussicht auf Aljezur, das Meer und die Berge. Und wenn hier oben schon ein Café ist, dann muss das ja auch genutzt werden und so trinken wir noch einen Kaffee in der Sonne. Dann gehts zurück und damit wir nicht den gleichen Weg noch mal laufen, folgen wir einem Wanderweg, welcher eher über Schotterpisten führt. Eine schöne Abwechslung.

^{Auf dem Rückweg bieten sich uns weitere schöne Ansichten. Während der Baum noch verkohlt da liegt erststrahlen die typischen Terrassen schon wieder im satten Grün.}

Schon auf dem Hinweg haben wir gemerkt, dass es hier wohl gebrannt hat, denn viele Bäume sind kohlrabenschwarz. Kleine grüne Büsche kommen aber schon langsam wieder, was eine farblich schönen Kontrast zu den schwarzen Bäumen gibt.

Die Straße zum Gipfel hoch eignet sich super zum Sliden. Also fahren wir zurück am Auto wieder hoch um dort am nächsten Tag zu sliden. Am Abend kommt noch ein Hirte von wirklich putziger Statur mit seinen Schafen und Ziegen an unserem Auto vorbei. Zuerst verstehen wir nicht so ganz, was er sagt. Aber da ich Spanisch spreche, kann ich langsam erahnen, was er meint. Ein paar Meter weiter ist ein kleiner Teich, welcher wohl super zu baden und waschen ist.
Das Wasser soll auch gar nicht kalt sein.

^{Der Hirte ist echt super nett und süß, er reicht mir nicht einmal bis an die Schultern.}

Er nimmt mich direkt an die Hand und führt mich zum Teich. Naja warm ist was anderes aber ok. Er freut sich so, dass er uns den Teich zeigen kann, dass er mich nicht in Ruhe lässt, bis ich mich darin wasche. Also ziehe ich Schuhe und Pulli aus und wasche mich. Das tut wirklich gut, aber kalt ist mir trotzdem.

^{Während ich mich wasche zieht langsam Nebel auf und Constantin tiegert mit seiner Kamera um den Bus um Fotos davon zu schießen.}

Wieder am Auto ist er ganz fasziniert von unserem Ausbau. "Da habt ihr ja ein richtiger Haus" glaube ich zu verstehen. Wir "quatschen" noch ein bisschen, wobei er die meiste Zeit betont, wie gut doch das Wasser für die Haut ist und dass irgendwo noch ein schöner Platz zum Übernachten ist. Das denke ich zumindest. So ganz sicher bin ich mir da auch nicht. Bevor er sich auf den Heimweg macht, fragt er noch, ob wir eins seiner Schafe gesehen haben, das ist nämlich verschwunden. Das arme Schaf. Dann schüttelt er uns fröhlich die Hände, betont nochmal wie gut doch das Wasser ist und geht.

^{Bei Nacht nutzt Constantin nochmal die letzten wolkenfreien Stunden um ein paar Nachtaufnahmen zu machen. Am nächsten Morgen soll uns nämlich ein von Regenwolken bedeckter Himmel erwarten.}

Am nächsten Tag können wir uns das Sliden abschminken. Es regnet und man sieht vor lauter Regen und Nebel die Hand vor Augen nicht. Wir wissen gar nicht, wann es das letzte mal geregnet hat. Wir hatten echt super Glück mit dem Wetter. Am Morgen klopft nochmal der Hirte an unserer Tür. Er sucht immer noch sein Schaf. Oh je, und das im Regen und bei dem Nebel, der Arme. Noch mal schaut er total begeistrert unseren Bus an und fragt, ob wir baden waren und wie gut doch das Wasser ist. So süß. Dann geht er weiter. Wir verbringen den Tag also im Auto. Schade, aber so können wir uns dem Blog widmen und ich schaffe es endlich mein Buch fertig zu lesen.

^{Trotz miesem Wetter werden wir am nächsten Tag nochmal vom Hirten und seiner Herde besucht.}

Am nächsten Tag regnet es immer noch. Wir fahren aber trotzdem weiter, denn in der nähe soll es einen kleines Dorf mit öffentlicher warmer Dusche geben. Das hört sich verlockend an. Wir fahren also runter und kommen gefühlt in einen richtigen Dschungel. Der Nebel ist super dicht, rechts und links der Straße wachsen Farne und die herabhängende Rinde der Eukalyptusbäume sieht aus, als wären es Lianen. Super schön.

^{Kurzer Fotostop um die mystische Atmosphäre unter den Eukalyptusbäumen einzufangen.}

Am Stellplatz angekommen klopft es an unsere Tür und Martin stellt sich vor. Er klettert auch und hat uns an unseren Boulderhaus-Sticker entlarvt. Wir quatschen ein bisschen. Er schwärmt total für Nordspanien und ich kann mir aus seinen zahlreichen Wanderführern einige Touren für Asturien und Picos de Europa abfotografieren. Wunderbar. Dann verabreden wir uns für später in der einzigen Bar im Ort. Davor heißt es erst mal duschen. Was für ein Traum. So richtig ausgiebig geduscht haben wir auch schon lange nicht mehr. Und dann auch noch warm. Ich fühle mich danach wie ein anderer Mensch. Später in der Bar zeigt Constantin Martin sein Bildbearbeitungsprogram und wir nutzen das WLan. Am nächsten Tag ist das Wetter immer noch schlecht, aber wir wollen weiter fahren. Wir verabschieden uns von Martin. Vielleicht sehen wir uns ja in Nordspanien wieder.