Wieviel kostet schon die Welt?

in #kosten6 years ago

Neulich habe ich einer befremdlichen Diskussion beigewohnt. Ein interessierter Neuling hat mit einem „Wertpapierverweigerer“ diskutiert. Dieser stellt steif und fest die Behauptung auf, dass bei Wertpapieren ja nur die Banken gewinnen würden, da eben horrende Gebühren anfallen würden. Man müsse da schon zig tausende Euro investieren, damit es sich lohnt. Solche Behauptungen sind völliger Schwachsinn, halten sich aber hartnäckig. Daher heute einmal ein Blick auf ein konkretes Beispiels.

Was stimmt ist, dass bei einem Wertpapierhandel immer eben auch Gebühren anfallen und diese eben auch immer ein wenig vom Gewinn wegknappern. Wie hoch diese Gebühren sind hängt von vielen Faktoren ab. Die Banken haben eben recht unterschiedliche Ansätze wie man sie vernünftig vergüten sollte. Meist kommt dabei ein Prozentsatz und/oder ein fixer Mindestsatz dabei zu Stande. Diesem sollte man durchaus eine Gewisse Aufmerksamkeit widmen, damit man der Bank nicht zuviel in den Rachen schiebt.

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Nehmen wir mal das Beispiel Siemens Healthineers, dass ich vor kurzem erst hier erwähnt und gekauft habe. Ich habe hier keine größere Summe angelegt, sondern nur 500€. Normalerweise sollte man durchaus größere Charge in Angriff nehmen, aber wenn eben nicht mehr da ist, kann man ja auch nichts daran ändern.

Wie setzen sich die Kosten also zusammen? Zunächst einmal sind da die 504€, die ich für die Aktie selbst bezahlt habe. Dies erklärt sich von alleine und sollte auch niemanden überraschen. Für meine Wertpapierbank gehen einmal 7,15€ ab und damit den größten Teil der eigentlichen Kosten. Dies setzt sich zusammen aus einem Festpreis von 5,99€, sowie einem variablen Anteil von 0,23% des Volumens (1,16€), womit wir insgesamt eben beu den 7,15€ landen.

Die ausführende Bank (bzw. Broker) ist OnVista und der Tarif ist FreeBuy. Hält man 2000€ im Vormonat auf dem Verrechnungskonto, erhält man einen Kauf frei. Ich hätte somit diese Transaktion auch für Umsonst haben können, allerdings eben keine freien Käufe mehr übrig. Wer aber eben etwas auf dem Sparkonto rumliegen hat und dort auch keine Zinsen bekommt, kann auf diese Weise ein wenig den Preis verringern.

Die Börsengebühr ist jene Gebühr die direkt von der Börse erhoben wird. Hierbei handelt es sich um XETRA der Frankfurter Börse (und bleibt ja bei mir in Tasche ^_-). Hierbei kann man nahezu immer von 0,75€ ausgehen, da dies der Mindestpreis ist. Technisch handelt es sich hierbei ebenfalls um variable Kosten in Höhe von 0,00739% des Volumen. Sofern hier nicht jemand mit wirklich großen Beträgen pro Order unterwegs ist (und ich rede hier von jenseits der 100k€), sollte man immer den Mindestpreis zahlen. Der Preis kann natürlich von Börse zu Börse schwanken, ist üblicherweise ähnlich und XETRA ist nun einmal die Größte.

Dazu kommen noch einmal eine kleinere Gebühr für die Nutzung des Handelsplatzes in Höhe von 1,50€, die ähnlich der Börsengebühr vermutlich für die meisten Menschen als Fixbetrag angesehen werden kann ;) Insgesamt ergibt die Kosten in Höhe von 9,40€. Ein wenig verwundert, da ich es bisher noch nicht erlebt habe ist, dass mir von Siemens noch eine Rechnung ins Haus flatterte in dr nochmals eine Gebühr von 0,89€ erhoben wurde, um mich ins Namenregister aufzunehmen. Macht also insgesamt 10,29€ an Nebenkosten für die Transaktion.

Somit lässt sich sagen, dass für die Transaktion insgesamt ca. 2% an Nebenkosten angefallen sind. Ob diese nun hoch oder niedrig sind, darüber kann man natürlich diskutieren und sich innig streiten. Aber so wirklich abschreckend finde ich diese nicht und denke auch, dass man diese mit wenig Geld durchaus tragen kann.
Würden wir einmal durchspielen, dass wir mit einer Transaktion gleich 2500€ investiert hätten, würden wir ungefähr 14,88€ dafür bezahlen. Also lediglich 4,59€ mehr. Zu kleine Beträge zu investieren macht daher keinen Sinn, da die Bank übermäßig proportional gewinnt. Es macht also mehr Sinn eine größere Charge zu ziehen als mehrere kleinere. Auf der anderen Seite muss man aber auch objektiv blieben. 5€ ist jetzt nicht gerade etwas weswegen ich etwas nicht mehr machen würde. Das geben andere Leute problemlos im Kino für Knabbersachen aus ohne das sie dafür eine Gewinnaussicht haben.

Die Aktie ist übrigens momentan mit 2,47% im Plus und ich bin bereits in den schwarzen Zahlen. Fairerweise muss man sagen, dass bei einem Verkauf natürlich nochmal Gebühren auf mich zukommen. Der Titel ist allerdings nicht dafür gedacht um nun kurzfristig wieder veräußert zu werden, sondern ist langfristig angelegt. Das man in 3 Jahren nichts gewonnen hat, halte ich für eher unwahrscheinlich. In einer Woche ist zudem Hauptversammlung und es wird wohl auch eine Dividende geben, die einen Teil der Kosten gleich wieder reinholt.

Unterm Strich lässt sich also sagen, dass gerade kleinere Einkommen lieber langfristig und größere Trades abschließen sollten. Wer traden will oder jeden Monat ein paar holt, wird überdurchschnittlich viele Gebühren haben. Je größer das Vermögen bzw. bewegte Volumen ist, umso einfacher und günstiger kriegt man auch mal etwas kurzfristiges hin. In jedem Fall ist es für jemanden der sich die Aktie leisten kann, kein echtes Problem auch die Gebühren dafür aufzubringen.

Das Beispiel wurde hier an Hand von Onvista gemacht. Dies soll keine Werbung für das Unternehmen sein. Es gibt durchaus immer wieder lukrative Angebote von Banken um eben die Orderprovision weiter abzusenken. Gerade Hausbanken erheben meist höhere Gebühren

Sort:  

Schönes Beispiel, irgendwer hat ja mal geschrieben, wenn Leute soviel Aufwand für ihre Finanzen aufwenden würden, wie für einen würde viel sinnvoller investiert werden. Die Gebühren, die du erwähnst, sind aber nur bei einigen Discount-Brokern so günstig, die typische Hausbank nimmt ein vielfaches davon. Und wie du sagst, der Betrag ist viel zu niedrig, bei einem kauf und verkauf bist du schon bei 3% gebühren, und die QUEST kommt dann ja auch noch dazu....

Hausbanken nehmen üblicherweise mehr. Bei meiner Provinz-Bank wären das so um die 12€ gewesen. Ist also auch nicht so signifikant mehr. 3% bei einem Index notierten Unternehmen ist auch etwas über das ich eher schmunzeln würde, selbst wenn noch die Steuer oben drauf kommt.

Die Intention hinter dem Artikel war auch keineswegs vorzuschlagen überall 500€ Investitionen zu tätigen, sondern zu zeigen, dass die Gebühren überschaubar sind. Zumindest eben dann, wenn man langfristig rein geht. Machen wir uns nichts vor, es gibt sehr viele kleine Vermögen in Deutschland, die gerade eben vor den vermeidlich hohen Gebühren sich abschrecken lassen und somit in ein viel verlustreiches Spiel gezogen werden. Den 2% Inflation können wir ja auch schon von den Gebühren abziehen, dann kommt noch die Dividende dagegen und viele Leute zahlen gar keine Steuern, weil ihre Kapitalerträge nahezu 0 sind und sie Freibeträge nicht ausnutzen.

Wer also wenig hat und etwas Geld auf der hohen Kante hat, sollte da IMHO ruhig mal einen Versuch starten. Den gerade bei langfristigen Anlagen stehen die Chancen auf ein Plus nicht schlecht. Das Problem ist aber eben, dass einige Leute ständig den Menschen in den Kopf traden zu müssen. Ich habe bei so manchen da schon +15% im Jahr generiert dadurch, dass man ihnen den Zahn gezogen hat. Und auch Banken sind gerade sehr hyperaktiv...

Ich bin ganz bei dir was die Schlussfolgerungen trifft. Aber auch ein Kleinanleger, sollte sich über gebühren machen, und welchen Einfluss sie haben. Auch wenn die Gebühren drastisch gesunken sind, sind sie nicht außer acht zu lassen.

Das stimmt natürlich. Jede Form von Ausgabe sollte man immer im Auge behalten. Und ja, ich würde auch Kleinanlegern durchaus eher zu ETF-Sparplänen raten, die man eben auch völlig umsonst ohne irgendwelche Depotkosten oder Sparkosten führen kann.

Die Lebensrealität sieht aber so aus, dass sie bei Interesse zu den Banken laufen. Meist endet das den in einem exotischen Fond der mit einem 5% Preisaufschlag daher kommt und da ist der Verkauf dann auch noch nicht drin. :-/

Oder noch schlimmer, irgendwelche komplexen Finanzprodukte, die niemand versteht, und bei denen sich gebühren nochmal addieren.

Zum ersten Teil Deines Artikels, im deutschsprachigen Raum hält sich die These "Aktien sind böse" echt hartnäckig, als Gegenbeispiel müsste man nur den historischen DOW heranziehen, egal wann man in den letzten 100 Jahren eingestiegen wäre, man hätte immer gewonnen! Selbst wenn man kurz vor der Bankenkrise 2008 eingestiegen wäre (um einen ungünstigen Zeitpunkt unserer Zeit zu erwähnen), hätte man heute einen schönen Gewinn!

Natürlich weiß ich nicht, wie die nächsten 100 Jahre laufen werden, aber ...

Ja, es ist mir auch immer wieder ein Rätsel wie sich das so energisch hält. Man muss da echt Aufklärungsarbeit leisten und jeder der dem Rat bisher gerfolgt ist, hat er sich bereut. Natürlich kann man die ganze Zeit auf den nächsten Untergang warten, aber die Geschichte zeigt, dass jene die dies nicht tun auch diesen einfacher überleben ;)

Gleich drei Beiträge an einem Tag. Da ist aber jemand fleissig.

Hat Siemens dir eine Papierrechnung für die Eintragung geschickt? Ist da nicht der Brief schon teurer als die Gebühr? :D

Leider sind die Kauf- und Verkaufgebühren bei Aktien für mich immer ein Hindernis gewesen, um bei Aktien einzusteigen, da man nicht mal kurz 50€ investieren kann. Somit sind da die Einstiegskosten schon mal höher als z.B. Kryptowährungen oder auch Mintos.

War dafür ja die letzten Tage etwas passiver ;)
Nein, die Rechnung kam per Broker ins Postfach. 0,75€ und dann oben drauf die Umsatzsteuer, weil es ja ne Dienstleistung ist. Muss da selbst mal recherchieren, ob das bei denen üblich ist ;)

Ja, 50€ sind zu wenig. Da bleiben nur noch Sparpläne übrig. Der direkt Kauf würde zuviel kosten. 500€ ist für mich da die unterste Schmerzgrenze. Immerhin ist das Primärziel etwas zu verdienen und das Sekundärziel das die Bank dabei möglichst wenig verdient ;)

Hab ja auch Mal ein Beitrag gemacht wie ich angefangen bin. Toller Beitrag, da hast du dir richtig Mühe gemacht, danke denn genau so ist es.
Mit 500 kann man schon was machen....
Lg

Meine Chargen sind üblicherweise auch größer ;) Aber das Geld war übrig und wird immer so schnell ranzig, wenn es zu lange rumliegt. Es eignete sich daher ganz gut als Beispiel, da die meisten hier eben nicht mit größeren Budgets unterwegs sind und man sie glaube ich doch sonst zu leicht abschreckt. Dabei finde ich es eben gerade wichtig, dass man mal den Arsch aus dem Hintern kriegt und nicht ständig aus Angst vor Verlust alles bleiben lässt.

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